Erster Kuss - Teil 2

Autor: flower
veröffentlicht am: 12.02.2012


Hey,
ich habe versucht so schnell es geht weiterzuschreiben ;) Die zweite Hauptperson ist jetzt auch da ;) Der Name,das Aussehen (von einigen) wird in den anderen Teilen vorkommen ;) Vielleicht habt ihr eine Theorie was so alles passieren wird,aber vielleicht kann ich euch ja auch überraschen ;D LG flower





Chapter 2 – Jeder Herzschlag zählt

„Stopp!“,sagte ich laut.
Diesmal meinte ich es auch so. Ich stand auf und ging zur Tür. Alex kam mir hinterher und runzelte die Stirn,als er sagte:
„Was ist los?“
„D-Das geht so nicht,okay? Ich muss jetzt wirklich los...“
Ein Vibrieren durchfuhr meinen Körper als meinen Arm erfasste.
„Mit dir stimmt was nicht. Also,schieß los. Warum willst du plötzlich gehen?“
„Scheiße,okay? Lass mich einfach in Ruhe!“
Er ließ meinen Arm immer noch nicht los. Ich sah mich nervös um. Aber es war hoffnungslos. Mist.
„Ich hatte noch nie meinen ersten Kuss! Das ist los!“,sagte ich schnell und leise und versuchte keine Miene aufzusetzen,aber es gelang mir nicht.
„Du hattest noch nie deinen ersten Kuss...?“,fragte er verblüfft und wusste anscheinend nicht ob er lachen oder lieber schweigen sollte.
„Ja und jetzt lass mich los...“
„Du willst es nicht auf diese Weise,oder?“,fragte er plötzlich und überraschte mich.
(Kurzer Notiz an mich: Ich kann Menschen schlecht einschätzen.)
Und plötzlich drückte er mich gegen die Wand. Sein Mund kam meinem wieder näher und ich spürte seinen Atem als er flüsterte:
„Dein Herz schlägt schnell und du fühlst dich wie auf Wolke sieben,nicht? Du kannst es kaum erwarten,hast aber auch Angst. Dieses Gefühl ist dir noch zu fremd und du bist unsicher...“
Er hatte verdammt nochmal recht. Mein Herz schlug schneller und schien fast raus springen zu wollen. Aber trotzdem war es nicht so weit,denn die Tür wurde aufgeschlossen und John starrte uns einen Sekundenbruchteil später grinsend an.
„Störe ich?“,murmelte er.
„Verpiss dich“,brummte Alex und schien sichtlich enttäuscht.
Verdammt,warum musste John auch nur jetzt nach Hause kommen? Wieso musste ich überhaupt mit zu Alex kommen? Ich war dem Verzweifeln nahe. Meine Enttäuschung mischte sich mit meiner Unsicherheit und ich fragte mich was ich hier eigentlich noch machte. Bestimmt drückte ich Alex von mir weg und ging zur Tür,an John vorbei,in die kalte Abendluft. Wie ein Schlag traf mich die Gewissheit,dass ich etwas richtig Falsches getan hatte. Wo war mein altes Ich? Als ich noch dreizehn gewesen war,unschuldig,brav und meine Noten im Gleichgewicht waren. Verdammt. Mein Hass zu mir wuchs unglaublich schnell und fraß mich auf. Mein Atem wurde schneller und eine Welle der Energie durchströmte mich. Meine Laune sank. Was war aus mir geworden verdammt?! Dieses kleine brave Mädchen sollte zurückkehren! Ich hasste mein jetziges Ich! War ich im Moment jemand ganz anderes? Konnte ich wieder wie früher werden? Meine Hände wanderten zu meinem Kopf und pressten sich darauf. Starke Kopfschmerzen waren gekommen. Blind eilte ich herum. Bushaltestelle. Das war mein Ziel,aber ich kam nicht voran. Immer schwankte ich wie eine Betrunkene hin und her. Mir wurde schwindelig und ich blinzelte ein paar mal. Da. Auf der anderen Straßenseite war die Bushaltestelle. Ich stöhnte als mich wieder ein schlimmer Schmerz am Kopf durchzuckte. Blind ging ich auf die Straße. Zehn Meter. Aber plötzlich wurde ich noch mehr geblendet. Von einem hellen Licht. Eine Hupe. Mein Lippen stießen einen Schrei aus. Dann traf mich etwas mit voller Wucht und ein wohliges Schwarz umhüllte mich.


Ich bremste,doch es war zu spät. Das Mädchen wurde ein paar Meter nach hinten geschleudert. Die Reifen quietschten und ich öffnete hektisch meinen Sicherheitsgurt. Dann stieg ich aus und rannte zu dem Mädchen. Blut klebte an ihren sanften dunkelbraunen Haaren. Aus ihrem Mund floss Blut. Überall war Blut.
Ich kniete mich hin und sagte:
„Hörst du mich?! Hallo?!“
Doch ich bekam keine Antwort. Sofort hob ich sie hoch und rannte zum Wagen. Ich legte sie hinten hin. Dann schnallte ich mich an und steckte den Schlüssel ein. Der Motor ging an und ich fuhr mit quietschenden Reifen los. Pure Panik durchflutete mich. Die Ampel vor mir schaltete auf Gelb. Ich gab Gas,denn ich durfte keine Zeit verlieren. Doch bevor ich über die Ampel fuhr wurde es rot,aber ich fuhr weiter. Das Mädchen könnte sterben. Wegen mir... Mist. Ich drückte noch mehr auf das Gaspedal und beschleunigte. Nach fünf Minuten war ich im Krankenhaus. Das Mädchen war sehr blass und auch auf den Sitzen hinten war Blut. Ich hob sie wieder hoch und rannte rein. Ein paar Schwestern und Ärzte kamen. Ich sollte sie auf eine Trage legen und gehorchte. Schweiß rann meine Stirn runter. Sie schoben sie in einen Raum. Da sah ich sie nicht mehr. Meine Angst war groß. Meine schlimmen Gedanken zu vertreiben war schwieriger,als meinen Atem zu kontrollieren. Was wenn sie starb? Überall dieses Blut. Ihr Schrei. Ich setzte mich hin und legte meine Hand an meine Stirn und schloss meine Augen um mich ein bisschen zu beruhigen. Doch es half nichts. Keine Ahnung wie lange ich da wartete. Eine Stunde,zwei oder vielleicht drei? Es war mir völlig egal. Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir das es viereinhalb Stunden gewesen waren. Endlich kam der Arzt raus. Ich lief direkt auf ihn zu und er sagte:
„Wir haben eine OP durchgeführt. Es sieht schlecht aus für sie. Ihre Hüfte ist gebrochen, Bradykardie, Commotio, mehrere Frakturen und zu viel Blutverlust. Es könnte sein das sie unter Gedächtnisverlust leidet... Ihr Zustand ist nicht stabil. Es tut mir leid das zu sagen,aber wir können nur hoffen das es ihr bald wieder besser geht.“
Oh nein. Verdammt.
„Nein“,flüsterte ich.
Der Arzt ging mit einer mitleidigen Miene davon. Eine Schwester kam und lächelte mich aufmunternd an.
„Sie wird schon. Gib nicht die Hoffnung auf.“
Es klang so als würde sie denken dass das Mädchen im Koma meine Freundin wäre. Nein,das wahr sie nicht. Ich hatte dieses unbekannte Mädchen in diesen schlimmen Zustand gebracht.
„Wo ist sie? Kann ich sie sehen?“
„Sicher. Komm mit.“
Ich folgte der Schwester und sie führte mich zu dem Mädchen. Sie sah schlimm aus. Überall Blutkrusten und Verbände. Schläuche,Geräte,alles traf mich wie ein Schlag. Ihr Herzthymus war langsam. Die Schwester sah das Mädchen traurig an.
„Die Kleine hat es hart erwischt. Ich werde mich um sie kümmern. Versprochen.“
Verdammter Mist,was hatte ich getan? Wenn sie jetzt starb...
Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und sah aus dem Fenster. Ab jetzt hieß es warten.


Keine Ahnung wie viel Zeit verging,aber irgendwann kam der Arzt. Er sah mich mit einer ernsten Miene an.
„Sind sie da?“,fragte ich.
Er nickte. Ich seufzte.
Fünf Leute kamen rein. Sie sahen das Mädchen an und vier von ihnen weinten sofort. Ein Mann,eine Frau,zwei Jungen und ein Mädchen. Ihre Familie war gekommen. Am liebsten wäre ich jetzt wo anders. Im Meer,auf dem Mond,in der Wüste,egal wo,nur nicht hier. Nur nicht derjenige,der Angst hat für jemandes Tod schuldig zu sein. Meine Gefühle schalteten wieder einen Gang hoch und ich versuchte an nichts mehr zu denken. Der Mann sah mich kurz an und dann wieder zu seiner Tochter. Doch plötzlich erstarrte er und sah mich wieder an. Sein Gesicht wurde härter und seine Blicke schienen Blicke auf mich zu schießen. Er stierte auf mich zu und schleuderte mich gegen die Wand,dann packte er mich am Kragen und sein Gesicht wurde rot.
„Du bist es schuld,nicht wahr?! Du bist es schuld! Ich werde dich umbringen,hörst du?! Dein größter Wunsch wird es sein nie geboren zu sein! Hörst du mich?!“,brüllte er.
Ich schluckte und versuchte seinem wilden Blick standzuhalten. Nicht mal ein „Es tut mir so leid“ kam aus meinen Lippen. Sogar meine Gefühle waren ausgeschaltet. Die Spannung zwischen mir und dem Mann war zu groß. Nur eines blieb: Die Sorge um das Mädchen.
„Lass ihn,George. Ist es nicht schon genug das durchzumachen? Lass ihn...“,flehte die Frau.
Zwei Schwestern und ein Arzt kamen.
„Was ist hier los? Sie schaden unserem Patient! Einer von euch geht sofort raus“,befehlte der Arzt.
Ich gehorchte ohne groß nachzudenken. Der Mann atmete schwer und schien seine Wut fast nicht mehr kontrollieren zu können. Die Blicke von den zwei Jungen und dem Mädchen die ungefähr in meinem Alter waren entging mir nicht. Ihre Bedeutung war Hass,ohne wenn und aber.
Langsam ging ich zu den Sesseln vor dem großen Glasfenster und setzte mich hin und schaute raus. Gerne hätte ich ein Wort benutzt das ich noch nie gesagt hatte: Scheiße. Einfach nur Scheiße.
Niemand konnte wissen wie ich mich im Moment fühlte. Hatten sie Angst das ein Mensch wegen einem Selbst starb? Hatten sie Angst was die Leute in der Stadt mit ihm machen würden wenn sie herausbekommen würden was er getan hatte? Hatten sie Angst ein Mörder zu sein? Nein,ihre Angst war aber nicht zu vergleichen. Jemanden zu verlieren den man liebt ist kälter als Eis und heißer als Feuer. Etwas,das sehr schmerzlich ist. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Gerne hätte ich sie gegen die große Glasscheibe sausen lassen.
Plötzlich verdunkelte sich meine Welt,aber ich war weder ohnmächtig,noch war eine Sonnenfinsternis gekommen. Ich hatte meine Augen geschlossen und an meine Freundin gedacht. Wo war sie jetzt? Was tat sie? Sie war verschwunden,weggelaufen von uns allen. Vor ihren Eltern,vor ihren Freunden und auch vor mir. Nur ich hatte von ihr gewusst das sie freiwillig ging. Sie hatte es mit erzählt und hatte geweint. Zärtlich war ihre Hand zu meiner Wange gewandert und die Worte: „Ich werde dich immer lieben“ war flüsternd aus ihren Lippen entwichen. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Wieso war sie gegangen? Wieso hatte sie es nur mir erzählt? Das war nicht lange her,zwei Monate. Meine Laune verschlechterte sich,aber ich versuchte stark zu sein. Das Einzige was ich jetzt nicht machen durfte war aufgeben. Unerwartet kam der Arzt zu mir und setzte sich auf den Sessel der gegenüber mir war. Alles hätte anders enden können und wie die wilden Wellen die von allen unerwarteten Richtungen schlugen,wurde mir klar,mein Leben würde sich nun verändern.
„Wie ist es passiert?“,fragte er mich direkt.
Wir beide schauten uns nicht an,sondern schauten durch das Fenster.
„Sie ging taumelnd über die Straße. Vielleicht war sie betrunken,ich weiß es nicht,aber meine Geschwindigkeit war viel zu viel und der Abstand zwischen ihr und dem Wagen w nicht groß genug. Ich konnte nicht rechtzeitig bremsen. Sie schrie und dann gab es den Unfall. Es ist alles meine Schuld.“
„Wie viel durfte man fahren?“
„Es war eine alte Landstraße.“
„Ich habe dir zu ihrem Zustand was gesagt und du bist dir sicherlich sicher,dass sie... Ich möchte nicht viel sagen,aber...Weißt du wie sehr ich um dieses Mädchen trauere? Gerade eben hat mir ihre Familie von ihrem Zustand erzählt. Sie raucht,hatte aber auch schon Alkoholprobleme,sie hasste sich selber und ihr Leben. Für sie,war sie in ihrem dreizehnten Lebensjahr zurückgeblieben,weil sie wieder so wie damals sein will. Es tut mir aber auch für dich leid und glaube,ich werde mein bestes geben um sie wieder zu heilen. Aber du darfst nicht die Hoffnung aufgeben,denn dann ist es vorbei?“
Ich nickte. Was hätte ich sagen sollen...?
„Ich möchte aber das du mir etwas sagst.“
Jetzt sah ich ihn an.
„Die Familie will dich anklagen und was wirst du sagen? Ich weiß,dass ich weit aus über meinem Job,aber vielleicht kann ich dir helfen. Deine Aussage muss mehr als nur ein paar Worte sein.“
„Ich weiß nicht. Meine Schuld ist eindeutig,ich werde ihnen erzählen was passiert ist und mehr kann ich auch nicht tun. Anders habe ich es nicht verdient.“
„Junge,ich glaube du hattest Schuld,aber wenn sie,wie du meinst,vielleicht betrunken war,dann könnte das deine Lage ändern.“
„Wieso wollen sie mir helfen?“
„Ich will dem Mädchen und dir helfen,weil mein Sohn einen Unfall dieser Art gebaut hat. Er war sehr lange im Gefängnis und er war der Einzige den ich hatte. Er hat sich im Gefängnis erhängt. Das Mädchen wäre wohl tot,hat man ihm gesagt,aber sie war nicht tot.“
Vielleicht war es einer der Momente,die mich weit aus mehr als nur verblüfften und mich wie durch ein Messer wieder einmal teilte. Langsam verlor ich mich,denn alles war zu durcheinander,von welcher Seite es auch kam,nie war ich schnell genug um das abzuwehren.
„Es tut mir leid“,wahren die einzigen Worte die mir einfielen und vielleicht in einer etwas richtige Richtung waren.
„Doktor kommen sie sofort! Einer unserer Patienten hat einen Herzstillstand!“,ertönte es plötzlich. Der Arzt sprang auf und rannte davon.
Ich schaute wieder aus dem Fenster. Egal wie lange es dauern würde,ich würde warten bis das Mädchen aufwachen würde und dann mit ihr reden. Mich entschuldigen und vielleicht auch für wenigstens eine Sache in meinem Leben für Ordnung sorgen. Doch plötzlich wurde mir klar,dass der Patient vielleicht auch das Mädchen sein könnte. Der Patient,der einen Herzstillstand hatte.





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