Schwesterchen - Teil 5

Autor: JaDe
veröffentlicht am: 01.10.2011


Hey ihr süßen :P

Sorry, dass ihr so lange warten musstet... hab momentan einfach keinen Kopf dafür...

Ich hoffe, dass euch trotzdem gefällt...

lg & :*
eure JaDe

Tagelang ging mir dieser Brief nicht aus dem Kopf. Ich wagte es nicht in ihr Zimmer zu gehen und dort nach zu schauen. Insgeheim war ich mir sicher, dass der Brief dort lag, aber gleichzeitig wusste ich, dass das alles nur ein Traum war.
Es konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht. Das würde mich weiter an meinem Verstand zweifeln lassen.
Angel beobachtete mich heimlich, wenn ich wieder in Gedanken versunken an meiner Lippe nagte, weil ich nicht wusste, ob ich nun in ihr Zimmer gehen sollte. Ich merkte es wohl, aber ich reagierte nicht drauf. Seit meinen Traum, war unser Verhältnis anders. Natürlich besaß er immer noch die feine Antenne, wenn es um meine Gefühle ging, dennoch war ich sehr zurückhaltend. Ich bemerkte, dass ihn das schier um den Verstand brachte. Jedes Mal aufs neue.
Ich lag in meinem Bett und betrachtete die Decke. Was wäre so schlimm dran, wenn ich mit Angel zusammen wäre? Gleichzeitig beantwortete ich mir die Frage. Ich würde es nicht überleben ihn zu verlieren. Ich machte mir schon Gedanken über das Ende, obwohl ich noch nicht mal den Anfang gestartet hatte.
Ich schlief ein und Helena saß neben mir. „Lena, du bist unmöglich!“ Ich lachte leise. „Das sagst du gerne, nicht wahr?“ „Nein, kleine Schwester, das sag ich nicht gerne!“ Ich kicherte weiter in mich hinein. „LENA!“ Jetzt lachte ich nicht mehr. „Lena, warum sträubst du dich denn so?“ „Ich will ihn nicht verlieren.“ „Das wirst du nicht... Er braucht dich genauso wie du ihn...“ Sie strich mir über den Kopf. „Schwesterchen, was ist mit dem Brief.“ „Helly, ich pack das nicht... Wieso bist du gegangen?“ „Es war meine Zeit. Du kannst dir sicher sein, wenn ich gewusst hätte, dass du dich so doof anstellst und ich noch da wäre... ich hätte dir welche in den Hintern getreten!“ Wir sahen uns an und mussten diesmal beide lachen. „Der Brief...“ begann sie leise und wurde wieder ernst. „Ich hab´s noch nicht geschafft... Das wäre so suspekt, wenn der dort liegen würde... ich würde...“ „Lena, bitte.“
Dann spürte ich etwas, was sicher nicht zu dem Traum gehörte:
Ganz sachte lagen Lippen auf meinen. Ich schrak hoch und knallte gegen Angel´s Kopf. Einen Moment lang war ich wie erstarrt. Er ebenso. Dann stammelt er: „Lena, es tut mir Leid.“ „Angel?“ flüsterte ich bloß. Dann beugte ich mich vor. Ich zog ihn an mich heran und küsste ihn. Dann schrak ich vor meiner eigenen Tat zurück. „Ich...“ Ich sprang auf. „Bin gleich zurück.“ Ich lief in Helena´s Zimmer.Tatsächlich lag da ein Brief in der Kommode. Während ich langsam zurück zu Angel ging, dachte ich über meinen Geisteszustand nach. Das Helena in meinen Träumen erschien war doch bloß... halt ein Traum... Keine Wirklichkeit. Vielleicht lag es daran, dass ich sie so sehr vermisste, dass ich immer wieder von ihr träumte. Aber wie konnte man das mit dem Brief erklären?

Ich sah Angel an. „Öffne du ihn bitte.“ flehte ich fast schon ängstlich. Ich wusste nicht, warum ich so ein schlechtes Gefühl hatte. Wahrscheinlich lag es an dem Datum, den der Stempel trug. Der Brief war zwei Tage vor ihrem Tod abgestempelt worden. Er nahm ihn. Ich setzte mich und lehnte mich gegen ihn. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte er den Brief weggelegt und mich zu sich herumgedreht. „Lena, was soll das? Gestern warst du noch so fertig wegen Tom und jetzt...“ „Ich war fertig, weil ich mich in das Bild von Tom verliebt hatte. Nicht in ihn. Du dagegen.. ich wollte es nur nicht wahr haben... Ich wollte dich nicht verlieren...“ „Lena...“ flüsterte er heiser und gab mir einen Kuss. Lächelnd schob ich ihn von mir. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ meinte ich und fischte den Brief wieder vom Nachttisch. Ok, ich geb zu ich war trotzdem neugierig. Er öffnete ihn, obwohl er die Stirn runzelte, als er die Adresse las.

Liebe Helena,

ich muss mich doch sehr wundern. Seit Tagen, Wochen... hör ich nichts mehr von Dir. Nicht ein Anruf, kein Brief... nicht mal eine SMS.

Ich fuhr hoch. „Wie jetzt?“ „Lena, hör zu.“ mahnte Angel mich.

Charlotte hat mich gestern wieder angeflirtet. Diese Frau nervt. Sie versteht einfach nicht, dass wir zusammen gehören. Das ich Dich liebe. Ich hoffe Du meldest dich mal wieder.

Ich liebe und vermisse Dich wahnsinnig,

Dein Marc

„Was für ein Arsch! Ich hasse ihn! Erst lässt er Helly sitzen... und dann so was?“ Angel sah mich fragend an. „Gab...“ mir war gar nicht bewusst, dass ich die Koseform seines Namens benutzte. Gabriel. Ich war zu sehr damit beschäftigt den Brief zu suchen. Als ich zerzaust wieder auftauchte, lächelte er mich an. „Klingt gut, wenn du das sagst.“ Ich strich mir eine Strähne hinter´s Ohr. „Was denn?“ Ich war verwirrt. „Gab. Es klingt ganz anders, wenn du das sagst...“ Ich grinste. „Als bei deinen anderen Freundinnen?“ neckte ich ihn. „Hey!“ meinte er und fing an mich zu kitzeln, bis ich nach Luft japste.
Dann zog er mich zu sich runter und sah mir tief in die Augen. „Du bist die einzige für mich!“ Ich beugte mich noch ein wenig weiter runter und gab ihm einen langen Kuss.

