The eyes of love are blind - Teil 10

Autor: josie
veröffentlicht am: 16.08.2012


Huhu :)
Na? Alles fit bei euch? Hab mich schon lange nicht mehr gemeldet, ich war selbst überrascht, WIE lang es her ist... Hatte in letzter zeit einfach zu viel zu tun! Aber ab Freitag hab ich 4 Wochen Urlaub und ich denke, dass ich da wieder mehr Zeit finden werde, um weiter zu schreiben :) Noch ein Grund, weshalb ich erst jetzt wieder einen Teil einschicke sind meine mangelnden Ideen. Ich weiß einfach nicht, wie es weiter gehen soll... für Vorschläge eurerseits bin ich deshalb mehr als offen :D
Der Teil ist leider nicht sehr lang geworden, und auch nur aus Julias Sicht, einfach, weil es irgendwie nicht gepasst hätte, wenn Lukas Sicht noch dazu gekommen wäre... ich will es so wirken lassen :D
Mit lieben Grüßen und in der Hoffnung, dass ihr mir eure Meinungen hinterlasst, verabschiede ich mich bis zum nächseten mal :)
Josefine





Der Bus hielt ruckelnd an der Schule und ich ließ mich mit der Menge nach draußen drängen. Lilly winselte leicht. Sie hasste diese Busfahrten, das wusste ich. Für sie war das der pure Stress aber anders ging es nicht.
Mit Mara an meiner Seite bahnte ich mir einen Weg durch die Schülermenge und war froh, als ich die warme Luft um mich herum wahrnahm, die mir zeigte, dass wir im Schulgebäude angekommen waren. Lilly führte mich zügig die Treppen hoch, in unser Klassenzimmer. Ich tastete mich an meinen Platz vor und während Lilly es sich zu meinen Füßen bequem machte, bereitete ich mich seelisch auf die kommenden zwei Stunden Mathe vor.

Der erlösende Gong der Klingel, der das Ende dieses Schultages einläutete, schreckte mich aus meinen Gedanken heraus. Von der Geschichtsstunde hatte ich so gut wie nichts mitbekommen, dafür hatte ich mir über die heute anstehende Bandprobe mehr als einen Gedanken gemacht.
Ich war lächerlicherweise aufgeregt. Jetzt schon. Obwohl es noch Stunden dauern würde. Seufzend packte ich meine Sachen zusammen und wollte eilig das Klassenzimmer verlassen, als ich hart mit jemandem zusammenstieß. Unsanft landete ich auf dem Boden, meine Schulsachen lagen verstreut um mich herum. Ich rappelte mich hoch und meine Hände tasteten suchend nach den Blättern und Stiften auf dem Boden.
„Kannst du nicht aufpassen?“ Leos verächtliche Stimme drang in mein Ohr. Innerlich stöhnte ich auf. Der hatte mit gerade noch gefehlt.
Ihn ignorierend tastete ich mit einer Hand weiter nach meinen Sachen, während ich mit der anderen Hand Lilly am Halsband festhielt, die knurrend versuchte loszukommen, um sich auf Leo zu stürzen. Seit er damals versucht hatte, ihr einen Tritt zu verpassen war sie nicht mehr allzu gut auf ihn zu sprechen.
In der Hoffnung, dass ich alles gefunden hatte wollte ich mich schon erheben, als mir auffiel, dass ich meine Sonnenbrille nicht mehr auf hatte. In der Öffentlichkeit trug ich sie fast immer, den leeren, fast toten Ausdruck meiner Augen wollte ich nicht jedem zumuten.
Fahrig strichen meine Hände über den Boden.
Konnte sich nicht mal jemand dazu durchringen, mir zu helfen? Doch wie es schien, waren Leo und ich die einzigen verbliebenen im Klassenzimmer. Und dass Leo mir helfen würde, war ausgeschlossen.
„Suchst du die hier, Blindfisch?“ Seine Stimme triefte vor Spott und Genugtuung. Mich innerlich darüber ärgernd, dass er die Brille anscheinend vor mir gefunden hatte, Schulterte ich meine Schultasche und erhob mich endlich vom Boden. Ich konnte spüren und hören, dass er direkt vor mir stand. Lilly knurrte immer noch gefährlich. Ich stieß einen leisen Pfiff aus und sie setzte sich, wenn auch wiederwillig, neben mich.
Ein erleichtertes Aufatmen seitens Leos war zu hören, was mich kurz grinsen ließ.
„Gib mir meine Brille wieder.“ Meine Stimme war erstaunlich ruhig. „Warum sollte ich das tun?“ Er lachte hohl auf, schien sich seines Sieges sehr sicher.
Nun, wer nicht hören will muss fühlen dachte ich, bevor ich meinen Kopf hob und ihm direkt in die Augen blickte.
Ich wusste genau, wie meine Augen aussahen. Wusste, dass die Pupillen in unterschiedliche Richtungen wiesen. Wusste, dass durch den Unfall Narben zurückgeblieben waren. Wusste, dass mein Blick leer und starr wirkte. Wusste, wie der Anblick auf meine Mitmenschen wirkte. Und tatsächlich verfehlte es seine Wirkung nicht. Leo keuchte erschrocken auf und ich konnte hören, wie er einige Schritte zurückwich.
Einen Moment war es still, dann erhob Leo seine Stimme, sodass sein Worte mehr ein Schrei war: „Hier hast du deine Brille! Zieh sie lieber wieder auf, bevor noch mehr Leute diesen Anblick ertragen müssen!“ Er schmiss die Brille vor meine Füße und flüchtete aus dem Zimmer. Langsam hob ich die Brille auf und versteckte mich gleich wieder hinter ihr. Leo hatte Recht. Den Anblick konnte man keinem zumuten.
Seufzend machte ich mich auf den Weg und machte noch kurz an der Toilette halt.
Meine Hände am Waschbecken abstützend, sah ich in den Spiegel mir gegenüber.
Falsch. Ich sah nicht hinein. Sehen konnte ich ja nicht. Ein freudloses Lachen drang aus meiner Kehle. Nein, sehen konnte ich nicht…
Schwungvoll öffnete sich die Tür und jemand betrat den Toilettenraum. „Ach hier bist du. Ich hab dich schon überall gesucht.“ Mara kam näher und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Julia? Alles in Ordnung?“
Langsam löste ich den Blick vom Spiegel und wandte den Kopf in ihre Richtung.
„Wie sehe ich aus, Mara?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
„Wie sollst du denn aussehen? Toll, wie immer.“ Ihre Stimme war warm und ehrlich, nicht ein Hauch von einem neidischen Unterton schwang mit.
Doch sie verstand nicht.
Ich schüttelte den Kopf und konnte ein leichtes Zittern meiner Stimme nicht mehr unterdrücken. „Nein, ich meine… Wie sehe ich aus?“
Sie wollte schon zu einer Antwort ansetzen, verstummte dann aber. Sie hatte verstanden.
Wenige Augenblicke später spürte ich ihre leicht zitternde Hand an meiner Wange. Langsam nahm sie die Brille von meinem Gesicht. Sie war die einzige, die das durfte, weil sie die einzige war, die sich nicht abschrecken ließ, die sehen konnte, was hinter meinen Augen lag.
„Du bist groß“, auch ihre Stimme zitterte leicht. „Fast einen Kopf größer als ich. Liegt wohl hauptsächlich an diesen ellenlangen Beiden.“ Ich konnte hören, wie sie bei diesen Worten leicht schmunzelte. Etwas unwohl schloss ich meine Augen, wollte so ihrem musternden Blick entgehen. Ich spürte es trotzdem.
„Du bist schlank. Nicht dürr. Kurvig, aber auf keinen Fall dick. Du hast, soweit ich das beurteilen kann, kleine, feste Brüste, die du übrigens ruhig etwas mehr betonen könntest.“ Eine leichte Röte kroch über meine Wangen, Mara schien das aber nicht zu stören.
„Ich meins ernst. Du hast nichts zu verstecken Julia! Nun, wie auch immer, dein Gesicht ist makellos.“ Erschrocken öffnete ich wieder meine Augen und runzelte leicht die Stirn. Makellos? Diese Augen nannte sie makellos? Mara ließ sich nicht beirren und sprach weiter.
„Du hast einen wunderbar großen Mund mit schönen, vollen Lippen, die nur dazu einladen geküsst zu werden.
Deine Nase ist klein und die Spitze ragt etwas frech nach oben, was durch deine Sommersprossen noch verstärkt wird.
Auf deiner Stirn bilden sich viel zu oft Falten, die mich immer wieder fragen lassen, was in deinem hübschen Kopf so alles vor sich geht.
Deine Wangen sind vielleicht ein ganz klein wenig pausbäckig, was aber total niedlich aussieht. Außerdem färben sie sich immer rot, wenn dir etwas peinlich oder unangenehm ist. Ein guter Ausgleich zu deiner sonst sehr blassen Haut, wie ich finde.“
Ihr grinsen war herauszuhören und prompt verfärbten sich meine Wangen natürlich wieder feuerrot. Schrecklich, so was!
„Deine Haare sind einfach wunderschön, der Traum jeder Frau. Ich versteh wirklich nicht, wie jemand so lange und vor allem gesunde Haare haben kann. Und sie liegen einfach immer perfekt. Diese leichten Wellen, in denen sie dir über die Schulter fallen… Und das braun passt wunderbar zu deinen blauen Augen.“
Ich spürte ihre Hand, wie sie erst meine Haare und dann meine Wange berührte. Ich schloss meine Augen wieder und sofort strich ein Finger ganz leicht über das Lid.
„Und weißt du, was mir am meisten an dir gefällt?“ Maras Stimme war immer leiser geworden. „Dein Lachen. Wenn sich deine Mundwinkel nach oben ziehen, bekommst du Grübchen auf den Wangen und kleine Lachfältchen unter den Augen. Diese Augen, die du so selten zeigst, die aber zu dir gehören. Die immer noch strahlen können. In denen ich manchmal denselben Glanz wie früher sehe.
Deine Augen sind wunderschön, Julia. Du bist wunderschön. Auch wenn du das nicht wahrhaben willst.“
Vereinzelte Tränen rannen mir über die Wangen. Überwältigt von der ganzen Situation, schloss ich Mara in meine Arme, drückte sie fest an mich.
Außer einem leisen geflüsterten „Danke“ war ich nicht in der Lage etwas zu sagen.





So das wars :) Ich weiß, es passiert nicht viel, aber ich finde solche Szenen, in denen Julias Blindheit deutlich wird, gehören dazu und sind auch für mich wichtig... ich will einfach verdeutlichen, was das Leben eines Blinden so für Tücken hat, obwohl ich selbst auch eher unerfahren auf dem Gebiet bin. Ich hoffe ich kann es einigermaßen rüber bringen :)





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