Lieben ohne Worte - Teil 11

Autor: Noa
veröffentlicht am: 01.10.2011


Kapitel 11

Noch völlig schockiert lag ich auf Liam, als ich sein Gesicht erkannte. Aber unsere entblößten Körper sagten alles, was letzte Nacht geschehen war. Er schlief noch, aber wenn ich mich von ihm lösen würde, dann könnte ich ihn aus seinem Schlaf reißen. Wie konnte das nur passieren? Es musste der Alkohol sein, denn ich letzte Nacht so in Mengen getrunken hatte. Wie bescheuert von mir. Es war auch noch mein erstes Mal gewesen. Ich fühlte mich so billig und dreckig in dem Moment. Ausgenutzt und weggeschmissen.
Mein Ohr lag auf seiner Brust und ich hörte wie sein Herz in regelmäßigen Abständen schlug. Zum kleinen Teil war es auch schön bei ihm zu liegen, aber vielleicht war es nur so, weil er noch nichts von der Situation ahnte. Wie würde er reagieren, wenn er merkte, dass ich auf ihm lag und das noch splitternackt. Allein schon bei der Vorstellung, dass er mich vielleicht wie abgenutzt wegschmeißen würde, ließ mich kalt werden. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf, um nach meinen Kleidern zu suchen und die lagen völlig verstreut auf dem Boden. Das musste ja eine wilde Nacht gewesen sein. Langsam hob ich meine Hand von seinem Bauch und löste mein Gesicht von seiner Brust. Er schlief beruhigend weiter. Dann wanderte ich vom Bett und suchte all meine Klamotten zusammen. Als ich gerade meine Hotpants, die Schuhe und meinen BH anhatte und nur noch mein T-Shirt fehlte, wachte Liam auf. Vollkommen aufgewühlt starrte er mich an. Hektisch zog ich mein Shirt schnell über mich und wandte mich dann zu ihm.
„Was ist passiert?“, fragte er erschrocken. Aber als er dann alles zusammenfügte, wusste er was los war.
„Ich war gestern betrunken. Haben wir tatsächlich…?“, fiel ihm es wieder ein und schluckte zum Schluss. Ich möchte nicht wissen mit wie vielen Frauen er schon im Bett war. Mich kränkte es einfach nur sehr, dass ich mich so ausnutzen ließ.
„Hör zu, Emma, es tut mir furchtbar leid. Ich war nicht derselbe gestern Nacht. Das musst du mir glauben!“
Ich schüttelte den Kopf und lief aus dem Schlafzimmer, um mich nachdenklich aufs Sofa zu setzen. Aber mir viel allmählich Bruchstücke ein. Kann es wirklich sein, das ich zu Liam sagte, dass ich ihn heiß fand? Es musste so schlimm gewesen sein, das ich auch vergaß eigentlich stumm zu sein. Wenn er sich daran wieder erinnern sollte, kannte er mein Geheimnis. Er würde es all den anderen erzählen und ich wäre geliefert.
Nach wenigen Minuten kam er angezogen aus dem Schlafzimmer und blickte mich durchschaubar an.
„Es tut mir wirklich so leid, Emma…“, murmelte er immer wieder und irgendwann winkte ich mit der Hand in die Luft, sodass es eine lange Schweigeminute gab.
„Gestern, irgendetwas war mit dir passiert, aber ich weiß nicht mehr was. Du musstest auf die Toilette und übergabst dich. Danach stritt ich mich mit Freddy und anschließend liefen wir hier her. Ständig habe ich so eine helle und sanfte Stimme im Kopf. Aber ich kann sie keinem zuordnen.“
Ich nickte mit dem Kopf, als wollte ich wissen, was er damit meinte.
„Das einzige was ich mir merkte war ‘absolut heiß‘ und diese Person war auch hier im Zimmer. Aber wir waren doch allein. Ich verstehe das nicht.“, murmelte er zum Schluss und fasste sich an den Kopf. Er durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen! Wenn es ihm gelingen sollte, seine Erinnerung wieder zu erlangen, dann…Nein! Daran durfte ich nicht denken.
