Ein unbeschreibliches Gefühl - Teil 5

Autor: Christian Claus
veröffentlicht am: 13.09.2011


„Wie konntest du nur so unvorsichtig sein?? Habt ihr kein Kondom benutzt?“ „Doch…schon, aber..es ist geplatzt, es war eins aus dem Automaten.“ „Aus dem Automaten, na super…Weißt du eigentlich, dass du mit dieser Krankheit deine ganze Zukunft wegwirfst? Wissen es schon deine Eltern?“ „Nein, Chris, bitte sag ihnen das nicht, du weißt sie würden ausrasten…“ „Verständlicherweise, ja. Jenny ich muss nachdenken. Ich fliege heute noch wieder zurück nach Deutschland.“ sagte ich Jenny und das meinte ich auch so. „Nachdenken? Worüber?“ „Über uns und die Situation. Sorry dass ich deinen Gasteltern keine Gesellschaft leisten kann aber das hat das Fass echt zum Überlaufen gebracht.“

Auf dem Weg zurück zum Flughafen wich mein Zorn und meine Wut der Trauer, Trauer darüber dass Jennys und meine Beziehung keine Zukunft haben wird. Warum ist sie auch so leichtsinnig. Ich hatte mit den Tränen zu kämpfen, solche Tränen die ich zuletzt vor Jenny´s Flug in die USA hatte. Doch es war noch wesentlich schlimmer. Kurz vor der Ankunft am Flughafen brach ich zusammen. Da lag ich nun und ich wollte nicht mehr aufstehen. Ein dummer Gedanke schoss mir durch den Kopf. Wenn Jennys Leben vorbei sein sollte, sollte meines es auch.

Blind vor Wut und Trauer ließ ich meinen Koffer los und sprang auf die Straße, wo zur Zeit reger Verkehr war. Ein Auto erfasste mich und es wurde dunkel…

Plötzlich wurde es heller. Ich erkannte ein Licht. Ein Licht voller Liebe und Geborgenheit. Ich wollte in dieses Licht, doch etwas zog mich zurück. Plötzlich fühlte ich, wie mein linkes Bein extrem schmerzte und ich machte die Augen auf. „Christian Anders, right?“ meinte die Person mit dem weißen Kittel zu mir.“ „Ja…richtig…wo bin ich?“ „You are in the main hospital of Washington DC, one moment please i search an assistance who can speak german.“ „Ich verstand nur Bahnhof.“ Das sah ich Jenny neben mir am Bett sitzen.” „Tja Liebste, wir haben wohl beide eine Neigung dazu im Krankenhaus zu landen.“ Da kam auch schon ein Assistenzarzt herein. „Guten Tag Herr Anders, kurz dachten wir schon, sie zu verlieren. Für eine kurze Zeit setzten ihre Hirnfunktionen aus.“ führte der Arzt aus. „Ja,… ich sah so ein weißes Licht.“ „Das kann sein, solche Dinge nennen wir Nahtoderfahrungen, ob es nun Halluzinationen waren oder ein Blick in das Jenseits, sei dahingestellt. Wir konnten sie aber hier gut behandeln, so dass sie in wenigen Tagen entlassen werden können. Schönen Tag noch.“

„Jenny…“ „Chris, warum machst du solche Dummheiten? Der Arzt meinte sie hätten dich auf der Straße liegend geborgen.“ „Dummheiten? Die Königin der Dummheiten bist ja wohl du, aus einem Kondomautomat, ich fass es nicht.“ entgegnete ich Jenny voller Wut. „Ja, aber sich deswegen gleich umzubringen, Chris, noch bin ich nicht tot, wir können immer noch eine schöne Zeit miteinander haben, meinst du nicht?“ „Siehst du, Jenny, und genau darüber wollte ich nachdenken. Ich glaube nicht, dass unsere Beziehung so weiter gehen kann. Du hast mich eindeutig betrogen, und das war kein Kavaliersdelikt. Ich denke an eine Trennung.“ sagte ich ihr.

„Liebst du mich noch Chris?“ „Jenny, ich liebe dich abgöttisch das weißt du, aber du mich anscheinend nicht mehr, so wie du dich verhalten hast.“ „Chris diese lange Zeit getrennt voneinander, das hielt ich einfach nicht durch. Dennis hatte mich in einer Bar angesprochen und wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Da kam eins zum anderen und wir schliefen miteinander.“ „Genau, und der Kondomautomat war nicht weit weg oder?“ „Gib unserer Liebe noch eine Chance, bitte! Ich liebe dich noch wie am ersten Tag, deine Augen, dein gelocktes Haar, dein Lächeln…!“

In diesem Moment kamen meine Eltern in das Krankenzimmer. „Christian, mein Gott, als wir von diesem schrecklichen Vorfall gehört haben, sind wir sofort her gereist! Warum nur…“ „Das erzähle ich euch zu Hause. Sobald ich entlassen werde, fliege ich mit euch wieder nach Deutschland. Ich muss nachdenken.“

Wenige Tage später war ich wieder so fit, dass ich aus dem Krankenhaus rauskam und mit meinen Eltern wieder nach Deutschland fliegen konnte. Wie damals verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer und lag stundenlang auf meinem Bett. Letztendlich, nach endlosem Grübeln, kam ich zum dem Entschluss, Jenny eine Weile erst mal nicht zu sehen. Liebe kann auch wieder verschwinden, und Liebeskummer erst recht. Das dachte ich zumindest. Aber gleichzeitig wusste ich, dass Jenny bald sterben muss. Und ich meinte, dass sie ihr verbleibendes Leben auskosten sollte. Und das konnte sie auch ohne mich. Ab sofort war Jenny ein Mensch, mit dem ich Mails austauschen konnte und vielleicht ein Kumpel in der Schule, wenn sie wieder in Deutschland ist.

Am nächsten Tag in der Schule…

„Hey Chris, alles fit? Haste für Chemie gebüffelt? Schreiben heute so nen verkackten Test, also ich hab nicht gelernt, aber dat wird schon wa alter?“ meinte Thomas zu mir. Naja Thomas, der Oberproll, der hat eigentlich noch nie so richtig gelernt. „Was war eigentlich Männertag mit dir los man? Warst so schnell weg und gerade als Steffi dich angebaggert hast. Man so ne Chance bekommt man nicht oft im Leben!“ „Stefanie, ja genau, die scheint ja auf mich zu stehen. Wie wäre es mit einer neuen Party? Diesmal bei mir?“ meinte ich zu unserem Prolli. „Auf jeden Mann, das wird die Party des Jahrhunderts! Sagen wir Freitag 16 Uhr bei dir?“ „Ist gebongt, bring bisschen Bier mit, sonst wird’s langweilig.“ „Man mit Steffi wird´s nie langweilig, das wirst du noch merken…!“

Der besagte Freitag…

Die versammelte Mannschaft stand vor meiner Tür und ich ließ allesamt rein. „Hey Chris, ich bin´s Steffi, du erinnerst dich?“ „Na klar, wir hatten ja kurz das Vergnügen.“ „Aus dem kurzen kann auch ein langes Vergnügen werden, mein Süßer.“ Wieder einmal hoben wir die Tassen über den Durst, nur halt jetzt in meinen vier Wänden. Es war richtig lustig, und das Beste: Ich musste keine Sekunde an Jenny denken, das war befreiend. Gegen ein Uhr morgens gingen auch die letzten, außer Steffi, die saß noch auf meinem Bett. „Chris, komm mal her. Hast du Bock auf Sex?“ „Kurz überlegte ich, doch eh ich mich versah, landeten wir beide in der Kiste und es war sehr schön, so schön wie damals…mit Jenny.

Steffi und ich waren jetzt zusammen. So hat jeder sein Glück wieder gefunden. Jenny mit Dennis und ich jetzt auch mit der süßen Stefanie. In der Klasse saßen Steffi und ich ab jetzt zusammen und wir ergänzten uns wirklich super. Jeder half dem anderen und es folgten noch endlose Partys mit meinen Klassenkameraden.

Eines Morgens, es war bereits 2001, ich war noch völlig verschlafen als die Türklingel ging, stand jemand vor der Tür, den ich als allerletztes erwartet hätte – Jenny! „Hey Chris, ich bin zurück aus den USA. Wie geht es dir?“ „Viel wichtiger ist doch jetzt, wie es dir geht!“ „Nun…“ setzte Jenny an „die ersten Symptome meiner Krankheit machen sich bemerkbar, ich weiß nicht wie lange ich noch habe…!“





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