Lieben ohne Worte - Teil 3

Autor: Noa
veröffentlicht am: 06.08.2011


HINWEIS: Die ]/[ deuten nur darauf hin das ich nun die Zeit wechsel. Eigentlich sollten diese Teile kursiv geschrieben sein, aber irgendwie funktioniert das nicht so ^^. Aber viel Spaß beim Lesen!!! VLG Noa

Kapitel 3

Der Boden war kalt und eisig. An meiner Wange klebte der Dreck und ich spürte nach wenigen Minuten meine Beine nicht mehr. Der Schmerz war zwar immer noch da, jedoch das Gefühl war weg. Panisch wälzte ich mich auf dem Boden herum und versuchte irgendwie Geräusche zu machen in der Hoffnung, dass mich jemand hörte. Leo stand oben am Rand des Grabens und quietschte laut, selbst er wusste nicht, was zu tun war. Nach wenigen Minuten stieg er den Hang hinab und legte sich zu mir. Ich konnte ihm nicht böse sein, das er nicht losrannte und Hilfe holte. Schließlich war er nur ein Hund. Vielleicht spürte er dass es mir nicht gut ging, aber woher sollte er wissen, dass ich Hilfe benötigte? Ich schlug wütend mit den Fäusten auf den Boden ein und Leo ging wenige Schritte von mir. Ich sah ihn verzweifelt an, er quietschte wieder und rannte davon, aber in die falsche Richtung. Der Boden betäubte mich sehr, durch die Kälte und die Härte. Deswegen schlief ich ein und wachte später wieder auf, als es schon dämmerte. Panisch versuchte ich mich erneut loszureißen, aber der Baumstamm war zu schwer. Die Schmerzen waren immer noch die Gleichen. Neben mir war ein dicker Stein zu sehen und ich nahm ihn in die Hand. Ich schmiss ihn aus dem Graben hinaus, ob vielleicht zufällig ein Spaziergänger ihn entdeckte? Jedoch müsste ich jede Sekunde Steine schmeißen, damit es auffiel. Zum ersten Mal litt ich sehr darunter, keine Stimme zu haben. Dadurch könnte ich mein Leben verlieren. Obwohl mir das Leben sehr kostbar war, verlor ich keines Falls die Beherrschung. Ich behielt einen kühlen Kopf und dachte weiter nach. Wenn ich bloß den Stein nicht geschmissen hätte, dann würde ich neben mir auf die Steinplatte klopfen. Das würde sicher jemanden auffallen. Verzweifelt suchte ich um mich herum einen Stein. Aber es lagen nur Äste und Dreck bei mir. Ich atmete tief ein und aus. Es musste eine Lösung geben, es gab immer eine. Wo war bloß Leo abgeblieben? Bestimmt saß er zu Hause und machte es sich in seinem Körbchen gemütlich. Aber wäre das nicht meinem Vater aufgefallen, dass der Hund zu Hause war und seine Tochter nicht? Bestimmt nicht. Er schaute nicht einmal nach mir, wenn ich ohne weitere Worte schlafen ging. Als ich einmal mit Selena unterwegs war und meinte das ich spät abends nach Hause kam, aber doch dann bei ihr schlief, wusste am nächsten Morgen mein Vater nicht einmal, das ich zu Hause war. Erst als ich ihm davon berichtete fiel es ihm auf. Ich würde hier elendig verrecken. Nach vierundzwanzig Stunden käme vielleicht die Polizei, wenn Selena merkte, dass ich nicht zu Hause war und nicht zur Schule ging. Ja, genau, ich musste nur warten, allein in der Dunkelheit. Hoffentlich schlief ich wieder ein, damit ich nicht in Panik wach bleiben musste. Tatsächlich kam keine Menschenseele vorbei. Aus der Dämmerung wurde schließlich Nacht und die Grillen zischten in meinem Ohr. Nun heulte der Wind auch noch und immer wieder durchfuhr mich eine eisige Gänsehaut. Ich bekam furchtbare Angst und Panik. Ich versuchte einzuschlafen, erwog mich schon an den Gedanken, mich selbst bewusstlos zu schlagen, obwohl ich keine Ahnung hatte wie das gehen sollte. Ich hasste die Dunkelheit. Sie ließ meinen Körper beben und meine Hände feucht werden. Gut dass ich mir eine dicke Jacke angezogen hatte, aber sie wird nicht reichen. Wenn es diese Nacht noch kälter wird, erfriere ich vielleicht. Schon jetzt schlotterte mein Körper. Ich legte meine Hände unter meinen Bauch, damit sie wieder auftauten. Vielleicht war es auch wegen der Kälte, sodass ich meine Beine nicht mehr spüren konnte. Jedoch wurde mein Körper immer schwächer und irgendwann fielen mir auch die Augen vor Erschöpfung zu. Am nächsten Morgen wachte ich verdreckt in demselben Graben auf. Laut meiner Uhr sollte ich schon seit drei Stunden im Unterricht sein. Aber es war viel schlimmer geworden. Mein Körper fühlte sich an, als wäre ich von dreißig Meter auf die Erde gestürzt. Bei jeder Bewegung schmerzte es mich und deswegen hielt ich still. So konnte ich meine Energie sparen, die ich für noch sehr lange brauchte. Schließlich meldete sich mein Magen und selbst er schmerzte. Meine Lippen waren trocken und in meinem Mund war nur sehr wenig Speichel. Trotzdem nutzte ich ihn dazu, sie wieder feucht zu lecken. Mein Brustkorb fühlte sich wie tausend Messerstiche an. Ich lag die ganze Nacht auf dem harten kalten Boden und ich würde bestimmt eine Blasenentzündung bekommen. Meine Finger waren dreckig von dem fielen wälzen am Boden. Als mir auffiel, dass Steine im Boden zu finden waren, fing ich an in die Erde Löcher zu buddeln. Dabei riss ich mir einen Fingernagel ein und ignorierte den blutigen Daumen. Als ich zwanzig große Steine ausgrub, schmiss ich jeden Stein pro Minute weit nach oben. Wieso spazierte keine Menschenseele im Wald. Sobald ich auf der Bank saß, ging auch wirklich jeder an mir vorbei. Es ärgerte mich sehr. Als alle Steine verbraucht waren, grübelte ich weiter nach, aber dazu fehlte mir erneut die Kraft. Es war einfach viel zu hoffnungslos, als das ich noch hätte gerettet werden können. Ich lag abseits von der Straße, niemanden konnte mich hören, dank meines Schweigens. Leo war weggerannt und kam anscheinend nicht mehr wieder.
[Leo saß gemütlich auf der Bank und machte sich breit. Sein schwarzweißes Fell funkelte im Sonnenlicht und er hatte die ganze Nacht da gelegen. Ihm kam aber eine bekannte Person entgegen, war das nicht sein Herrchen, Christopher? Er stand auf, sprang von der Bank herunter und schüttelte sich kräftig. Freudig hüpfte er hin und her. Dabei ließ er seine Zunge aus dem Maul hängen und bellte laut. Christopher schaute sich gründlich um. Wo war bloß Emma? Normalerweise sollte sie doch mit Leo zusammen sein. Ob ihr etwas passiert war? Immerhin lag heute Morgen kein Frühstück auf dem Tisch und ihre Schuhe waren auch weg. Sie kehrte gestern Abend nicht nach Hause. Besorgt nahm er den Hund an die Leine und lief schleunigst nach Hause. Dort rief er die Polizei an und bat sie, nach seiner Tochter zu suchen. Da sie schon über vierundzwanzig Stunden fort war, mussten sie also einen Suchtrupp losschicken. Christopher hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er hatte solche Angst dass Emma etwas zugestoßen war, dass er sich die allergrößte Mühe gab bei der Suche. Er fragte Selena, die Lehrer in der Schule und sogar Liam. Alle Nachbarn wussten in Kürze Bescheid und einige halfen sogar bei der Suche. Besonders Selena und Liam waren daran beteiligt. Sie durchkämmten den Wald schließlich.]
Ich konnte Stimmen hören, Rufe und sogar ihren Namen. Lichtstrahlen stießen durch die Bäume und so gern sie sich irgendwie erkennbar gemacht hätte, war sie völlig am Ende. Seit fast einunddreißig Stunden bekam sie nichts zu essen und zu trinken. Ihr Körper war völlig ausgelaugt und erschöpft. Noch mit letzter Kraft pfiff sie jedoch unhörbar für die Personen.
[Leo rannte wild durch die Gegend, ahnungslos. Er wusste weder noch was die Menschen vorhatten, noch dachte er an sein Lieblingsherrchen, Emma. Aber da erklang in seinen Ohren ein leichtes Pfeifen, fast unhörbar. Da rief ihn doch jemand. Er kannte das Pfeifen sehr gut und ging dem Klang nach. Lag hier nicht sein Herrchen? Als er Emma auf dem Boden entdeckte lief er zu ihr runter und fing an laut zu bellen und zu heulen. Dieses Mal ging es ihr überhaupt nicht gut, denn sie bewegte sich nicht einmal. Er setzte sich neben sie und gab solange Laute von sich, als der erste den Graben runter stürzte. Liam entdeckte Emma zuerst.
„Schnell! Hierher!“, schrie er durch den ganze Wald und jeder folgte ihm. Liam musterte den aufgewühlten Boden, ihre schmutzigen Hände und den blutigen Daumen. Er wusste sogleich was sie vorgehabt hatte, als er es mit den oben liegenden Steinen kombinierte. Er streichelte Leo lobend am Hals und scheuchte ihn dann von der Unfallstelle weg. Es folgten direkt eine Trage, ein Arzt und einige andere Krankenmänner und einige Männer hoben den schweren Stamm an. Als er wegrollte, hob Liam sie hoch und legte sie behutsam auf die Trage. Er hatte sich solche Sorgen um Emma gemacht. Als ihr Vater erzählte, sie käme nicht Heim und er hätte den Hund auf der Bank gefunden, schoss bei ihm die Panik hoch.
Christopher sah wie sein kleines Mädchen in den Krankenwagen getragen wurde und nahm ihre beschmutzte Hand. Er schämte sich für sein Verhalten sehr und verspürte schmerzhafte Reue. Er hätte schon am Abend merken müssen, dass sie nicht nach Hause kam. Ein sehr dummer Fehler, den er wahrscheinlich nie wieder in seinem Leben machen würde. Schließlich war Emma erst siebzehn. Als der Arzt ihm nicht erlaubte mitzufahren, setzte er sich schnell ins Auto und fing an laut zu weinen. Er bereute es so sehr und hatte Angst noch seine Tochter zu verlieren, die er über alles liebte.
Liam und Selena steigen zusammen in sein Auto ein und fuhren dem Krankenwagen sofort nach.
„Oh, hoffentlich wird sie wieder gesund.“, betete Selena und schaute besorgt aus dem Fenster.
„Ich hatte ihren Puls kurz gefühlt und zuerst dachte ich sie sei tot. Aber als ich ihr Herz abhörte, schlug es nur noch in sehr langen Abständen.“
Selena schluckte.]






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