The eyes of love are blind - Teil 7

Autor: josie
veröffentlicht am: 13.12.2011


Hey Leute,
Ich war immer stolz darauf, zu den Leuten zu gehören, die nicht nur höchstens einmal im Monat einen neuen Teil einschicken. Und nun sieht es so aus, als ob sich das geändert hätte...
Es tut mir wirklich leid. Ich komme im Moment einfach nicht dazu, mehr zu schreiben. Ich versuche mich zu bessern, auch für mich... Als ich mich heute endlich mal wieder dran gesetzt und weiter geschrieben habe, habe ich gemerkt wie viel Spaß es mir doch macht :) Also, ich kann nichts versprechen, aber ich tu mein Bestes :)
Ich würde mich sehr über eure Meinungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge freuen. Wie seht ihr das eigentlich mit den Perspektiv-Wechseln? In diesem Teil habe ich etwas öfters gewechselt, findet ihr es zu viel? Oder zu wenig? Sagt mir doch eure Meinung :)

Also, viel Spaß beim Lesen
LG Anna



Ich musste mich ablenken, deshalb beschloss ich, noch mal in den Proberaum zu gehen. Beim Klavierspielen konnte ich immer alles vergessen. Es war kalt und der Wind pfiff mir um die Ohren. Ich beschleunigte meine Schritte, wollte nicht länger als nötig in der Kälte sein. Obwohl ich den Winter mochte. Es war meine liebste Jahreszeit, aber nur, wenn Schnee fiel. Und das war nicht der Fall. Noch nicht.
Während ich lief, dachte ich noch einmal über das Gespräch von eben nach. Ich verstand meinen Vater einfach nicht. Das war immer schon so gewesen. Wir hatten nie eine richtige Vater-Sohn-Beziehung. Woher denn auch? Er war ja nie da. Für ihn steht die Firma an erster Stelle, danach kommt seine Familie. Warum kann er es nicht einfach akzeptieren, dass es mir nicht so geht?
Ich musste an Mum denken. Ich fragte mich schon lange, wie sie es bei ihm aushalten konnte. Sie war das genaue Gegenteil von ihm. Ein liebevoller Familienmensch.

An der Fabrikhalle angekommen, ging ich leise pfeifend hindurch und die Treppe hinunter. Ich ging auf die Tür unseres Proberaumes zu, als ich plötzlich stockte. War da nicht ein Geräusch? Ich lauschte. Tatsächlich. Es hörte sich so an, als ob jemand Klavier spielen würde. Langsam ging ich weiter. Die Tür war nur angelehnt. Ich schob sie weiter auf und blickte in den Raum. An meinem Klavier saß Julia und spielte, als ob ihr Leben davon abhing, mit solcher Hingabe, dass sie mich nicht bemerkte.
Ich sah ihr fasziniert zu, wie ihre Hände fließend über die Tasten glitten. Kein einziges Mal griff sie daneben. Mein Blick löste sich von ihren Fingern und wanderte hoch, zu ihrem Gesicht. Ihre Stirn war vor Konzentration leicht gekräuselt. Ihre Augen waren geschlossen. Sie wippte mit dem Oberkörper immer wieder leicht nach vorne.
Vorsichtig stieß ich gegen die Tür, um sie weiter zu öffnen. Es knarrte.
Mit einem Mal war es totenstill.
Julia hatte aufgehört zu spielen und sah verschreckt zur Tür

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Ich sah angestrengt zur Tür, versuchte Geräusche auszumachen. Mir war so, ein leises Atmen gehört zu haben. „Ist da jemand?“
„Ja. Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Ich wollte dich nicht stören.“ Unverkennbar, Lukas Stimme. Augenblicklich entspannte ich mich. „Ach, ist schon O.k. Ich bin ja selbst schuld, wenn ich einfach hier her komme und dein E-Piano benutze.“
„Du kannst immer hier her kommen, wenn du willst. Ein Teil hiervon gehört jetzt ja auch dir. Und mein Piano kannst du auch gerne benutzen. Erst recht, wenn du so toll darauf spielst.“
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, wie immer, wenn ich ein Kompliment bekam. Ich wusste nie, wie ich darauf reagieren sollte, zumal es schwer war, abzuschätzen, ob es ernst gemeint war oder nicht. Die meisten Lügen verrieten sich nun mal am Gesichtsausdruck und nicht an der Stimme. Die konnte man leicht verstellen.
Ich lächelte leicht, was ihn hoffentlich als ein Dankeschön zufriedenstellte. Ich hörte, wie er näher kam. „Ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielst.“ Seine Stimme war nun deutlich näher. Er musste nur wenige Meter von mir entfernt stehen. „Es gibt so einiges, was du noch nicht weißt.“ Ich versuchte mich an einem geheimnisvollen Lächeln, wobei ich mich fragte, wie um Himmels Wille, ein geheimnisvolles Lächeln aussah.
Lukas lachte leise. Ein wunderbares Geräusch. Wie ein leises brummen. „Da hast du wohl Recht.“ Wieder lauschte ich seinen, vom Teppichboden gedämpften Schritten. Er stand nun direkt neben mir. Unwillkürlich rutschte ich auf dem Klavierhocker zur Seite, um ihm Platz zu machen. Ich spürte, wie er sich neben mir niederließ. Unsere Arme berührten sich.

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Ich trat näher. Wollte ihr unbedingt noch näher sein. Als ich neben ihr stand, rutschte sie zur Seite. Ich nahm das als Aufforderung und setzte mich, sehr darauf bedacht, dass ich nah genug war, dass ich unsere Arme berührten. Ich hielt einen Moment inne, wollte abschätzen, ob ihr die Nähe unangenehm war. Sie saß jedoch einfach nur da, den Kopf leicht gesenkt und machte keine Anstalten, weg zu rücken.
Ich hob meine Hand und legte sie auf die Tasten. Leise begann ich eine Melodie zu spielen.
„Dann erzähl mir doch was von dir.“ „Was willst du wissen?“
Mir lag „alles“ auf den Lippen, hielt es dann aber doch für besser, das für mich zu behalten. Auch wenn es der Wahrheit entsprach. „Fangen wir doch mal mit deinem Alter an.“
„19“, kam sofort die Antwort. Ohne Umschweife. Direkt und geradeheraus.
„Und du?“ Ich musste grinsen, hatte ich doch gehofft, dass sie mit Rückfragen, ein bisschen Interesse zeigen würde. „21.“
Ich nahm nun meine zweite Hand dazu und spielte weiter. „Du gehst also noch zur Schule?“ „Ja. Und du studierst?“ „Ja.“ Wir beide mussten lächeln. „Was studierst du?“ „Kunst“, war meine knappe Antwort. Ich sah sie an, wollte ihre Reaktion sehen. Sie verzog das Gesicht, runzelte leicht die Stirn. „Was ist? Magst du Kunst nicht?“
„Nun ja… Wie soll man etwas mögen, für das man, um es zu verstehen, den einzigen Sinn braucht, den ich nicht habe?“
Ich schluckte. Daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich konnte sie mit Kunst nichts anfangen. Das Sehen konnte eben nicht immer durch das Gehör ersetzt werden.
„Aber das war als Kind schon so. Ich konnte noch nie gut zeichnen.“ „In der Kunst geht es ja auch nicht nur ums zeichnen. Kunst ist so vielseitig. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Entweder es gefällt einem, oder eben nicht, dafür wird es dem nächsten wieder gefallen. In der Kunst hat jeder einen anderen Geschmack. Und dann die vielen Farben. Es ist einfach wundervoll, was man aus einer einzigen Farbe alles herausholen kann…“ Ich stockte. Oh man. Wie kann man nur so dämlich sein. Ich schwärme einer blinden von Farben vor. Unglaublich.
„Tut mir leid, ich…“ „Hey, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Nur weil ich blind bin, bin ich noch lang nicht aus Zucker. Ich kann schon was wegstecken, keine Sorge. Und außerdem habe ich dir gern zugehört. Du hast so begeistert geklungen, als wär es das größte auf der Welt.“ Ich lächelte leicht. Na das ist ja nochmal gut gegangen. Ich setzte meine Hände wieder zum Spielen an, während meiner Ausführung hatte ich unwillkürlich aufgehört.
„Darf ich dich etwas fragen?“ Sie nickte. „Nun… Also… Ich habe mich gefragt… Wie stellst du dir mich vor? Ich meine, mich würde einfach interessieren, wie du mich siehst.“ Ich hatte die Frage ohne zu überlegen gestellt. Jetzt konnte ich sie nicht mehr zurücknehmen.

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Ich stutzte. Warum wollte er wissen, wie ich ihn sah? Wollte er sein Ego aufbessern oder warum interessierte es ihn?
„Ich kann dir leider nicht die Antwort geben, die du willst. Mara hat mir euer Aussehen beschrieben, also kann ich das nicht sagen.“
„Mhm… Verstehe. Aber wie ist das so? Hast du ein Bild im Kopf, von Leuten, die du noch nicht gesehen hast, oder sind das alles eher Gesichtslose Menschen?“
Ich schmunzelte über seine Neugierde. Aber das war nur verständlich. Ich freute mich sogar, dass er mich solche Dinge fragte. Die meisten behandelten mich mit Samthandschuhen, aus Angst etwas zu sagen, was mich verletzten könnte. Und das nervte einfach nur tierisch.
„Nun, von Menschen, die ich kenne, das heißt, die ich schon davor kannte, habe ich natürlich ein genaueres Bild im Kopf. Es stimmt nicht ganz mit dem „original“ überein, weil sich das Aussehen verändert, aber es ist doch nah dran. Bei Leuten, die ich noch nie gesehen habe ist das schon schwieriger. Da muss ich mich auf die Beschreibung anderer, mein Gehör und meine Fantasie verlassen. Ein genaueres Bild bekomme ich erst, wenn ich das Gesicht berühre und es ertaste.“
In mir regte sich der Wunsch, meine Hand auszustrecken und Lukas über die Wange zu fahren. Was für ein absurder Gedanke. Das machte ich nur bei ganz wenigen Leuten, denen ich vertraute und die mir vertrauten. So etwas war ein ganz intimer Moment und nicht allen ist es angenehm, wenn einem ins Gesicht getatscht wird. Um meine Hand davon abzuhalten, ihn zu berühren, legte ich sie auf die Tasten und stieg in seine Melodie ein.

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Für einen Moment hatte ich gedacht, sie streckt ihre Hand gleich aus und berührt mein Gesicht. Doch sie legte sie nur auf die Klaviertasten. Schade. Ich hätte gerne gewusst, wie sich ihre zarten Finger auf meiner Wange anfühlen würden.
„Das heißt, du hast von mir also kein genaues Bild?“
„Ein genaues nicht, nein. Ich kenne deine Haut- und Haarfarbe, deine ungefähre Statur und Größe, weiß, dass du, wenn man nach Maras Geschmack geht, gut aussiehst, dich aber hinter Daniel anstellen musst.“ Sie lachte laut. Sofort strahlte ihr ganzes Gesicht. Ich lachte mit ihr.
„Und nach deinem Geschmack?“ Sie schmunzelte geheimnisvoll. „Nach meinem Geschmack“, sagte sie. „kann ich das nicht beurteilen, da ich von dir nur ein ungefähres und von Daniel noch fast har kein Bild habe. Und selbst wenn… Würde ich dir das jetzt ganz bestimmt nicht auf die Nase binden.“
Sie grinste frech, nahm ihre zweite Hand und legte sie ebenfalls auf die Tasten, so dass ich nun vier Händen beim Spielen zusah.





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