So brav und doch so sexy - Teil 25

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 04.04.2013


29. Kapitel…Der Schmerz sitzt tief

Anne saß weinend auf dem Felsen, auf dem sie Kai in der ersten Nacht getroffen hatte. Die ganze letzte Nacht hatte sie hier verharrt und sich nichts sehnlichster erhofft, als endlich wieder aufzuwachen. Zu erwachen aus diesem einzigen Alptraum. Die Leere in ihrem Inneren drohte sie zu zerreißen, der Schmerz in der Brust brannte sich tief ein und am schlimmsten war die Erkenntnis, dass sie es ja gleich gewusst hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, dem Halbrussen zu vertrauen. Der Regen fiel leise und doch schien gleichzeitig die Sonne.
Man hatte sie doch gewarnt, und er selbst hatte es ihr mehr als nur ein Mal gesagt. Da verliebte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben und alles zerbrach schon nach nur einer einzigen Nacht. Es war doch alles so unfair.
Ihre Tränen wollten einfach kein Ende nehmen. So viel konnte ein Mensch doch gar nicht weinen.
Doch sie war der beste Beweis.
„Kai…! Warum nur…hast du… das… getan?“ Sie sah zum blauen Himmel und der strahlend hellen Sonne. Es war, als würde die Sonne sie verspotten, so hell und schön strahlte sie.
Wieder barg sie ihr Gesicht in den Händen und schluchzte.
Hiro trat leise an sie ran und setzte sich. Anne blickte nicht einmal auf.
„Er wird gute Gründe dafür gehabt haben. Auch wenn es weh tut und du es nicht glauben kannst. Alles im Leben ist vorherbestimmt. Wir sind einfach nur gefangen in den unaufhaltsamen Zahnrädern.
Der allzu wankelmütige Moment der Zeit ist zu schnell.“
Die Blondine fing noch heftiger an zu weinen. Und Hiro legte beruhigend seine Arme um die zitternde junge Frau, zog sie fest an seine Brust und strich ihr liebevoll über den Rücken.
„Wenn du deinem Traum nachläufst, hab keine Angst verletzt zu werden. Wenn du am Abend zitterst, werde ich dich festhalte, deswegen, mach kein so trauriges Gesicht. Zeig mir dein Lächeln. Dein Lächeln, das das schönste unter allen Menschen ist.“ Seine Worte irritierten sie, und sie zwang sich den Kopf zu heben und ihn anzublicken. Sein Lächeln ließ sie ruhiger werden und tatsächlich brachte sie ein kleines, wenn auch freundloses, Lächeln zustande.
„Wenn du die Erfüllung eines Wunsches erhoffst, dann lass den Kopf nicht hängen und weine.
In einer schlaflosen Nacht, bis die Träume kommen.“ Sprach er weiter.
„Hiro… Ich… Ich beobachte mit traurigem Blick wie alles verschwindet. Alles was ich liebe entgleitet mir und ich kann nichts dagegen tun.“ Ihre Tränen waren endlich vergossen und sie wischte die letzten Spuren hinweg.
„Du musst vertrauen haben, kleine Rose. Du bist ein herzensguter Mensch und die haben nur Glück in ihrem Leben. Du wirst schon sehen.“
Zaghaft kam ihr Lächeln nun wieder von Herzen.
„Ja, du hast Recht. Ich darf die Hoffnung niemals aufgeben. Ich werde ihn wieder sehen und dann wird er mir alles erklären. Da bin ich mir jetzt auch sicher.“
Sie atmete erleichtert aus, doch der Schmerz blieb. Wem machte sie eigentlich wirklich etwas vor? Den Anderen oder doch eher sich selbst? Sie war keineswegs erleichtert. Eigentlich nur noch mehr verunsichert.
Die 19 Jährige stand auf und klopfte sich den Dreck von ihrer hellen Hose.
„Lass uns zu den anderen gehen. Kai wird bestimmt schon fort sein.“ Wieder wurden ihre Augen feucht und sie musste ein paar Mal blinzeln um die aufsteigen Tränen zu verdrängen.
„Gute Idee. Besonders Tala wird sich große Sorgen machen.“ Er nahm ihre kühle Hand und drückte diese
einmal fest.

Dort angekommen, kam Tala ihr schon entgegen. Man sah ihm genau an, was in ihm vorging. Und selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, so wüsste die kleine Blondine doch dass es so war.
„Ich habe schon gedacht, du kommst nicht mehr wieder.“ Schwungvoll zog er sie fest an sich, presste ihr einen Kuss auf das leuchtend blonde Haar.
„Wo soll ich denn auch hin? Ich kenne doch niemand sonst hier. Und auch wenn… ich wäre jetzt nirgends lieber als hier…bei dir…“ fügte sie schniefend hinzu.
„Ach kleine Rose. Es tut mir so leid.“ Anne schüttelte nur stumm den Kopf…
So vergingen die nächsten Tage. Die 19 jährige Blondine musste sich die ganze Zeit zum glücklich sein zwingen, und an den Gesichtern der anderen war zu erkennen, wie schlecht sie es tat.
Wieder bekam sie Alpträume. Jede Nacht waren ihre schmerzerfüllten Schreie zu hören. In der ersten Nacht noch leise, doch stetig lauter werdend.
Nach sieben Tagen hatte Ray die Schnauze voll. Anne war wie eine Schwester für ihn und er mochte sie nicht mehr Leiden sehen. Doch was konnte er schon tun? Das, bzw. der Einzige der etwas tun konnte, war etliche tausend Kilometer weit weg. Sie hatte seinen Namen nicht mehr gesagt, als wolle sie sich selbst dadurch zwingen ihn zu vergessen.
Doch würde es nicht funktionieren, nicht hier, wo alles sie an ihn erinnerte.
„Anne. Wie wäre es, wenn du wieder nach Hause fährst?“ fragte der junge Chinese daher am nächsten Morgen beim Frühstück.
Sie war nicht auf so etwas vorbeireitet und verschluckte sich augenblicklich.
„Verzeihung.“ Meinte Ray zerknirscht. Sie fasste sich wieder und sah ihn verwundert an.
„Kein Problem. War ja nicht deine Absicht.“ Ihr falsches Lachen ließ alle frösteln.
„Wieso soll ich denn nach Hause fahren?“ fragte Die junge Frau ihren gegenüber.
„Ich, nein wir, sehen wie sehr du dich quälst. Und du schläfst nicht ohne Grund jede Nacht in SEINEM Bett. Wir sind nicht blöd, Anne. Hier wirst du immer mehr leiden.“ Neben ihm begann seine Freundin zu schluchzen. Verzweifelt krallte sie sich an seinen Arm.
Anne schluckte den Kloß herunter, der sich ihrer Kehle empor klomm.
„Ich bin euch also lästig geworden. Das könnt ihr auch ganz direkt sagen. Ich verkrafte das schon. Ich hab jetzt schon viel Schlimmeres erlebt.“ Ihre verbitterten Worte rissen Tala aus seiner Starre.
Mit traurigen Augen blickte er ihr entgegen.
„Kleine Rose… Niemand empfindet dich als lästig. Wir wollen doch nur, dass es dir wieder gut geht. Du zerstörst dich nur selbst. Das kann ich nicht mehr mit ansehen.“ Anne stand auf, sodass der Stuhl mit einem lauten Knall zu Boden fiel.
„Okay, ihr habt ja Recht. Es wäre vielleicht das Beste, aber ich will noch nicht gehen. Bitte werft mich nicht raus.“

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Währenddessen in Russland ging es dem Halbrussen nicht anders. Jeder seiner Schritte wurden von ihrem Bild begleitet. Jede Nacht träumte er von seinen Engel. In den schlaflosen Nächten, wenn das Mondlicht ihn zu verspotten drohte, hörte er Annes Stimme deutlich, sah ihre Bewegungen beim Tanzen und spürte ihren sinnlichen Mund an dem seinem. Der Regen tropfte
leise gegen die Fensterscheibe.

„Immer wenn ich meine Augen schließe, bist du genau hier neben mir. Ich wusste, wir würden eines Tages getrennt sein ... Aber trotzdem…Ich will dich sehen, mehr als jeden anderen, will ich nur dich sehen
Wie kann ich dich jemals vergessen? Ich kann dich nicht mehr finden. Auch wenn ich deine Gefühle schon mehrmals verletzt habe Ich wünsche mir trotzdem, du würdest zu mir zurückkommen ... und meine Hand halten.“ Kai sah zum Mond hinauf und verwünschte diesen auf der Stelle.
Er sah wieder nach unten, auf das Blatt, das vor ihm lag. Leider sah es bei ihm nicht allzu gut aus. Der 23 jährige hatte schon jetzt, nach nur einer einzigen Woche, einige blaue Flecken, Prellungen und Schnittwunden. Doch diese Wunden waren kein Vergleich zu der tiefen und leeren Wunde seines Herzens.
Gehetzt versuchte er wieder zu schreiben.
Er versuchte sich weiter auf den Brief zu konzentrieren.
„Ich will dir etwas Wichtiges sagen. Auch wenn diese Liebe dich nie wieder erreichen könnte ... Mein Herz sucht immer noch nach dir. Meine Liebe für dich, ja... alles für dich.
Ich will nur, dass du noch einmal meine Hand hältst, weil ich mich noch erinnern kann, deine Hand die meine umschließt, war immer so warm.“
Wieder rannen dem jungen Mann einige lautlose Tränen hinab. Wie oft hatte er schon die ganze Woche über geweint? Er wusste es nicht mehr. Er schämte sich nicht einmal dafür. Hielt er es doch für eine natürliche Reaktion seines Herzens. Nur die Hoffnung, sein Kleines wieder zu sehen, gab ihm Kraft.
„All meine Gedanken... mein Herz... Können dich auch jetzt noch nicht vergessen, du, die du den Abendhimmel liebst. Am Ende hast du sie mir gezeigt, die Tränen im Licht, so wie du bist. Niemand kann diese unendliche Trauer beenden. Flieh wo immer du hin willst, immer tiefer. Egal wie schmerzlich es ist, es wird uns nicht trennen. Bis dieser Körper zerfällt, wird ihn niemand zerstören.“
“Mein Ein und Alles, flieg hoch in den Himmel, umarme die Erde die sich silbern färbt. Wann immer ich nach oben blicke, sehe ich dich lachen. Eines Tages, werden wir uns in diesem Himmel wieder sehen.
Warum bin ich so machtlos und dumm? Ich kann nicht einmal die Hand beschützen, die ich sicher festhielt.
Ich bitte dich nicht darum, mir eines Tages zu vergeben. Wenn du jetzt allein kämpfst, ist das für mich das entscheidende Zeichen.“
Ruhelos stand der Grau-Blau Haarige auf und ging zum Fenster. Die sternenklare Nacht strahlte etwas Beängstigendes aus. Er schloss gequält die Augen und sah sofort wieder das bezaubernde Lächeln seines Engels. Ja, dieses Wort wurde nur für sie gemacht. Auch wenn es ihm noch so schwer fiel, setzte er sich doch wieder hin. Zwang sich selbst, nicht aufzugeben. Wieder etwas gefasst nahm er den Stift erneut in die Hand. Reglos verharrte sie über dem Geschriebenen. *Anne*

Es gab so vieles, das er ihr sagen wollte, sagen musste, doch nichts davon blieb ihm lang genug, um es zu beschreiben. Es schien ihm selbst so unwirklich, so surreal. Dabei war es eigentlich ganz einfach. Alles bestand lediglich aus drei kleinen Worten, die doch die Welt bedeuteten. Und schon konnte er weiter schreiben. Solch einen Brief hatte er noch nie verfasst, aber seit er Anne kannte, hatte der Halbrusse vieles zum ersten Mal erlebt.
„Auch wenn es das Ende der Welt ist, auch wenn die Leute lachend sagen, dass wir uns vergeblich bemühen, lass uns zusammen weitergehen, denn es gibt nichts Schlimmeres, als aufzugeben.
Wie weit wir auch entfernt sind, wir sind immer zusammen. Bitte erinnere dich dann, wenn du dich fühlst,
als würdest du vom Gewicht der Welt erdrückt, dass du von jemandem dort draußen geliebt wirst.“
Wieder musste er für einen Moment inne halten, bevor er weiter machen konnte. Die Tränen verschleierten seinen Blick.
„Du wünschtest dir so sehr, stark zu sein, dass du mit Tränen nur für mich etwas verstecktest.
Verstehst du? Wir werden diesen Ort eines Tages erreichen. Ich möchte dir den tollen Ausblick zeigen.
Das ist das Zeichen nach morgen, in unsere Zukunft. Obwohl mein Herz mit Gefühlen gefüllt ist, die vermittelt werden sollten, kann ich sie nicht gut in Worte umwandeln, verstehst du?
Wenn ich dich nicht getroffen hätte, würde ich einen solch unangenehmen Schmerz nicht einmal kennen.“
„Ich habe sie Stück für Stück erkannt, die Existenz meiner nie verheilten Vergangenheit.
Und dass es nutzlos ist, wie stark auch immer die Zukunft zu fürchten, die ich nicht abwenden kann.
Mein Engel, was ist dir wirklich damit sagen will…“ Er brach ab, als ein lautes Klopfen seine Ruhe störte.
Ungeduldig öffnete er die Tür und sah sich einer Pistolenöffnung gegenüber. Ein Schuss löste sich.

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, die Augen wurden groß, bevor seine Sicht sich verdunkelte…



30. Kapitel…Ein Lied allein


Ray kam sofort um den Tisch herum und riss sie an seine muskulöse Brust. Anne japste nach Luft und versteifte sich einen Augenblick, bevor sie sich an ihm schmiegte und wieder anfing zu weinen.
Mit kreisenden Bewegungen glitten seine schmalen Finger über ihren bebenden Rücken.
Nun meldete sich Hiro auch zu Wort, der das Ganze bisher schweigend mit angesehen hatte.
„Anne… Willst du dir das wirklich antun? Sei doch vernünftig. So kann es einfach nicht weitergehen.“
„Aber… ich… du ….du hast doch gesagt…. Ich soll… die Hoffnung nicht aufgeben. Ich… muss … nein… ich will… hier auf ihn warten… ich weiß…das er zurück kommen wird.“ Nur Bruchstückhaft kamen ihre Worte bei den anderen an.
„Ja… das stimmt, aber Kai wird dich auch zu Hause finden. Dafür werden wir doch schon sorgen.“ Doch die 19 jährige schüttelte nur energisch den Kopf. Da half alles nichts. Anne würde also weiterhin mit hier bleiben.
„Aber wir sollten mehr zusammen unternehmen. Also ALLE mein ich natürlich.“ War nun auch Hilary zu hören. Sie und Tyson waren der gleichen Meinung, und das hatte bei denen schon echt was zu heißen.
Die 19 jährige Blondine machte sich aus Rays Arme frei, wischte die letzte Träne von der geröteten Wange und drehte sich lächelnd zu ihr um.
„Gute Idee. Vielleicht sollten wir mal wieder shoppen gehen. Ich könnte einige neue Sachen sehr gut gebrauchen.“ Das Anne so etwas von sich aus vorschlug, grenzte schon nah an einem Wunder. Beim letzten Mal musste Hilary und Mariah sie direkt dazu zwingen.
„Ohhh Super. Du bist die Beste, liebste Anne. Das ist eine ganz wunderbare Idee. Jungs wollt ihr mitkommen oder überlasst ihr uns unserem Schicksal?“ Das erwartungsvolle Glitzern in den Augen der 22 jährigen, ließ den jungen Tyson nichts Gutes erahnen. Widerwillig nickte er jedoch, wollte einfach keinen Ärger mit seiner Freundin.
„Danke Schatz. Das ist wirklich lieb von dir.“ Ihr Lächeln ließ nun auch die anderen wissen, weshalb Tyson zugestimmt hatte.
Es war vollkommen klar, wer in dieser ungewöhnlichen Beziehung die Hosen an hatte. Der mehrfache Weltmeister ließ sich von seiner eigenen Freundin was vorschreiben. Niemand konnte ein herzliches Lachen verkneifen, selbst Anne lachte wirklich amüsiert.
„Gut, dann ist das abgemacht. Wir fahren dann am besten gleich nach den Essen los. dann haben wir einfach mehr Zeit.“ Mischte sich nun die sonst so ruhige Chinesin mit ein.
„Okay. Na dann esst mal schneller. Ich hab mir ja nicht umsonst die ganze Arbeit gemacht.“ Zwinkerte Ray vergnügt. Er liebte es, mit seiner wunderschönen Rosahaarigen Freundin einkaufen zu gehen. Denn spätestens nach zwei Stunden wollte sie immer aufhören. Sie machte sich dann allerdings nur Sorgen um ihren Freund und nicht um sich selbst. Das mochte er auch so sehr an ihr. Liebevoll zog er sie an sich und küsste sie zärtlich und behutsam.
„Hey, jetzt wird nicht geknutscht. Jetzt wird ordentlich gegessen.“ Tyson hatte seinen Teller allerdings schon fast wieder leer, als er dies sagte und Hilary verdrehte nur gespielt die Augen. *Immer das gleiche mit ihm. Er wird wohl doch niemals erwachsen hab ich die Befürchtung. Aber ich liebe ihn einfach.*
Breit grinsend ließ sich neben ihren Freund nieder und sah ihn hoffnungsvoll an. Dieser grinste ebenfalls und zwinkerte. Die Braunhaarige wurde sofort rot und wandte verlegen ihr Gesicht ab.

