Lieben ohne Worte - Teil 9

Autor: Noa
veröffentlicht am: 19.09.2011


Kapitel 9

Von wem war die SMS? Meine Neugierde war noch nie so groß, wie jetzt. Wehe, es war eine von Chantal!
Er steckte das Handy wieder weg, lächelte und gähnte kurz.
„Wir sollten die Seiten tauschen. Dann kann ich mich an die Scheibe wenigstens lehnen.“, meinte er und ich gab ihm sogar mein Kissen. Verdutzt starrte ich ihn an. Was war mit der SMS?
„Freddy hat mir geschrieben. Er sitzt unten und langweilt sich.“, lachte er, aber es klang so was von gefälscht. Trotzdem wollte ich nicht schon wieder etwas aufreißen, was ich später bereuen könnte. Immerhin war das mein erster richtiger Urlaub ohne Eltern. Den durfte ich mir nicht vermiesen, egal welche Gedanken sich im Moment bei mir abspielten.
Wir tauschten die Plätze und er lehnte sich seufzend mit den Kissen im Rücken an die Scheibe. Sollte ich mich jetzt wieder auf seinen Schoß legen? Aber dann würden meine Füße heraushängen. Er schob seine Lehne ein wenig nach hinten und klopfte dann auf seine Brust. Mir war ein wenig unwohl dabei, aber natürlich wollte ich unbedingt bei ihm liegen. Also schob ich meinen Rücken auf seine Brust und spürte wie sich seine Muskeln anspannten. Eine Gänsehaut durchfuhr mich. Seine Hände platzierte er auf meine, die auf dem Bauch lagen. Sein Kinn lag auf meinem Kopf und ich spürte wie seine Brust sich hob und senkte. Es war wie ein Wiegen in den Schlaf. Wenn ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt hätte, könnte ich seinen Hals küssen. Die Verlockung war groß für mich, aber ich wiederstand. Es war ein so wunderschönes Gefühl, das ich sogar denn Hass auf ihn vergaß, als sei nichts passiert.
Meine Lider wurden auch immer träger und bald schlief ich in seinen Armen ein. Gegen fünf Uhr morgens wachte ich kurz wieder auf. Noch immer war keine Sonne zu sehen und klackerndes stolzierte die Treppe hinauf. Ich öffnete meine Lider nur halb, sodass es im Dunkeln aussah, als würde ich noch schlafen. Chantal trat zum Vorschein und ich genoss ihren eifersüchtigen Blick. In ihren Augen konnte ich sehen, dass dies Rache geben würde. Sie war so furchtbar wütend, dass sie am liebsten auf mich losgegangen wäre, aber sie drehte nur schmerzhaft ihren Kopf zur Seite und lief weiter den Gang hinunter. Ich freute mich sie so zu sehen. Das war meine Rache. Später lief sie wieder an mir vorbei und stieß absichtlich gegen mein Bein, aber ich wachte nicht auf. Das Klackern ihrer Schuhe wurde dann immer leiser, bis es schließlich verstummte. Danach kuschelte ich mich weiter bei Liam ein und genoss jeden Augenblick mit ihm. Vielleicht würden die Ferien doch noch schön werden.

Schließlich kamen wir um halb zehn morgens an der wunderschönen Ferienanlage an. Natürlich gab es sogar ein extra Häuserblock für Behinderte. Dort waren einige Sozialkräfte die sich um die körperlich Behinderten kümmerten und die anderen wohnten einen Häuserblock weiter. Die Realschüler wussten schon mit wem sie in ein Zimmer gehen würden. Aber ich stand dort wieder ohne Plan, als dann plötzlich Sofia auf mich zu gerannt kam.
„Oh supi dupi! Wir brauchen noch eine Person fürs vier Personen Zimmer. Es sind noch Page und Kim da.“, lispelte sie und ich ging einen Schritt zurück, um nicht ihren Speichel abzubekommen. „Keine Sorge, du bist ja nur stumm, deine Lehrerin hat uns erlaubt dich bei die Realschüler zu Ordnen oder sollte ich die “normalen“ Schüler sagen?“
Ich musste meine Faust zügeln, damit sie sonst nicht in ihrem Gesicht landete. Ich nickte zögernd und Sofia sprang freudig auf.
Die Koffer transportierten wir einige Stufen höher und blieben vor unserer Zimmertür stehen. Der Boden war aus brauen Fliesen gemacht und die Wände würde weiß gestrichen.
