Untitled - Teil 5

Autor: Zoey
veröffentlicht am: 09.09.2011


Die erste Tasche war ganz und die zweite schon halb voll und ich hatte noch lange nicht meine ganzen Klamotten eingepackt. Ich riss die Kleider aus dem Schrank und schmiss sie in die Louis Vuitton.
Es klopfte. “Ja?”
Die Tür ging auf. “Arianna? Soll ich dir vielleicht helfen einpacken oder willst du das lieber alleine machen? Wenn du nicht möchtest, kann ich auch wieder gehen…”
“Nein, schon okay. Du kannst hier bleiben. Ich weiß bloß nicht, wo ich meine ganzen Klamotten unterbringen soll. Wieso müssen Frauen auch immer so viel mitnehmen?”
Whitney’s glockenhelles Lachen brachte mich dazu einzustimmen. Ich ließ mich aufs Bett fallen.
“Mein Flug geht schon in drei Stunden und ich muss noch packen, duschen und zum Flughafen kommen!”
“Ich hab eine Idee, Arianna. Geh du duschen, ich pack deine restlichen Sachen ein. Ich fahr dich dann zum Flughafen, okay?”
“Okay, danke. Du bist so süß.”
“Hopp, hopp. Spring unter die Dusche.”
“Jaja, bin schon dabei.”
Ich lief ins Bad und zog mich aus. Als das heiße Wasser über meinen Nacken lief, entspannte ich mich und für einen kurzen Moment fiel die ganze Last und die Probleme von mir ab. Das plötzliche Geräusch ließ mich aufschrecken. Es hörte sich an, als ob die Tür aufgehen würde. Ich ließ das Wasser weiter laufen und zog die verdunkelte Glastür auf. Eine schlechte Idee.


Vor mir stand eine splitterfasernackte Arianna. Ich hatte das Gefühl plötzlich am Boden festzukleben. Ich stotterte vor mich hin. Nach endlosen Sekunden und einer Erklärung ringend schaffte ich es endlich mich umzudrehen.
“Ich… es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du hier bist. Mein Shampoo war leer und hier steht immer eine Flasche. Ich wollte dich nicht erschrecken oder verärgern. Falls ich das habe, tut es mir Leid. Ich gehe lieber, bevor ich hier noch mehr unnützes Zeugs von mir gebe. Es tut mir Leid, dass ich reingeplatzt bin.”
Die ganze Zeit über hatte sie keinen Mucks von sich gegeben.



Ich war immer noch wie erstarrt. Auch noch, als ich das Klicken und die sich rasch entfernenden Schritte hörte. Die Wasser lache vor mir brachte mich schließlich zur Vernunft. “Oh, scheiße!”
Whitney kam hereingestürmt und lachte.
“Was ist denn hier passiert? Ohje, Arianna. Was machst du immer für Sachen?”
Während sie sich beklagte, holte sie einen Stapel Handtücher aus dem Wandschrank, stupste mich sanft zurück in die Dusche und klappte die Glastür zu.
Das heiße Wasser beruhigte mich ein wenig.
Nach 10 Minuten stand Whitney immer noch im Bad, als ich aus der Dusche stieg. Sie gab mir ein grünes Frottee-Handtuch, das ich mir um meinen Körper wickelte. So ausgestattet begab ich mich auf die Suche nach Philipp.
20 Minuten später hatte ich eine erfolglose Suche hinter mir und beschloss mich erstmal anzuziehen.
“Er wird schon noch kommen, mach dir keine Sorgen.”, lachte Arianna und hielt mir eine dunkelblaue Levi’s Jeans und einen beigen Pulli hin. Beides von ihr, als Geschenk.
Ich zog mich an und wir luden gemeinsam die Taschen in ihren schwarzen Audi.
“Alles klar, damit wären wir fertig. Holst du noch deine restlichen Sachen; ich suche Philipp.”
“Ja, mach ich.”
Nachdem ich meine riesige Longchamp-Tasche von oben geholt hatte, setzte ich mich ins Auto und wartete auf Whitney. Aber noch mehr auf Philipp.
Als ich seine braunen zerzausten Haare erblickte, wurde mir mulmig. Aber auch warm ums Herz.
Gott, wie ich ihn liebte.
Whitney setzte sich hinters Steuer und Philipp schlüpfte neben mich auf den weichen Ledersitz. Ich merkte, wie sein Blick zu mir wanderte. Und dann lag seine warme Hand in meinem Schoß. Ich ließ ihn ein bisschen zappeln, hielt es dann jedoch nicht mehr aus und ergriff sie. Seine Finger umschlossen blitzschnell meine.


Sie rückte an mich heran und legte ihren Kopf auf meine Schulter.
“Weißt du, es war mir irgendwie von Anfang an klar, dass es so kommen würde.” Ein seltsamer Ton lag in seiner Stimme. “Ich wusste es. Schon seit unserer ersten Begegnung. Ich wusste, dass ich dich nie haben könnte. Ich sah es in deinen Augen. Gott, Arianna. Ich wollte nie, dass du dich entscheiden musst. Schon gar nicht zwischen mir und deinem Verlobten. Ich wünschte einfach, es wäre nie so gekommen! Dann würdest du jetzt nicht in dieser blöden Zwickmühle stecken. Ich weiß, wie schwer das ist und ich wünsch es niemandem. Schon gar nicht dir. Es tut mir so furchtbar Leid.”


Mein Mund war ausgetrocknet, meine Kehle wie zugeschnürt. Ich öffnete meinen Mund, doch es kam kein Laut heraus. Ich versuchte immer wieder mich ihm verständlich zu machen, dass ich ihn liebte, ihn wollte, doch mein Kopf ließ es nicht zu.
Er drehte sich mir zu, drückte mir einen heißen Kuss auf die Lippen, ohne mir in die Augen zu schauen und drehte den Kopf in die andere Richtung. Das war wohl der schmerzhafte Abschied. Hart, aber kurz.
Das einzige, das mich tröstete, war seine Hand, die immer noch um meine geschlungen war. Doch es war nicht mehr so wie vorher. Es würde nie wieder so sein. Ich spürte salzige Tränen auf meinen Lippen. Meine Augen taten weh. Zum Glück hatte er den Kopf weg gedreht.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es weh tut, neben jemandem zu sitzen, seine Hand zu halten und zu wissen, dass man denjenigen gerade verloren hat.
Dass wir uns berührten, machte wohl alles noch schlimmer.






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