Nach einer knappen halben Stunde waren sie endlich fertig, wobei Tyson wie immer der Letzte war. Möglichst schnell zogen sich alle für die Stadt an und fuhren los. Die Hitze des Tages machte sich rasant auf den Gemütern der Freunde zu schaffen.
„Können wir zuerst ein Eis essen gehen?“ war sofort von Tyson zu hören.
„Kommt nicht in Frage. Wir haben doch erst gefrühstückt.“ Max war sichtlich genervt von dem Ganzen und wollte eigentlich nur schnellstens wieder zurück.
„Ach sei doch nicht so. Eigentlich hätte ich so einen Kommentar eher von Hilary erwartet. Wirst du etwa doch langsam zum Mädchen, Max?“ Der Blauhaarige klopfte dem Blonden lachend auf die Schulter. Und dieser sah ihn gereizt an.
„Von wegen. Aber denk dran, das Eis bleibt auf dem Hüften hängen und vom Bauch spreche ich erst gar nicht. Die arme Hilary, bald wird sie einen fetten Freund haben. Was meinst du, wie lange du sie dann noch hast?“ Tysons verschluckte sich und drehte sich zu der Genannten um.
Sie schien das Gespräch gar nicht mitbekommen zu haben. Zwei Hände legten sich behutsam auf ihre schlanken Schultern. Verwirrt blickte sie nach oben, genau in die Augen des 22 jährigen. Er hatte einen leicht traurigen und flehenden Ausdruck in den Augen.
„Was ist denn?“ fragte sie verunsichert.
„Du bist wundervoll.“ Hauchte er ihr entgegen und sofort legte sich wieder dieser rosa Schimmer auf die Wangen der Braunhaarigen.
„Danke, du auch.“ Hauchte sie ebenso zurück, lehnte sich an seine Brust und schloss seufzend die Augen.


Die Mädels wollten als erstes nach ein paar Oberteilen suchen, wohingegen die Männer eher nach Ersatzteilen für ihre Blades schauen wollten. Also trennten sich die beiden Parteien wieder.
Nach knappen zwei Stunden, welche sich allerdings nach 4 Stunden anfühlten, trafen sie sich wie beim letzten Mal in dem Café, vor dem die Autos geparkt waren.
„PUH. Bin ich fertig. Das war doch anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte. Diese Hitze ist aber auch unerträglich.“ Hilary ließ sich matt auf einen der Stühle plumpsen.
„Ich hab es ja gleich gewusst.“ Konnte der Blauhaarige sich nicht zurück halten. Und prompt hatte er die Rache dafür. Er rieb sich seinen schmerzenden Oberarm, wo seine verärgerte Freundin ihn geboxt hatte.
„Du solltest nicht so gemein sein, Tyson. Das Wetter macht uns doch alle total fertig. Hilary ist dabei keine Ausnahme. Du bist doch auch total fertig.“ Anne musste dennoch lachen. Ein befreiendes Lachen, wie die anderen fanden.
„Ja, dieses Lachen hab ich gemeint, Anne.“ Hiro sah sie strahlend an und die kleine Rose wirkte seltsam verlegen.

„Es fällt mir heute auch nicht wirklich schwer. Und das habe ich nur euch zu verdanken. Ihr seid einfach nur unglaublich toll und ich freue mich wahnsinnig, euch zu meinen Freunden zählen zu dürfen.“
Ihre tiefe Verbeugung war den anderen etwas unangenehm, doch zeigten sie es nicht.
Endlich bekam Tyson auch sein Eis, denn Hilary konnte ihn einfach nicht leiden sehen.

Nach einer weiteren halben Stunde konnten sie endlich wieder nach Hause. Anne fuhr bei Tala mit, obwohl sie zugeben musste dass es ihr etwas unangenehm war. Die Blondine konnte sich selbst nicht erklären wie es dazu kam.
„Sag mal, kleine Rose, wann hast du eigentlich das letzte Mal mit deinem Bruder telefoniert?“
„Das ist schon eine ganze Weile her. Vielleicht sollte ich es mal wieder tun. Er macht sich bestimmt auch schon Sorgen.“ Sie nickt und versuchte sich dann wieder ihren Gedanken zu widmen.
Dabei fielen ihr einige Sätze von Hiro wieder ein. * Wir sind einfach nur gefangen in den unaufhaltsamen Zahnrädern. Der allzu wankelmütige Moment der Zeit ist zu schnell. Was hat er bloß damit gemeint? Ich verstehe es einfach nicht. Egal wie oft ich darüber nachdenke. Und was meinte er mit: Wenn du deinem Traum nachläufst, hab keine Angst verletzt zu werden. Wenn du am Abend zitterst, werde ich dich festhalte, deswegen, mach kein so trauriges Gesicht. Zeig mir dein Lächeln. Dein Lächeln, das das schönste unter allen Menschen ist? *
Sie seufzte ergeben und Tala sah sie aus dem Augenwinkel an.
„Beschäftigt dich etwas?“ wollte der Russe gern wissen.
„Nein. Alles in Ordnung.“
Zwar glaubte der Rothaarige ihr kein Wort, doch was sollte er schon tun dagegen?
„Würdest du für mich etwas singen?“ Forschend begegnete sie seinem eindringlichen Blick.
„Na klar. Sehr gerne. Ich habe auch schon ewig nicht mehr für dich gesungen.“
„Ja leider. Dabei liebe ich deine Stimme so sehr.“
„Und was möchtest du gerne hören?“
Tala überlegte hin und her. Am liebsten hätte er gern ein Liebeslied gehört, dagegen sprach aber so einiges.
Anne wunderte sich schon, warum ihr bester Freund so lange brauchte. Vorsichtig späte sie zu ihm. Er schien angestrengt zu überlegen.
Gott sei Dank konnte sie keine Gedanken lesen, und infolge dessen, entschied er sich es Anne selbst zu überlassen.
„Ach was du am liebsten magst.“
Die 19 Jährige sah ihn erstaunt an und fing an zu lachen.
„Was ist daran so lustig???“ wolle er ein wenig verärgert wissen.
„Wie lange du für diese Entscheidung gebraucht hast. Du hättest es doch auch gleich sagen können.“
„Okay. Ich weiß was ich für dich singen möchte.“
Sie schloss für einen Augenblick ihre grünen Augen, um sie sogleich wieder zu öffnen. Das tiefe ein und aus Atmen zog Talas Blick unweigerlich auf ihren festen Busen.


„Erinnerst du dich auch jetzt noch an den Tag,
An dem wir uns zum ersten Mal trafen?
Du sahst verlegen aus, senktest den Kopf
Und wandtest deine Augen ab.

Ich frage mich, wann ich dieses Verhalten so lieb gewann.
Es lässt mich ein wenig nostalgisch werden.
Geht es dir nicht auch so?

Seitdem sind viele Jahreszeiten schnellen Schrittes an uns vorüber gezogen.

Lass mich an deiner Seite bleiben, wenn der weiße Schnee die Stadt färbt.
Obwohl ich dir vielleicht wieder und wieder Schwierigkeiten bereiten werde.

Wir sind die ganze Nacht wach geblieben,
Haben über unsere Zukunft geredet
Und ich empfand diese Momente als strahlend
Und wertvoll.

Tränen stiegen in meinen Augen auf, als ich dachte, dass es schön wäre, wenn ich meiner Vergangenheit eines Tages vergeben könnte.

Wenn der weiße Schnee schmilzt und die Stadt erstrahlt und farbenfroh wird,
Möchte ich dich in nächster Nähe meines Herzens behalten.

Die Tage, an denen wir uns nicht verstanden und uns trennten,
Die Tage der Tränen
Und die Tage der fröhlichen Gesichter gingen vorüber.
Was auch immer geschehen mag und
In welcher Stimmung du auch bist,
Ich werde dich immer akzeptieren.

Lass mich an deiner Seite bleiben, wenn der weiße Schnee die Stadt färbt.
Obwohl ich dir vielleicht wieder und wieder Schwierigkeiten bereiten werde.

Wenn der weiße Schnee schmilzt und die Stadt erstrahlt und farbenfroh wird,
Möchte ich dich in nächster Nähe meines Herzens behalten.“






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