„Zimmer 207. Das muss es sein.“, meinte Page und steckte den Schlüssel ein. Gespannt wartete ich auf den Augenblick, in dem die Tür aufschlug. Aber Page musste ein paar Mal an dem Schloss rütteln, damit die Tür mit Gewalt geöffnet werden konnte. Eine leichte frische Brise schlug mir ins Gesicht und ich schloss für einen Moment die Augen. Helles Licht schien in den schattigen Flur. Die Koffer blieben erstmals draußen und wir erkundeten das Zimmer. Der Mini-Flur war eng und direkt links neben der Tür gab es das kleine Schlafzimmer mit dem großen Doppelbett. Dort war auch ein kleines Fenster eingebaut, wodurch man auf den schattigen Flur blicken konnte. Im Gang war noch ein Schrank, worin Putzsachen und Handtücher fürs Bad gelagert waren. Es gab nämlich keine Putzfrau, sondern das war unser alleiniges Problem. Der Boden war mit weißen Fliesen im kompletten Zimmer verteilt, sogar draußen auf dem Balkon, aber dort waren sie matt und rau. Im Wohnzimmer stand rechts an der Wand die komplette Küche mit Spüle, Waschmaschine und Schränken, worin das Geschirr verstaut war. Ein Stück weiter standen jeweils zwei breite Sofas mit blauem Überzug sich gegenüber. Jenseits der Küche war ein kleiner Tisch für vier Personen. Über dem Schlafzimmer war noch das kleine Minibadezimmer zu finden, worin eine Wanne mit Duschkopf und ein Spülbecken mit Seifen zu finden war. Bis jetzt fand ich es wunderbar gemütlich. Aber das Highlight war der Ausblick der Terrasse. Es standen noch gestapelte Plastikstühle und ein weißer Tisch an der Seite. Das Geländer war aus Eisen. Zwischen den zwei Terrassen, die jeweils auf beiden Seiten vergeben waren, stand ein Holzsichtschutz. Aber mich durchfuhr ein aufgeregtes Kribbeln, als ich das Geländer hinunter schaute. Die kompletten Gebäude waren auf einem Hang platziert, der Stufenweise immer höher wurde. Wir waren im zweiten Stock, aber trotzdem empfand ich es als sehr hoch. Unter mir war ein weiteres Zimmer mit Garten und dahinter ging eine Steintreppe den Hang hinunter. Die Straße lief nach unten es folgte eine scharfe Abbiegung nach unten, die in das kleine „Dorf“ der Anlage führte. Es war ein sehr weiter Weg bis dahin, aber eine Bimmelbahn fuhr jede halbe Stunde dort hin. Circa zwei Kilometer weiter - dazu musste man das Gelände verlassen – kam man an einen Kiesstrand. Von weitem glitzerte das Meer in meinen Augen und ich verliebte mich in diesen Anblick.
In der Nähe der Häuserblocks gab es einen zusätzlichen kleinen Laden und einen Pool. Unsere Lehrerin gab jedem Zimmer eine Karte um sich hier zurecht zu finden. Wir bekamen Armbänder, damit die Leute wussten zu welchem Häuserblock wir gehörten und man sagte man bekäme sogar Rabatte im Dorf.
Den Koffer auszupacken war erstmals das Wichtigste. Unsere Kosmetiksachen passten überhaupt nicht alle neben das Wachbecken und wahrscheinlich reichten auch nicht alle Handtücher. Wir bekamen Hunger und wollten unbedingt Frühstücken, auch wenn es kurz vor zwölf Uhr war. Page hatte Brot mitgenommen und Kim den Nutella. Ich deckte den Tisch und Page schnitt das Brot. Gemeinsam aßen wir gemütlich und teilweise freute ich mich auf die Entscheidung meines Vaters. Der Urlaub würde bestimmt unvergesslich werden, besonders wenn Liam dabei war.
„Da gibt’s ein Problem Mädels!“, fiel Page auf und wir blickten alle auf. „Wo schlafen wir?“
„Also ich kann in dem kleinen Schlafzimmer definitiv nicht schlafen, da ich sonst Platzangst bekomme.“, meldete sich Kim. Oh nein! Hoffentlich wollte Sofia nicht mit mir in einem Doppelbett schlafen, denn ich hasste das Sofa.
„Also ich bin allergisch auf Staub und im Schlafzimmer ist jede Menge. Nie und nimmer, das Sofa gehört mir!“, rief Sofia laut und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass die Teller bebten.
„Ok, Sofia,…“, sprach Kim beruhigend, als sei sie psychisch labil. Sie grinste frech und war froh, dass das Sofa nun ihr gehörte. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Kim war also meine Bettgenossin. Sonst würde ich wahrscheinlich mitten in der Nacht völlig nass aufwachen, zuerst denken es sei Scheiß, aber dabei sei es ihre Spucke die in meinen Gesicht klebte. Ein angewiderter Schauer krabbelte an meinem Rücken entlang.
Da klopfte es an der Tür und Page stand auf, da sie näher am Flur saß. Sie musste mit aller Kraft wieder die Tür öffnen und Liam mit einem fast genauso gut aussehenden blonden Typen stand vor der Tür.
„Hi, ihr vier! Wollten uns nur vergewissern wo ihr ab sofort wohnt.“, rief der Blonde. Page bat sie hinein und sie sahen uns beim Essen zu. Ihre Mägen knurrten vor Hunger.
„Ihr könnt euch auch was nehmen. Bin sowieso fertig mit dem Frühstück.“, schlug Page ihnen vor und der Blonde setzte sich auf ihren Platz. Er konnte mir in die Augen sehen und musterte mich erstmals durchgehend. Er hatte braune Augen mit grünen Flecken drinnen. Er schob sein stufiges längeres Haar beiseite, durch eine ruckartige Kopfbewegung. Kim wurde als nächste fertig und verschwand schweigend im Badezimmer. Liam saß nun neben mir und es war so eng am Tisch, das sein Knie berührte. Er lächelte als es gegen meins fuhr und ich schob satt den Teller weg. Als auch die anderen beiden fertig waren, räumte ich ordentlich den Tisch ab. Kim und Sofia kümmerten sich um den Abwasch oder studierten die französische Spülmaschine.
Liam und der Blonde saßen gegenüber auf dem anderen Sofa von uns. Schweigend betrachteten wir uns gegenseitig, bis der Blonde die Stille durchbrach.
„Also, Page kenne ich, sie ist ja auch in meiner Klasse. Kim Paraklasse und Sofia die Banknachbarin von Steve, ihrem Bruder. Aber dich,…“, erklärte er und zeigte mit dem Finger auf mich. „…kenne ich noch nicht.“
Verdutzt betrachtete ich ihn und nahm dann FUD aus meiner Hosentasche. Ich schrieb meinen Namen auf den Bildschirm und hielt es ihm entgegen.
„Ah, ich verstehe…“, murmelte er begreifend. „Freut mich dich kennen zu lernen, Emma. Mein Name ist Frederik, aber alle nennen mich bloß Freddy.“
Sein Lächeln verging, als er merkte dass es mir sowieso nichts bringen würde, seinen Spitznamen zu kennen, da ich ihn nie aussprechen werde.
Liam klatschte in die Hände, als würde mit einem Mal die Stille durchbrechen und bedankte sich für das Frühstück. Danach verschwanden beide aus der Tür.
Page seufzte, als stünde sie im siebten Himmel.
„Alles ok?“, fragte Kim grinsend. Sie schüttelte schämend den Kopf und setzte sich auf den Balkon. Ich zog die Vorhänge ein wenig zu, da es ziemlich heiß und hell draußen war. Selbst nach wenigen Stunden packten immer noch einige aus.
Am Abend wollten wir alle gemeinsam unten im Dorf essen gehen. Es gab herrliche Restaurants. Wir nahmen pünktlich die Bimmelbahn um sechs Uhr und stiegen an einem kleinen Kreisel aus. Die Bahn fuhr weiter und wir wanderten erstmals einen steilen Hang hinauf. Oben angekommen durchfuhr mich eine Gänsehaut. Ich hatte den kompletten Überblick über das Meer, die Hauptstraße, einen gigantischen Golfplatz mit Garten und den riesigen hellblauen Pool. Der Erste war eine Stufe tiefer von meinem Standpunkt aus, der zweite war ganz unten, sodass eine Rutsche sich mit dem anderen Pool verband. Am liebsten wäre ich mit meinen Kleidern dort hinein gesprungen.
„Blöd dass wir ihn nicht benutzen dürfen.“, murmelte Page hinter mir. Fraglich drehte ich mich zu ihr um.
„Frau Läufer und Herr Hubert meinten man darf nur unseren Blockhaus-Pool benutzen. Wir hätten sonst mehr bezahlen müssen.“
Ich zuckte mit den Schultern und schloss mich wieder der Menge an. In einem Pizza-Restaurant setzte jede Gruppe sich an den Tisch. Page war neben mir und die anderen beiden gegenüber. Das Schöne war jedoch, das Liam völlig in meinem Blickfeld war. Er lachte ständig mit seinen Freunden über schmutzige Witze, wovon Freddy viele auf Lager hatte.
