Ist es Liebe? - Teil 5

Autor: Sara
veröffentlicht am: 31.08.2011


Vielleicht überdramatisierte er die ganze Angelegenheit auch. Aber das nagende Verlangen, ihre Geschichte zu hören, wurde nicht weniger.

Doch nur ein Blick zurück in ihr Gesicht reichte aus, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Er sollte nicht nachfragen. Zumindest nicht sofort. Es wäre nicht unbedingt förderlich für die Stimmung, wenn sie auch noch von ihren traurigen Erinnerungen eingeholt wurde und sie erzählen sollte. Wahrscheinlich würde sie sich irgendwann in dem Trauma von Morgana verlieren. Keine sonderlich unterhaltsame Vorstellung.

Schließlich schien sie sich wieder im Griff zu haben. „Was ist dies eigentlich für ein Raum?\", fragte sie und richtete sich auf. Ihre Stimme klang immer noch gepresst, doch sie schien daran gewöhnt zu sein, in diese Flashbacks zu verfallen. Sie hatte sich schnell wieder im Griff.

„Eigentlich ein Bunker, wie gesagt\", erklärte er ruhig. „Damon hat es scheinbar zu einem Folterlager ausgebaut.\"

„Kannst du dich umsehen?\" Sie stieß mit den Zehen gegen die Wand und fühlte daran entlang, bis sie in Feuchtigkeit fasste und das Gesicht verzog. „Uäh.\"

Er grinste, wurde aber schnell wieder ernst. „Weniger sehen als fühlen. Es befindet sich jede Menge Silber im Raum.\"

Sie schien zu verstehen, was er meinte, denn sie tastete sich schweigend weiter.

Die Stille zwischen ihnen dehnte sich. Sie schien es nicht zu bemerken und ihm war sie nicht unangenehm. Ihm war Stille nie unangenehm, doch diesmal hatte sie etwas seltsam Friedliches. Das erste Mal seit Monaten dachte er nicht über seinen Tod nach, oder Ratten. Oder Hunger. Er lauschte einfach ihren kleinen, tapsenden Schritten auf dem Boden. Die Gesellschaft von ihr hatte etwas erstaunlich Schönes an sich. Nicht nur, weil sie schön anzusehen war. Und wirklich sexy, sondern weil es... ihn weniger einsam machte. Ihm war vorher nie aufgefallen, wie einsam er hier war. Isoliert, ja. Aber einsam?

Er hörte das Klirren von Silberringen, die in der Wand eingelassen waren. Sie war offensichtlich an die Verankerungen für Fesseln gestoßen und er wäre zusammengezuckt, hätte er es gekonnt. Trotz Alter und Weisheit reagierte er immer instinktiv auf die Gegenwart von Silber. Es gab genau zwei Dinge, die einen Vampir töten konnten: Sonnenlicht und Silber.

Alec konnte sich nicht mehr erinnern, wie er als Mensch gewesen war, doch er fand es immer wieder erstaunlich, wie sicher sich die Menschen in einer Umgebung aus hunderten Tötungsmöglichkeiten fühlten. Vielleicht, weil sie wussten, dass ein Jenseits auf sie wartete. Oder zumindest glaubten die meisten daran. Vampire hingegen glaubten nicht an ein Leben nach dem Tod. Denn sie lebten es schon. Was sollte noch groß kommen?

Unwillkürlich fragte er sich, ob sie ebenfalls an ein Leben nach dem Tod glaubte. Also ein jenseitiges Leben nach dem Tod. An das Paradies. Und er fragte sich, was sie gerade dachte. Ganz allgemein.

Doch es kam ihm albern vor zu fragen. Er konnte zwar nicht „hören\", was sie dachte, wenn er seine Kräfte benutzte, doch die meisten Emotionen konnte er aufschnappen. Deshalb breitete er ganz langsam seine Kräfte wieder auf der Suche nach ihrem Nachhall aus. Er wusste nun, wie sie aussah, wie sie roch, wie ihre Stimme klang und wie sich ihre kleinen Berührungen anfühlen. Er kannte ihren Herzrhythmus. Er konzentrierte sich auf das alles und schickte dann seine Kräfte in ihre Richtung.

Etwas hinter ihm schepperte und er hörte den Luftzug, als sie sich schockiert zu ihm umdrehte und dabei die Hand an ihre Schläfe hob. Sie kratzte sich langsam und atmete schneller. „Was war das?\"

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. Sie hatte seinen Angriff bemerkt? Wie zur Hölle...? Seine Lippen öffneten sich fassungslos. Dann breitete sich Scham in ihm aus. Aus irgendeinem verrücken Grund kam es ihm plötzlich falsch vor, mit ihrem Hirn zu spielen und sie zu beeinflussen. Völlig unabhängig davon, dass es eh nichts brachte.

Und noch schlimmer war es, dass sie ihn erwischt hatte. Geplättet von diesen Erkenntnissen, platzte er mit dem erstbesten heraus, das sie ablenken könnte: „Was meintest du vorhin? Für welchen Tod bist du denn verantwortlich?\"

Das Mädchen drehte sich stocksteif zu ihm um und schnappte zitternd nach Luft.

*

Hallöchen ihr Lieben!

Ich weiß, diese Geschichte ist bisher nicht sexy, sondern nur ekelig. So wie dieser Kleberleim, den es im Baumarkt gibt und der nach Katzenstreu riecht. Aber manchmal muss ich eben der bösen, fiesen und gemeinen Seite in mir nachgeben, um das Schöne noch deutlicher zu zeigen. Es tut mir leid, dass sich ein paar von euch Lesern dadurch beleidigt fühlen. Das war nie meine Absicht.





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