Romeo und Julia - Teil 28

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 13.06.2012


Es geht langsam aber sicher auf's Ende zu...Viel Spaß beim Lesen und danke für die Kommentare:D

8. Gute Laune vs. Zickenboy
An diesen Vorsatz sollte ich mich in meinem späteren Leben zwar nicht halten, aber zumindest beschloss ich, dass es im Augenblick das Beste für mich war, mich von Brian zu entlieben. Das war leider leichter gesagt, als getan, denn ich konnte mein Verliebt sein ja nicht einfach per Knopfdruck abstellen. Das Einzige, was ich tun konnte, war zu hoffen, dass ich irgendwann von selbst von Brian loskam. Und zwar möglichst schnell!
Die Chance von diesem Jungen, der durch seine Ausstrahlung und sein Auftreten alle Leute um sich herum in seinen Bann zog, loszukommen, war zwar sehr gering, aber einen Versuch war es immerhin wert. Ich musste es jetzt einfach schaffen, meine Gefühle ihm gegenüber unter Kontrolle zu behalten und ihm möglichst cool und reserviert entgegen treten.
Schon um einiges zuversichtlicher betrat ich die Jugendherberge und stieg die Treppe hinauf zu unserem Zimmer, wo mich ein wütender Brian erwartete. Er hatte wohl die ganze Zeit vor der Zimmertür warten müssen, weil ich den Schlüssel bei mir trug. Genugtuung machte sich langsam in mir breit und ich freute mich wie ein Schneekönig über diese kleine aber gerechte Strafe.
„Da bist du ja endlich“, motzte er mich an, „Hättest du dich nicht ein bisschen beeilen können? Das nächste Mal nehme ich den Schlüssel und dann kannst du eine halbe Stunde vor der verschlossenen Zimmertüre warten!“
Bei dem erneuten Gedanken daran, dass er jetzt wirklich eine halbe Stunde vor der verschlossenen Tür gestanden hatte, musste ich unweigerlich grinsen, was Brian natürlich nicht entging.
„Was grinst du denn so? Findest du das vielleicht auch noch lustig?“
Auf diese Frage bekam er nie eine Antwort, was natürlich nicht im Mindesten zur Besserung seiner Laune beitrug.
Ehrlich gesagt, war mir das im Moment auch ziemlich egal: Ich musste nur noch die heutige Nacht überstehen und dann hatte ich diesen Horrortrip überstanden (davon war ich zumindest zu diesem Zeitpunkt noch überzeugt, ich konnte ja schlecht ahnen, wie es zu Hause weitergehen sollte…).
Plötzlich war ich unheimlich gut gelaunt und pfiff sogar vor mich hin, als ich unsere Zimmertüre aufsperrte. Kurzerhand schnappte ich mir meine Rollenblätter und flitzte wie ein geölter Blitz nach unten zu Sabine und unserer letzten Übungsstunde.
Eigentlich bereute ich es sogar ein wenig, dass dieses kleine Abendteuer nun in raschen Schritten dem Ende zuging, denn obwohl ich mich mit Brian nur gestritten hatte, hatte ich doch viele hilfreiche Tipps und Ratschläge für meine schauspielerische Zukunft bekommen.
Als Brian dann endlich eintraf, war ich gerade in ein Gespräch mit Sabine vertieft, was meine Zukunft betraf und welche Möglichkeiten ich hatte, meine Träume zu verwirklichen.
Betont freundlich wandte ich mich schließlich Brian zu und meinte: „Hi, da bist du ja endlich. Dann können wir ja anfangen, oder?“
Aufgrund meiner guten Laune und dieser plötzlichen Freundlichkeit, schaute er im ersten Augenblick etwas verdutzt aus der Wäsche, wechselte dann aber sofort zu einem bitterbösen Blick. Als Gegenleistung grinste ich ihn nur ganz unschuldig an und zuckte leicht mit den Schultern, was ihn auf die Palme brachte. Brian glich in diesem Moment fast einem wütenden Stief, dem Dampf aus den Nüstern quoll und der nur auf seinen Angriff wartete. Dieses Bild, das sich in meinem Kopf festgesetzt hatte, bewirkte nur, dass mein Grinsen noch breiter wurde. Und Brians Gesichtsausdruck wurde noch angespannter (sofern das überhaupt möglich war).
Ein letztes Mal drillte Sabine und durch das komplette Stück, allerdings ließ sie all Szenen der körperlichen Nähe aus. Dafür war ich ihr sehr dankbar, denn meine mühsam aufgebaute Fassade hätte wahrscheinlich sofort zu bröckeln angefangen, wenn sie von mir verlangt hätte, Brian zu küssen. Ich wäre ihm wieder verfallen und mein toller Plan, ihn durch meine Freundlichkeit auf die Palme zu bringen, wäre in die Hose gegangen. So hielt ich aber konsequent durch und brachte alles ohne große Probleme hinter mich.
„So Leute, mehr kann ich nicht für euch tun. Nun ist es an euch, ob das Stück zu Hause auch funktioniert oder ob ihr wieder mit eurem kindischen Getue beginnt. Es wäre sehr schade, wenn alles daneben geht, nur weil ihr beide Berührungsängste oder so habt. Das Einzige, was ich euch noch mitgeben kann: Macht das Beste aus dieser Chance und ich hoffe, in geraumer Zeit von euch zu hören! Es hat mir trotz der vielen Streitereien sehr viel Spaß gemacht, mit euch zu arbeiten.“ Mit diesen Worten ließ Sabine uns einfach stehen und verließ den Raum.
