So brav und doch so sexy - Teil 24

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 20.02.2013


Kapitel 27…Aufregung!

Anne nahm das Blatt Papier vom Boden auf, überflog schnell den kurzen Inhalt und ließ ihn fast sofort wieder fallen, wobei sie bereits aus dem Zimmer hastete. Auf der Treppe kam ihr Ray entgegen, doch sie beachtete ihn nicht eine Sekunde, huschte nur eilig an ihm vorbei.
„Guten Morgen…“ Weiter kam er nicht. Verwundert blickte er ihr noch hinterher, da sie die Haustür nicht einmal zuschlug.
„Was ist denn mit Anne los?“, nuschelte er vor sich hin und schloss die Tür selbst.
Mit einen Mal hatte er ein ziemlich miserables Gefühl, ging hoch und sah das Talas Tür offen stand. Also ging er hinein und sah ebenfalls den Zettel. Ihm schwante nichts Gutes. Dieser Zettel war bestimmt der Grund für Annes merkwürdiges Verhalten. Eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein.
Schnell las er den Inhalt durch und ging fluchend in die Küche zurück, in der bereits die anderen saßen.
„AH, Ray. Da bist du ja wieder. Wo haste denn die anderen gelassen?“ Tyson saß neben Hilary, einen Arm fürsorglich um ihre Schultern gelegt. Beide sahen den Chinesen unschlüssig an. Hiro stand ihm am nächsten und registrierte sofort das Blatt in dessen Hand und wie diese verdächtig bebte. Blitzschnell nahm er ihm den Zettel ab und las ihn. Danach fluchte auch er ziemlich heftig.
„Ray, würdest du mich begleiten? Wir müssen hinterher.“
„Na klar Hiro. Nichts lieber als das. Vielleicht können wir das Schlimmste noch verhindern.“ Der Chinese hielt sich nicht lange mit reden, sondern gab das Blatt einfach nur wortlos an Tyson. Dann machten er und Hiro sich auf den Weg.
„Hoffentlich kommen sie rechtzeitig.“ Die junge Chinesin stand am Fenster und blickte ihnen beklommen hinterher. Hilary nahm sie in den Arm und streichelte, beruhigend über ihren Rücken. Auch sie selbst betete, dass sie es schaffen würden.



Komm zum Wasserfall am See,
beim großen Felsen erwarte ich dich.
Wir haben etwas sehr wichtiges zu klären.
Du weißt ganz bestimmt was ich meine.
Ich glaube, ich habe dir etwas genommen, was du wolltest.
Vielleicht kannst du es dir ja zurückholen.
Wenn du den Mut dazu hast, mich herauszufordern.

Kai

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„So, und jetzt erkläre mir doch mal, was der Scheiß bedeuten soll. Was meinst du damit, dass du etwas hast, was ich will?“ Der Vollrusse stand Kai gegenüber und musterte ihn eiskalt. Kai tat es ihm gleich, nur das sein Blick etwas weicher war. *Armer Tala* überlegte er vor sich hin.

„Ganz einfach, mein lieber Tala. Ich habe Anne.“

Stille.

Selbst der Wasserfall schien leiser zu rauschen, der Wind verstummte.

„Was hast du da gesagt? Wie genau, meinst du das?“ Der Russe sah seinen besten Freund scharf an, die Augen zu Schlitzen verengt.
„Du hast mich sehr gut verstanden, Tala. Ich habe mit Anne geschlafen. Des Weiteren muss ich dir wohl sagen, dass ich es sehr ernst meine. Ich weiß wie du über mich denkst und darüber was Frauen in meinem Leben betrifft. Doch diesmal täuschst du dich gewaltig. Mir war eine Sache noch nie so ernst.“ Kais Blick wurde unwillkürlich liebevoll, als er an Annes Gesicht am Morgen dachte, ihre zerzausten Haare, die Wangen noch gerötet, das Heben und Senken ihrer wohlgeformten Brüste. Dieses Bild würde er nie wieder aus seinem Kopf bekommen.
„Wie kannst du es wagen, Kai? Ich dachte du bist mein bester Freund. Wir haben so viel zusammen durch gemacht. Sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen gekämpft. Und dann nimmst du mir das Eine, das ich mehr liebe als mein eigenes Leben? Wie kalt bist du eigentlich? Und ich nehme dir nicht ab, dass es dir ernst ist. Du willst mir ja wohl nicht erzählen, das du Anne liebst?“ Das Gesicht des Rothaarigen war rot vor Wut. Blanker Zorn stand in seinen Augen, genau wie die reinste Mordlust.

