Théâtre Ombre de Lutèce - Teil 12

Autor: Ananas
veröffentlicht am: 15.11.2011


Hier der zwölfte Teil (hat sich schnell geschrieben ;) ). Dankeschön für Kommentare & Bewertungen :)*Kekse an alle verteil*




„Merken Sie sich eins, Miss Temple: Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr,“ sagt Connor ernst, lässt schließlich meine Hand los und ich frage mich, auf was ich mich da bloß eingelassen habe.
Er lehnt sich zurück und betrachtet abwesend seine Zigarette, ehe er weiterspricht.. „Sie haben im Scotland Yard über den Mord an der Frau gesprochen, deren Photographie Davis Ihnen... zugemutet hat. Sie sind damit eine wichtige Zeugin, aber es gibt Informationen, die Sie dem Scotland Yard vorenthalten haben, was sicherlich angebracht war. Sehen Sie, ich bin auf Sie... aufmerksam geworden, als Sie dieses Hinterhof-Theater im East End erwähnt haben. Sie müssen wissen, ich verfolge diese Sache schon seit einiger Zeit mit regem Interesse -“ Er wird kurz von einem Schnauben Arlas unterbrochen, wofür sie einen eiskalten Blick kassiert, ehe Fox fortfährt. „Mit regem Interesse verfolgt. Dieser Mord scheint nur einer vieler Zwischenfälle zu sein, die etwas mit jenem rätselhaften Theater zu tun haben. Deshalb brauche ich so viele Informationen wie möglich darüber, Miss Temple,“ erklärt er. „Ich möchte als erstes, dass sie mir erzählen, was sich wirklich zugetragen hat.“
Einen Moment lang herrscht Stille. Fox\' Mund wird ein schmaler Strich, als ich seiner Aufforderung nicht Folge leiste. „Denken Sie daran, ab jetzt gibt es kein Zurück mehr,“ wiederholt er streng.
Ich nicke artig und suche nach Worten. „Wie gesagt, ich war mit einer Freundin dort. Wir sind über eine Art Hintertür rein gegangen. Emma.. die Frau die ermordet wurde, hat uns geöffnet, wir haben unsere Namen genannt und wurden dann zu einem Tisch im oberen Rang gebracht... Dann begann die Vorstellung... Und war genauso schnell wieder vorbei – der Mord, verstehen Sie?“
Connor nickt. „Mitten auf der Bühne, das sagten Sie bereits.“
„Ja.“ Ich widerstehe dem Drang mich zu bekreuzigen und erzähle langsam weiter. „Wir sind dann schnell gegangen. Aber nicht mehr durch die Hintertür, sondern durch den Keller. Wir kamen an der Bühne, das heißt, hinter dem Vorhang vorbei, wo die... Tote lag und ich ging irgendwie näher heran, da waren Leute und plötzlich verfolgte uns einer. Meine Freundin, sie... äh...“ Ich schlucke. „...stach ihm mit der Haarnadel ins Auge und dann-“
„Mit einer Haarnadel?“ fragt Connor erstaunt. Oder anerkennend? Zumindest ganz so, als könne er der Vorstellung etwas abgewinnen.
„Ja, mit einer Haarnadel,“ bestätige ich und fahre schnell fort, um nicht bei diesem unangenehmen Bild verharren zu müssen. „Dann sind wir gerannt, bis zur... Kanalisation? Jedenfalls bin ich irgendwann im Wasser gelandet und erst wieder zu mir gekommen, als Sie mich aus der Themse gefischt haben,“ erzähle ich.
„Das ist alles?“ fragt Fox.
„Haben Sie etwa mehr erwartet, Mr Connor?“
Er antwortet mit einem Schulterzucken. „Nun das gibt uns wenigstens einen gewissen Einblick in die Geschehnisse.“
„Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Connor. Es tut mir leid, wenn Sie sich von unserer Zusammenarbeit mehr erhofft hatten,“ sage ich höflich.
„Das habe ich tatsächlich, Miss Temple,“ räumt er ein und sieht mich dann forschend an. „Sagen Sie, wer in dem Theater hat Ihr Gesicht gesehen?“
Ich verstehe nicht ganz, worauf er hinaus will, antworte aber trotzdem. „Außer meiner Freundin, meinen Sie? Die meiste Zeit trug ich eine Maske. Und als mich die Gruppe, die um dem... Leichnam der Frau stand gesehen hat, war es viel zu dunkel, demnach wohl niemand. Warum fragen Sie?“
„Wie viele Mitglieder der Londoner Oberschicht kennen Sie, Miss Temple?“ fragte er unbeirrt weiter.
„Wenige. Ich bin erst seit kurzem in der Stadt und wurde noch nicht in die Gesellschaft eingeführt. Ein paar Freunde meiner Tante, aber... Niemand Bedeutendes, jedenfalls. Nochmals: Warum fragen Sie?“ will ich wissen.
„Hören Sie, welcher Natur Ihre Beziehung zu Mr. Doyle auch gewesen sein mag, so ist es offensichtlich, dass es eine gab. Der Tod des jungen Mannes hat sie offensichtlich getroffen, also liegt die Vermutung nahe, dass Sie an einer Aufklärung der Ereignisse interessiert sind. So frage ich mich, wie tief würden sie die Ursachen hierfür ergründen wollen?“
