Zeiten ändern sich. Momente vergehen. Erinnerungen bleiben. - Teil 22

Autor: Mina
veröffentlicht am: 20.04.2012


22.-
Grace:

Ich schaute direkt in seine grün-braunen Augen.
Ich konnte es nicht fassen. Ich war wie erstarrt. Ich schaute ihm einfach nur in die Augen.
Träumte ich, oder ging meine Fantasie mit mir durch ? Verlor ich jetzt vielleicht auch noch den Verstand ? Ich konnte ihn nur noch verschwommen sehen, da meine Augen sich mit Tränen füllten. Es drehte sich alles um mich herum. Das war zu viel. Ich hatte keine Kraft mehr, und im nächste Moment machte sich die nur allzu bekannte schwärze um mich breit. Das letzte was ich war nahm, war Troy`s stimme die meinen Namen rief.

Als ich wieder aufwachte, lag ich wieder in meinem Zimmer. Mein erster Gedanke Troy.
Ich schaute auf die Uhr neben mir mit ihren leuchtenden Roten Ziffern. Halb drei also schon. Als ich zu Troy gegangen bin hatte wir gerade neun.
Ich überlegte nicht lange. Ich war mir sicher, dass ich bei ihm gewesen bin. Ich war mir weniger sicher, ob er mich nun angeschaut hatte oder nicht. Ich musste wissen ob er aus seinem Koma erwacht ist oder nicht, sonst drehe ich durch.
Ich stand auf. Um mich drehte sich noch immer alles ein bisschen. Ich suchte nach einer Wasserflasche und trank sie erst einmal in großen Zügen aus. Danach ging es schon etwas besser. Ich schlich wieder durch die Flure zu Troy`s Zimmer. Es war dunkel und sehr ruhig, immer mal wieder ein Piepen oder das Lachen von den Krankenschwestern die Nachtschicht hatten und sich ihre Zeit im Pausenraum vertrieben. Als ich endlich da war, wartete ich gar nicht erst ab. Ich öffnete sofort die Tür, und ging zu ihm ans Bett. Diesmal zog ich mir ein Stuhl zu ihm hin, so dass ich neben ihm saß. Ich nahm vorsichtig seine Hand in meine und streichelte kaum merklich mit der anderen über seine Wange. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, und war überzeugt, dass ich den Verstand verloren habe. Doch diesmal täuschte ich mich nicht ! Seine Augen öffneten sich wieder. Er schaute sich kurz irritiert um, doch als er mich anschaute bekamen seine Augen wieder dieses unglaubliche glitzern und er lächelte schwach. Ich legte meine Hand auf seine Wange. Keiner sagte was, doch das brauchten wir auch nicht. Ich beugte mich zu ihm runter und wir küssten uns.
Ich weiß nicht wie lange wir uns küssten, in dem Kuss lag Erleichterung, angst ,Sehnsucht und Liebe. Irgendwann lösten wir uns von einander. Schwer atmend, jedoch lächelnd schaute ich ihn an. Er erwiderte meinen Blick und sagte: „ Nun komm schon her.“ Er rutschte ein Stück rüber auf die andere Seite, so dass ich genug Platz hatte. Ich war noch sehr vorsichtig, da ich nicht genau wusste, wo er denn jetzt eigentlich verletzt war. Ich kuschelte mich eng an ihn und Troy schloss mich endlich wieder in seine Arme. Ich schwor mir, ihn nie wieder loszulassen. Ich murmelte leise an sein Ohr: „Mach das nie wieder okay ?!“ Ohne es zu wollen rollten mir auch schon wieder die Tränen die Wangen entlang. Ich wollte nicht weinen, doch meine Erleichterung war einfach viel zu groß. Troy hob mein Kinn leicht an, und küsste meine Tränen weg.
Er sagte: „ Grace, ich liebe dich, mehr als ich je jemanden geliebt habe und alleine der Gedanke dich zu verlieren bringt mich um.“ Ich schaute ihn etwas verwirrt an, ich verstand nicht genau , wovon er redete ich fragte: „ Wovon sprichst du ?“ Ich spürte, dass er noch sehr schwach war doch er antwortete: „ Kannst du dich nicht mehr an den Abend im Club erinnern ?“ Ich schüttelte den Kopf und sagte: „ Nein, das letzte an das ich mich erinnern kann, ist das du zu mir gekommen bist und das wir uns auf den Weg machen wollten. Naja und dann bin ich im Krankenhaus aufgewacht, und hab erfahren das wir beide einen Unfall hatten. Wir waren schwer verletzt Troy, und die Ärzte sagen wenn du nicht über mir gelegen hättest wäre ich jetzt nicht mehr hier, verstehst du ? Du hast mir mein Leben gerettet, aber du wärst fast selber draufgegangen ! Das Ganze ist jetzt schon fast vier Wochen her ! Du lagst im Koma, ich konnte nicht zu dir ich wusste nicht ob du es überlebst. Ich bin vorhin das erste Mal her gekommen. Ich konnte vorher nicht. Ich hab dich so vermisst, und als ich dich dann geküsst hab, hast du mich auf einmal angesehen. Ich dachte ich verliere den Verstand !“ Ich weinte wieder und auch Troy rollte eine Träne die Wange entlang. Ich redete weiter: „ Ich versteh nicht wovon du redest, Troy. Ich liebe dich und du bist zurzeit das einzige was mich am Leben hält, also warum solltest du mich verlieren ? Was ist an diesem verdammten Abend nochmal vorgefallen ?“ Ohne es zu wollen wurde ich etwas wütend. Ich sah wie fertig ihn meine Worte gemacht hatten und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich heulte richtig, doch es war mir egal. Troy nahm mich fest in den Arm und drückte mich an sich. Ich schmiegte mich an ihn. Ich merkte, das auch er weinte.
Er sagte dann: „ Ich würde alles dafür tun, den Abend rückgängig zu machen, hörst du ?“ Ich nickte und schluchzte an seiner Schulter, er hatte dies gerade unter Tränen gesagt, wir lagen uns in den armen und weinten ich hatte ihn noch nie so fertig gesehen, und ich weiß nicht ob ich hören wollte was er mir zu sagen hat, doch ich muss es einfach wissen.
Er fuhr fort : „ Wir haben getanzt, viel getrunken wir hatten Spaß … du bist kurz weg ein anderes Mädchen hat mich angetanzt sie hat sich regelrecht aufgedrängt. Ich war sehr betrunken, ich will mich nicht rausreden, schließlich hab ich mich auch darauf eingelassen. Ich weiß nicht mehr wie genau es dazu kam, sie hat mein Kopf zu sich runter gezogen … wir haben uns geküsst … ich hab gemerkt was ich gemacht habe, sie zurückgewiesen. Ich hab dich gesucht, ich wollte es dir sagen. Du hast es gesehen wir haben gestritten … auf der Straße du bist gegangen, ich bin dir hinterher .. dann kam das Auto …“
Er machte eine Pause. Ich musste verarbeiten was er gerade alles erzählt hatte. Es kamen ein paar fetzten zum Vorscheinen von diesem Abend. Der Kuss … Abigail … der Typ mit den Joint … Joe … der Streit mit Troy auf der Straße, und schließlich das Auto.
„ Ich hätte es niemals zugelassen wenn ich nicht betrunken gewesen wäre ! Es war meine Schuld Grace, alles, der Unfall und wenn du jetzt gehen willst, muss ich damit leben ich möchte nur das du weißt, das ich dich brauche, das du der Grund dafür bist das ich aus meinem Koma erwacht bin. Grace, du bist alles für mich.“
Ich zitterte. Ich liebe ihn. Die Erinnerungen machten mir zu schaffen. Ich wollte so reagieren wie damals auf der Straße. Er hatte jemanden geküsst, nein nicht jemanden, sonder Abigail ! Ich hätte mir so etwas ja schon fast denken können doch es tat einfach so weh, ich hab die Erinnerungen verdrängt, die Wahrheit den Schmerz. Ich löste mich leicht von Troy, ich schaute ihn an ich flüsterte nur : „ Es war Abigail, ich erinnere mich du hast Sie geküsst.“ Ich weinte nicht, ich lächelte fast und sagte dann : „ Ich erinnere mich.“ Troy wischte sich einmal barsch übers Gesicht. Er schaute mich an: „ Es tut mir so leid Grace ich würde alles machen um es rückgängig zu machen.“
„Du wiederholst dich Troy.“
Ich versuchte aufzustehen. Ich entfernte mich ein paar Schritte von ihm. Ich weinte, und ich hasste mich dafür. Ich drehte mich nochmal um und schaute ihn an : „ Ich … Ich brauch ein bisschen Zeit.“ Ich konnte ihn nicht länger anschauen. Ich drehte mich schnell Richtung Tür, ich hatte sie schon fast erreicht, doch meine Beine versagten. Ich brach vor der Tür zusammen. Ich lag auf dem Boden und weinte.
Ich war erleichtert.
Er war aufgewacht, er lebte.
Doch ich war fertig ich konnte nicht mehr.
Das was ich gerade erfahren habe war zu viel. Ich war mir immer sicher gewesen, das er mich liebte, doch jetzt hatte ich das erste Mal meine Zweifel. Und daran drohte ich zu zerbrechen. Er hatte mein Leben wieder zu meinem Leben gemacht. Doch er war es auch der es soeben wieder zerstört hatte.

Troy:
Als Grace zusammen brach brauchte ich keine zehn Sekunden, um mich von den Geräten zu befreien und zu ihr zu laufen. Ich merkte jetzt erst selber wie schwach ich war, doch ich hatte gerade dem Menschen den ich so sehr liebe so wehgetan, das ich ihren Schmerz nicht ertragen kann ich hasse mich, für das was ich ihr angetan habe.
Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die Tür. Ich zog sie zu mich ran, sie leistete keinen Wiederspruch. Ihr Kopf lag an meiner Schulter, ich hielt sie in meinen Armen, es war dennoch mehr Luft zwischen uns als jemals zuvor. Wir saßen sehr lange so da. Grace Tränen trockneten und auch ich hatte mich beruhigt. Ich würde akzeptieren was sie wollte. Ich konnte ihr nur sagen das ich sie liebe und das ich bereu was ich getan habe. Der Rest ist allein ihre Entscheidung.
Sie räusperte sich nach einer Zeit und sagte mit erstickter Stimme: „ Weißt du was mein größtes Problem ist ?“ Sie hatte den Kopf von meiner Schulter genommen, und ich meine Umarmung gelöst. Ich saß ihr gegenüber und schaute ihr in die Augen. Ich schüttelte den Kopf: „ Nein, Grace.“
Sie lächelte schwach, und sagte: „ Naja, da wären eigentlich gleich zwei Probleme. Erstens ich kann mich nicht bewegen, das ist in dieser Situation echt scheiße. Zweitens, ich liebe dich Troy. Ich hasse mich gerade dafür.“ Er schüttelte wieder den Kopf: „ Nein Grace bitte nicht. Glaub mir bitte, ich liebe dich auch.“ Sie lächelte wieder schwach und sagte: „ Ja vor dem Kuss war ich mir sicher.“
„Ich lüge dich nicht an, wenn ich sage, dass ich dich liebe.“ Ich sagte es mit ernster Miene, denn ich meinte es genauso. Ich fuhr fort : „ Ich hätte dich angelogen, wenn ich dir diese Sache nicht erzählt hätte, doch ich würde mich noch mehr hassen, wenn ich es dir nicht gesagt hätte.“
„Du sollst dich nicht hassen Troy. Es ist eben passiert … ich weiß einfach nur nicht was ich jetzt machen soll.“ Ihre Stimme war ausdruckslos, leer.
„ Weißt du ich verspüre gerade den Drang rauszulaufen, wenn ich könnte, und ich würde mir den nächst besten Typen suchen und ihm meine Zunge in den Hals stecken genau vor deinen Augen. Das wäre eventuell Strafe genug.“
Ich verzog bei den Worten das Gesicht: „ Das wäre wohl gerecht.“
Ich schaute ihr in die Augen und ich sah wie entsetzt sie über diese Aussage war: „ Allerdings, garantiere ich für nichts, wenn der Typ irgendwann mal tot aufgefunden werden sollte.“
Grace schnaubte: „ Ja. Sie sollte sich auch lieber in acht nehmen.“
Sie schaute auf, mir direkt in die Augen. Ich musste gegen meinen Willen anfangen zu lachen. Grace musste kämpfen, sie wollte nicht lachen doch sie konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Schließlich lagen wir nebeneinander auf dem Boden vor Lachen und bekamen keine Luft mehr. Als wir uns beruhigt hatten, wollte ich ihre Hand nehmen, doch dann entschied ich mich dagegen.
„Ist dir eigentlich bewusst, wie ekelig die Krankenhausboden sind ?“
Sie schaute mich an und verzog angeekelt das Gesicht, ich musste wieder Grinsen.
Eine Weile herrschte wieder stille, bis sie mich schließlich leise fragte: „ Liebst du mich ?“
Sie drehte sich zu mir, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht . Ich streckte eine Hand aus und strich sie ihr hinter das Ohr. Ich antwortete mit fester Stimme: „ Ich liebe dich.“
„ Ich halte nichts von Versprechen. Aber jetzt möchte ich eins von dir haben. Solange wir zusammen sind, wirst du nie wieder eine andere küssen, wenn das nochmal passiert war`s das. Verstanden ?“
Ich nickte. Ich nahm ihre Hand jetzt doch in meine und sagte: „ Ich verspreche, dass ich nie wieder eine andere küsse solange wir zusammen sind, weil ich dich liebe.“
„Versprochen?“
„Versprochen!“
Ich zog sie zu mir und küsste sie. Meine Hände glitten zu ihren Hüften, ich drückte sie dicht an mich. Sie verschränkte ihre Hände in meinem Nacken.

Ich wusste das ich sie nicht nochmal enttäuschen würde. Ich würde sie nie wieder gehen lassen. Denn wenn es jemand wert war festgehalten zu werden, jede Stunde, Minute, Sekunde geküsst zu werden, dann war es definitiv Grace.
______________________________

Ich hoffe es gefällt euch.
Mina ;*






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz