The eyes of love are blind - Teil 4

Autor: josie
veröffentlicht am: 24.10.2011


So, meine Lieben :) Diesesmal hat es etwas länger gedauert und der Teil ist auch nicht so lang geworden... Tut mir Leid, ich versuche mich zu bessern :D Ich hoffe der Teil gefällt euch trotzdem, es ist mir nicht leicht gefallen ihn zu schreiben, ich weiß auch nicht warum. Deshalb würde ich mich wirklich sehr über eure Meinungen freuen :)


Er ging hinaus und ich schloss sofort die Tür hinter ihm. Einen Moment stand ich einfach nur da, mit geschlossenen Augen und atmete tief durch. Dann setzte ich mich wieder in Bewegung und ging die Treppe hoch in mein Zimmer. Da es schon spät war, machte ich mich für die Nacht fertig. Ich putzte mir schnell im angrenzenden Bad die Zähne und ging dann zum Bett. Ich schlug die Decke zurück und tastete nach meinen Schlafanzug. Als ich ihn gefunden hatte, zog ich mich aus und legte meine Klamotten feinsäuberlich auf meinen Schreibtischstuhl, damit ich sie am nächsten Morgen wieder fand. Ich zog mir den Schlafanzug an und legte mich in mein großes, weiches Himmelbett.
Unglücklicherweise war ich noch überhaupt nicht müde. Zu viel war an diesem Tag passiert. Erst das Casting, bei dem ich mich total lächerlich gemacht hatte, dann die Begegnung mit dieser unglaublichen Stimme, die zu einem Jungen gehörte, von dem ich noch nicht so recht wusste, was ich von ihm halten sollte. Dann war da mein Vater, der mich eigentlich wie immer behandelt hat, so als ob ich zu nichts nutze war, außer dem Einräumen der Spülmaschine - nicht zu vergessen, sie auch wieder auszuräumen.
Dann war da Hanna. Ich mochte sie. Sie schien gut zu meinem Bruder zu passen und verhielt sich mir gegenüber ganz normal und nicht irgendwie übervorsichtig, als wär ich schwer behindert.
Ja und dann war da die überraschende 2. Begegnung mit Lukas und seinem Vater. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit so einer wundervollen Stimme, so einen schrecklichen Vater haben konnte. Er erinnerte mich etwas an meinen eigenen Dad. Als die Sprache auf Lukas Band gekommen war, schien er nicht begeistert, obwohl er wusste, wie viel Spaß ihm das machte. Genauso war es bei mir. Wenn mein Vater wüsste, dass ich heute bei dem Casting gesungen hatte, würde er durchdrehen. Er hielt nichts von meiner Musikbegeisterung, deshalb unterstützte er mich auch nicht darin. Ich habe mir meine Klavierstunden selber finanziert, zu Gesangsstunden hatte es nicht gereicht, deshalb übte ich einfach selber. Ich wusste nicht, warum er so eine Abneigung dagegen hegte. Als meine Mutter noch gelebt hat, hat er nichts dagegen gehabt. Aber da habe ich ja auch noch gesehen. Da war ich noch etwas wert.
Ich seufzte tief und drehte mich auf die Seite. Ich musste an die Frage von Lukas denken. Ich war ihm ausgewichen, weil ich nicht daran erinnert werden wollte, nicht den Tod meiner Mutter noch einmal vor meinem inneren Auge miterleben musste. Ich schloss die Augen und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.

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Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich hatte kaum geschlafen und war deshalb noch sehr träge als ich ins Badezimmer schlurfte. Nach einer ausgiebigen Dusche ging es mir schon besser. Ich würde mich in einer halben Stunde mit den Jungs im Probenraum treffen, deshalb schnappte ich mir schnell einen Apfel, zog mich an und fuhr auf meinem Roller zu der alten Fabrikhalle, in der „Gefühlsecht“ probte. Ich betrat die Halle, durchquerte sie, bis ich an einer Treppe angekommen war, die nach unten führte. Dort war ein großer Kellerraum, in dem wir probten. An den Wänden waren Lärmschutzplatten aus Schaumstoff angebracht. Eine Wand schmückte ein Banner mit unserem Bandnamen darauf, ansonsten waren die Wände kahl. Der Boden allerdings war vollgestellt mit allen möglichen Dingen, sodass ich mich nur mit Mühe zu meinem Piano vorkämpfen konnte. Die anderen waren schon da. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln herrschte einen Moment andächtige Stille. Uns allen war klar, dass nun die Stunde der Wahrheit gekommen war. Die heutige Entscheidung würde die Zukunft von „Plektrum“ erheblich verändern.
„Also Jungs“, erhob Dani nun seine Stimme. „Ihr hattet die Nacht Zeit, um darüber nachzudenken. Zur Auswahl stehen Kathrin, Madeleine und Julia. Habt ihr euch alle entschieden?“
Alle nickten. Ich hatte nicht lange gebraucht, bis mein Entschluss feststand. Für mich war von Anfang an klar gewesen, dass ich für Julia bin. Jetzt kommt es auf die anderen an.
„Na dann. Wer ist für Kathrin?“ Daniel blickte in die Runde. Es herrschte Stille. „Madeleine?“ Wieder regte sich keiner. „Julia?“
4 Hände streckten sich in die Höhe. Ich grinste zufrieden. Auch die anderen sahen glücklich aus. „Nun denn, ich würde sagen, wir haben unser 5. Bandmitglied.“ Jubel brandete auf. Es war nicht zu übersehen, wie erleichtert alle waren. Es war einfach die beste Entscheidung gewesen. Ich war mir sicher, dass wir mit Julia viel erreichen konnten.
Dani sah mich an. „Rufst du sie an?“ Ich nickte, nahm mein Handy und ging aus dem Raum, die Treppen wieder hoch und wartete bis ich Empfang hatte. Ich wählte mit leicht zitternden Fingern ihre Nummer, die ich gestern schon eingespeichert hatte und hielt mir mein Handy an das Ohr. Es tutete. Einmal. Zweimal. Dreimal. Ein Knacken und dann ein zart gehauchtes „Julia Becker?“ Ich räusperte mich, bevor ich sprach. Meine Stimme klang etwas belegt. „Halle Julia. Lukas hier, du weißt schon von „Gefühlsecht“.“
„Hallo Lukas. Was gibt’s?“ „Nun… Wir haben etwas mit dir zu besprechen. Könntest du vielleicht zu uns in unseren Proberaum kommen?“ Ich versuchte meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. „Ähm… Ja, das geht in Ordnung. Wann und wo?“ Ich beschrieb ihr den Weg und sie versprach, dass sie gleich losgehen würde. „Ok. Dann bis gleich“, verabschiedete ich mich von ihr. „Ja, bis dann.“

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Ich legte auf, um gleich darauf den Hörer wieder in die Hand zu nehmen und Maras Nummer zu wählen. Nach dem zweiten Klingeln hob sie ab. „Mara, rate mal, wer mich gerade angerufen hat. Du kommst nie drauf.“ „Na dann kannst du es mir ja auch gleich sagen.“
Ich holte einmal tief Luft. „Lukas.“ „Lukas? DER Lukas? Von „Gefühlsecht“?“ Ihre Stimme klang begeistert. Ich grinste. „Genau der.“ Ein kreischen war zu hören, dann: „Und was hat er gesagt? Bist du dabei? Ach, was für eine Frage, natürlich bist du dabei.“
„Er hat nur gemeint, dass sie was mit mir zu besprechen haben und dass ich sofort zu ihrem Proberaum kommen soll. Mara, kommst du mit? Bitte. Allein finde ich das nie.“
„Na klar komm ich mit. Ich bin in 5 Minuten bei dir.“
Eine halbe Stunde später standen wir, Maras Erklärungen nach, vor einer alten Fabrikhalle. Ich war mit meinen Nerven am Ende. Ich war wirklich unglaublich nervös. Ich weiß auch nicht warum. Lilly spürte das und strich mir einmal beruhigend mit der Schnauze über die Hand. Ich tätschelte leicht ihren Kopf und fühlte mich gleich etwas besser. Mara hatte gemeint, dass ich Lilly nicht mitnehmen brauchte, da sie ja bei mir war, aber ich wollte sie dabei haben. Ich ging fast nie ohne Lilly irgendwo hin. Besonders nicht, wenn ich den Ort nicht kannte. Und so konnten die Jungs sich gleich mit dem Gedanken anfreunden, dass es mich nur im Doppelpack gibt.
Mara führte mich in die Halle. Unsere Schritte hallten von den Wänden wieder. Wir liefen ziemlich lange, ich vermutete bis zum anderen Ende, dann hielt Mara an. „Er meinte doch, dass wir Treppen runter müssten, oder?“ „Ja.“ „Ok. Dann sind wir richtig.“
Sie führte mich weiter und ich tastete mich mit meinem Stock vorsichtig vorwärts. Ich fühlte den Anfang der Stufen und lief dann, gefolgt von Lilly hinunter. Mara griff mich wieder am Arm und drehte mich nach links. Sie klopfte an eine Tür und öffnete sie. Als wir eingetreten waren herrschte Stille. Ich spürte die Augenpaare auf mir ruhen. Ich umklammerte Lillys Leine fester und spürte, dass Mara neben mir auch etwas unruhig wurde. „Hallo Julia. Wie ich sehe, hast du uns gefunden.“ Das war Daniels Stimme. Mara wurde noch unruhiger. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Ich war mir sicher, dass sie wie gebannt an Daniels Lippen hing. Lilly winselte leicht. Sie wollte die fremden begrüßen, doch ich hielt sie fest. „Hallo.“ Meine Stimme klang nicht annähernd so fest, wie ich es wollte. „Das ist Mara“, ich deutete neben mich. „Sie hat mich hergebracht. Und das“, ich ließ Lilly von der Leine und gab ihr ein Zeichen, dass sie los laufen durfte. „ist Lilly. Keine Angst, sie will euch nur begrüßen.“
Ich hörte ihre leisen tapsenden Pfoten, ihren wedelnden Schwanz, das Klackern des Halsbandes, ihr lautes Hecheln. Sie ging von einem zum anderen, schnupperte kurz und ließ sich streicheln. Beim letzten blieb sie besonders lang stehen. Ich konnte Lukas Stimme hören, die auf sie einredete. Mit einem leisen Pfiff gab ich ihr zu verstehen, dass sie wieder zu mir kommen sollte, was sie auch umgehend tat.
„Nun, Julia“, Daniel erhob wieder seine Stimme. „Wir haben uns entschieden. Es war diese unglaubliche und unverwechselbare Stimme, die uns alle überzeugt hat. Also, ich will nicht lange Drumherum reden… Du bist dabei!“
Ich erstarrte, konnte es nicht glauben. Ich hörte wie Mara immer wieder laut „Ich wusste es! Ich wusste es!“ rief. Spürte, wie sie mich in dem Arm nahm. Konnte die Jungs lachen und jubeln hören. Doch realisieren konnte ich das Ganze nicht.
Ich bin dabei. Mitglied einer Band. Offiziell eine Sängerin. Eine blinde Sängerin.





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