Nach wenigen Sekunden setzte er sich zu mir. Mit einem ernsten Blick schaute er mir in die Augen.
„Emma, es tut mir wirklich leid. Du weißt, dass ich so etwas nie gewollt hätte. Bitte, sei nicht böse auf mich. Das wird auch unser Geheimnis bleiben, ja?“
Ich nickte und fuhr mir dann einmal durch die Haare. Für ihn fühlte es sich vielleicht wie ein einmaliges Erlebnis an, aber für mich war es fast ein Weltuntergang. Immerhin hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt. Auch wenn ich ihn über alles liebte, kam er mir so fremd vor.
„Ich werde dann gehen. Kommst du mit?“, fragte er. Ich nickte und folgte ihm.
Draußen mussten wir wieder in unsere Zimmer gehen und uns trennen, ohne ein weiteres Wort zu sagen, schlugen wir verschiedene Richtungen ein. Aber er konnte nicht einfach gehen.
„Warte, Emma!“, rief er noch und blieb stehen. Er machte wieder kehrt und nahm mich dann bereuend in den Arm. Teilweise wollte ich eigentlich keine weitere Berührung mehr mit ihm, anderseits tat es gut, das ich spürte, wie leid ihm alles tat. Ich klopfte sanft auf seinem Rücken, um ihm ein Signal zu geben, das ich ihm es verzieh. Er lächelte kurz und drückte dann seine Lippen auf meine Stirn. „Wir sehen uns dann später.“
Er löste sich von mir und verschwand die Treppe hinauf. Was sollte der Kuss? War das ein Zeichen? Ich zuckte mit den Schultern und musste auch auf andere Gedanken kommen, damit die anderen keinen Verdacht schöpften.
Ich klopfte an der Zimmertür und Sofia öffnete verschlafen die Tür. Sie setzte ihre Brille zurecht und schaute mich dann verdutzt an.
„Du tauchst auch mal wieder auf?“, fragte sie gähnend und ließ mich eintreten. „Page und Kim sind auch noch nicht da. Was habt ihr denn gestern alle gemacht? Ich habe sogar gehört, dass zwei Jungs meines Bruders auch noch nicht da wären. Ist irgendetwas vorgefallen?“
Ich schüttelte ahnungslos den Kopf und widmete mich dem gedeckten Tisch, wovon nur ein Teller benutzt worden war.
„Vielleicht hätte ich doch mitgehen sollen. Mein Bruder ging schon gestern um halb zehn ins Bett und ich konnte nicht einschlafen. Dachte ihr kämt um zwölf wieder.“
Wenn sie nur wüsste, was ich gegen zwölf Uhr trieb. Bei dem Gedanken musste ich schlucken.
„Vielleicht solltest du mal schauen, wo die anderen beiden bleiben.“
Nachdem Frühstück machte ich mich auf den Weg zu Liams Zimmer. Es schien still dort zu sein und leise klopfte ich an. Liam öffnete die Tür und ich grinste ihn verlegen an. Er hielt einen Zeigefinger vor den Mund, um mir zu verdeutlichen leise zu sein. Er musste die Tür mit Kraft aufschieben, da ein Fuß im Weg lag. Völlig schockiert blickte ich in das Wohnzimmer der schlafenden betrunkenen Personen. Einige schliefen auf dem Boden ein und andere auf dem Tisch und neben dem Alkohol. Chantal lag in Freddys Armen und draußen sah ich Page herumliegen. Sie schlief auf dem Gras. Aber Kim war nirgends zu sehen. Ich schaute Liam an und er konnte meine Frage in den Augen ablesen.
„Kim schläft im Badezimmer in der Wanne.“, meinte er.
Ich öffnete langsam die Tür und tatsächlich lag sie völlig fertig und mit zerzausten Haaren in der Wanne.
„Wir müssen bald alle wach bekommen, wenn die Lehrer wieder alles kontrollieren.“
Ich nickte und weckte Kim auf. Sie gähnte kurz und fuhr dann erschrocken hoch. Ich hielt einen Finger vor den Mund. Sie stieg schlaftrunken aus der Wanne und ging schon mal voraus. Im Garten tippte ich Page am Arm an und auch sie begleitete ich bis zur Tür. Noch kurz drehte ich mich zu Liam um und noch immer spürte ich diese Fremdheit in ihm. Es war ein merkwürdiges drückendes Gefühl, das ich mit keinem Wort beschreiben könnte. Obwohl ich ihn so ehr liebte, war es als hätte ich gestern Nacht ein One-Night-Stand gehabt.
Dann schloss er hinter mir zu und beide begleitete ich in ihr Zimmer. Dort legten sie sich noch ein wenig hin. Sofia und ich saßen auf dem Sofa vor dem Fernseher, wo es nur zwei deutsche Sender gab.
Gegen Mittag kamen Kim und Page wieder zu sich und kochten Essen. Es gab Nudeln mit Carbonara Soße. Den restlichen Tag lang verbrachten wir am Pool, sonnten oder kühlten uns im Wasser ab. Als es uns aber dort zu langweilig wurde, fuhren wir mit der Bimmelbahn zum anderen Pool, wo wir eigentlich nicht hindurften, aber wer kontrollierte das schon. Mich durchfuhr eine Gänsehaut als ich wieder hinunter auf die beiden Pools schaute. Wir gingen ganz hinunter und legten unsere Sachen auf einer der Liegen. Aber schon nach wenigen Sekunden waren wir nicht die einzigen die auf die Idee kamen. Chantal, einer ihrer anderen Freundinnen, Freddy, Liam und noch ein anderer Typ amüsierten sich. Eifersüchtig blickte ich Liam an. Er hätte mich auch fragen können, ob ich mit ihm kommen wollte. Aber vielleicht dachte er, ich hätte die Schnauze heute voll von ihm.
Auf der Liege sprach mich Page an.
„Du bist schon den ganzen Tag so anders. Ist irgendetwas vorgefallen?“, fragte sie und ich schüttelte den Kopf.
„Meinte nur, weil du heute so verschlossen und zurückhaltend wirkst.“
Tja, wenn du wüsstest, liebe Page, dachte ich mir nur.
Nach wenigen Minuten huschte ein Schatten an mir vorbei und dann legte sich jemand mit nassem Körper auf mich. Vor Schreck hätte ich am liebsten geschrien, aber ich hielt mir noch rechtzeitig die Hand vor den Mund. Als ich meine Augen aufriss, blickte in ein tiefes Braun. Sofort merkte ich das Liam vor mir lag. Er grinste mich an und schüttelte seine Haare aus. Ich petzte die Augen zu und ein kalter Schauer überkam mich.
Er lachte frech und ging wieder von mir hinunter. Dann reichte er mir seine Hand.
„Los, ab ins Wasser mit dir.“, forderte er mich auf.
Da ich schon sowieso komplett nass war, schüttelte ich mich kurz und er nahm meine Hand. Er zog mich hinter sich her und wir liefen im Pool eine Schräge hinab, bis ich schwimmen musste, um über was zu bleiben. Liam musste lachen, da er noch stehen konnte. Als ich nach wenigen Sekunden einen Krampf im Bein bekam, da ich schwimmen hasste und mich lieber irgendwo hinein setzte, wie in einen Whirlpool oder an den Beckenrand. Schnell umklammerte ich Liams Hals und ließ meine Beine im Wasser hängen. Er umfasste mich, damit ich mich nicht so krampfhaft an ihm festhalten musste.
„Dahinten können wir uns hinsetzen.“, meinte er und zeigte mit dem Finger auf eine Bank unter Wasser, die blubberte. Ich nickte und hielt mich solang an seinem Rücken fest. Unbewusst musste ich versehentlich kichern und er stoppte.