Kai konnte ja verstehen, was Tala meinte und wie er sich fühlte. Ihn selbst würde es nicht anders gehen, hätte die blonde Schönheit sich für Tala entschieden. Leider wurde ihm das erst vorhin klar, als er Anne so mies behandelt hatte. Eine letzte Abwehrhaltung noch, wie er es jetzt benannte. Ein letzter Versuch, stark zu sein und sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Jedoch hatte er nicht mit Annes Reaktion gerechnet. Bei ihren Worten, hatte ihn ein tiefer Schmerz durchbohrt.

„Ja ich bin dein bester Freund, und genau deswegen stehe ich nun hier und sage es dir. Wenn ich nur mit ihr spielen würde, hätte ich es verschwiegen und ihr selbst überlassen, ob sie dir etwas davon sagt. Vermutlich hätte ich sie sogar aufgefordert, es ganz für sich zu behalten. Doch dem ist nicht so, wie du nun selbst siehst.“ Kai holte tief Luft und sah Tala gerade in die Augen… er schluckte noch einmal.

„Ich Liebe Anne. Und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Mir gefällt es überhaupt nicht, das ich mich ohne sie unvollständig fühle und sie sogar in diesem Moment schmerzlich vermisse.“ Er atmete wieder tief ein und aus, wobei er Tala beobachtete.
Dieser sah ihn an, als habe einen Geist vor sich, und nicht den Halbrussen.
„Das… also…Bist du sicher, dass du Kai Hiwatari bist? Der würde so etwas erstens: niemals fühlen und zweitens: niemals zugeben.“ Der Russe konnte es wirklich nicht fassen. Kai, sein bester Freund, hatte gerade gesagt dass er Anne liebte. Er liebte sie. Genau wie er selbst. Wie konnte man auch nicht. Sie war einfach nur ein Engel. In dem Punkt konnte Tala Kai sehr gut verstehen. Doch er war immer noch nicht überzeugt, dass Kai es ernst meinte. Vielleicht gehörte es zu seinem Plan. Wenn er denn einen verfolgte.
„Ja leider bin ich mir sicher, dass ich, ich bin. Und das macht mir selbst ein wenig Angst. Ich erkenne mich selbst nicht. Ich weiß, dass ich dir damit wehgetan habe. Es tut mir wirklich leid, Tala. Ich hätte mich zurück halten müssen. Ich hätte sie nicht einmal ansehen dürfen, doch ich tat es und war verloren. Doch da du mein bester Freund bist, verzichte ich auf Anne, wenn es das ist, was du möchtest. Ich bin dir immerhin noch etwas schuldig.“

Tala dachte sich verhört zu haben. Meinte Kai sein Angebot ernst? Doch wohl nicht wirklich. Der rothaarige sah Kai eindringlich in die Augen, und entdeckte wirklich tiefe Liebe darin. Etwas, das er bei seinen besten Freund noch niemals gesehen hatte. Er stutzte darüber und zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Der Russe wünschte sich zwar, dass Anne sein wäre, doch könnte er seinen besten Freund, die erste Liebe nehmen? Es tat ihm selbst weh, wenn er sich Anne und Kai vorstellte. Trübsinnig dachte darüber nach, wie Anne sich die letzte Zeit verhalten hatte, ihre Gesten, ihre Blicke.
Wie Schuppen von Augen, fielen ihm jetzt die Blicke auf, die Anne Kai schenkte. Selbst wenn er sie geärgert oder schlecht behandelt hatte. Anne liebte Kai ebenfalls. Konnte er sich wirklich einer solchen Liebe in den Weg stellen?



Anne rannte blindlinks durch den Wald. Ihr einziger Gedanke galt den beiden Kontrahenten. Sie hatte alles falsch gemacht, vollkommen falsch… Sie wollte sich nicht zwischen die Beiden stellen, niemals…
„Ach wäre ich doch niemals hierher gekommen!“ Sie fluchte lautstark. Ein paar Vögel erhoben sich in die Lüfte.
Ihre Schritte wurden immer schneller als sie einen kleinen Berg hinab rannte. Fast stolperte sie, doch fing sie sich schnell wieder. Das würde ihr gerade noch fehlen, dass sie sich das Genick brach. Damit wäre auch niemanden geholfen. Sie sah schon das Ende des Waldes und stoppte kurz, um sich wieder an die Sonne zu gewöhnen.
Verzweifelt sah sie zum Wasserfall. Selbst in dieser Entfernung, erkannte sie zwei Gestalten, die sich gegenüber standen. Anscheinend redeten sie noch. Wie lange würde es wohl so bleiben? Anne wollte sich lieber nicht ausmalen, was geschehen würden, wäre sie mit den Worten fertig. Verzweifelt holte sie ein paar Mal Luft, ihre Kehle brannte vom langen Sprint. Doch sie durfte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Wieder rannte sie, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.
Doch schon nach ein paar Metern blieb ihr wieder der Atem weg. Erschöpft fiel sie der Länge nach hin. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Drang, einfach liegen zu bleiben und ihre Lunge tief mit frischer Luft zu füllen. Mit Tränen in den Augen sah die blonde Schönheit zu den beiden. Es sah immer noch nicht so aus, als würden sie sich schlagen. *Gott sei Dank* dachte sie erleichtert.


Unterdessen kamen gerade auch Ray und Hiro aus dem Wald. Schnell entdeckten sie Anne und liefen zu ihr.
„Ist alles in Ordnung, Anne?“ Hiro kniete sich neben sie.
„Was macht ihr denn hier?“, fragte sie irritiert und im gleichen Moment konnte sie es sich denken. Natürlich hatten sie die Nachricht gelesen. *Wieso hab ich den auch nicht mitgenommen? War doch klar, das Ray misstrauisch wird, wenn ich ihn so ignoriere.*
„Na was wohl. Ich sage ja nur Zettel.“ Der Chinese konnte sich ein leichtes grinsen einfach nicht verkneifen.
„Ach na klar. Den hatte ich schon fast vergessen.“ Die junge Blondine schmunzelte ein wenig, wurde jedoch schlagartig wieder ernst. Das war kein geeigneter Moment für Albernheiten.


Kai verzweifelte langsam. Seit fast zehn Minuten sagte Tala nun schon nichts mehr. Keine einzige Silbe.
Der Halbrusse fragte sich ernsthaft, ob Tala überhaupt noch etwas dazu sagen würde. Fast schon unbewusst ging er drei Schritte auf diesen zu, blieb aber genauso ruckartig wieder stehen.



Kapitel 28…Abschied

„Du würdest also nur für mich auf Anne verzichten? Verstehe ich dich da richtig?“ Kai erschrak bei diesen Worten. Der Halbrusse fragte sich auch noch einmal ernsthaft, ob er es würde, und vor allem Dingen ob er es auch wirklich könnte.
„Ja, das würde ich für dich tun, da du mein bester Freund bist. Nein, Du bist sogar wie ein Bruder für mich. Ich glaube ernsthaft, das ich alles für dich tun würde.“ Kais Gesicht dabei zeigte allerdings, wie weh es ihm selbst tun würde.
„Du bist auch wie ein Bruder für mich, Kai. Deshalb würde ich es niemals von dir verlangen. Allerdings sollten wir doch Anne die Entscheidung lassen finde ich.“ Er kam ein paar Schritte auf Kai zu, bis er etwa einen Meter vor ihm Stand. Da kam Tala ein Gedanke. Auch wenn Kai es jetzt ernst meinte, was wäre in ein paar Monaten? Tala kannte Kais Absichten. Er wusste, dass dieser noch einmal nach Russland wollte, und auch musste.
Die Abtei war zwar zerstört, doch gab es gewisse Gerüchte, das diese im Untergrund am wieder auferstehen sei. Tala würde nicht mitgehen, er musste sich hier um alles kümmern. Es war ungewiss ob Kai es schaffen würde, wie lange es dauert und ob Kai überhaupt zurückkehren würde.
„Was ist mit Russland?“ fragte er daher, insgeheim darauf hoffend, das Kai nicht gehen würde. Es war viel zu gefährlich und sie hatten ja auch Leute dafür. Er verstand einfach nicht, weshalb Kai unbedingt selbst gehen wollte.
„Ich werde gehen müssen. Das kann ich keinen anderen machen lassen. Es ist zu gefährlich. Ich möchte nicht, dass Unschuldige in die Sache verwickelt werden. Das wirst du doch verstehen.“
„Ja in gewisser Weise kann ich es verstehen, doch denk mal nach. Auch dir kann etwas Schlimmes passieren. Und was meinst du wie Anne sich dann fühlen würde?“
„Das Risiko muss ich eingehen. Es geht einfach nicht anders.“
Tala schüttelte nur traurig den Kopf.

„Es würde Anne das Herz brechen, das weißt du ganz genau. Willst du ihr das wirklich antun? Ich überlasse sie dir nur, wenn du nicht gehst. Nicht nur wegen ihr, sondern auch wegen mir. Ich will meinen Bruder nicht verlieren.“ Der Schmerz in Talas Augen, war fast genauso unerträglich für Kai, wie Annes Blick vorhin. Egal wie er es versuchte, es schien nie richtig zu sein.

Anne, Ray und Hiro waren schon fast bei den Beiden, als sie die nächsten Worte vernahmen. Hiro stütze Anne sofort.
„Ich muss gehen. Es geht nicht anders. Ich überlasse dir Anne. Ich weiß, dass du gut auf sie aufpassen wirst.“
„Ich glaube du unterschätzt Anne etwas. Sie wird dich nicht einfach gehen lassen. Vielleicht solltest du mal nach rechts sehen.“ Kai drehte den Kopf und sah genau in ihre Augen, die Augen, welche er so sehr liebte.
„Anne…“ Ihr Name kam ihm nur schwer über die Lippen. Er dachte an das, was ihr bevorstand.
„Es geht nicht anders.“ Der Halbrusse sah seine junge Freundin traurig an, doch die Augen der blonden Schönheit nahmen augenblicklich einen gequälten Ausdruck an.
Entschieden drehte sie sich weg. Der 23 Jährige ihr lief ihr sofort nach. Entschlossen packte er sie am Arm und zwang sie sich umzudrehen.
Kai wich erschrocken zurück, doch die anderen konnten nicht verstehen was los war. Wieso hatte Kai denn Angst vor Anne? Nach nur ein paar Sekunden, bekamen sie ihre Antwort. Eine mit der keiner der drei jungen Männer gerechnet hätte.
Annes Augen funkelten vor Wut und Verzweiflung.
„Lass mich bloß in ruhe. Ich habe genug gehört. Wag es nicht mir noch einmal unter die Augen zu kommen. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen. Du widerst mich an.“ Mit dieser Ansage verließ sie den Ort, der alle ihre Träume zerstört hatte. Und vor allem, den Mann der sie zerstörte.
Schließlich kam die 19 jährige wieder beim Haus an. Keiner bedrängte sie, da sie die Tränenspuren an den Wangen der Blondine sahen. Jeder wollte ihr genug Zeit lassen, auch wenn die Sorge um Anne, Kai und Tala noch so groß war.
Nach nicht einmal 5 Minuten kamen auch die vier Männer wieder.
„Ist Anne hier?“ Kai stürmte ohne Antwort abzuwarten nach oben. Er glaubte nicht, das sie im ihren Zimmer war, doch wusste er genau wo er sie finden konnte. Ohne zu überlegen betrat er sein eigenes Zimmer. Innerlich mehr als nur aufgewühlt, doch äußerlich auf alles (und damit meine ich ALLES) gefasst. Nur nicht auf dem Anblick dem sich ihm bot.

Anne stand neben seinem Bett, ihre Hände zu Fäusten gepresst. Die Haare wieder zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Wie er es hasste, wenn sie die Haare hoch trug. Diese Welle aus schier purem Gold sollte man nicht einzwängen.
Der Halbrusse räusperte sich geräuschvoll, und sofort hatte er Annes Aufmerksamkeit. Kühl drehte sie sich zu ihm um.
„Anne…“ wieder kam der Name nur schwer über seine Lippen, seine Augen starr auf seinen Engel gerichtet.
Und dieser Engel zuckte zusammen, als er ihren Namen aussprach. So voller liebe, so voller Schmerz, so voller HOFFNUNG.
„Ich weiß, wie es sich für dich angehört haben muss. Aber es war nicht ganz so.“
„Wie war es denn dann?“ Die Blondine zwang sich zur Ruhe, es gab bestimmt einen vernünftigen Grund für alles.
„Ich muss weg. Ich weiß nicht, ob ich wiederkomme. Es wird gefährlich werden.“
„Dann geh doch einfach nicht. Bleib hier, bleib bei mir, bei mir und deinen Freunden.“
Ihre Schultern bebten verdächtig und auch das leise Schluchzen konnte sie nicht zurückhalten. Immer wieder hörte sie den einen Satz von Kai. *ICH ÜBERLASSE DIR ANNE* als sei sie nichts Wert, als hätte ihn die Nacht nichts bedeutet. Aber war das wirklich so neu? Das fragte sie sich ernsthaft. Hatte er nicht vorhin klar gemacht, was er sich vorstellte?
„Das kann ich nicht. Ich muss es tun. Und deswegen muss ich dir leider etwas sagen.“ Er machte eine Pause und schluckte schwer.
Es war für ihn selbst unerträglich die nächsten Sätze auszusprechen. Auf dem Weg hierher hatte der 23 jährige sich etwas überlegt. Anne musste ihn hassen, damit er gehen konnte. Dabei würde es ihn selbst zerstören.

„Tut mir leid, aber… das mit uns kann nichts werden. Ich stehe auf erfahre Frauen. Jene die mir was bieten können im Bett, und das von gestern Nacht war doch ernüchternd. Ich habe ziemlich lange drüber nachgedacht wie ich es dir schonend beibringen kann, doch die blanke Wahrheit ist doch der beste Weg.“
Anne zuckte zusammen als hätte er sie direkt geschlagen, das Herz brach in kleine Teile, ihr Blick wurde für einen Moment stumpf.
„Außerdem glaub ich kaum, dass ich Gefühle für dich entwickeln könnte. Dafür sind wir zu verschieden.“
Das war der Moment für Anne, sich nicht mehr zurückzuhalten. Während er weitersprach ging sie langsam auf ihn zu, der Blick nun voller Hass.
„Du findest bestimmt mal jemanden, der dich- “ weiter kam er nicht. Sein Herz setzte einen Moment aus bevor er wirklich realisierte, was gerade geschehen war.
Der Handabdruck der Schönen Blondine prangte ihn den herrlichsten Rottönen auf seiner linken Wange.


„Wie konntest du so etwas nur tun? Wie kannst du so etwas nur sagen? Hast du überhaupt ein Herz? Du hast keine Vorstellung davon was ich durchgemacht habe. Du weißt nicht was ich für einen Schmerz fühle. Kein Körperlicher. Das wäre angenehm zu ertragen. Nein. Dieser Schmerz wird niemals vergehen. Er wird sich nur weiter fressen. Weißt du was? ICH HASSE DICH!!!!!!!“ Anne schrie ihn mit ihrer ganzen aufgestauten Wut an. Kai zuckte bei ihren letzten Worten sichtlich zurück. Hocherhobenen Haupts schritt die junge Frau zur Tür.
Sie griff nach dem Türgriff, hielt aber einen kurzen Moment inne ehe sie mit leiser und teils auch recht abwertender Stimme erwiderte:
„Trotz all den Dingen, die ich bisher durchlebt habe bin ich immer noch lebensfroher und menschlicher als du es bist und vermutlich auch jemals sein wirst!“ Dies waren ihre letzten Worte, bevor sie mit raschen Schritten den Raum verließ und Kai keines weiteren Blickes würdigte.
Dessen Herz setzte einen Schlag aus bevor es wild zu pochen begann. So eiskalt hatte er Anne noch nie gesehen. Er wusste, er hatte es verdient. Wahrscheinlich würde sie ihm diese Tat niemals verzeihen können. Doch es musste sein. Er konnte keine andere Wahl treffen. Dabei hatte er nicht einmal die Wahl.

Er liebte Anne. Er musste sie beschützen, musste sie verlassen, musste ihr Herz brechen um sie zu stärken. Es ging nicht anders.

Eine einzelne Träne stahl sich aus seinem Auge und lief leise die Wange runter. Verwundert wischte Kai darüber und stellte fest dass er weinte. Er hatte das letzte Mal vor so vielen Jahren geweint. An dem Tag als er in die Abtei kam. Seitdem nie mehr und doch… und doch weinte er nun um Anne. Um seine einzige liebe. Kai wusste genau dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Es war nur zu ihrem besten wenn sie ihn jetzt hasse. Dann wäre sie nicht traurig, wenn er nicht mehr zurückkehrte.
Er schloss die Augen und hatte sofort Annes Bild vor Augen. Er würde ihr Bild die ganze Zeit behalten, das einzige was er noch von ihr hatte.


Zwei tage später kam Kai mit seiner Tasche, die Flurtreppe runter. Alle standen dort um ihn zu verabschieden, selbst Tala war dort. Doch von Anne keine Spur. Das hatte er gehofft, doch trotzdem schmerzte seine Brust, genau dort wo sein Herz lag. Noch jemand fehlte: Hiro. Kai nahm es ihm nicht übel. Wahrscheinlich war er bei Anne. Das war auch gut so. er wusste wie sie sich fühlte, fühlte es ja auch. Als würde ein Teil von ihm fehlen. Ein lebenswichtiger Teil.
„Du willst also wirklich gehen…“ resigniert blickte Tala den Halbrussen an.
„Ich muss. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich habe es versucht.“ Tala nickte, doch in seinen Augen lag etwas, was Kai nicht definieren konnte.
„Ich weiß. Aber denk an Anne. Glaubst du, sie wird es verstehen und akzeptieren können?“
„Nein, vermutlich nicht. Das ist der Grund, warum ich will, das sie mich hasst.“ Sein Blick senkte sich.
„Aber du liebst sie. Und sie liebt dich. Warum bist du nur so stur. Sie ist nicht so stark, wie du denkst.“
„Und ich glaube, du unterschätzt sie gewaltig, mein Bruder.“ Der Russe glaubte sich verhört zu haben.
„Mein Bruder?“
„JA!“ bestimmt nickte Kai, und Tala musste ihn einfach umarmen.
„Pass bitte auf dich auf, Bruder. Du bist doch der einzige den ich hab.“ Sein zaghaftes lächeln machte es dem Halbrussen noch schwerer.

Er wurde von jedem aus seinem Team umarmt. Gott wie er solche Abschiedsszenen verabscheute. Sie begleiteten ihn nach draußen zu seinem Auto. Schnell verstaute er seine Tasche im Kofferraum, bevor er sich noch ein letztes Mal umdrehte, seine Augen suchend hin und her gleitend. Doch sein Engel blieb unauffindbar.
„Sagt Anne bitte, dass es mir Leid tut. Und… . sagt ihr einfach… ach egal.“ Der Grau- Blau Haarige schlug seine geballte Faust verzweifelt gegen sein Auto. Der Russe legte seine Hand mitfühlend auf dessen Schulter. Kai blickte zu ihm und Tala nickte stumm. Auch ohne Worte verstanden sie sich.
„Ich weiß, was ich ihr zu sagen habe, Kai. Du kannst dich ganz auf mich verlassen. Verspreche mir aber, dass du heil zurückkommen wirst. Und das wir alle dann eine Hochzeit planen können.“ Der Russe zwinkerte Kai lächelnd zu.
„Wenn es einen Gott gibt, so wird er meine stillen Gebete erhören, und Anne für immer beschützen. Auch vor mir“ Die traurigen und verzweifelten Worte des Hiwatari ließen Mariah und Hilary weinen. So kannten sie den kühlen Teamleiter nicht und es zerriss ihnen das herz.
„Kai… sag…sag so etwas bitte nicht. Es wird bestimmt alles gut werden. Da bin ich mir sicher.“ Der junge Chinese stand nun auch vor Kai und sah ihn eindringlich an.
„Bestimmt. Aber vorher gefriert die Hölle. Da bin ich mir sicher…. Naja, ich muss los. der Flieger wartet zwar, aber ich muss es hinter mich bringen. Sonst könnte es sein, das ich es mir doch noch anders überlege.“
Alle nickten verstehend.
„Pass wirklich auf dich auf. Wir brauchen dich noch.“ Tyson zwinkerte ihm zu, als dieser ins Auto stieg. Kai nickte, startete den Motor und fuhr los.
„Hoffentlich geht wirklich alles gut.“ Wisperte Mariah und blinzelte ihren Freund verstört an.
„Mach dir keine Sorgen, Schatz. Kai weiß was er kann und was nicht. Das haben wir ihm doch beigebracht.“
„Genau. Unser Boss kann ja eh alles. Wie oft wir das schon erleben mussten. Ich kann es schon gar nicht mehr zählen.“ Tyson hatte sich von den anderen abgewandt, als er dies sagte. Doch Ray sah wie er sich eine Träne von der Wange wischte.






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