Romeo und Julia - Teil 12

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 25.04.2012


Soooo liebe Leute...

dieses Mal bekommt ihr einen längeren Teil, in dem (hoffentlich) auch etwas mehr zwischen Brian und Sam passiert...=) Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank für Kritiken und Vorschläge!!!

LG =)


4. Tränen & verpatzte Proben
Zuhause angekommen schmiss ich mich erst einmal auf mein Bett und heulte den ganzen angestauten Frust heraus. Warum musste mir Brian nur solchen Kummer bereiten? Konnte er mir nicht einfach verzeihen, dass ich mit ihm zusammengestoßen war? So ein Zusammenprall war doch eigentlich kein Weltuntergang, aber er führte sich auf wie ein Ehemann, der seine Frau mit einem anderen im Bett erwischt hatte. Normalerweise wäre es mir ja egal, wenn ich ihn nicht so verdammt toll finden würde! Ich stand auf und schlürfte ins Bad, wo ich mir zur Beruhigung kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Aaahhh tat das gut! Danach fühlte ich mich wieder soweit bei Kräften, dass ich mich dem Text von Romeo & Julia widmen konnte. Es war ganz schön schwierig, diesen Text zu lernen, vor allem wegen der Sprache, in der Shakespeare ihn verfasst hatte:

Was ist ein Name? Was uns Rose heißt,
wie es auch hieße, würde lieblich duften…

Am nächsten Tag trafen wir uns wieder an der Bühne, wobei Brian und ich uns noch entschiedener mieden wie sonst. „Bevor ihr alle anfangt, muss ich dringend noch etwas loswerden“, ertönte Anjas Stimme, „Wie ihr wisst, ist die Zeit relativ knapp bemessen und deshalb müssen wir uns ordentlich reinhängen. Die Gruppe für die Requisite arbeitet schon fleißig, genau wie diejenigen, die für die Kostüme verantwortlich sind. So und nun lasst uns anfangen! Sam, Brian, ihr kommt hierher zu mir.“ Anja führte uns in ein ruhiges Eck. „Ich habe soviel Vertrauen in euch, dass ihr es hoffentlich fertig bringt, die erste Szene allein zu üben, während ich mich um die anderen kümmere. Falls es Fragen zur Aussprache oder Ähnlichem gibt, dann könnt ihr mich jeder Zeit holen, aber die anderen brauchen meine Hilfe im Moment dringender. Zum Schluss komme ich dann zu euch, sehe mir das Ganze an und verbessere euch. Ich hätte da noch eine Bitte: Wenn ihr es einmal schaffen würdet, in eurer Freizeit zusammen zu üben, dann wäre das echt super, denn ich fürchte, dass die Zeit sonst etwas knapp werden könnte.“ Mit diesen Worten kehrte sie uns den Rücken und ich starrte ihr ungläubig hinterher: Was?!?! Ich sollte jetzt mit Brian zusammen auch noch in meiner Freizeit üben? Nie im Leben!!!! Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mich natürlich danach sehnen würde, mehr Zeit mit Brian zu verbringen, aber jetzt galt es erst einmal die heutige Probe zu überstehen und das konnte gar nicht so einfach werden…
„Ach übrigens“, rief Anja über die Schulter zurück, „Die Szenen, die ihr mit den anderen spielt, üben wir das nächste Mal.“
„Oh man!“ Ich setzte mich auf den Boden und zog meinen Rollenzettel zu Rate. „Sie meint wohl den Teil mit Tybalt und so“ Brian blätterte ebenfalls in seinem Skript. „Ja das muss es sein. Das ist der Teil, in dem ich dich das erste Mal sehe.“ „Du meinst wohl eher, der Teil, in dem du Julia das erste Mal siehst, denn unsere erste Begegnung liegt schon etwas zurück und du erinnerst mich bei jeder Gelegenheit daran…“, schnaubte ich leise, doch Brian ging nicht darauf ein. „Lass uns lieber anfangen“
Plötzlich konnte er ganz freundlich sein, aber das wahrscheinlich auch nur, weil es hier um seine Karriere ging und ich dafür in seinen Augen Mittel zum Zweck war. Sehr schmeichelhaft! Also sprang ich über meinen Schatten und bemühte mich so gut es ging, mit meinem Erzfeind zusammenzuarbeiten. „Ich fange dann gleich mit dem Part an, in dem ich zu dir gehe, ok?“, meinte Brian. „Schieß los“
„Entweihet meine Hand verwegen dich,
O Heilgenbild, so will ichs lieblich büßen,
Zwei Pilger neigen meine Lippen sich,
Den derben Druck im Kusse zu versüßen.
Ooohhh mein Gott, jetzt muss ich dich auch noch küssen!!! Echt toll…“ Brians Augen funkelten plötzlich wieder wütend auf.
„Das ist jetzt doch erstmal egal.“, antwortete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung, ohne mir jedoch diese wichtige Information entgehen zu lassen: Ich würde Brian küssen! „Ich mach jetzt weiter:
Nein, Pilger, lege nichts der Hand zuschulden
Für ihre sittsam-an….“
„Habe ich nicht gesagt, ihr sollt SPIELEN!?! Nicht einfach den Text runter leiern und dabei auf dem Boden rumsitzen!“ Ich wurde von Anja unterbrochen, die wütend auf uns zukam. „Eigentlich dachte ich, dass ihr soviel Talent habt, sodass ihr dieses Stück richtig spielen könnt. Ihr müsst es nicht nur spielen, ihr müsst es LEBEN! Nur so kommt das dabei heraus, was Shakespeare damit ausdrücken wollte und was auch die vom Fernsehen von euch erwarten werden, wenn sie zur Hauptaufführung kommen. Denkt einfach immer daran, dass dies eure erste und wahrscheinlich auch letzte Chance ist, euren Traum zu verwirklichen…“ Anja sah uns eindringlich an. Brian und ich nickten daraufhin nur stumm. „Wir werden unser Bestes geben“, versprach ich ihr.
„Ok, wenn das mit euch doch nicht alleine klappt, dann übst du, Brian, jetzt deine erste Szene mit Tom und danach die mit Tom und Marc. Sam, du gehst rüber zu Sarah und Franzi. Und wehe es klappt nicht!“ Etwas niedergeschlagen schlurfte ich zu den beiden Mädels rüber, die gerade ihre Texte durchsprachen.