„Emma?“, fragte er verdutzt und zog mich wieder zu sich nach vorne. „Hast du gerade…gelacht?“
Ich schüttelte wild den Kopf und schaute ihn musternd an. Ich dachte wirklich er hätte es nicht gehört.
„Doch, es war ganz deutlich.“
Verdammt! Jetzt hatte ich ein Problem am Hals. Er durfte keinen Verdacht schöpfen. Wir starrten uns eine Weile lang an und irgendwann gab er auf mit den ganzen Fragen. Aber er wird ab sofort immer im Hinterkopf einen Verdacht schöpfen. Ich hatte ihm dummerweise Hoffnungen gemacht.
Auf den Bänken begann Liams lange Gespräche. Er sprach sogar über letzte Nacht und entschuldigte sich immer wieder. Aber ihm kehrten manchmal einzelne Bruchstück zurück. Die Stimme die er hörte, verließ ihn nicht. Er harkte ein weiteres Mal nach.
„Wer könnte noch im Zimmer gewesen sein?“, fragte er sich grübelnd. Er durfte nicht weiter nachdenken! Ich durfte ihm nicht einfallen. Also musste eine Ablenkung dafür sorgen. Ohne ihn vorzuwarnen verschwand ich von der Bank und schwamm hinüber zu einem Wasserball. Er merkte nicht dass er allein saß, so vertieft war er in die Sache. Mit einem kräftigen Schlag traf der Ball ihn am Hinterkopf. Es riss ihn aus seinen Gedanken. Suchend entdeckte er mich lächelnd auf der anderen Seite des Pools. Er beschwerte sich scherzend und warf mir den Ball zu, in der Hoffnung mich zu treffen, aber ich wich rechtzeitig aus.
Chantal saß ein Stück weiter mit den anderen Jungs an einem kleinen Wasserfall, der neues Wasser in den Pool schöpfte. Sie ließ keine Minute uns aus den Augen. Sie ignorierte sogar Freddys Rufe. Die Eifersucht und Wut kochte in ihr, das konnte man in ihren Augen gut erkennen. Es fehlte nur noch ein kleiner Schubs und sie würde durchdrehen.
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Leute, hab hier noch eine kleine "Inhaltsangabe" zu meiner neuen Geschichte, die ich angefangen habe. Sie wird die eigentliche "Hauptgeschichte" sein. Wäre schön wenn ihr sie euch vielleicht durchlesen könntet. Bei Interesse würde es mich freuen, wenn ihr ein Kommentar dazu gibt. (:
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Elaine, ein achtzehn jähriges junges Mädchen, mit einer kleinen Schwester Mia und ihrer nervenden Mutter. Sie wird nie bevorzugt und meistens im Hintergrund gern gelassen. Sie geht zusammen mit ihrer besten Freundin Delora zu einer Berufsschule und macht eine Ausbildung als Krankenschwester. Ihr größter Wunsch ist es, sobald wie möglich aus dem Haus zu verschwinden, da sie das Streiten mit ihrer Mutter satt hat. Jedoch zieht ein junger Mann, namens Noel, ihr einen Strich durch die Rechnung, er ändert ihr komplettes Leben:
»Er schloss vorsichtig die Schranktür und noch jetzt hörte man Mias kindliches Kichern. Noel hob einen Arm hoch und tat so, als würde er tatsächlich zaubern. Aber sein Gesicht verriet ihr, das er etwas sehr geheimnisvolles vergab, denn auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Zum ersten Mal in dieser Show konzentrierte er sich auf seine Arbeit, als würde er wirklich zaubern können und es würde ihn eine Menge Kraft kosten. Elaine konnte nicht die Augen von ihm lassen. Was machte er da? Hoffentlich passierte Mia nichts, denn sie war so still plötzlich. Der alte Mann drückte auf die Stoppuhr und es waren nicht einmal drei Sekunden, da schrie Noel stoppend auf. Er öffnete die andere Schranktür und Mia kam hüpfend heraus gesprungen. Sie schaute sich prüfend um und schaute dann Noel an.«
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