Als ich mich von ihm löste, meinte ich leise: „Hier. Den hat er ihr vor ein paar Wochen geschrieben.“ Angel überflog die Zeilen. „Das passt so gar nicht zusammen... Moment mal... Guck dir das mal an... Das A... Das sieht irgendwie anders aus.“ Er hatte recht. „Aber das heißt ja...“ „Das jemand den Brief gefälscht hat- und das ziemlich gut...“ er runzelte die Stirn. „Bloß in welchen...?“ „In dem ersten.“ sagte ich fest. „Woher weißt du das?“ „Nenne es weibliche Intuition, aber dass ist der einzige Brief, der aus der Reihe tanzt. Die anderen waren fast noch kitschiger... es tat schon fast weh. Nur dieser hier ist so kühl und abgefertigt. “ Er blinzelte mich an. „Fahren wir zu ihm!“ schlug ich vor. „OK!“ Ich sprang auf und lief ins Bad.
Circa eine Stunde später waren wir unterwegs. Ich schloss die Augen und war augenblicklich wieder eingeschlafen. „Hey Lena.“ „Helly?“ rief ich überrascht aus. „Ich hab gar nicht mit dir gerechnet... Also...“ „Schon wieder, ja?“ „Ja.“ gab ich zu. „Ich bin auch nur hier, um meine „Mission“ zu beenden.“ „Das heißt?“ fragte ich erschrocken. „Lena, du kannst dir vorstellen, dass mir das denkbar schwer fällt... Ich muss gehen...“ Entgeistert starrte ich sie an. „Nein!“ Ein Wort und doch lag meine ganze Wut und Trauer darin. „Lenchen... Es geht nicht anders. Du bist glücklich- wenn ich auch sagen muss, dass ich nie mit Angel gerechnet hätte.“ „Helly, mein liebste Helly! Bleib bei mir. Was soll ich denn ohne dich tun?“ „Es tut mir Leid, mein kleines Schwesterchen.“ Ich merkte, dass sie immer blasser wurde. „Da wo du hingehst... wirst du dort glücklich sein...?“ „Ich hoffe es. Wir werden uns dort wiedersehen. Keine Angst, Lena... Ich bin immer bei dir.“ Mit einem letzten Kuss auf die Stirn verschwand sie. Ich schreckte hoch. Angel war rechts ran gefahren. „Lena, alles in Ordnung?“ Ich nickte und sah mich um. „Gab, wo sind wir?“ Ich blinzelte in die Umgebung. „Das ist der Palast von Marc Meyer.“
Palast war keine Untertreibung. Dieses Haus war so groß, dass eine Familie mit 15 Mann sich nicht mal annähernd Platzmangel hätte. Ich sah Angel mit großen Augen an. „Angel, das ist doch kein Haus.“ „Ne, ich sagte doch, dass das ein Palast ist.“ Er lachte. „Klingel jetzt!“ Ich zögerte so lange, bis er resigniert auf die Klingel drückte.
Als die Tür sich öffnete, war ich für einen Moment sprachlos. Vor mir stand ein Hausmädchen... so richtig mit Häubchen und so. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ fragte das Mädchen leicht ungeduldig. Ich schluckte kurz, bevor ich sprach. „Ich würde gerne mit Marc sprechen.“ „Wenn Sie doch bitte eintreten und hier warten würde, ich werde ihn holen.“ Angel und ich traten ein und ich sah mich in dieser riesigen Eingangshalle um. Meine Meinung war: viel zu prunkvoll. Angel sah mich an und runzelte die Stirn. Ich zuckte mit den Schultern. Dann kam ein junger Mann die Treppe runter. Okay, Marc sah nicht mehr ganz so spießig aus, wie früher. Ich denke, daran war der gute Einfluss meiner Schwester schuld, aber nun ja... Er sah mich und stieß einen Schrei aus. „HELENA! Endlich!“ Helena? Oh, der meinte mich. Er umarmte mich stürmisch und wirbelte mich in der Luft herum. Erst als er mich absetzte und mich küssen wollte, meinte ich: „Ähm, lass das.“ Er stutze. Dann sah er mich genauer an... und bemerkte den kleinen, aber feinen Unterschied. „Oh, du bist gar nicht Helena.“ Er ließ mich los. „Hey Selena.“ Er sah sich in der Halle um. „Wo ist sie? Versteckt sie sich, um mich zu überraschen?“ Ich schüttelte traurig den Kopf. Ein Blick zu Angel sagte mir, dass er dasselbe dachte. Wie sollte ich Marc sagen, dass Helena tot war? Wie sollte ich ihm sagen, dass seine große Liebe nicht mehr wieder kam? „Nein. Marc, Helena ist... sie ist tot.“ „Das kann nicht sein.“ sagte er fassungslos. „Nein, dass ist sie nicht. Ist sie zu Hause. Wollte sie mich nicht mehr sehen... hat sie dich geschickt, um mir das zu sagen.“ „Nein, Marc. Sie ist vor zwei Monaten gestorben. Ein Autounfall.“ Er sah mich mit großen Augen an und ließ sich auf dem Sofa nieder, was im Eingangsbereich stand. Wieso zum Teufel hatte jemand ein Sofa im Eingangsbereich stehen? Sein Gesicht in den Händen verborgen, saß er da. Ich zweifelte nicht mehr daran, dass er meine Schwester geliebt hatte. Nein, ich zweifelte nicht daran, dass er es immer noch tat. Ich kniete vor ihm. „Marc, sie hat dich sehr geliebt. Ich weiß, dass ist nicht besonders hilfreich, aber das ist das was ich dir sagen kann.“ Ich sah zu Angel. Fragend hing mein Blick an ihm. Er nickte. „Marc, hast du Helena geliebt?“ Er hob sein Gesicht aus den Händen. Die unterschiedlichsten Empfindungen zeichneten sich dort ab.Wut, Trauer und Verzweiflung.





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