Gegensätze ziehen sich an! - Teil 23

Autor: e93
veröffentlicht am: 23.10.2012


Vielen Dank für eure Meinung.
Oh Gott, ich sehe es kommen... viele werden die Geschichte spätestens ab dem 2. Band aufhören zu lesen...
Ich hab mir schon von Anfang an, Gedanken darüber gemacht, wie die Geschichte verlaufen soll und ich wette vielen wird das nicht gefallen... leider. Ich habe nicht vor, Emir & Mira wieder zusammenzubringen. Emir ist ein Schatz und ich liebe ihn... aber in dem 24 Teil werden sich die meisten entweder für Emir oder für Luca entscheiden müssen. ^^

Hier mal ein Dankeschön an alle Leser dieser Geschichte, die mich bis hierhin unterstützt haben. Es bedeutet mir wirklich viel und ich hoffe, dass ihr meine anderen Geschichten ebenfalls lesen werdet.

@Maxi: Wow so ein langer Kommentar :D Es freut mich, dass du so denkst und ich musste wirklich beim Lesen lachen. :)

Die letzten 3 Teile
- - -

*
In der Bahn nahm Mira ihr Handy raus, steckte ihre Kopfhörer an und suchte nach einem passenden Lied, dass ihre Gefühle beschreiben sollte. Als sie bei dem Lied „Rolling in the deep“ ankam, nickte sie zufrieden, lehnte ihren Kopf an die kalte Scheibe der Bahn und sang leise mit:

„The scars of your love remind me of us
They keep me thinking that we almost had it all
The scars of your love they leave me breathless
I can\'t help feeling
We could have had it all
Rolling in the deep
You had my heart inside of your hand
And you played it to the beat“

Es empörte sie einfach, wie er ganz alleine wieder bei dieser elenden Gruppe war! Was fiel ihm ein? Wozu das Ganze? Von wegen, machte er das für sie beide! Er würde seine dunkle Seite nie los lassen können, niemals seine Vergangenheit aufgeben können und das nervte sie abgöttisch. Ihre Wut verwandelte sich zu Trauer und gerade, als sie ausstieg, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und fing an zu weinen. Was sollte sie auch anderes tun? Der Typ für den sie sich entschieden hatte, war ihr größter Feind. Der Kerl der ihr so viel schlechtes angetan hatte und nicht selten mit ihrer Familie eine Schlägerei führte. War jetzt wirklich alles vorbei? Würde er ihr wirklich all die Schmerzen nehmen? Das Ganze war einfach viel zu schön, um wahr zu sein und ihr war bewusst, dass er gefährlich werden könnte. Was war, wenn er mal die Beherrschung verlieren und auf sie einschlagen sollte? Gott, ihre Gedanken schweiften zu all den negativen Erlebnissen. Aber das war auch nichts ungewöhnliches, schließlich war sie jetzt auf dem Weg nach Hause und hatte vor nicht mal einer Stunde noch bei ihm im Bett gelegen. Die Schuldgefühle gegenüber ihrer Familie verdeutlichten sich. Verdammt sie fühlte sich so elend. Auf der einen Seite ihre geliebte Familie und auf der anderen, der Typ für den ihr Herz schlug und dessen blaue Augen sie fesselten. - Gott, bitte gib mir ein Zeichen, damit ich mich richtig entscheiden kann -, flehte sie innerlich zum Herrscher und kam endlich Zuhause an. Ganz langsam mit sehr schnell klopfendem Herzen, schloss sie die Tür auf, zog ihre Stiefel aus und betrat das Wohnzimmer, wo ihre Mutter saß und am Laptop arbeitete. „Hallo“, begrüßte Mira sie knapp und vermiet jeglichen Augenkontakt mit ihr.
„Schatz?“, fragte Frau Öztürk besorgt, verabschiedete sich von ihrem Gesprächspartner und lief auf ihre Tochter zu. Anschließend hob sie Miras Kinn an und sah die Tränen, die der jungen Türkin immer noch die Wange runterliefen.
„Was ist passiert?“, forschte nun die besorgte Mutter und zog ihre Tochter behutsam in ihre Arme.
Mira hielt es nicht mehr aus und weinte sich nun die Augen aus dem Kopf. Ihr Atmung war sehr laut und sie konnte kaum noch reden.
„Pssst“, sagte die Mutter leise und strich ihr erst über die braunen Haare, ehe sie ihrer Tochter einen Kuss auf den Kopf gab und sie ins Badezimmer führte, damit Mira ihr verweintes Gesicht waschen konnte.
„Es tut so weh“, gestand Mira nun sehr undeutlich, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und fiel ihrer Mutter in die Arme.
„Willst du darüber reden?“, fragte die Mutter taktvoll, beide liefen wieder ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch. Verdammt,was sollte sie jetzt ihrer Mutter erzählen? Sie schloss ihre Augen, atmete tief ein und aus und urplötzlich gestand sie: „Ich habe das Gefühl, dass meine Freundschaft zu Katrin zerbricht.“
Diese Worte überraschten die Mutter wirklich sehr und sie blickte Mira ungläubig an: „Habt ihr Streit?“
„Nein, aber zwischen uns beiden herrscht in der letzten Zeit nur noch negative Stimmung.“
„Willst du mir den Grund dafür verraten?“, fragte die Mutter hoffend und Mira erklärte mitgenommen: „Es ist wegen der Schule. Auch in den Ferien hatten wir nicht soviel Zeit um uns zu treffen und jetzt hab ich das Gefühl, dass wir getrennte Wege gehen, aber ich will das nicht. Sie ist doch meine beste Freundin.“
Nun war die Mutter erst Recht besorgt, dass sah man ihr an. „Hm, meinst du nicht das du dir das nur einbildest? Vielleicht solltest du mit ihr unter vier Augen reden und dieses Problem lösen.“
Mira blickte ihrer Mutter tief in die Augen und überlegte. Was würde passieren, wenn sie Katrin die Wahrheit erzählen würde? Sie wäre sauer und enttäuscht, weil Mira ihr bislang nichts gesagt hat, aber nachdem sie sich wieder beruhigt hätte, würde sie Mira verzeihen und ihr helfen. Also bestätigte Mira die Aussage ihrer Mutter: „Du hast Recht, ich sollte wirklich mit ihr reden.“
„Mira, egal was ist, ich werde dir auch immer zu hören und dir so gut ich kann helfen, dass weißt du oder?“, fragte die Mutter mit ihrer zarten Stimme und ging sich durch die braunen Haare. Eine wunderschöne Frau, dessen Schönheit ihre Tochter ebenfalls besaß. Eine Weile saßen Mutter und Tochter noch zusammen und sprachen ein bisschen über die Schule und die Arbeit, ehe Mira sich in ihr Zimmer zurückzog und ihrer besten Freundin eine SMS schrieb:

Du bist die beste Freundin die man sich wünschen kann
und der einzige Grund warum ich dir nichts sage ist die,
dass ich Angst vor deiner Reaktion habe.
Mira

Circa 5 Minuten später bekam sie eine Antwort:
Du weißt, wenn ich mich aufrege, dann nur,
weil du mir wichtig bist. Wenn es nicht so wäre,
würde ich mir keine Sorgen um dich machen.
Allein die Vorahnung macht mich verrückt...
sag mir bitte, dass es nichts mit Luca zutun hat.
Katrin

Gott, wetten sie dachte etwas falsches? Obwohl, so falsch war es gar nicht. Denn das war ja sein hauptsächlicher Plan gewesen, bevor die Situation so ein Wendung genommen hat. Damit Katrin nicht weiter besorgt war, schrieb sie:
Ich bin immer noch Jungfrau, keine Angst.
Werde es dir Morgen sagen.
Gute Nacht.

Mit dieser Nachricht, schaltete sie ihr Handy aus, sprang unter die Dusche und in ihrem Kopf spielten sich so viele Filme ab, was wohl passiert war, nachdem sie gegangen war. Ob Luca seine Worte wirklich ernst meinte? Sie hoffte sich nichts mehr, als, dass er ihre Gefühle erwiderte.
„Mira, kommst du Essen?“, hörte sie plötzlich ihren Bruder, der an der Tür klopfte, fragen. Sofort spülte sie die Seife aus, zog sich ihren Bademantel an, lief in ihr Zimmer, um sich anzuziehen und begab sich runter ins Wohnzimmer, um sich an den Esstisch zusetzen und mit ihrer Familie zu Abend zu essen. Nachdem alle fertig waren, räumte sie auf und steckte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine, verabschiedete sich von ihrer Familie und schlief schließlich, die Treppen hoch und betrat ihr Zimmer. Die Hausaufgaben waren nicht gemacht, aber einen Tag, würde sie sich wohl gönnen können, ohne Hausaufgaben in der Schule zu erscheinen, schließlich würde sie es nachholen.

