Der Anfang vom Ende

Autor: Joy
veröffentlicht am: 05.08.2011


~ Träume dein Leben, bis du aufwachst. Doch lebe deinen Traum, wenn du aufwachst. ~
Schrieb ich gerade in mein Tagebuch, als mich meine Mutter zum Essen rief. Ich stand langsam von meinem Stuhl auf uns schritt in die Küche.
Es gab wie jeden Mittwoch Lamm mit Aubergine, Zwiebeln und als Krönung Safran.
Dies sind Spezialitäten, aus meinem Heimatland, Baku, was in Aserbaidschan liegt. Vor neun Jahren zogen wir hier hin, ich war gerade mal elf Jahre alt. Es war schwer für mich, denn dort wo ich lebte, war es wie in einem Traum. Baku ist ein wunderschönes Land. Das Meer, die Sehenswürdigkeiten, die Menschen, einfach alles. Mittlerweile bin ich zwanzig Jahre alt und habe mich damit abgefunden. Nun lebe ich mit meiner Familie in Daytona Beach in Florida. Ich kann perfekt Englisch sprechen und habe mich an die Kultur hier gewöhnt.
„Laaleh! Jetzt helfe deiner Mutter doch mal! Decke schon mal den Tisch.“
„Ja Ana.“ Ana bedeutet Mama. Ich ging zu unseren Küchenschrank und nahm fünf Teller heraus. Wir waren eine große Familie. Ich hatte zwei Brüder und eine Schwester. Der älteste von uns vieren ist Omid. Er ist sechsundzwanzig und hat selber schon eine Tochter. Mein anderer Bruder Paadaash ist gerade sechzehn geworden. Die kleinste ist Laadan, sie ist vier Jahre alt. Ich bin wirklich froh, dass ich eine solch tolle Familie habe.
„Laaleh, ruf bitte deine Geschwister.“
„Paadaash, Laadan! Kommt zum Essen.“ Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinen Geschwistern, manchmal stritten wir uns natürlich auch, aber ich denke das ist normal. Als letzten kam mein Vater, wie immer. Wir setzten uns an den Tisch, dankten Gott für alles und ließen unser Essen segnen.
„Ana, es schmeckt wie immer köstlich.“
„Danke mein Schatz. Aber jetzt redet nicht, sonder esst.“
Niemand redete mehr, man hörte nur das schmatzen von uns alles, bis Ana sagte:„ Laaleh, denk daran, Aadish kommt in einer Stunde mit seiner Familie. Also mache dich doch bitte
schick.“ „Ja Ana. Das werde ich machen.“
„Und vor allem benehme dich, die Familie sieht dich seit langer Zeit wieder.“ Ja dədə.“
Dədə bedeut so viel wie, Papa. Aadish war mein zukünftiger Mann. Wir waren keine streng gläubige Familie und lebten auch nicht streng nach der Kultur. Bei uns musste man kein Kopftuch tragen und durften uns natürlich auch freizügig zeigen. Das einzige was bei uns Tradition ist, ist dass unsere Eltern wenn wir geboren werden, einen Mann für uns suchen. Ich habe ihn bisher erst dreimal gesehen und er hat einen sehr netten Eindruck auf mich gemacht. Ich fand es nicht schlimm, denn bei unserer ganzen Familie, war es nicht anders. Und meine Mutter und Vater lieben sich trotzdem, genauso wie mein ältester Bruder Omid seine auserwählte Frau. Ich machte mir darüber keine Gedanken, für mich war es einfach so.
Heute würde ich zum ersten Mal seine Familie kennen lernen, also das erste Mal, seit ich eine Frau bin. Sie haben mich einmal gesehen, da war ich ein halbes Jahr alt und da wurde auch entschieden, dass ich Aadish heiraten würde. Mit fünf Jahren sah ich sie auch noch einmal und dann zum letzten Mal mit zehn. Sie kamen extra aus Aserbaidschan. Ich war schon aufgeregt und hoffte, dass ich einen guten Eindruck auf sie machen würde. Denn in zwei Monaten werde ich einundzwanzig und dann heißt es heiraten! Aadish ist fünf Jahre älter als ich, was mich aber nicht störte. Ich aß schnell, damit ich mich noch duschen konnte.