„Nun, ich denke ein Zurück gibt es nicht?“ erwidere ich ein wenig verwirrt und Fox lächelt darüber.
„So ist es, Miss Temple. Also: Ich habe eine Aufgabe für Sie.“ er zieht ein letztes Mal an der Zigarette und drückt sie an der schmutzigen Fensterbank zu seiner Linken aus.
„Ja?“
„Es geht um das Theater. Es gibt dort scheinbar eine ganze Reihe... krimineller Aktivitäten. Und ich brauche Sie, um Beweise dafür zu finden, Miss Temple,“ erklärt er. Hinter mir höre ich Arla scharf Luft einziehen.
„Was meinen Sie damit, Mr. Connor? Ich verstehe nicht, wie ich Ihnen dabei behilflich sein soll.“
Fox lässt sich Zeit damit, zu antworten und wirft Arla einen Blick zu. Dann sagt er: „Sie sehen der Ermordeten sehr ähnlich, Miss. Ich bin sicher, für die Dame wird Ersatz gesucht werden...“
„Connor!“ fährt Arla dazwischen, doch er macht unbeirrt weiter. „...und ich möchte, dass Sie sich in dieser Funktion in das Theater einschleusen...“
Arla macht einen bestimmten Schritt vor und knallt mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Verdammt, Connor, so war das nicht vereinbart!“ ruft sie aufgebracht.
„...um für mich Informationen aus dem Inneren der Gruppierung zu beschaffen, die zur Lösung des Falles beitragen...“
„Fox, jetzt halt endlich die Schnauze und hör mir zu!“ bellt Arla, aber er ignoriert sie einfach weiter.
„...können und unsere Freundin Miss Arla wird Ihnen dabei zur Seite stehen,“ endet er und lächelt ihr scheinheilig und mit einer Dreistigkeit zu, für die man ihm hundert Ohrfeigen verpassen möchte.
Arla sagt zunächst nichts, doch die Spannung im Raum ist beängstigend und ich möchte mich am liebsten unterm Tisch verstecken. Schließlich presst Arla mit vor Wut geröteten Gesicht, die Hand immer noch auf dem Tisch, zwischen den Zähnen hervor: „Das werde ich nicht tun, Connor.“
„Ich fürchte, es führt kein Weg daran vorbei, Arla. Ich sehe keine Alternative, du musst -“
„Du vergisst dich,“ zischt sie.
„Nein, du vergisst dich, denk nur an -“
„Sei nicht so dumm zu glauben, ich würde dich brauchen, du elender Bastard.“
Als Arla das sagt ist es für einen Moment still im Raum, Fox\' Augen werden zu ganz schmalen Schlitzen.
„Und das aus dem Munde der Tochter einer Hafenhure! Das ich nicht lache!“ erwidert Connor giftig.
Arla schäumt vor Wut. „Nimm das zurück, Fox, du weißt genau, meine Mutter war keine -“
„Halt den Mund, Arla. Es wird so geschehen, wie ich es gesagt habe, wenn dir dein hübsches Quartier mit Türschlössern, die dich vor bösen Männern beschützen, gefällt,“ schneidet er ihr das Wort ab und einen Moment lang glaube ich, Arla wird ihm die Augen auskratzen. Stattdessen starren sie sich nur für eine unendliche Minute schweigend an, dann löst sich Arlas Hand langsam von der Tischlatte und sie tritt einen Schritt zurück, hinter mich. Ich kann sie schwer atmen hören, was mich nicht gerade beruhigt.
„Du wirst Miss Temple noch heute ins Theater bringen. Du wirst sie unter einem selbstverständlich falschen Namen vorstellen und dafür sorgen, dass sie eine Stelle bekommt. Sie wird solange hier wohnen. Miss Temple, ich werde derweil versuchen, Ihre Tante zu finden und Informationen zusammenzutragen. Ich werde alle zwei Tage bei Sonnenaufgang hier erscheinen, damit Sie mir Bericht erstatten. Ich Frage nicht nach Ihren Einverständnis, weil Sie dieses bereits gegeben haben, wie Ihnen hoffentlich klar sein sollte. Haben Sie alles verstanden?“
Als Connor wieder mit mir spricht, sehe ich ihn nur perplex an und verstehe kaum, was das alles zu bedeuten hat. Trotzdem zwinge ich mich zu nicken.
„Damit wäre das also geklärt,“ sagt Connor geschäftig und steht auf. Ganz so, als wäre nichts gewesen, zieht er sich den Mantel an, nimmt seine Aktentasche und geht zur Tür. „Die Damen,“ sagt er zum Abschied, tippt sich an den nicht vorhandenen Hut und ist zur Tür hinaus.
Ich und Arla verharren noch eine ganze Minute wort- und regungslos im Raum, bis ich die eine Frage stelle, die ich jetzt im Kopf habe. „Was bitte war das?“
Es dauert bis Arla antwortet. „Eine Vereinbarung unter Freunden.“






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