Als jeder vor sich seine Pizza hatte und aß, merkte ich das Page ihre überhaupt nicht schmeckte. Aber sie war sich doch so sicher bei ihrer Wahl. Kopfschüttelnd wandte ich mich zu Liam und blickte auf sein Essen. Da lag auch schon die Antwort. Page war eine Fanatikerin. Sie bestellte sich absichtlich dasselbe Essen wie er, aber was nützte ihr das? Also so besessen war ich nun von dem Typen auch nicht! Ich aß immer noch das was ich am liebsten mag. So langsam wurde sie mir etwas unangenehm. Wer weiß was sie noch alles von ihm hatte, beziehungsweise ihm nachmachte. Es krochen sich abscheuliche Gedanken in mein Gedächtnis. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter und ich musste mich schütteln.
Gegen neun Uhr machten alle Lädchen dicht und es war schön ruhig in den Straßen. Einige saßen noch in den Restaurants und blickten in die Dämmerung und schauten sich den Sonnenuntergang an. Ich stellte mich ans Geländer und blickte über die Pools, am Golfplatz vorbei, hinter das Meer, wo die Sonne sich in ein herrlich wärmendes Orange verwandelte. Es war wie ein Traum. Fast ganze fünf Minuten stand ich da wie hypnotisiert und legte meine Ellenbogen auf das Geländer. Da gesellte sich Liam zu mir.
„Nicht schlecht, oder? Und du wolltest zuerst nicht mitkommen.“, grinste er angeberisch, als sei es sein Verdienst, das ich nun hier neben ihm stünde. Ich hob die Schultern hoch und konnte meinen Blick nicht von der Sonne lösen.
„Die Bimmelbahn fährt gleich ab. Du willst doch keine halbe Stunde warten.“
Als die Sonne schon fast nicht mehr zu sehen war, liefen wir nach unten zum Kreisel. Unterwegs lud er mich auf eine kleine “Ferienparty“ ein.
„Wir wollen gegen zehn Uhr beginnen, wenn die Lehrer ihren Rundgang gemacht haben.“, erklärte er und nickte ohne nachzudenken was für Konsequenzen es haben könnte bei Verstoß gegen die Vorschriften der Lehrer.
Im Zimmer wussten natürlich alle von der Party, aber nur eine weigerte sich mitzukommen. Ihr waren die Vorschriften wichtiger und sie wollte ein gutes Vorbild bei den Lehrern sein.
„Ach, komm Sofia! Das ist dein Urlaub! Außerdem sind einige von uns schon achtzehn. Du bist nur ein Jahr jünger, als würde das etwas ausmachen.“, meckerte Kim.
„Nein.“, schnaubte sie dickköpfig. „Ich habe vor sechszehn noch nie Alkohol getrunken und mein erstes Bier hatte ich mit siebzehn zu meinen Geburtstag geschenkt bekommen. Es war 1,2 % drinnen. Das war schon viel zu viel.“, widersprach sie und ich musste mir das Lachen verkneifen.
„Du musst ja nichts trinken. Einfach nur ein bisschen tanzen und Spaß haben. Kennst du das Wort überhaupt?“, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Page konnte ihr Lachen nicht mehr halten und lief ins Schlafzimmer um sich dort abzuregen. Sofia blieb schweigsam und machte den Abwasch.
„Mein Bruder wird mich besuchen und wir werden zusammen Schach spielen. Das ist viel lehrreicher und fördert das Denkvermögen.“
„Ok, jetzt gebe ich auf. Mach doch was du willst!“, rief sie lässig und zog ihre Hand waagerecht in der Luft durch, um ihr klar zu machen, dass das Gespräch beendet war.
In der Zeit machten wir uns für die Party fertig und gingen nach der Kontrolle zwei Stockwerke höher. Ich war vollkommen aufgeregt. Jeder war auf dieser Party, denn das Zimmer war für neun Personen. Es gab ausreichend Platz und vor allen Dingen gehörte Liam das Zimmer. Meine Hände zitterten, als ich vor der Tür stand.


Total kurzer Teil, find ich... Und irgendwie ging es hier um nicht so viel, ich glaube meine Teile werden langweilig ^^. Aber ich versprech der nächste wird besser! (:





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