Ich half meiner Mutter noch beim Abwasch und verschwand dann im Bad.
Ich schaute nach oben und der erste Wassertropfen kam herunter. Das Wasser lief meinen Körper herunter. Es war ein angenehmes Gefühl, dieses heiße Wasser. Ich liebte es zu duschen, zu wissen, dass man nicht nur Dreck, sondern alle Gedanken herunter spülte.
Ich rieb mir mein Shampoo, was nach Aprikose roch, ich meine Haare und spülte es dann wieder aus. Ich band mir ein Handtuch um den Körper und trat dann auf den Fußboden.
Ich kämmte meine langen, schwarzen Haare, die sich durch das Shampoo seidig anfühlten. Nachdem ich sie föhnte, bildeten sich Locken. Ich trug ein wenig Rouge auf die Wangen und schminkte meine Augen ein bisschen. Meine Augenbrauen wurden nachgezupft und dann auch noch angemalt. Ich lief in mein Zimmer und zog mir ein schönes Kleid an. Es lag end auf meiner Haut und in der Sonne leuchtete das verblasende gelb. Noch ein paar Spritzer Parfum und schon klingelte die Tür. Meine Familie wurde nervös. Mein Vater öffnete die Tür und begrüßte die Familie mit Küsschen, Umarmungen und Gelächter. Mein Herz pochte schneller, als ich sie begrüßte.
Aadishs Vater schaute mich lange an und gab mir dann einen Kuss auf die Hand. Die Mutter sagte ungefähr dreimal, wie hübsch ich doch sei und umarmte mich liebevoll. Nun war Aadish dran, den ich schon bald heiraten würde.
„Du hast dich zu einer wirklich hübschen Frau entwickelt.“
Ich wurde leicht rot und ging dann ins Wohnzimmer. Ich wartete bis sich alle setzten und holte dann für jeden einen Tee. Ich setzte mich gegenüber von Aadish, der mich die ganze Zeit betrachtete. Er war ein hübscher Mann. Er hatte kurze, schwarze Haare und volle Lippen. Seine Augenbrauen bildeten fast eine Linie. Er war gut gebaut. Wie er wohl sein mag?
Ich sagte nicht viel, bis mich Aadish fragte, ob ich kurz mit ihm heraus gehen würde. Meine Mutter freute sich, was man ihr ansah, doch ich war ein wenig aufgeregt. Draußen angekommen, schaute er mich wieder die ganze Zeit an.
„So schwarzes Haar wie die Nacht, so rote Lippen wie ein Tulpe.“
Wieder wurde ich rot. Ich merkte, wie er darauf wartete, bis ich etwas dazu sagte.
„Laaleh bedeutet ja auch Tulpe.“ Meinte ich ziemlich leise. Ich traute mich die ganze Zeit nicht ihn anzugucken, bis er mein Kinn anhob und sagte:„ Du wirst eine wundervolle Ehefrau sein. Wir werden mindestens fünf Kinder bekommen und auf jeden fall zwei Jungs. Wir werden uns ein großes Haus mitten in Baku bauen.“ Lächelte er mich an.
Was?! Er will mit mir nach Baku?! Zurück nach Aserbaidschan?! Nein, nein das möchte ich nicht. Was sollte ich denn jetzt tun?
„Du möchtest mit mir zurück nach Aserbaidschan?“ Fragte ich ihn kleinlaut.
„Aber natürlich.“
„Aber hier ist es auch schön! Der Strand, die Leute, einfach alles!“ Nun war ich nicht mehr so kleinlaut, meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Hey? Was ist denn los? Das ist doch wohl klar, dass wir zurück gehen.“






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