„Ah, unsere Julia ist eingetroffen und zwar höchstpersönlich“, meinte Sarah und grinste. „Komm hör auf, das ist nicht lustig“
„Ok, dann lasst uns lieber diesen Teil hier üben“, schlug Franzi vor. Es war die Szene, in der sich Julia mit ihrer Mutter und ihrer früheren Amme über die Ehe, die sie nicht eingehen will, unterhält. Wir übten die ganze Zeit und zum Schluss war Anja richtig zufrieden mit uns. „Ihr zwei könnt gehen. Sam, du kommst kurz mit mir“ Sie zog mich etwas von den anderen weg. „Diesen Teil hast du super gespielt; du hast dich richtig in das Mädchen hineinversetzt und hast somit richtig überzeugend dargestellt, dass du nicht heiraten willst. So kenne ich dich und so will ich auch, dass du die Teile mit Brian spielst, auch wenn ihr euch nicht ausstehen könnt!“
„Woher weißt du das?“, fragte ich erstaunt. „Das ist für jemanden wie mich offensichtlich und deswegen habe ich mir für euch beiden etwas ausgedacht.“
„Was denn?“, wollte ich neugierig wissen.
„Tja, das erfahrt ihr übermorgen.“
„Man, das ist gemein…“
„Hopp jetzt, ab nach Hause. Für heute reicht es mir und ich glaube euch auch!“
Zum Abschied winkte ich nochmal allen zu und machte mich dann auf den Heimweg. Sobald ich das Schulgebäude verlassen hatte, hielt ich kurz inne. Kurzentschlossen machte ich und lehnte mich an die Mauer neben der Eingangstür. Das Schauspielern war manchmal echt kompliziert, vor allem wenn jemand auch noch mit meinen Problemen gesegnet war. Wie konnte ich mich auch nur in einen supersüßen Jungen verlieben, der mich allerdings nicht ausstehen konnte und den ich gleichzeitig auch irgendwie hasste. Ich schnaubte laut aus. Warum musste alles immer so kompliziert sein?
Als Brian kurz darauf das Gebäude ebenfalls verlies, ging ich schnurgerade auf ihn zu.
„Was willst du?“, schnauzte er mich an.
„Ich wollte nur fragen, ob wir heute vielleicht nicht noch etwas üben wollen, denn unsere Vorstellung heute war nicht gerade glorreich!“
Man konnte deutlich erkennen, wie Brian mit sich rang: Auf der einen Seite hatte er wahrscheinlich nicht die geringste Lust, den weiteren Nachmittag mit mir zu verbringen, auf der andern Seite wusste er allerdings, dass wir dieses Stück auf die Reihe bekommen musste, wenn wir uns bei der Aufführung nicht vollkommen blamieren wollten.
„Also gut“ Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten wie wild durcheinander. „Aber denk ja nicht, dass das was zwischen uns ändern wird“, zischte er hinterher.
„Das würde ich nie im Leben denken…“, erwiderte ich und konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, obwohl ich genau wusste, dass ich mich auf den Weg in die Hölle begab; die Hölle namens Brian! Welch eine gutaussehende Hölle…
Nach einigem Gezanke hatten wir schließlich entschlossen, dass wir bei mir Zuhause üben würden, da ich näher an der Schule wohnte und wir so einen kürzeren Weg hatten. Wie immer war das Haus leer, als ich die Tür aufsperrte und Brian hinein winkte. Mein Dad war wohl mal wieder auf einem seiner mysteriösen Reisen, über die weder ich noch meine Mum Bescheid wussten. Jedes Mal, wenn mein Dad von einer seiner „Reisen“ zurück kam, erzählte er uns nur, dass er mal wieder „einen Deal erfolgreich hinter sich gebracht hätte“. So nannte er seine Tätigkeiten während seiner Abwesenheit immer. Doch um welche Art Verhandlungen oder was auch immer das war, es sich handelte, durften wir nicht erfahren. Er tröstete uns immer nur mit dem vielen Geld, das er dafür bekam.
Deswegen staunte Brian nicht schlecht, als er schließlich unser großräumiges Haus betrat. „Deine Eltern scheinen ziemlich viel Knete zu haben“, war sein Kommentar. „Mhhh…“, antwortete ich, während ich mich aus meiner Jacke schälte und diese an die Garderobe im Flur hing, „Mein Dad bekommt ziemlich viel Geld für seine komischen Geschäfte, die er da dreht“
„Welche Geschäfte?“, hackte Brian natürlich sofort nach.
„Wenn ich das wüsste…“, sagte ich mehr zu mir als zu ihm. Wenn ich ehrlich war, machte ich mir oft Sorgen was die Angelegenheiten meines Vaters betraf, denn ich hatte Angst, dass irgendetwas daran nicht ganz korrekt war und wir deswegen einmal eine Menge Ärger bekommen würden. Irgendetwas konnte da doch nicht ganz stimmen, wenn er nicht mal seiner Frau und seiner Tochter Auskunft über seine Tätigkeit geben durfte.
Nun ja, heute hatte ich allerdings andere Sorgen, denn Brian wartete schon ungeduldig auf mich und tippte mit einem Finger auf seine Uhr. „Wird’s heute noch, Mädel? Ich möchte irgendwann noch nach Hause!“ „Ja ja, jetzt hetz mich bloß nicht!“, erwiderte ich schroff und ging ihm voran zu meinem Zimmer in den ersten Stock. „Komm rein“ Ich hielt ihm die Tür auf und er blieb erst einmal staunend stehen. Anscheinend war er überrascht, als er meine Zimmer betrat. Was ihn allerdings überraschte, wusste ich nicht, denn ich fand, mein Zimmer war ein ganz gewöhnliches Mädchenzimmer. Naja etwas überdurchschnittlicher vielleicht, aber ich hatte es ganz alleine gestaltet und eingerichtet und war daher ziemlich stolz darauf. Brian ließ sich ohne eine Miene zu verziehen auf die große Sofalandschaft nieder und zog seine Rollenblätter zu Rate. Anscheinend war es ihm wirklich ernst mit der Schauspielerei, denn sonst würde er nicht seinen Hass auf mich überwinden und so „umgänglich“ sein. Ich setzte mich also auf mein Bett und ergriff als erste das Wort. „Wollen wir einfach nochmal die verpatzte Szene von heute üben?“
Er warf mir nur einen kurzen abweisenden Blick zu, nickte aber zustimmend. „Ok, ich beginne einfach wieder!“
Brian begann mit demselben Absatz, wie in der Probe, wobei selbst ich als Laie sehen konnte, dass es qualitativ ein wesentlicher Fortschritt war zu der erstmals abgelieferten Leistung. Er musste kaum auf das Skript gucken und sprach frei und mit der richtigen Betonung. Ich bekam eine Gänsehaut und war so hin und weg von dieser kurzen, aber intensiven Darbietung, dass ich prompt meinen Einsatz verpasste. Dies gab Brian natürlich wieder einen Grund zu meckern: „Mensch was kannst du eigentlich? Nicht mal deinen richtigen Einsatz bekommst du hin!“
„Sorry, du hast mich so geflasht, dass ich es total verpennt habe“, konterte ich schlagfertig. Man merkte ihm genau an, dass er jetzt nicht genau wusste, ob ich das eben ernst gemeint hatte (natürlich war es todernst gemeint!) oder nicht, denn er schloss seinen Mund wieder, den er schon geöffnet hatte, um mir irgendetwas Blödes an den Kopf zu werfen.
„Mach einfach weiter“, brummte er stattdessen nur. Nachdem ich mit meinem Part fertig war, wiederholten wir den gesamten Teil noch mehrmals, bis wir ihn wirklich auswendig und fehlerfrei schafften.
„Gar nicht so schlecht, was meinst du?“, wandte ich mich an Brian, doch der war so in sein Skript vertieft, dass er als Antwort nur eine Augenbraue hochzog, wie um mir zu verstehen zu geben, dass er mich gehört hatte, aber sich nicht zu einer richtigen Antwort herablassen würde. Da Brian definitiv alles andere als ein angenehmer Gesprächspartner war, senkte ich meinen Blick ebenfalls auf den Text, las alles genau durch und machte mir ein paar Notizen dazu und unterstrich wichtige Phrasen.
„Kannst weitergehen?“ Vor lauter Konzentration hatte ich nicht bemerkt, dass Brian vor mir stand und auf mich herabblickte. „ Äh… ja natürlich!“, stotterte ich herum und errötete augenblicklich, als ich seinen intensiven Blick auf mir spürte. „Was kommst als nächstes?“
„Der Kuss“ Brian fixierte mich mit seinen ozeanblauen Augen und ich spürte einen leichten Anflug von Übelkeit bei dem Gedanken, Brian gleich zu küssen. Ohhh wie ich es genießen würde, diese vollen, perfekt geschwungenen Lippen zu spüren. „Das kann ja was werden!“, murrte er und kratze sich unbehaglich an seiner Mütze. Warum nahm er die eigentlich nie ab???
„Du tust ja gerade so, als wäre es ein Weltuntergang“, entgegnete ich scharf und musterte ihn kritisch.
„Ist es das nicht?“ Stur hielt er meinem Blick stand und kniff die Augen zusammen.
„Sag du es mir“ Auch ich starrte ihn unverwandt an.
„Lass es uns einfach hinter uns bringen!“
Bevor ich darauf allerdings auch nur ein weiteres Wort erwidern oder Einspruch einlegen konnte, überwand Brian die Distanz zu uns mit zwei großen Schritten.





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