Die Gefährtin - Teil 3

Autor: Lilly
veröffentlicht am: 07.10.2011


Shelly saß auf dem Sofa und blickte auf als Louis das Wohnzimmer betrat. Ein schmunzeln durchzog ihre feinen Gesichtszüge und sie meinte, sich etwas verlegen am Kopf kratzend:
„Ähm, ich muss dich warnen, wir haben ein oder zwei etwas aufdringliche Jungs in unserer Clique, die immer denken ihnen gehören alle hübschen Mädchen und ich bin fest davon überzeugt, das du eine Herausforderung für sie sein würdest.“
Überrascht und fragend sah Louis Shelly an und dann blickte sie unsicher an sich herab.
„Ich bin jetzt etwas verwirrt, was meinst du?“
Shelly erhob sich hastig und erklärte ihr, etwas belustigt:“ Nun ja…, wie soll ich es sagen, sie mögen nun mal hübsche Frauen und du gehörst eindeutig in diese Kategorie.“
„Du redest Unsinn“, maulte Louis etwas verlegen über dieses unerwartete Kompliment:“ Und du wirst sehen, das du dich täuschst.“
„Oh ja… wir werden sehen“, Shelly war siegessicher:“ Sein Name ist Luke und vielleicht wird auch Will sich an dich hängen und du wirst mir heute Abend mit Sicherheit danken, das ich dich gewarnt habe.“
Sie musste über Shelly schmunzeln und sagte belustigt:“ Ich glaube, das wird heute ein sehr lustiger Tag werden und du wirst dich bei mir entschuldigen, wenn ich recht hatte.“
„In Ordnung, abgemacht“, sie hielt ihr ihre Hand hin und meinte:“ Wenn ich aber Recht behalte, gehst du morgen Abend mit uns weg und das ohne dich zu beschweren wohin wir gehen… Denn dein Grandpa sagte mir schon, das du nicht gerne ausgehst.“
Louis zog eine Augenbraue in die Höhe, nahm fest ihre Hand, schüttelte diese und sagte: „Abgemacht!“
„Und du willst nichts, wenn du recht hast, was ich natürlich nicht glaube.“
Louis schüttelte ihren Kopf und sagte:“ Nein, ich will einfach nur meine Ruhe am Wochenende.“
„Herrjeh, bist du einfach… das ist mal etwas erfrischend anderes.“
Jetzt lachten beide und in diesem Moment kamen ihre Großeltern herein und sahen mit Genugtuung, dass die beiden sich anscheinen gut verstanden.
„Hallo“, rief ihre Enkelin erfreut aus und sah das sie schwere Taschen trugen, sofort wollte sie helfen:“ Kommt wir nehmen euch etwas ab.“
Doch ihr Großvater meinte leicht befehlerisch klingend:“ Nein, geht ihr mal und habt Spaß.“
Noch bevor Louis protestieren konnte, schnappte sie Shelly wieder an der Hand und rief hinter sich, während sie nach draußen stürmte:“ Danke Mr. Heathcliff“, und schon waren sie draußen. Sie zog Louis quer über die Straße zu ihrem Auto und schnell saßen beide darin.
„Wie viele Freunde kommen denn?“
Wollte Louis neugierig wissen und Shelly meinte, achselzuckend:“ Och, nicht all zu viele. Mit uns, und sie freuen sich schon alle dich kennen zu lernen, sind wir ca. zehn.“
Wirklich überrascht blickte sie Shelly an und diese fragte über ihren Gesichtsausdruck:
„Was? Machen du und deine Freunde bei dir zu Hause so etwas nicht?“
„Schon“, begann sie etwas zögerlich:“ Aber irgendwie waren wir nie mehr als drei, oder höchstens vier.“
„Das ist aber schade, umso mehr, umso mehr Spaß. Es wird dir gefallen, Lou.“
Wie hatte Shelly sie eben genannt? Lou? Verwirrt blickte sie links neben sich.
„Oh, ich hoffe ich darf dich so nennen, das ist kürzer und gefällt mir… außer natürlich du magst es nicht, das würde ich natürlich verstehen. Aber bei uns machen das alle so. Mich nennen sie Shell, wie die Tankstelle, lustig nicht und Luke zum Beispiel heißt eigentlich Lukas, oder der süße Will ist Wilson, Mon ist Monika und Stephanie ist schlichtweg Steph. Es wird sich gar nicht vermeiden lassen, denn das machen alle von ganz alleine, aber wenn du das nicht möchtest rede ich mit ihnen und sie sollen sich zusammenreisen.“
Louis musste sich wirklich an ihren Redeschwall erst gewöhnen und wieder brauchte sie einige Sekunden bis sie sich sicher war, das sie fertig gesprochen hatte und meinte dann:
„Nein, es stört mich nicht, doch ist mein Name eigentlich schon ziemlich kurz und noch nie hatte jemand daran gedacht, diesen noch zu verkürzen… aber mach was du willst.“
„Super.“
Während der ganzen Fahrt, redete Shelly, oder Shell, wie sie sie von nun an vielleicht nennen würde über alles was ihr einfiel. Sie plauderte drauf los und ließ Louis nicht einmal die Möglichkeit etwas zu sagen und darüber war sie irgendwie froh, denn eigentlich war ihr nicht zum Reden zumute.
Nach über einer halben Stunde fahren, was in den USA ja keine Entfernung ist, kamen sie endlich vor dem Einkaufscenter an. Sie suchte einen Parkplatz dicht am Eingang um sich nicht zu lange in der Hitze aufhalten zu müssen. Sie hatten Glück, ein schwarzer Jeep, mit völlig verdunkelten Scheiben fuhr gerade von einem Parkplatz und schon hatte Shelly diesen für sich beansprucht. Der Jeep fuhr ein kleines Stück und hielt dann auf einmal so abrupt an, dass seine Bremsen laut quietschten.
Louis stieg aus dem Auto und blickte zu dem erschreckend wirkenden Wagen, mit den viel zu großen und überstehenden Reifen und runzelte ihre Stirn. Es war seltsam niemanden darin zu erkennen und doch wusste sie irgendwie, dass man sie beobachtete.
„Was ist denn das für ein Spinner?“
Fragte Shelly viel zu laut, und wieder nahm sie ihr glücklicherweise die Möglichkeit ab etwas zu sagen und so zuckte sie nur mit ihren Schultern:“ Komm, bevor wir noch einen Unfall verursachen.“
Sie hackte sie bei Louis ein. Noch einmal drehte die sich um und noch immer stand der Wagen dort, mit laufendem Motor und noch immer fühlte sie Augen auf sich gerichtet. Shelly hingegen beachtete dies nicht weiter, anscheinend kam dies hier öfter vor. Das Land der Soziopaten!
Endlich betraten sie das Center und der kühle Wind, der gut funktionierenden Klimaanlage, blies ihnen die Schwüle von der viel zu schnell erhitzten Haut. Louis dachte nur, dass sie wahrscheinlich die ganze Zeit erkältet sein wird.
„Komm… sie warten bestimmt schon auf uns. Wir treffen uns am Foodplace.“
Schnell hatte sie Louis durch die verwirrenden Gänge gezogen und endlich kamen sie in der Mitte des Centers an, von dem Platz sich vier weitere Gänge abzweigten. Es war ein heller großer runder Saal, mit einem Glasdach, einer kleinen Glasfassade und Palmen darin. Ringsherum gab es unterschiedliche Schnellimbisse. Von Spanisch über Chinesisch, bis hin zu Indisch und natürlich die gute alte Amerikanische Küche. Es gab sogar einen Bayrischen Bretzelstand. Doch diese Bretzel sahen alles andere aus als wären sie aus Deutschland. Sie waren mit süßen und überaus bunten Guss überzogen, denn anscheinend aß hier keiner etwas, das nicht in den ausgefallensten Farben leuchtete.
Shelly blieb am Eingang stehen und sah sich suchend um, es war ziemlich voll und ein unangenehmer Geräuschpegel hallte ihnen entgegen. Auf einmal dröhnte ihr Name über alle Köpfe hinweg und es schien keinen der anderen zu interessieren, dass jemand lauter als laut herumbrüllte. Ein Lächeln zeichnete sich wieder auf ihrem Gesicht ab und sie sagte:“ Da sind sie.“
Und wieder zog sie Louis mit sich. Ob es ihr überhaupt bewusst war, das sie sie immer ziehen musste oder war es ihr egal?
„Hey“, rief Shelly aus, als sie an die fünf zusammengeschobenen Tische kamen und sofort sah Louis, dass es mehr waren als zehn. Direkt sagte Shelly stolz zu allen:“ Das ist Louis, aber wir dürfen sie Lou nennen, habe ich schon alles geklärt“, jetzt blickte sie neben sich und erklärte ihrem Gast, auf jeden einzelnen zeigen, die Namen der Anwesenden:“ Das ist Kate, Jen, An, Steph, Chris, Jake, Moll, Stue, Nick, Sue, Mike“, auf einmal veränderte sich ihre Stimme etwas:“ Und das sind Will und Luke.“
„Hallo“, bekam sie hoffentlich laut genug hervor und versuchte freundlich zu lächeln. Alle Namen waren zwar noch in ihrem Kopf, doch diese zu zuordnen schien ihr sofort fast unmöglich zu sein.
„Komm, setz dich zu mir“, rief ein Mädchen freudig aus, das sie hoffentlich richtig als Kate identifizierte. Sie zeigte auf einen leeren Stuhl neben sich und schon schob Shelly sie zu ihr hinüber, während sie sich dicht neben Mike setzte. Dieser küsste sacht ihre Wange und schnell war ihr klar, dass die beiden ein Paar waren.
„Ich hoffe Shell hat dich nicht zu sehr vollgequatscht, denn wenn sie aufgeregt ist, kann sie manchmal einfach nicht mehr still sein.“
Flüsterte Kate Louis zu und brachte sie damit wieder zum schmunzeln, denn eigentlich war sie ziemlich eingeschüchtert von sovielen neuen Menschen und sie wusste jetzt schon nicht einmal mehr wer, wer war.
„Naja, sagen wir einmal so… sie hat eine sehr gesprächige Ausstrahlung und da hat mein etwas stilleres Naturell leider verloren.“
Kate lachte leise auf und lächelte sie an.
„Ja… das kenne ich nur zugut. Sag, wie lange bleibst du in Jacksonville?“
„Oh, ich weiß nicht“, sie zuckte mit ihren Schultern und blickte vor sich auf die Tischplatte:
„Vielleicht etwas länger, vielleicht studiere ich hier. Meine Großeltern würden sich sehr darüber freuen.“
„Wirklich, was willst du den Studieren?“
Sie wirkte echt interessiert und das freute Louis, denn Zuhause, untern ihren Freunde, redete man nicht über Zukunftspläne, das war irgendwie ab einem gewissen Alter Tabu, da ging es irgendwann nur noch um den Spaß.
„Ich würde gerne Medizin studieren, nur weiß ich noch nicht ob ich in die Human- oder in die Veterinärmedizin gehen soll.“
„Hm, das ist wirklich eine schwere Entscheidung, benehmen sich doch manche Menschen wie die letzten streunenden Hunde.“
Louis lachte laut auf und spürte sofort das man sie ansah, doch lies sie sich davon nicht beirren und erklärte:“ Wie recht du hast… Oh man, du weißt gar nicht wie recht du hast.“
Auf einmal wurde der Platz neben ihr gewechselt und ein junger Mann mit den typisch blonden Florida Haaren nahm neben ihr Platz. War er jetzt Will oder Luke? Sie war vollkommen überfordert.“
„Und wie gefällt es dir bisher?“
Wollte er mit weicher Stimme wissen und sofort blickte sie zu Shelly, die ihr gegenüber saß und erkannte sofort ein schelmisches Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Oh, ich weiß nicht, ich bin erst seit gestern hier und ich muss ehrlich gestehen, das ich bisher mehr geschlafen habe.“
Louis wollte freundlich sein und antwortete der nett gestellten Frage, die nicht gerade von sehr viel Intelligenz zeugte, denn sie war sich sicher das Shelly allen berichtet hatte, wann sie ankommen würde.
