Romeo und Julia - Teil 30

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 27.06.2012


Vielen Dank für die Kommentare...:D

10. Männer, List & Pärchensitz
Genau das tat ich dann letztendlich auch, aber allerdings nicht, ohne mich alle zwei Minuten zu fragen, was Jonas wohl gegen mich ausheckte. Aber so sehr ich auch nachgrübelte, mir fiel einfach nichts ein. Schließlich rief er mich an und teilte mir mit, dass er vier Karten für ‚Hangover‘ reserviert hatte. Bevor der Film begann, wollten wir uns noch in einem kleinen Eiscafé am Münchner Stachus treffen.
Normalerweise war ich nicht der Typ Mädchen, die besonders auf Mode und Styling achtete, aber aus unerklärlichen Gründen stand ich an diesem Abend vor dem Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte.
Schließlich entschied ich mich für hautenge Röhrenjeans, hochhackige Schuhe und einen figurbetonenden Pulli. Als ich mich dann fertig geduscht und geschminkt noch einmal kurz im Spiegel betrachtete, war ich mit meinem Werk durchaus einverstanden. Zufrieden nickte ich und wandte mich ab.
„Hey Mum, ich bin jetzt dann mit den anderen im Kino!“, rief ich ins Wohnzimmer, wo meine Mum über irgendeiner Arbeit saß.
„Ok, viel Spaß mit diesem Brian!“ Sie blickte kurz auf. „Hübsch siehst du aus, Schätzchen“, meinte sie mit einer anerkennenden Miene.
„Danke, bis nachher!“ Schwupps war ich zur Tür hinaus und mit der Tram auf dem Weg in die Münchner Innenstadt. Die drei andern hatten sich bereits in dem kleinen Café eingefunden und so musste ich mich wohl oder übel auf den letzten freien Platz setzten. Neben Brian.
„Hey Süße, Jonas hat bereits für uns alle bestellt. Setzt dich und erzähl, was es so neues gibt!“, begrüßte mich Nath. Während ich erzählte, entging mit Jonas selbstgefälliges, kaum sichtbares Grinsen nicht und ich fragte mich mal wieder, was er heute Abend wohl mit mir vorhatte. Das erkannte ich dann, als der Eisbecher für Brian und mich vor uns stand: Jonas war tatsächlich so gemein gewesen und hatte für uns beide einen Partnerbecher für ein Liebespärchen bestellt, aus dem wir jetzt zusammen essen durften!
„Du Scheusal“, stieß ich aus, wodurch Jonas in schallendes Gelächter ausbrach: „Da ihr zwei sogar schon ein Bett geteilt habt, sollte doch so ein kleiner Eisbecher kein Problem für euch sein!“

Ein paar Leute in dem Café drehten sich daraufhin zu uns um, da Jonas nicht unbedingt leise gesprochen hatte.
„Kannst du das nächste Mal vielleicht gleich durch die Gegend schreien, damit es auch sicher alle Leute mitbekommen?!?!“, fauchte Brian ihn an. Ich hatte keine Ahnung, warum er so giftig reagierte, aber irgendwie fand ich die ganze Situation auch ziemlich komisch und stimmte in das laute Lachen der beiden anderen mit ein. Brian schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn er saß da und schaute uns an, als würden wir vom Mars kommen: „Ihr seid doch echt bescheuert und peinlich“ Missmutig zog er unseren Eisbecher zu sich heran und begann, das Eis heraus zu löffeln.
„Moment mal, Freundchen“, begann ich zwischen zwei Kicheranfällen, „Ich habe genauso Anspruch auf mein Eis wie du, du Vielfraß“ Mit einer raschen Bewegung hatte ich ihm das Eis wieder enteignet und zwischen uns in die Mitte gestellt. „Entweder so oder gar nicht“, wies ich ihn zurecht.
Jonas lehnte sich, offensichtlich sehr zufrieden mit sich selbst, genüsslich in seinem Stuhl zurück und beobachtete uns, während Brian und ich unter einigem Gezanke unser Partner-Eis verschlangen.
„So, das war‘s“ Ich stellte meinen Löffel in den Eisbecher zurück und blickte Jonas gespielt streng an. „Dass du dir so etwas ja nicht noch einmal einfallen lässt!“, meinte ich und drohte ihm mit erhobenem Zeigefinger.
„Hinsichtlich des Eisbechers bin ich völlig unschuldig. Das hat sich die hübsche Lady an meiner Seite ausgedacht“ Während er das sagte, warf er Nath einen verliebten Blick zu.
Hach, muss Liebe schön sein!
„Aha“ Brian verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir hier jetzt etwa Teamarbeit gegen mich geleistet?“
„Hey, stop mal“, unterbrach ich ihn, „Nicht nur gegen dich! Ich habe daran genauso zu leiden wie du“ Brian zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
Nachdem wir alle bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Kino, wo Jonas die bestellten Karten abholte.
„Bitte schön“ Er reichte Brian und mir je eine Karte. „Leider haben wir keine vier Plätze nebeneinander mehr bekommen“
Die Konsequenz daraus war, dass ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und mich neben Brian setzten musste, während Jonas und Nath sich irgendwo in den Reihen hinter uns vergnügen konnten. Nach einem tiefen Atemzug betrat ich den Kinosaal und blieb sofort wie angewurzelt vor unseren Plätzen stehen.
„Dieses Miststück!“ Erst jetzt ergab das hinterlistige Funkeln in Jonas Augen Sinn.
„Dieser Kerl hat doch tatsächlich einen Pärchensitz für uns reserviert. Ich bringe ihn um, wenn ich hier rauskomme!“, fluchte Brian hinter mir.
„Also mir ist egal, was du hier für ein Theater veranstaltest, ich werde mir den Film auf jeden Fall ansehen!“, erwiderte ich, ließ mich einfach auf den Doppelsitz fallen und machte es mir bequem.
„Hey Sam“, hörte ich plötzlich Naths Stimme hinter mir und drehte mich um. „Hier habt ihr zwei etwas zu trinken.“
„Danke“ Ich stellte den Becher in den dafür vorgesehenen Halter und wollte Nath noch etwas an den Kopf werfen, doch sie war so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Auch als ich mich umdrehte, um sie zu suchen, war sie in den Reihen hinter mir auch nirgends zu erkennen.
„Möchtest du dich nicht endlich hinsetzen? Der Film beginnt gleich und wir anderen würden gerne etwas davon sehen“, forderte ich Brian freundlich auf, der immer noch unschlüssig und genervt vor seinem Platz stand. Er mahlte mit dem Unterkiefer und ließ sich widerstrebend neben mich fallen.
„Au, mach dich mal nicht so dick. Du sitzt beinahe auf mir drauf“
„Entschuldigung Madame, aber diese Sitze sind leider nicht breiter“
Wir saßen so dichtgedrängt beieinander, dass ich Brians Oberkörper deutlich an meinem spüren konnte, was ein verräterisches Ziehen in meinem Inneren hervorrief. Seine Nähe hatte so einen starken Einfluss auf mich, dass ich nicht still sitzen konnte und unruhig auf meinem Sitz umher rutschte.
„Da ist übrigens etwas zu Trinken“ Ich deutete mit zitternder Hand auf den Trinkbecher mit den zwei Strohhalmen.
Wie romantisch! Ich zog eine Grimasse und setzte mich kurzerhand einfach auf meine Hände, damit Brian mein Zittern nicht bemerken konnte. Die ganze Zeit starrte ich einfach auf die Leinwand, ohne wirklich viel von dem Film mitzubekommen. Auch Brian neben mir schien sich in seiner Haut unwohl zu fühlen, denn er versuchte möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen. Als sich unsere Knie einmal kurz berührten, durchzuckte es mich wie ein Blitz und ich riss schlagartig mein Bein zur Seite. Brian machte mich so verrückt, dass ich am liebsten schreiend aus dem Saal gestürmt wäre, doch ich nahm mich zusammen und blieb verkrampft sitzen. Meine Kehle war schon am Austrocknen und ich verspürte ein unangenehmes Kratzen in meinem Hals. Genau in dem Moment, als ich mich zu dem Becher beugte, um etwas zu trinken, tat Brian dasselbe.
Unsere Gesichter waren nur noch ca. eine Handbreite von einander entfernt. Jeder von uns beiden hatte einen Strohhalm im Mund und blickte den anderen entgeistert an. Ich saß wie versteinert da, mit weit aufgerissenen Augen, unfähig mich zu bewegen und völlig von dem durchbohrenden Blick meines Gegenübers in den Bann gezogen. Für einen Augenblick dachte ich, unsere Gesichter kämen sich näher, doch da riss sich Brian plötzlich zurück und sprang auf- während des Films!
„Das hätte nie passieren dürfen!“, stieß er aus und stürmte, verfolgt von den verblüfften Blicken der anderen Zuschauer, aus dem Saal.
Noch immer unfähig mich zu auch nur einen Millimeter zu bewegen, saß ich einfach mit dem Strohhalm im Mund da und starrte völlig perplex vor mich hin.
Was war das eben gewesen??? Und vor allem: Was hatte dieser Satz zu bedeuten???
Als Nath und Jonas mich nach dem Film auf Brians Abwesenheit ansprachen, erwiderte ich nur: „Der ist einfach abgehauen! Das war echt eine doofe Idee von euch!!!“ Schwupps und schon war ich weg.
Während der nächsten Zeit traf ich in der Schule eigentlich kaum auf Brian und auch Anja ließ uns nicht mehr zusammen üben. Ihre Begründung: „Vielleicht legt sich ja euer komisches Verhalten, wenn ihr euch länger aus den Augen geht…“ Ihr Tonfall war dabei so beiläufig, wie wenn ihr plötzlich nichts mehr an der großen Weihnachtsaufführung liegen würde. Enttäuscht wandte ich mich ab und machte mich auf den Heimweg.
Jedes Mal, wenn ich nun zuhause über meinen Heften saß und lernte, dachte ich eigentlich immer nur an eine Person: Brian!
Es war unheimlich schlimm für mich, ihn nicht zu sehen und ich fühlte mich unglaublich leer, leblos und allein. Zwar hatten wir eigentlich fast nur gestritten oder uns angeschwiegen, doch genau das fehlte mir so unglaublich. Einfach in seiner Nähe zu sein, mich in seinen tiefblauen Augen zu verlieren, seinen sexy Geruch in der Nase zu spüren…um genau zu sein fehlte mir alles an ihm.
Wie konnte man nur eine so unbeschreibliche Sehnsucht nach einer Person haben, die einem nichts als Hass entgegen brachte?
Es kam sogar soweit, dass ich mein Fussballtraining ausfallen ließ, weil es mir so schlecht ging. Oft saß ich einfach nur in meinem Zimmer, mit leiser Musik und tränenden Augen.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27 Teil 28 Teil 29 Teil 30 Teil 31 Teil 32 Teil 33


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz