Neumond

Autor: Eisfeuer
veröffentlicht am: 28.10.2011


Mein klirrend kalter Atem vermischte sich mit der eisigen, trockenen Winterluft.
Die Sterne, weit entfernt, wie Glühwürmchen, sahen kaltherzig auf mich herab.
Ich sank zitternd auf die Knie und spürte den Schnee auf meiner Haut brennen.
Die unglaubliche, alles verschluckende Stille dröhnte in meinen Ohren. Die Angst in meinem Nacken, richteten sich meine Härchen auf und ich schluckte. Mein Magen krampfte sich ein letztes Mal schmerzhaft zusammen, dann näherte sich mein Kopf dem Boden und ich schloss erschöpft meine Augen. Mehrere Monate war ich nun unterwegs, doch jetzt konnte ich endlich ruhen.
Eine einsame Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel und lief langsam meine Wange entlang. Wie in Zeitlupe bekam ich benommen mit wie sie sich ihren Weg bahnte und spürte wie die Anziehungskraft ihre Arbeit tat. Die Träne verharrte kurz, dann fiel sie in den Schnee.

Als Erstes spürte ich wie die Wärme in meine Zehen zurückkehrte. Sie fingen an zu schmerzen und zu brennen. Ich drückte sie tiefer in das kuschelige, müffelnde Schaffell und verdrängte noch im Halbschlaf irgendeinen unangenehmen Gedanken. Ich seufzte behaglich, spürte den Feuerschein auf meiner Haut und schrak plötzlich hoch. Wie kam ich hier her?!
Ich sah mich um und musterte meine Umgebung. Eine einfache Holzhütte mit einer kleinen Feuerstelle, einer Strohpritsche auf der ich lag und ein durch Tücher abgetrennter Vorratsbereich. Meine Nase zuckte. Ich roch den Schinken, die Milch und das Brot. Mein Magen quittierte dies mit einem lauten Grummeln.
„Du bist aufgewacht!“, hörte ich da eine Stimme von der Tür. Erschrocken drückte ich mich an die Wand und zog das Fell enger um meinen nackten, mageren Körper. Im verwitterten Türrahmen stand ein junger Mann, mit schwarzen Haaren und eisblauen Augen. „Keine Angst, ich tu dir nichts.“, beruhigte er mich mit seiner dunklen Stimme. Er senkte verlegen den Blick als er meine nackte Schulter sah, „Ähm, du warst schon so als ich dich gefunden habe, draußen auf der Lichtung. Dahinten in der Ecke kannst du ein Hemd und eine Hose von mir haben. Ich warte so lange draußen.“
Mit diesen Worten stapfte er aus der Tür in die kalte Nacht. Meine Gedanken überschlugen sich.
Okay, eins nach dem Anderen. Ich atmete tief durch und zwang mich zur Ruhe. Ich war also zusammengebrochen, nackt, in Menschengestalt und er hat mich anscheinend aufgesammelt.
Gut, soweit also meine bisherige Lage. Und wie gehe ich jetzt am besten weiter vor?
Mein Bauch und mein Instinkt nahmen mir die Entscheidung in dem Moment ab. Ich stemmte mich auf meine wackligen Beine und schlich zur Vorratsecke. Prüfend riss ich mir ein Stück vom Brot ab und kaute es langsam. Ich schloss genussvoll die Augen. Himmlisch! Ich nahm mir noch ein Stück und aß jetzt schneller. Nur noch einen Bissen, sagte ich mir, doch durch den Hunger schlang ich alles in mich rein. Nachdem sich mein Magen beruhigt hatte, zog ich mir das kratzige Hemd und die Hose an, die um meinen ausgezehrten Körper schlackerten. Durch ein paar strategisch geschickte Knoten bestand wenigstens nicht mehr die Gefahr dass ich plötzlich ganz ohne dastand.






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