„Dann gehst du bestimmt morgen Abend mit uns in den neuen Club, er soll wirklich abgefahren sein, sehr düster.“
„Ähm…, ich weiß nicht“, begann sie etwas verlegen:“ Ich bin noch lange keine 21.“
Gab sie noch zu bedenken, mit einem Seitenblick auf Shelly die gerade ihrem Freund erklärte was ihre austauschenden Blicke zu bedeutet hatten. Doch er, sie glaubte langsam das es Luke war, machte ein wegwerfende Handbewegung und sagte etwas überheblich klingend:“ Kein Problem. Hast du ein Passfoto?“
„Bestimmt, warum?“
Jetzt war sie vollkommend verwirrt.
„Er macht dich einfach 21“, plauderte die eventuelle Kate ihr zu, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt einen Ausweis zu fälschen und stocherte dabei gelangweilt in ihren Pommes herum, die vom Ketschup schon viel zu aufgeweicht waren.
„Das kannst du?“
Sie war wirklich ein wenig beeindruckt und er nahm dies als Aufforderung richtig aufzufahren:“ Das ist doch keine größere Sache. Du brauchst nur ein gutes Computerprogram, eine alte Karte, ein hübsches Foto und eine Maschine die das dann alles einschweißt.“
Er legte ganz unvermittelt einen Finger unter ihr Kinn, drehte es anschaulich hin und her und meinte etwas zu sehr säuselnd, das die anderen sich ein lachen verkneifen mussten:“ Und das mit dem hübschen Foto dürfte ja kein Problem sein.“
Schockiert zog sie eine Augenbraue hoch und fragte mit übertrieben freundlicher Stimme:“Luke, nicht wahr?“
Er nickte lächelnd, bevor sie ernst weiter sprach:“ Jetzt hör mir mal ganz genau zu“, dabei entzog sie ihm ruckartig ihr Kinn:“ Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mir solch einen Ausweis machen würdest, aber nicht für den Preis den du dir anscheinend dafür gerade ausrechnest. Ist das verständlich genug gewesen?“
Alle prusteten laut los und er nickte etwas beschämt, während Louis in ihrer Handtasche kramte. Sie hatte tatsächlich noch ein Foto einstecken und reichte es ihm.
„Hier, dank dir muss ich morgen ja wohl mitkommen, also…streng dich an.“
Sie blickte zu Shelly, die sich verkrampft eine Hand vor den Mund hielt und ihr nur zuzwinkerte. Luke hingegen verstand kein Wort, nickte aber etwas verlegen. Wer verstand schon die Gedankengänge der Frauen, dachte er sich im Stillen.
„Ach komm schon Luke“, sagte ein anderer Junge neben ihn und klopfte ihm herzhaft auf die Schulter:“ Noch ist ja nicht alles verloren“, Louis konnte seine Worte sehr gut verstehen, er machte sich gar nicht die Mühe leise zu reden:“ Sie kommt von sehr weit her, vielleicht braucht man bei ihnen zu Hause andere Waffen als Angeberei. Ich zeig dir morgen wie das geht… sieh zu und lerne.“
„Halt die Klappe Will“, maulte er und stütze seinen Kopf auf seine Hand auf, während er aussah wie ein kleines Kind das schmollte.
Als Louis klar wurde das nun auch noch Will es versuchen würde, verdrehte sie ihre Augen und nun konnte sich Shelly nicht mehr zurückhalten und lachte lauthals drauf los.
„Was ist?“
Wollte Steph neugierig wissen, doch Shelly erklärte ihr Atemlos:“ Oh… ein Insider zwischen Lou und mir, nichts besonderes.“
„Ihr kennt euch kaum und schon habt ihr Insider, soll ich jetzt eifersüchtig werden?“
Wollte Sue scherzhaft wissen und drehte sich ihnen neugierig zu, doch die beiden schwiegen beharrlich.
Auf einmal spürte Louis wieder diese Blicke in ihrem Rücken und drehte sich ruckartig um, doch hinter ihr war nur eine Glasfassade, die auf ein kleines künstlich angelegtes Wäldchen blicken lies. Tiefe falten gruben sich auf ihre Stirn und Kate fragte besorgt:“ Ist mit dir alles okay?“
Etwas verunsichert drehte sich Louis wieder nach vorne und sagte:“ Ja… ich hatte eben irgendwie auf einmal das Gefühl beobachtet zu werden. Ich glaube ich bekomm ne Paranoia, als wir hier ankamen hatte ich das schon mal.“
„Hm“, meinte Kate, drehte sich auch noch einmal um und sagte dann, nachdem sie sich ausgiebig umgesehen hatte:“ Ich sehe niemanden, vielleicht ist das die Müdigkeit.“
„Ja, vielleicht hast du recht. Das wäre mir zumindest lieber als anzufangen Gespenster zu sehen.“
„Ach und wenn schon, wir sind alle doch ein bisschen verrückt“
Jetzt lachte Louis wieder, sie mochte Kate wirklich auf Anhieb und das schien wohl auf Gegenseitigkeit zu beruhen.
„Ich muss einmal auf die Toilette“, sagte Louis zu ihr und erhob sich aus der Menge. Langsam schlenderte sie zu dem Toilettenschild, blieb dann aber auf einmal stehen und blickte sich suchend um.
Was verursachte nur dieses abscheuliche Gefühl in ihrem Bauch? Es war eine Mischung aus Angst und dem Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Doch niemand blickte zu ihr herüber, sie viel in der Masse gar nicht auf und so redete sie sich ein, dass sie sich dies nur einbildete und ging weiter, einen einsamen, schlecht beleuchteten Gang entlang.
Einen Augenblick später stand sie alleine an den Waschbecken und wusch sich ihre Hände. Als sie diese unter den Föhn an der Wand hielt, hörte sie den Krach von draußen nicht mehr und schloss für einen kleinen Augenblick ihre Augen. Erst ein erschreckend hartes Tippen auf ihre Schulter lies sie erschrocken herumfahren und zurückweichen. Denn ein großer braunhaariger Mann, mit blickdichter Sonnenbrille stand viel zu dicht vor ihr. Seine Haut war so weiß wie Alabaster und als er seine Sonnenbrille abnahm, blickten Augen auf sie herab, die seltsam blau waren, fast leer. Ängstlich drückte sie sich an den noch immer laufenden Föhn und sie spürte die heiße Luft auf ihrem Rücken brennen.
„Wir dachten, ihr seid endgültig ausgerottet.“
Sagte dieser mit einer solch abwertenden Stimme, dass es ihr eiskalt den Rücken herunter lief. Seine tot wirkenden Augen durchforschten ihr Gesicht, jeden Millimeter und es war, als könne er noch immer nicht glauben, was er da vor sich sah.
Sein seltsamer Blick, sein unergründliches Lächeln und dann noch einmal diese seltsame Stimme, die sagte:“ Oh… man wird so stolz auf mich sein“, machten, das sie den heißen Luftstrohm auf ihrem mittlerweile gerötteten Rücken, nicht mehr spürte.
„Was… was… was wollen Sie?“
Fragte Louis leise, fast unhörbar und das lies ihn schmunzeln. Er schien sich an ihrer Angst zu weiden, er genoss ihre aufkommende Panik.