In irgendeiner Weise hatte sich mich durch ihre Worte zum Denken angeregt und ich kam zum Schluss, dass sie Recht hatte. Der Konflikt zwischen Brian und mir drohte wirklich alles zu zerstören. Eigentlich hing unsere Zukunft nur davon ab, ob wir zusammen dieses Stück spielten oder nicht. Deswegen war meine Freundlichkeit gegenüber Brian auch nicht länger gespielt. Endlich hatte ich eingesehen, dass unsere einzige Chance war, uns endlich zu vertragen, so schwer es für mich auch war, mich in seiner Gegenwart zu beherrschen. Es war Zeit für mich, einzusehen, dass er mich einfach nicht mochte, geschweige denn sich in diesem Leben noch in mich verlieben würde. Eine ziemlich schmerzliche Erkenntnis, aber das war ich mir und meinem Leben schuldig.
Brian allerdings schien das Ganze etwas anders zu sehen und fuhr mich sofort wieder an: „Was ziehst du nun eigentlich schon wieder für eine Show ab? Bist du nun der Meinung, es funktioniert zwischen uns, wenn du bei allen herum schleimst? Mich nervt das einfach nur und ich will mit dir und deinem Getue nichts weiter zu tun haben!“
Komischerweise berührten mich diese Worte nicht im Geringsten, da ich irgendwie fühlte, dass es nicht ernst gemeint war.
„Wenn das deine Meinung ist, dann soll es so sein. Mir persönlich reicht es an Streit für mein ganzes weiteres Leben und deswegen werde ich mich durch deine Art nicht mehr provozieren lassen.“, antwortete ich also ganz ruhig. Mit so einer Reaktion hatte er wohl als letztes gerechnet, denn er schaute mich so perplex an, dass ich am liebsten in schallendes Gelächter ausgebrochen wäre.
Aber das konnte ich ihm nicht antun.
Nach dem Kofferpacken legte ich mich, ohne weiter auf den wie ein altes Waschweib keifenden Brian einzugehen, zum Schlafen, denn diese paar Tage hatten mich doch ein wenig meiner Energie beraubt. Es war noch eine Weile ein leises Schimpfen und Meckern zu hören und ich konnte Fetzen wie „So eine Kuh“ oder „Typisch Mädels, sind doch eh alle gleich“ aufschnappen.
Da sollte noch einem jemand behaupten, Mädchen wären Zicken! Brian schlug hier mit seinem Alte-Oma-Gekeife sicher jede Wetterhexe in den Wind! Irgendwie machte ihn das aber schon wieder liebenswert…
Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen schlief ich schließlich ein.
Am nächsten Morgen weckte ich Brian, der in seinem tiefen und festen Schlaf ausnahmsweise richtig friedlich aussah, mit einem fröhlichen „Guten Morgen“, was er natürlich nicht einmal mürrisch erwiderte. Doch mittlerweile war mir das egal. Keine gefühlsmäßige Schwäche zeigen, lautete schließlich mein Vorsatz.
Als wir dann endlich am Bahnhof standen, war Brians schlechte Laune vom Vortag bis auf das kleinste Fitzelchen zurückgekehrt und er hielt es für eine ganz besonders tolle Idee, jeden Versuch von mir ein Gespräch zu starten, mit einem missgelaunten Schweigen zu beantworten.
Irgendwann hatte ich dann doch genug. „Eigentlich ist es effektiver, wenn ich mir einer Mauer rede, dann müsstest du nicht einmal schweigen“, stellte ich fest, doch behielt meinen freundlichen Ton ihm gegenüber bei. Dieser Kerl würde mich nicht mehr an den Rande eines Nervenzusammenbruchs bringen, soviel stand fest.
Laut aufseufzend stieg ich in den eben eingetroffenen Zug, suchte mir meinen Platz und starrte einfach nur aus dem Fenster.
Vor lauter Grübeln und Nachdenken merkte ich gar nicht, wie die Zeit verflog und wir schon in den heimischen ‚Hafen‘ einliefen.
ZU meinem Erstaunen erwartete mich meine Mum am Bahnhof und half mir mit dem Tragen des Gepäcks.
„Hallo mein Schatz. Hast du die Hölle gut überstanden oder hat sie sich mittlerweile in den Himmel verwandelt?“, fragte sie mich nach eine kurzen Umarmung.
„Sehe ich aus, als würde ich aus dem Himmel kommen?!? Hölle ist Hölle geblieben…“ Mit einem bedauernden und leicht traurigen Blick wandte ich mich von Brian ab und schlurfte mit meiner Tasche von dannen.
„Immerhin eine sehr gut aussehende Hölle“ Meine Mum stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als sie mir folgte. „Jetzt verstehe ich all deine Probleme!“
Zu Hause musste ich ihr natürlich haargenau Bericht erstatten, genau wie Nath, die ich sofort nach meiner Rückkehr anrief.
„Schade“, war das Einzige, was sie dazu zu sagen hatte, „Und ich habe schon gehofft, dass es jetzt endlich zwischen euch gefunkt hat, aber scheinbar schaffen das nicht mal ein paar Nächte im Ehebett!“
Nachdem ich die den Tränen nahe Nath getröstet hatte, dass trotzdem alles gut werden würde, hatte ich erst einmal eine gehörige Portion Schlaf nötig. Und das ohne den verdammt süßen und sauren Brian an meiner Seite!






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