Lieben ohne Worte - Teil 12

Autor: Noa
veröffentlicht am: 13.10.2011


Kapitel 12

Chantal kam immer näher, wie ein Leopard der seine Beute beobachtete. Mich ließ es aber kalt, da Liam bei mir war und wenn er sehen würde wie sie austickte, dann wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Aber natürlich hatte ich das Pech und er verließ mich, um für einen Moment auf die Toilette zu gehen. Eine Gänsehaut durchfuhr, jedoch fror ich nicht. Es musste die Angst sein, die ich verspürte, als plötzlich Chantal neben mir stand und ich von den Liegen ausgrenzt wurde, hinter einer Mauer. Sie schaute mich an und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Du hältst dich wohl für ganz toll, was? Ich kann dir eins sagen, lass verdammt nochmal deine Pfoten von Liam weg!“, brüllte sie mich und am liebsten hätte ich ja gekontert, aber ich zuckte stattdessen lässig mit den Schultern. Das empfand sie als eingebildet und schubste mich mit einem kurzen Klaps zurück. Im Wasser konnte ich natürlich nicht fallen, aber dafür war sie ein kleines Stück größer wie ich. Das Wasser ging mir bis zum Hals und ihr bis zur Brust. Als Stille zwischen uns beiden einbrach, wollte ich an ihr vorbei gehen, aber sie hielt mich auf.
„Du wirst es zu tiefst bereuen!“, lachte sie spottend und dann trat sie mir die Beine unter Wasser weg. Ich tauchte mit dem Kopf unter wollte Luft nehmen, aber Wasser floss in meine Lunge. Ich hustete los und da wurde mir richtig übel. Jedoch kam ich nicht an die Oberfläche, etwas Starkes drückte mich nach unten. Nach zehn Sekunden war mein Körper entkräftet und meine Augen schlossen sich. Da griff eine Hand nach meinen Haaren und zog mich wieder hoch. Ich hustete furchtbar los, sodass ich ein wenig Wasser ausspucken musste. Chantal stand immer noch und hielt meine Haare in der Hand. Sie zog noch einmal dran und tunkte mich erneut unter. Wieso bekam das niemand mit? Ich strampelte mit meinen Händen und Füßen so wild ich konnte, aber verspürte ich einen kräftigen Tritt in meinen Bauch. Sofort stoppte ich und wartete angewurzelt auf den nächsten Moment ab. Ich ließ mich gerade ziemlich verprügeln. Das kränkte mich ziemlich. Wieso wehrte ich mich nicht? Hinderte mich die Angst daran oder der Respekt vor Chantal? Der Schmerz wurde immer größer. Am meisten verspürte ich ihn an den Haaren und am Bauch. Es schwächte mich. Doch da ließ die endlich los und schubste mich ein letztes Mal zurück, sodass ich heftig gegen die Mauer prallte. An der Oberfläche nahm ich noch einmal kräftig Luft und hörte Chantals spottendes Lächeln. Tausende Schimpfwörter durchfuhren meine Gedanken! Ich war so furchtbar wütend. Natürlich brannten bei mir gleich danach die Sicherungen durch und ich schlug heftig auf sie ein. Meine geballte Faust landete auf ihrer zarten Wange. Gleich darauf folgte ein heftiger Tritt in den Bauch und anschließend drückte ich sie kräftig gegen die Mauer. Sie schrie schmerzhaft auf und erst dann wurde der ganze Pool darauf aufmerksam. Es tauchten Freddy und sein Kumpel auf. Sie begutachteten die Lage und zerrten mich von Chantal weg. Sie reagierte vollkommen übertrieben auf den Moment. Sie fing an schauspielerisch zu weinen und schrie vor Schmerz. Die beiden Jungs betrachteten mich, als sei ich aggressive Fremde. Ihre misstrauischen Blicken waren wie ein Dorn in meinen Augen. Am liebsten hätte ich gleich sofort alles erklärt, aber das wieder ein verdammter Nachteil, wenn man nicht sprechen konnte.
„Was ist bloß in dich gefahren? Spinnst du jetzt komplett?“, brüllte mich Freddy an.
Da kam Liam wieder ins Wasser gehüpft und versuchte die Situation zu verstehen.
„Was ist denn hier los?“, fragte er besorgt und blickte mir dabei in die Augen, als sei ich zuerst das Opfer gewesen.
„Sie hat mich geschlagen und getreten, danach wollte sie mich ertrinken. Wäre ich ihr nicht ausgewichen, wäre ich jetzt tot!“, heulte sie los und klammerte sich an Liam.
„Stimmt das?“, fragte Liam kalt und blickte mich so vollkommen misstrauisch an, dass es mir den Atem raubte. Er glaubte lieber dieser Chantal als mir? Das war ein heftiger Stich ins Herz und brannte noch die nächsten Stunden weiter. Wie konnte er nur?
„So etwas hätte ich wirklich nicht von dir gedacht!“, meinte er sauer und ging mit Chantal im Arm, die es genoss, das er sie trötete aus dem Wasser. Regungslos blieb ich die nächsten Minuten noch stehen und versuchte das Geschehnis zu begreifen. Wie hinterhältig. Genau das hatte sie doch geplant! Ich bin völlig drauf reingefallen. Sie wollte mich absichtlich Provozieren, damit ihr Plan gelang. Jetzt hatte sie alle Jungs gegen mich gewendet. Sie wird es auch ihren ganzen Freundinnen erzählen und die werden mich auch nur noch mit dem Hintern anschauen! Das hat man wohl davon, wenn man sich auf einen beliebten Typen einlässt. Nur Ärger! Trotzdem prägte sich Liams Blick bei mir im Gedächtnis ein wie ein plagender Schmerz ein.
Als der Pool leer war und nur noch das Plätschern des Wasser an den Beckenrand zu hören war, stieg ich aus. Page schaute mich verblüfft an.
„Ist etwas passiert? Ich hörte Chantal weinen.“, sprach sie mich auf das Thema an.
Nach wenigen Minuten legte ich ihr FUD vor die Füße und sonnte mich nachdenklich auf der Liege.
„Ist die heimtückisch!“, fluchte sie. „Das hatte sie auch einmal bei mir Abgezogen. So eine Schlange!“
Dann turnte sie unruhig auf der Liege herum, bis sie eine geeignete Sitzstellung fand.
„Ich hab‘s!“, erschrak sie mich, nachdem ich fast eingeschlafen wäre. „Ich weiß wie wir Chantal voll eins auswischen können. Aber dieser Versuch wird ihr richtig wehtun und sie wird vor Peinlichkeit untergehen.“
Neugierig zog ich die Sonnenbrille auf meinen Kopf und setzte mich aufrecht hin. Sie rückte näher zu mir und flüsterte mir ihren Plan leise zu. Er war raffiniert und ziemlich riskant. Wenn er schief laufen würde, könnte das für uns sehr peinlich werden. Aber auf Page war Verlass. Sie redete so selbstsicherdavon, das man meinen könnte, sie hätte ihn sehr oft durchgezogen und war dabei mehr als nur erfolgreich. Page war außerdem mit vielen anderen Freundinnen noch befreundet, die Chantal mochten. Aber wir benötigten ihre Hilfe.