Um Punkt 6:30 Uhr klingelte ihr Wecker, mit einem Seufzer, öffnete sie ihre braunen Augen, stand auf und zog sich eine weiße Jeans mit einem rosanen Pulli an, schnappte sich eine braune Mütze, ihren braunen Mantel und ohne etwas zu essen, lief sie an die Haustür, wo sie in die braunen, warmen Stiefel schlüpfte und mit der Bahn in die Schule fuhr. Heute war es so weit. Heute würde sie Katrin endlich die Wahrheit sagen. In der Schule angekommen, lief sie ohne nach rechts oder links zu schauen, direkt rein und strahlte Katrin an, welche sofort auf sie stürmte und beide sich umarmten. „Ich freue mich schon, endlich die Wahrheit zu erfahren.“, sagte sie und Mira wurde rot. Vor allem weil Luca gerade ankam und seine Hände, die sie gestern auf ihrer Haut gespürt hatte, in seiner dicken Jackentasche steckte. Mit einem einfachen: „Morgen“, begrüßte er die Kerle und blickte anschließend intensiv zu Mira. Natürlich bemerkte dies Katrin und flüsterte ihr ins Ohr: „Ist gestern etwas passiert?“
„Ja, aber ich erzähle es dir später in der Pause.“
Gott sei Dank, kam auch bereits die Politiklehrerin und sie betraten die Klasse. Toni war an dem heutigen Tag krank, weswegen Luca vorsichtig seine Hand auf Miras Schoß legte und ihr liebevoll ins Ohr flüsterte: „Guten Morgen, Prinzessin.“ Blitzartig wurde Mira rot, zog seine Hand weg und erwiderte zornig, aber dennoch kaum hörbar: „Fass mich nicht an! Vergiss nicht wo wir sind!“
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Luca nun im gleichen Ton und sorgte, dass die ganze Klasse beide anstarrte. Selbst die Lehrerin blickte schockiert zu den beiden und fragte: „Was ist euer Problem?“
„ER!!“, antwortete Mira bissig und rollte genervt die Augen. Verdammt, sie war wirklich gereizt. Der Gedanke, dass er gestern bei seiner Gruppe war, nervte sie zutiefst und nicht nur das, sondern auch das er plötzlich so tat, als wäre er eine ganz andere Person. Vielleicht, weil es seine alte Art war, die es ihr angetan hatte und nicht diese neue Art „Mr Perfect“. Um ehrlich zu sein, hatte sie einfach schlecht geschlafen und einen unvergesslichen und beeinflussenden Alptraum gehabt. Ein Alptraum, wo sie diesen verdammten Bastard, der neben ihr saß, wieder in rassistischer Aktion gesehen hatte. Langsam reichte es Luca, er formte seine Hände zu Fäusten und fragte dennoch um Beherrschung bemüht: „Warum?“
„Du weißt ganz genau warum!“, flüsterte Mira und rollte die Augen.
Die ganze Klasse fing an zu tuscheln und Luca schluckte seine Frust runter. War er nicht noch gestern glücklich gewesen? Hatte er nicht noch gestern, sie in seinen Armen gehalten uns geküsst gehabt? Sicherlich war sie wütend, weil er zu seiner Gruppe gegangen war, aber es war vorbei! Er hatte sich für sie entschieden. Warum wollte sie das nicht begreifen?
„Ich hasse dich“, hauchte Mira so leise wie möglich und entschuldigte sich von der Lehrerin:
„Es tut mir leid, aber ich bin etwas gereizt, weil wir beide unterschiedliche Blickwinkel haben, was unseren Aufsatz betrifft!“
Gott, was sagte sie da? Wusste sie überhaupt, was sie Luca damit antat? Luca blickte sie schockiert an und war in diesem Moment, wie in tausend Teile zerbrochen. Das Mädchen, das er liebte, gab ihm gerade indirekt eine Abfuhr! Was wollte sie denn noch? Die ganze Klasse war schockiert und dies sah man auch an ihrer Mimik.
„Mira, das ist völlig normal. Sie arbeiten mit einem Deutschen zusammen und vielleicht sieht er, als ein Deutsche das etwas anders als sie, aber da er ja selbst kein Ausländerfeind ist, bin ich mir sicher, dass ihr schon eine gemeinsame Lösung finden und einen ausgezeichneten Aufsatz schreiben werdet.“, meinte die Lehrerin zuversichtlich und hob den mitgebrachten Zeitungsartikel „Döner-Mord“ hoch, sodass jeder Schüler und jede Schülerin das sehen konnte und fügte hinzu: „Es ist schrecklich was in unserer heutigen Zeit noch alles passiert. Während viele sich für Toleranz einsetzen, damit wir endlich alle in Frieden leben können, gibt es immer noch kranke Menschen, die sich an Rassismus aufgeilen! Ich als Tochter einer türkischen Frau und einem deutschen Mann, verkrafte solche Nachrichten nicht! Es ist schrecklich, was andere Menschen anderen Menschen antun, nur weil sie aus einem anderen Land stammen. Obwohl Hitler schon seit 67 Jahren tot ist, sind diese Nazis nicht zu stoppen! Wer gibt ihnen bitte dieses Recht dazu? Wie können sie es wagen, andere Menschen zu demütigen oder gar umzubringen, weil sie anders sind? Ich kann mir Deutschland ohne Ausländer nicht vorstellen! Das macht uns doch aus! Das hier in diesem Land so viele Menschen aus anderen Kulturen beisammen leben! “.
„Nazis sind scheiße! Ich kenne sogar Ausländerfeinde die im Urlaub in andere Länder fliegen! Was ist das?“, fragte ein italienischer Junge namens Francesco und schlug wütend auf den Tisch. Auch Yagmur beschwerte sich und anschließend wurde die ganze Klasse laut, bis Felix, der bereits vorgestern ein Kommentar über die junge Nazigruppe im Hauptbahnhof gemacht hatte, meinte: „Im Hauptbahnhof sind doch Jugendliche die sich oft mit Ausländern verprügeln. Ein türkischer Freund von mir hatte mal vor paar Monaten eine Auseinandersetzung mit so einem Timo.“
„Stimmt das?“, fragte Mira flüsternd und seufzte leise.
„Wir haben uns oft mit anderen geschlagen. Das ist in dieser Clique normal“, antwortete Luca kaum hörbar.
Scheiße man, warum musste ihr beschissenes Herz sich auch ausgerechnet für ihn entscheiden? Erst jetzt realisierte die Lehrerin, Felix\' Worte und fragte skeptisch: „Bist du dir sicher? Ich kenne diese Gruppe nicht.“
„Ja, so eine Gruppe existiert wirklich. Habe ich auch gehört.“, brachte nun ein Mädchen, namens Silke hervor und Felix fügte hinzu: „Miras Bruder und Cousin hatten noch vor paar Monaten eine heftige Auseinandersetzung mit der Gruppe.“
„Woher weiß er das?“, fragte nun Luca Mira gereizt und Mira zuckte mit ihren Schultern: „Von mir nicht!“
„Ich hasse es, wenn ich solche Sachen über uns höre!“, gestand Luca gedämpft.

