Es kommt anders als man denkt - Teil 6

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 15.01.2012


Mein Vater holte aus und wollte ihn schlagen. <Das kann ich nicht zulassen!> dachte ich mir und ging dazwischen. Anstatt Marcel bekam ich seine Faust ab. Ich fiel zu Boden und schrie auf. Meine Schwester und meine Mutter kamen aus dem Saal und sahen wie Marcel und mein Vater wie betäubt da standen und ich an der Wand lag.
»Werner, hast du den Verstand verloren?!« Kreischte meine Mutter.
»Jenni!« Rief meine Schwester. Sie stürmte auf mich zu und nahm mich besorgt in den Arm. Mittlerweile hatte ich mich so aufgerichtet, dass ich saß. »Jenni, geht es dir gut?« Sie versuchte ihre Stimme zu festigen. Doch es klappte nicht. »Nun sag doch was!«
»Annika, es geht mir gut. Mein Magen tut mir nur etwas weh.« Ich versuchte so ruhig zu klingen wie es ging.
»Was ist hier passiert?!« Meine Mutter stand zwischen Marcel und meinem Vater.
»Dieser kleine Mistkerl hat meiner Tochter die Zunge in den Hals gesteckt und sie begrabscht!«
»Marcel, ist das wahr?« Sie sah ihn eindringlich an.
»Nein Mama, es stimmt nicht.« Ich raffte mich auf, ging zu Marc und lehnte meinen Kopf an seinen Arm. Mein Vater hatte ihn inzwischen losgelassen. »ICH habe IHN geküsst. Und nicht andersrum. Papa hat das alles völlig falsch wahrgenommen.«
»Susanne, das glaubst du doch nicht ernsthaft, oder?«
»Warum sollte mich Jennifer anlügen?«
»Um ihren Freund zu schützen?!«
»Du hast recht.«
»Mama!«
»Nichts Mama. Jennifer, du gehst jetzt augenblicklich zurück in den Saal und du gehst sofort oder ich schmeiße dich eigenhändig raus.«
»Nein! Er kommt mit!« Protestierte ich.
»Das kannst du vergessen Fräulein!« Warf nun mein Vater ein.
»Komm Jenni, wir gehen rein.« Meine Schwester legte behutsam ihren Arm um mich.
»Ciao…« Sagte ich zu Marc. »Wir sehen uns morgen?«
»Nein werdet ihr nicht!«
»Es ist immer noch ihre Entscheidung mit wem sie sich trifft und mit wem nicht!« Sagte Marc.
»Solange sie minderjährig ist und ihre Füße unter MEINEM Tisch hat…« Mein Vater kam erneut auf ihn zu. »Hat sie zu tun was ich sage! Und erzähl mir nicht wie ich mein Kind zu erziehen hab! Verstanden? Sonst…«
»Sonst was? Wollen sie mich dann genauso schlagen wie sie?!«
»Das reicht!« Schnaubte mein Vater mit zusammengepressten Zähnen. Er holte erneut aus und schlug mit voller Wucht zu. Kurz darauf tat er es nochmal.
»Marc!« Schrie ich und rannte auf ihn zu. »Verdammt Papa! Was hast du getan?!« Kreischte ich meinen Vater weinend an während ich Marcs Kopf anhob und ihm die Haare aus dem Gesicht strich.
»Verdammt Werner! Bist du von allen guten Geistern verlassen?!« Meine Mutter schüttelte ihn. Aber er blieb wie versteinert stehe.
»Marc? Marc, geht es dir gut?« Fragte ich ihn. Langsam öffnete er die Augen und ich begann erneut zu weinen. »Es tut mir so leid… Soll… Soll ich dich nach Hause bringen?« Fragte ich ihn mit zitternder Stimme. Da er nicht antwortete, sondern sich nur über den Kopf strich, half ich ihm hoch, holte unsere Jacken und ging mit ihm raus. »Willst du nach Hause?«
»Ich denke es wäre besser… Aber du musst nicht-«
»Mag sein. Aber ich will. Es war alles meine Schuld.« Löwenbräu war glücklicher Weise nicht weit von unseren Häusern entfernt. So dauerte es nicht lange bis wir bei ihm waren. »Danke, dass du mich Heim gebracht hast. Willst du noch mit reinkommen?« Fragte er mit schwacher Stimme. »Meine Eltern sind mit meinem Bruder essen. Sie werden in frühestens einer Stunde wieder hier sein.« Fügte er noch schnell hinzu. Bestimmt hatte er gemerkt, dass ich etwas verunsichert war.
»Okay…« Daraufhin öffnete er die Tür und wir gingen rein. Er machte das Licht an und man wurde direkt von freundlichen Farben empfangen. »Mein Zimmer ist die Treppe rauf gleich links.« Sagte er und deutete auf die große Treppe vor uns. »Ich hole mir noch schnell ein Kühl pack . Willst du was trinken?«
»Gerne.« Antwortete ich und machte mich auf den Weg in sein Zimmer. Es war ganz anders als ich dachte. Ich hätte ein eher sportlich eingerichtetes Zimmer erwartet. Aber es war eher technisch. Es dauerte nicht lange bis er auch kam. Er hielt sich ein Kühl pack aufs Augen und hatte sich ein Pflaster nahe der Schläfe angeklebt. »Hey, geht’s dir auch wirklich gut?« Fragte ich ihn besorgt. Nickend setzte er sich neben mich aufs Bett.
»Ja. Das Mädchen meiner Träume sitzt neben mir, hat mich geküsst UND mir gesagt, dass es mich liebt. Ihr Vater hat mir zwar eine rein gehauen, aber das war es mir wert. Das heißt, wenn es denn auch wirklich mit mir zusammen sein will. Nicht nur zum Schein.« Erklärte er mit einem verstohlenen Lächeln.





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