„Oh… nicht viel“, seine Hand, die kälter war als Schnee im tiefsten Winter, glitt über ihre erhitzte Wange, ihren Hals entlang und verharrte an ihrem rasenden Puls. Louis erstarrte zur Säule. Sie wollte schreien, davon laufen, doch funktionierte ihre Stimme genauso wenig wie ihre Beine, sie war im hilflos ausgeliefert.
„Stör ich etwa?“
Ertönte auf einmal eine tiefe melodische Stimme hinter ihm und sie sah wie er sichtlich erschrak und gleich darauf unglaublich wütend zu werden schien. Endlich setzte das Gebläse hinter ihr aus und Louis spürte wie ihr Leben in sie zurückkehrte. Ganz langsam drehte sich dieser angsteinflößende Fremde um. Es war ihr, als würde er sich etwas nach vorne beugen, um für Angriff bereit zu sein und er prustete abwertend zwischen seine Zähne hindurch: „Henry.“
Henry? Wo hatte sie diesen Namen schon einmal gehört, wo nur? Es viel ihr nicht ein, ihr Kopf schien gar nicht mehr richtig funktionieren zu wollen. Ihr Atem raste und ihr Herz schlug wie wild gegen ihren Brustkorb. Sie war nicht mehr in der Lage klar zu denken. Ihr Angreifer blickte noch einmal über seine Schulter und es war, als würde er ihren Geruch tief in sich einsaugen und da war es auch schon wieder, dieses kalte und tödliche Lächeln. Während er wieder nach vorne sah, sagte er, noch immer durch seine Zähne hindurch gequetscht:“ Du störst gerade.“
Doch sein gegenüber blieb ganz ruhig, er hatte nicht die Absicht zu gehen und erklärte ihm gelassen klingend:“ Du bist anscheinend vollkommen alleine, Ben… oder irre ich mich da und das Pack, das sich deine Familie schimpft versteckt sich hier irgendwo?“
Da wurde seine Stimme ganz leise und nur mühsam verstand Louis seine nächsten Worte:
„Was fällt dir ein hier zu jagen, am Hellligen Tag? Wir haben eine Abmachung! Oder hast du das schon wieder einmal vergessen?“
Er schwieg und endlich konnte Louis den anderen Mann sehen, denn er wandte sich etwas an ihm vorbei und sah sie an. Augenblicklich wurde sein Ausdruck verwirrt, verständnislos und gleichzeitig sah es aus, wie bei ihrem Angreifer zuvor, es war, als könne er nicht glauben, dass SIE da stand. Angst machte sich in ihr breit und sie war sich nicht mehr Sicher, ob er ihr helfen würde. Doch plötzlich veränderte sich sein überaus hübsches Gesicht, mit Formen und Proportionen die so perfekt zu sein schienen, das er nicht von dieser Welt sein konnte, zu einer regungslosen Maske und er sagte zu ihr, kühl und distanziert, jedes Wort äußerst langsam gesprochen, als würde er mit einer Idiotin sprechen:“ Komm… her… zu… mir.“
Sie wusste nicht warum, aber sie schritt ganz langsam um ihren Angreifer herum. In seinen Augen, die jeden ihrer Schritte verfolgten, sah sie, das er sie sich am liebsten wieder krallen würde um das zu beenden, was er begonnen hatte. Sie zuckte zusammen als etwas Schwarzes durch seine Augen huschte. Behutsam, ihn nicht aus den Augen lassend, trat sie nun auf den anderen, der ein regelrechter Riese war, zu. Er legte eine Hand sachte auf ihre noch immer vom Schreck bebende Schulter und sie spürte wie warm diese war. Es strömte durch sie hindurch wie ein Stromschlag und Louis blickte hastig auf. Seine Augen hatten eine seltsame Kolorierung, fast bernsteinfarben, als er auf sie herab sah und auf einmal, mit ganz sachter und überaus besorgter Stimme fragte“ Geht es dir gut?“
Willenlos nickte Louis, nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen, oder gar den Blick von seinem atemberaubenden Gesicht nehmen zu können. Er nahm es ihr ab und sah sein Gegenüber wieder an. Wutentbrannt fauchte er ihm entgegen, ja er fauchte, fast wie eine Wildkatze, als er zu ihm sprach:“ Du elender Bastard! Wusstet ihr von ihr?“
Doch er bekam keine Antwort, sein Blickt klebte auf Louis und es war ihr, als sähe er überaus hungrig aus. Wieder wandte sich ihr Retter ihr zu, beugte sich etwas zu ihr herab und meinte, sanft, ja fast schon zärtlich klingend:“ Geh, warte draußen auf mich…“, da flehte er auf einmal fast:“ Bitte… bitte, ich weiß du verstehst es jetzt noch nicht, aber ich muss dir etwas sehr wichtiges erklären, doch vorher muss ich mich um diesen Abschaum hier kümmern.“
Ein tiefes, fremdartiges Grollen kam ihr aus dem Gegenüber entgegen und seine Augen funkelten sie auf einmal vollkommen schwarz an.