(*¹)
Miras Augen weiteten sich und sie bekam für einen Moment keine Luft mehr. Das war Gottes Zeichen oder? Das war eindeutig. Luca war nicht für sie geschaffen worden! Auch er schien bedrückt zu sein und seufzte leise vor sich hin. - Na, gefällt es dir was du in deiner Vergangenheit gemacht hast? -, fragte ihr Verstand, doch sie blieb stumm und blickte nur gespannt zu der Lehrerin.
„Dieses Thema ist wirklich eine Diskussion wert, aber ich würde gerne jetzt über die Vor- und Nachteile von Hitler reden.“, erklärte Frau Steinbach und die Klasse fragte ungläubig: „Dieser Mann hat nur Schaden zugefügt! Wie kann etwas positives an ihm sein?“
„Hitler schuf Arbeitsplätze. Arbeitsplätze bedeuten Geld. Und egal, wie man es dreht und wendet, Geld ist keine Nebensache! Geld kontrolliert die ganze Welt!“, brachte Luca lässig hervor und die ganze Klasse schaute ihn wie benebelt an. Er wollte also diskutieren? Na gut! Mira stand auf, blickte ihn hasserfüllt an und konterte: „Du Depp! Es gibt genug Ausländer die mittlerweile selbstständig sind und wiederum Arbeitsplätze schaffen. Und sie beschäftigen auch Deutsche… mal ganz davon abgesehen: Weißt du überhaupt was für ein hoher Preis für diese Arbeitsstellen bezahlt wurde?“
Luca blickte Mira frech grinsend an, stand ebenfalls auf und blickte ihr intensiv in die Augen. Diese Diskussion betraf nicht länger die ganze Klasse.
„Hoher Preis? IHR hättet einfach alle da bleiben sollen, wo ihr hergekommen seid. Dann wäre das auch niemandem passiert. Die Deutschen hatten so ein Ziel. Sie waren ein gemeinsames Volk und kämpften dafür, dass das so blieb. Die Arbeitsmoral und das Zusammengehörigkeitsgefühl, was wir zu dieser Zeit hatten, übertrifft die jetzige Zeit nicht so schnell.“
Dieser Mistkerl provozierte Mira und diese hob nun den Kopf etwas an und verteidigte, wie ein Rechtsanwalt: „Die Soldaten haben unter Führung eines Idioten gekämpft, der nicht einmal einen Hauptschulabschluss nachweisen konnte. Außerdem war er Österreicher und sein Vater war selbst ein Jude!Das DU so einen verteidigst ist klar! Und auch ist es mit der Arbeitsmoral geklärt, wenn man alle Frauen in die Küche schickt, dann ist es automatisch so, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl hoch ist. Und nicht mal bei allen war das so, wie du es behauptest!“
Jetzt hob Luca eine Augenbraue in die Höhe und sagte frech grinsend: „Nenn es, wie du willst. Frauen gehören so oder so an den Herd. Obwohl sogar dafür einige zu blöd sind. Und wenn du meinen Idealen nicht vertraust, dann solltest du zumindest an die damalige Bildung denken. Dort wurde rege Forschung betrieben. Wofür muss ich dir ja nicht sagen…“
„Ach du meinst die Forschung, wo man sich damit beschäftigte, wie man die Juden am besten umbringen kann? Foltern kann? Mir ist absolut klar, dass das bei dir Bildung ist. Du hast ja noch nicht einmal die Bildung, um vom Hier und Jetzt zu sprechen. Was damals war, kann jetzt keiner mehr ändern, aber man kann es besser machen als vorher. Es gibt so viele Menschen, die Deutsche sind, aber deren Eltern damals hierher gesiedelt sind. Zum Beispiel meine Vorfahren oder die Vorfahren der anderen, aber wir sind hier geboren, hier aufwachen und sehen dieses Land, als unsere Heimat! Mein Gott, wenn ich Mutter wär, würde ich auch das beste für mein Kind wollen. Und wenn das hieße meine Heimat zu verlassen, würde ich auch das tun. Glaubst du tatsächlich, dass alle freiwillig hier sind?“, fragte Mira ernst und ihr Körper spielte langsam verrückt. Er hatte seine Brille noch nicht angezogen und da er wusste, dass sie ihn ohne diese Brille heißer fand, drehte er sein Gesicht ein wenig um, schaute in die Wintersonne und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. Dieser Kerl spielte mit ihr, aber sie würde sich beherrschen!
Bevor er seine Meinung weiter vertrat, ging er sich durch die Haare und seufzte.
„Von mir aus könnt ihr doch tun und lassen, was ihr wollt. Macht es doch nur woanders! Es gibt doch nicht nur drei Länder auf der Landkarte. Außerdem, was willst DU denn eigentlich mit Kindern. Glaub mir, der Mann der dich heiraten würde, würde sich nach nicht mal 24 Stunden scheiden lassen, weil du einfach Stimmungsschwankungen hast und von Ängsten umgeben bist!“ Oh, jetzt wurde der Herr auch noch persönlich?
„Sei leise! Du hast doch keine Ahnung von anderen Kulturen, oder... meinem Liebesleben. Mach du dir lieber mal sorgen um dich selbst. Multikulturell ist die Zukunft. Die Rechte wird untergehen.“
„Wozu? Ich lebe hier in Deutschland und bin stolzer Deutsche! Sieh das ein. Multikulturell ist schön und gut, aber wenn du in diesem Land nicht so lebst, wie dieses Land es von dir und deiner Familie erwartet, wirst du nicht weit kommen, glaub mir, Miralein!“
Verdammt diese Augen hypnotisierten sie wirklich und ihr Körper spielte verrückt. Ihr Verstand war inzwischen ausgeschaltet und sie wollte ihn nur küssen. Ganz langsam näherte sie sich seinem Gesicht und dabei spielten in ihrem Kopf die wildesten Szenen. Wenn sie ihn jetzt in der Klasse küssen würde, würde das nicht gut enden! Sie würden sich über sie lustig machen und die ganze Schule würde erfahren, dass sie bereitwillig einen Deutschen geküsst hatte und wenn die Schule das erfuhr, würde es nicht lange dauern, bis ihre Familie das mitbekam und außerdem würde sie sich unnötigen Stress machen. Gerade als sie diese Gedanken zu Ende gebracht hatte, blickte Luca sie gereizt an und setzte sich auf seinen Platz und Mira tat es ihm nach. Sie hatten sich jetzt gestritten und eins stand fest... Mira ging es beschissen!
(¹*)

