Don`t let go. Don`t run away love.

Autor: Lorie
veröffentlicht am: 07.12.2011


"Verdammt Jo!!", schrie mein grosser Bruder, während er meine Zimmertür gegen die Wand krachen liess. "Ich hab dir doch gesagt, du solltest dir einen verschissenen Wecker kaufen! Ich hab kein Bock dich jedes Mal wecken zu müssen!" "Mhm...", murmelte ich schläfrig in mein Kissen. "Wenn du jetzt nicht aufstehst, dann komm ich dich holen!", drohend baute er sich in meiner Tür auf. "Aha", schnarchend drehte ich mich auf die andere Seiteund kuschelte mich in die warme Decke hinein. Langsam fielen mir die Augen wieder zu, als sich plötzlich zwei starke Arme unter mein Körper schoben und mich kurzerhand hochhieben. Erschrocken quickte ich auf und zappelte in seinen Armen rum. "Ich habs dir doch gesagt", brummte er und liess mich auf den Boden gleiten. Danach machte er Anstalten aus meinem Zimmer zu gehen. Ich war zwar froh, dass er mich fast jeden Morgen weckte, aber dennoch hätte er es auch sanfter machen können. "Du bist nicht mein Dad", murrte ich stattdessen eher mir bewusst war, was ich da eigentlich von mir gab. Jiven blieb erstarrt im Türrahmen stehen. Langsam drehte er sich zu mir um. "Nein, der bin ich nicht", flüsterte er und ging. Oh man, ich schaffte es jedesmal seine Gefühle zu verletzten. Vor 2 Jahren sind unsere Eltern einfach abgehauen. Ohne eine Nachricht oder auch nur jemanden Bescheid zu sagen. Sie liessen uns alleine und ab da waren wir auf uns allein gestellt. Besser gesagt: Mein Bruder war auf sich selbst gestellt - denn er hatte die Vernatwortung für mich (und natürlich auch für sich) übernommen. Wir hatten keine Verwandten zu denen wir hätten ziehen können. Zu diesem Zeitpunkt war er erst 16 gewesen. Auch wenn ich nur ein Jahr jünger war als er, hätte ich nicht geschafft - was er geschafft hat. Leider hat er das mit unseren Eltern nie verdaut. Manchmal weinte er oder er hatte einen Wutausbruch, wenn er dachte er sei alleine zu Hause. Ich hatte nach dem Verschwinden meiner Eltern ca. 3 Monate Magersucht. Ich konnte nichts essen. Gar nichts. Für mich war alles Widerlich gewesen. Das Leben, das Essen - einfach alles. Das hatte sich zum Glück mit der Zeit gelegt. Vorallem wegen Jiven. Ich hatte ihm vieles zu verdanken. Ich hatte wieder mein Normalgewicht und konnte essen - weiterleben. Seitdem konnte ich nicht mehr weinen. Wirklich. Es war alles weg. Als hätte ich es nie gekonnt. Seufzend suchte ich eine dunkle, enge Jeans und ein weisses Top aus und versuchte mich zu schminken. Ich schminkte mich nicht stark, das tat ich nie. Ich betrachtet mich im Spiegel. Dunkle, braune Haare fielen auf meine Schultern und meine blau - grauen Augen starrten mich an. Ich war schlank und gross, ungefähr 1.80m. Ich schnappte mir meine schwarze Schultasche und schlurfte die Treppen hinunter. In der Küche war weit und breit nichts von Jiven zu sehen. Was habe ich da wieder angerichtet? Da ich nicht besonders (bzw. gar nicht gut) trösten konnte, verliess ich unser Haus ohne nach meinem Bruder zu schauen. Beim Hinausgehen streifte ich noch schnell meine schwarze Lederjakce rüber und schlüpfte in schwarze Stiefel. Ich war kein Emo oder sonst was.Schwarz war einfach eine Farbe, die mir gut stand. Je näher ich der Schule kam, desto mulmiger wurde mir. Plötzlich legten sich zwei Arme um mich. Bevor ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, wurde ich herumgewirbelt. EIn Grinsen durchzog mein Gesicht, als ich in braune Augen blickte. Es war Marlon. Mein bester und auch gleichzeitig einziger Freund. Schelmisch glitzerten seine Augen, während er mich losliess. "Na Kleines? Erschrocken?", lächelte er mich an. Spielerisch knuffte ich ihm in die Seite: "Nö, gar nicht." "Ah, dann ist ja gut", zwinkerte er mir zu, "Wir haben dich am Samstag vermisst. Was war los?" "Nichts. Ich hatte einfach nur keine Lust. War was los?", erkundigte ich mich. Langsam kamen wir an der Schule an. Eine ungewöhnlich riesige Menschenmenge aus Jugendlichen war auf dem Schulhof. Er packte meinen Arm und zog mich durch das Gedrängel: "Nee. Genau deshalb haben wir dich vermisst." Krampfhaft krallte ich mich in seine Jacke fest, um ihn nicht aus Versehen zu verlieren: "Sag mal, kann es sein das sich unsere Schule verdoppelt hat? Oder bilde ich mir das nur ein?" Er schaute leicht über seine Schulter zu mir zurück: "Hmmm...Kein Schimmer. Fragen wir mal" Grob packte er den erstbesten Schüler und zerrte ihn zu uns herüber. Seid ihr überrascht? Marlon ist durchaus aggressiv und furcheinflössend. Seine Schwarzen Haare stehen in Stacheln auf seinem Kopf auf und seine zahlreichen Piercings an Nase, Mund, Ohr und Augenbraue glänzen wie Warnschilder: Vorsicht! Ich bin gefährlich! Eine schmale Narbe führt von seiner Wange bis zu seinem Hals. Den hatte er bei einer seiner zahlreichen Prügeleien eingesteckt. Jeder hat Angst vor ihm, manchmal sogar ich. Obwohl er immer nett zu mir ist, egentlich bin ich die Einzige den er nett behandelt. Wenn ich ihn frage warum, sagt er immer ich sei seine Seelenverwandte, seine einzige Freundin und ihn sonst ausser mir keiner akzeptieren würde. Und versteht das nicht falsch, aber wir sind nur Freunde - mehr nicht. Seine Muskeln unter seinem schwarzen T-Shirt spannten sich an, als er den armen Jungen beim Kragen packte und leicht hochhob. "Was geht hier vor?", zischte er dem verängstigten Nerd zu. Der Arme fing leicht an zu zittern und seine Nickelbrille rutschte ihm von der Nase. Schnell hechtete ich vor um es noch aufzufangen, bevor es auf den Boden aufschlug. "A-A-Als-o...., äääm..eine S-Schule in, in der Nä-ä-he i-i-ist a-abgebrannt und und die S-Schüler ko-o-mmen vor-vorerst hier-her. Hicks!", er bekam einen Schluckauf und konnte nicht mehr weitersprechen. Marlon liess ihn auf den Boden fallen und zog mich weiter durch das Gedränge. Schnell noch drückte ich ihm seine Brille in die Hand, bevor ich mitgeschleift wurde. Traurig blickte ich zurück zu dem Jungen, der völlig benommen auf dem Boden hockte.






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