Am Abend besuchten ich und Page Klara, Lisa und Zoe. Die drei waren angeblich ziemlich gut mit Chantal befreundet, genau wie Page es behauptet hatte. Jedoch waren sie viel zu sehr von Chantals Geld geblendet, als das sie hinter den Scheinen, das Monster entdeckten, das sie beherrschte. Sobald nur ein kleines Wort über Chantal über irgendwelche Lippen kam, wusste sie in der nächste Sekunde darüber Bescheid. Sie waren kleine “Lästermäuler“ oder “Petzen“. Aber für den Plan waren sie nötig, damit Chantal noch weiter in den Boden versank. Normalerweise hasste ich es mich bei irgendjemanden zu rächen, aber Chantal war ein Muss. Sie mag von außen wie ein Engel wirken, aber im Inneren war sie verdorben und verhielt sich wie ein Monster. Da konnte ich nicht Nein sagen, vielleicht bemerkten auch ihre geblendeten Freundinnen, dass sie falsch war.
Page setzte sich zu ihnen aufs Bett.
„Wie geht es euch so? Habe jemanden mitgebracht.“, lächelte sie die drei an.
„Page! Na uns geht’s doch wie immer super. Wer ist das?“, fragte Lisa und zupfte an ihren wasserstoffblonden Haaren herum.
„Emma.“
„Die Emma?“
„Ja.“
Lisa runzelte ihre Stirn und die anderen beiden schauten mich misstrauisch an. Schon ein komisches Gefühl, wenn man den “besten“ Freundinnen von Chantal begegnet. Ihre Art ist fast Chantals Spiegelbild.
„Über dich wurde einiges gesagt.“, murmelte Zoe und legte ihren Kopf an die Bettkante.
„Sie ist doch stumm, Zoe! Sie kann dir nicht antworten.“, spottete Klara und feilte weiter ihre frisch lackierten Nägel. Ich ballte wütend die Fäuste.
„Mädels! Kein Grund zickig zu werden! Ich habe eine super Idee.“
„Die wäre?“, fragte Lisa.
„Ihr kennt doch noch Steve, oder?“
„Sofias Bruder? Der, der lispelt?“, sagte Zoe und musste kichern.
„Genau. Nun, er hat letztens mit Sofia geredet und dabei ziemlich über Chantal ab gelästert.“, log sie, aber das gehörte zum Plan. Ich fand es zuerst auch gemein, ihn so hinein zu ziehen, aber am Schluss würde sowieso alles zusammen laufen.
Die drei setzten sich eng beieinander und blickten Page so an, als bekämen sie neues Futter zum fressen. Wie kann man nur so auf Gerüchte versessen sein? Als gäbe es nichts anderes mehr.
Page tischte den dreien irgendeine erfundene und hinterhältige Lüge auf. Sie fingen auch an über ihn an zu lästern und gaben einige Schimpfworte von sich. Sie taten nichts anderes mehr, als über ihn zu spotten.
„Ich finde das sollten wir ihm heimzahlen, oder?“, meinte Page. Die drei nickten eifrig.
„Das klingt gut. Also was schlägst du vor? Am besten wäre wir blamieren ihn vor allen.“
„Ich hätte da so eine Idee…“, murmelte Page.
Am Abend war es dann soweit. Wir erzählten den dreien eine dicke Lüge, sie glaubte es und schon waren sie in unseren Plan eingeweiht. Die Sache durfte bloß nicht schief laufen. Nun mussten wir nur noch Chantal irgendwie zum Geschehen locken.
Gegen zehn Uhr wusste ich, das Chantal sich bei den Jungs befand, da man ihr lautes Lachen durch den ganzen Block hören konnte. Ich schlich leise den Flur hinunter und schaute vom Flur aus hinunter zu Chantal, die genau unter mir stand. Sie sprach mit den Jungs. Jetzt war es soweit. Die Mädels kamen schon mit dem vorbereitenden Gefäß an und Page und ich stellten uns in den Hintergrund. Es würde gleich so lustig werden, aber sie durften sie nicht verfehlen.
„Steht er da?“, fragte Lisa.
„Ja, wenn ihr am Geländer seid, direkt runter kippen!“, sagte Page. In der Zeit schlichen wir beide uns weg und ich könnte einen furchterregenden Schrei hören. Aber da brach ich in Gelächter aus!






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