Frau Steinbach lief auf die Beiden zu und sprach: „Sehr schöne Diskussion. Ihr wart beide wirklich sehr glaubwürdig und erhält von mir eine 1.“ Mira lächelte die Lehrerin leicht an. Luca dagegen stand auf, verbeugte und entschuldigte sich: „Es tut mir leid, aber da niemand diesen Teil übernehmen wollte, hab ich es getan. Bitte denkt nichts falsches über mich! Meine Mutter wird bald einem Türken heiraten und ich bin zurzeit mit einer halb Italienerin liiert.“ Wie bitte? Er war was? Die Lehrerin garantierte ihm, dass niemand falsch über ihn denken würde und die Mädchen schienen bedrückt zu sein, genauso wie Mira. Warum tat er das jetzt? Gefiel es ihm, ihr das Herz zu brechen?
„Warum?“, frage Mira leise und senkte ihren Kopf.
„Weil ich keine Lust mehr auf die Mädchen in der Klasse habe!“, antwortete er in der gleichen Lautstärke und Mira seufzte. Wieso tat ihr Herz so weh?
„Vergessen wir das einfach mit gestern, okay?“, fragte Luca weiter und gab sich äußerste Mühe, damit man ihm nicht anhörte, wie diese Situation ihn verletzte. Selbstverständlich bejahte Mira und wartete nur noch, bis die Stunde endlich vorbei war, damit sie Katrin in eine stille Ecke ziehen und sich bei ihr ausheulen könnte.
Endlich klingelte es in die Pause, sie nahm ihre Tasche und lief zu Katrin, die sie besorgt anschaute, nickte und beide die Klasse verließen. Hastig zog Mira sie runter in den Keller, wo sie vor wenigen Tagen noch mit Luca stand, fiel ihrer besten Freundin um den Hals und weinte los. Die gefühlvolle Katrin, umarmte sie fest und wartete, bis Mira anfing zu erzählen: „Ich habe Gefühle für ihn. Unbeschreibliche Gefühle, die ich noch nie zuvor erlebt hab. Aber es tut so weh.“
Katrin war natürlich schockiert, aber sie strich Mira nur über die Haare und sagte kein einziges Wort.
„Es tut mir so leid, dass ich dir nichts gesagt habe, aber nachdem ich fast die kompletten ersten zwei Wochen der Ferien mit ihm verbracht habe, wusste ich nicht, wie ich dir das alles erzählen soll. Ich weiß, was du denkst und das du mich nicht verstehen kannst, ich kann es selbst nicht, aber ich empfinde einfach so viel für ihn!“, erklärte die Türkin und weinte immer noch. Ungefähr drei Minuten brauchte sie, bis sie sich langsam beruhigte und ihr schließlich in kürze die Erlebnisse in den Weihnachtsferien erzählte. Dabei ließ sie jedoch die gewalttätigen Szenen und auch die Sache mit der „Beziehung“ gekonnt weg. Erst als sie fertig war, scheuerte Katrin ihr wütend eine und schrie: „Verdammt, wie kannst du das machen? Hättest du mir etwas gesagt, dann hätte ich dir doch geholfen, von diesem Psychopath wegzukommen! Siehst du nicht, wie er versucht dich zu verarschen? Er will nur deine Jungfräulichkeit und dann will er das unter Samis Nase reiben. Mira, seit wann bist du bitte so naiv? Luca ist dein ERZFEIND! Scheiße man, jetzt hab ich das Verlangen danach ihn ab zustechen!“ Mira konnte Katrins Reaktion verstehen und auch hatte sie diese Ohrfeige verdient, aber sie war besessen nach diesem Kerl und erzählte ihr auch, was gestern passiert war.
Zack, noch eine Ohrfeige. „Du bist echt billig! Verdammt, du enttäuschst mich gerade so sehr! Siehst du eigentlich nicht, wie er dich an der Nase führt? Er will doch nur das du glaubst das er dich liebt, damit er dich ficken und anschließend fallen lassen kann!“ Mira hielt es nicht mehr aus und schlug ihr Kopf gegen die weiße Wand. Sofort zog Katrin ihre beste Freundin in ihre Arme und versuchte sie zu beruhigen.
„Katrin, ich will nicht ohne ihn sein. Ganz egal was er auch getan hat“, gestand die Türkin und war zufrieden über ihre Entscheidung, einige Szenen weggelassen zu haben, ansonsten hätte man Katrin nicht mehr stoppen können.
„Luca verdient dich aber nicht!“, erklärte Katrin sicher und tröstete ihre Freundin.
„Lass uns heute nach der Schule etwas essen gehen, okay? Dann ein wenig in der Stadt shoppen.“, schlug Katrin vor und küsste ihre innerlich zerbrochen Freundin, auf die Wange, ehe beide das Zimmer verließen und hoch liefen. Oben angekommen blickte Katrin Luca verachtend an und biss die Zähne fest zusammen.
„Katrin, schau ihn nicht so an, bitte“, flehte Mira und lehnte ihr Kopf an Katrins Schulter.
„Wenn er dir noch einmal nahe tretet, reiße ich ihm persönlich die Eier raus!“, flüsterte Katrin auf 180 und endlich betraten sie die Klasse.

Irgendwann während des Unterrichts, fragte Luca Mira abwesend: „Hast du ihr irgendeine Scheiße erzählt?“
„Sie ist meine beste Freundin!“, rechtfertigte sich Mira im Flüsterton und versuchte sich nur auf den Unterricht zu konzentrieren, was ihr aber nicht gelingen wollte. Wie denn auch? Hinter ihr saß der Kerl, den sie vergötterte, für den sie so viel empfand und mit dem sie zusammen sein wollte. Aber das Leben war nun mal kein Wunschkonzert. Heute hatten sie bereits nach der 4. Stunde aus, da Lehrerkonferenz stattfinden würde. Unverzüglich packte Mira ihre Sachen und lächelte Katrin an. Diese Ohrfeigen konnte die Türkin ihrer besten Freundin nicht einmal verübeln, weil sie sie verdient hatte. Außerdem erinnerte sie sich zurück und an dem Tag, als Katrin sich wegen irgendeiner Kleinigkeit von David trennen wollte, hatte Mira Katrin auch geschlagen. Das gehörte nun mal zu ihrer Freundschaft dazu.
„Mira, lass uns reden.“, ertönte plötzlich die so geliebte Stimme hinter ihrem Rücken. Mira drehte sich um und fragte, als sie die Klasse verlassen hatten und Katrin neben ihnen stand: „Was willst du noch von mir? Ich falle nicht auf deine billigen Tricks rein!“
„Du machst den Fehler den ich gemacht habe.“, stellte Luca mit einem traurigen Blick fest und streckte seine Hand nach Mira aus. „Mira, du weißt, dass ich dich glücklich machen kann.“ Ja, dass wusste sie. Er hatte es gestern schon oft genug bewiesen.
„Verdammt, lass sie in Ruhe! Ist dir klar, dass du ihren Ruf schädigen kannst, wenn hier jemand ist, der sie kennt?“, fragte Katrin zickig und wollte Mira gerade rauszerren, doch Luca war schneller und zog Mira in seine Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Das mit der Freundin habe ich extra wegen dir gesagt. Damit sie nicht mehr auf dir rumtrampeln und mich nicht mehr mit ihren Blicken erdrücken und ich habe mich gestern von der Gruppe getrennt! Glaub mir, wenn du mit mir so umgehen würdest wie gestern, wo wir gerade neu meine Wohnung betreten hatten oder im Bett lagen, würde ich dich immer noch wie eine Prinzessin behandeln, aber deine abgefuckt Art, macht mich wütend und ungewollt, werde ich wieder zu diesem Bastard, den selbst ICH hasse.“ Mira erwiderte unbekümmert die Umarmung und schloss ihre Augen, um diese Worte zu realisieren. Seine Wärme machte sie so stark und sie wusste, dass sie es ohne diesen Kerl nicht aushalten würde. „Ich hatte heute einen Alptraum, wo ich dein altes Ich gesehen hatte und es hat mich so getroffen, dass ich an dir gezweifelt habe“, erwiderte sie ebenfalls flüsternd und beide genossen den Moment der Stille, ehe er ihr garantierte: „Niemals, werde ich dich verletzen. Auch für mich ist das Alles neu und ich weiß, dass ich nur, wenn du mich unterstützt, so bleiben kann. Nur wenn du mich auch wirklich willst und es sich lohnt, alles was mir bislang heilig war, aufzugeben.“
„Das reicht! Mira, siehst du nicht wie er dich wieder versucht um den Finger zu wickeln?“, fragte Katrin zickig und sorgte wahrhaftig dafür, dass Mira sich von Luca löste.
„Wenn du schaffst Katrin zu überzeugen, werde ich dir gehören!“, versicherte Mira liebevoll und lächelte ihn freundlich an. Gott, wie ihr Lächeln das kalte Herz dieses Jungen zum schmelzen brachte.
„Versprochen, ich werde es für dich tun“, sagte Luca zwinkernd und blickte Katrin ernst an. Welche sich vor Lachen krümmte und meinte: „Du wird es niemals schaffen!“ Luca teilte diese Meinung nicht mit ihr und erwiderte von sich selbst überzeugt: „Wer zu letzt lacht, la...“
„Heeeey Luca“, ertönte plötzlich die Stimme von dem Mädchen, dass Luca gestern gerettet hatte.
„Was machst du denn hier?“, fragte Luca etwas überrascht und sah die Verzweiflung in Mira aufsteigen.
„Ich habe mich für diese Schule entschieden. Es ist wirklich eine tolle Überraschung dich hier zu sehen“, sagte sie und widmete sich nun den beiden Mädchen zu, streckte ihre Hand aus und stellte sich höflich vor: „Hey, ich bin Lara und wer seid ihr?“
Katrin warf Luca einen vernichtenden Blick zu und musterte das Mädchen. Sie war schick angezogen und sah richtig süß aus. Schwarze Haare und blaue Augen, dazu dezent geschminkt.
„Katrin und das ist Mira!“, ergriff Katrin das Wort, schüttelte Laras Hand und schaute sorgenvoll zu Mira, die gerade wirklich etwas entsetzt zu sein schien.
„Seit ihr die Klassenkameradinnen von Luca?“, wollte das Mädchen lächelnd wissen, doch das wurde Mira zuviel. Sie drehte sich um und lief Richtung Ausgang.
„Mira! Bittte!!!“, flehte Luca... vergeblich. Mira drehte sich nicht um und verließ das Gebäude.
Draußen angekommen, nahm Katrin Mira in die Arme und behauptete aggressiv: „Sie ist sicher eine Türkin. Dieser elende Dreckskerl!“
Einige Sekunden verweilten sie in dieser Position, bis Mira ihre beste Freundin anlächelte und fragte: „Sie ist aber hübsch, nicht wahr?“
„Du hast wirklich Gefühle für ihn oder?“, wollte Katrin mitfühlend wissen, während sie langsam zum Auto schlenderten.
„Es ist vorbei... diesmal werde ich alles tun um ihn zu vergessen!“, versprach Mira, setzte sich rein und sie fuhren in die Stadt. Komischerweise würde sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen können, da sie ihn jeden Tag zu Gesicht bekommen würde.

In der Stadt verbrachten beide witzige Stunden zusammen, aßen chinesisch und Katrin kaufte sich neue Stiefel. Alles lief hervorragend und Mira vergaß während dieser Zeit sogar ihren Kummer, bis sie angerufen wurde und nach Hause musste. „Komm ich fahr dich nach Hause“, schlug Katrin vor, aber Mira schüttelte ihren Kopf und gab Katrin zu verstehen: „Ich will runter gehen und sehen, ob die Gruppe da ist und anschließend fragen, ob das stimmt, was Luca gesagt hat.“
„Du bist doch verrückt!“, vermerkte Katrin, doch da sie wusste, wie stur Mira war, beschloss sie mit ihr gemeinsam runter zum Hauptbahnhof zu laufen und tatsächlich standen drei Kerle der Gruppe dort und boxten gerade einen ausländischen Jungen, der vielleicht zwei Jahre jünger als sie selbst war.
„POLIZEI!“, rief Katrin und schaute sich um, als jedoch keiner reagierte, nahm sie ihr Handy raus und wählte die 110.
Mira dagegen schmiss ihre Tasche auf den Boden und rannte sofort auf die Gruppenmitglieder zu und befahl: „Verdammt, lasst ihn los!!! Ihr bringt ihn ja noch um!“
Umgehend ließ Timo seine verdreckten Pfoten von dem Jungen und lief auf Mira zu. „Oh, wo ist denn ihr weißer Ritter?“, fragte er schelmisch und drückte Mira gegen die Säule und stellte sein Bein zwischen ihre Beine. „Schade das du ausgerechnet heute einen Mantel tragen musst!“
„Lass mich los du Hund!“, schrie Mira ihn an. Alle Leute liefen einfach an ihren vorbei und ignorierten den Vorfall.
„Was für Ignoranten, oder?“, fragte Timo, während er ihren Mantel hoch schob und sein Bein höher gleiten ließ. Katrin rannte auf ihn zu, schob ihn von Mira weg und schlug ihm ins Gesicht.
„Du schlägst gut!“
„Danke“, antwortete sie ironisch auf Timos Kommentar, Mira richtete sich gerade und bat Katrin, aufzuhören, damit sie ihn endlich fragen konnte. „Was hat Luca gestern von euch gewollt?“
„Ach du meinst der Verräter? Erst hat er uns verraten, aber als du später nicht dabei warst, hat er sich lustig über dich gemacht, weil er dich wieder an der Angel hat und du so naiv bist und ihm immer wieder vertraust und verzeihst!“, antwortete Timo unverschämt und fügte unverblümt hinzu: „Lass mich auch mal dran!“
Miras Welt zerbrach, auch wenn sie diesem Kerl nicht glaubte, hatte sie doch Zweifel und was war... wenn er doch die Wahrheit sagte? Katrin zog Mira an sich und entschuldigte sich: „Es tut mir so leid... aber ich wusste es!“

(¹): Das ist der Grund weswegen ich die Geschichte überhaupt geschrieben habe. Diese Diskussion der beiden Protagonisten vor dem Fenster, wobei die ganze Klasse auf beide starrt. Diesen Abschnitt habe ich damals (Januar) geträumt gehabt und dadurch kam mir auch die Idee zu der Geschichte. ^^ Und erst heute schreibe ich diesen Teil. :) Träume sind schon etwas einzigartiges. ^^





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