Wo war sie da nur hinein geraten? Was waren das für Psychopaten? Doch wieder kam von ihr nur diese willenlose nicken und sie ging, ohne sich noch einmal umzublicken. Doch hörte sie die brüllende Stimme ihres Angreifers der schrie:“ Wir finden dich und dann entkommst du uns nicht mehr. DU darfst nicht sein…“
Dann war es auf einmal wieder still und sie hörte nur die Menschen, die sich laut unterhielten.
Gedankenverloren lief sie wieder in die Masse und zu ihrem Tisch. Schweigend nahm sie Platz und blickte starr auf die Tischplatte vor sich.
„Lou? Herrjeh, warum bist du denn so blass, weinst du etwa?“
Es war Kates Stimme die in ihr Ohr drang und tatsächlich spürte sie erst jetzt die heißen Tränen auf ihrem Gesicht. Sofort stürmte Shelly zu ihr und nahm ihre Hand, die eisig war und strich ihr zärtlich über die Wange. Alle beugten sich ihr zu, berührten sie beschützend und tröstend.
„Was ist passiert? Bitte, sag doch etwas?“
Shelly klang verzweifelt.
„Da“, ihre Stimme brach weg und sie schluckte einmal schwer, bevor sie einen neuen Versuch startete:“ Da war ein Mann…“, sie hörte wie Sue scharf den Atem einzog:“ Er wollte… er hat glaube ich versucht…“
Sie stockte, denn sie wusste eigentlich gar nicht was er versucht hatte. Wollte er sie vergewaltigen, sie begrabschen, ihr schlichtweg nur Angsteinjagen… oder sie ESSEN? Seine Augen sahen sie so seltsam bizarr und hungrig an und sie erinnerte sich an einen dunklen Schatten, der in Bruchteilen einer Sekunde durch dieses seltsame blau zuckte und dann waren sie mit einem mal so dunkel…
„Himmel“, unterbrach Jen ihren chaotischen Gedankengang und strich ihr sanft über den Kopf:“ Hat er dich irgendwo angefasst? Sollen wir die Polizei rufen?“
„Nein…, da… da war jemand… er… er hat mir geholfen. Er sagte, er kümmert sich darum.“
Sie blickte noch einmal zu dem Gang, doch er war nicht zu sehen und sie erinnerte sich an seine Bitte, der sie auf keinen Fall nachkommen wollte. Ruckartig wandte sie sich Shelly zu und flehte:“ Können wir bitte fahren, ich will hier weg?“
„Natürlich süße, komm.“
Wieder schnappte sie ihre Hand und half ihr hoch. Louis Knie waren weich wie Butter und sie umpackte fest Shellys Arm, bevor die meinte:“ Ich melde mich später Mike, wir sehen uns ja dann morgen.“
Und schon verließ sie mit ihr hastig den Foodplace.





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz