Wir lieben die Sterne zu sehr, um uns vor der Nacht zu fürchten - Teil 18

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 12.02.2012


Es geht aufs Ende zu... =(

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Ich habe Angst. Mein Herz klopft wie wild, meine Hände schwitzen, mein Mund ist ganz trocken. Meine Gedanken kreisen nur um eines: Ted. Wo ist er? Was machen sie mit ihm?
Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist wie das, was sie mit mir tun.

Nachdem ich mich geweigert hatte zu reden, war dieser Meister total ausgetickt. Er hat rumgebrüllt und getobt. Trotzdem kam kein Wort über meine Lippen. Einerseits, weil ich nie, nie, nie erzähle, was in meinen Visionen passiert. Und vor allem nicht solchen Menschen. Und außerdem... ach, keine Ahnung. Ich will es halt nicht!
Er soll nicht wissen, was er tun wird. Denn ich bin sicher, dass er der Kerl mit der Pistole war. Wer sonst? Sonst käme nur noch Fred in Frage und der ist ein wenig muskulöser gebaut.


Nun ja, was sie mit mir tun, lässt sich in einem Wort beschreiben. Folter.
Sie haben mich auf eine Pritsche gelegt und meine Arme und Beine gefesselt. Erst bekam ich Schläge ins Gesicht, immer wieder, dann holte der Meister eine Peitsche und jetzt schlägt er mich mit dieser.
Ich bringe keinen Ton über meine Lippen, nicht einmal schreien tue ich. Die Schmerzen sind grauenvoll, doch nie werde ihnen die Gelegenheit geben, mit mir zu experimentieren oder mich zu benutzen.

_Ted_

Eine warme Flüssigkeit tropft auf den Boden. Er hört das Geräusch des Aufkommens. Ein leises, stetiges \'Platsch\'. Im Sekundentakt. Platsch. Platsch. Platsch...
Seine Glieder Schmerzen, er kann sich kaum bewegen. Doch er muss. Für Valerie. Er muss zu ihr und sie retten. Seine Valerie. Seine Prinzessin.
Seine Hände zucken, aber er kann sich nicht aus den Fesseln befreien, die sein Bruder ihm angelegt hat. Sein eigener Bruder. Der Bruder, dem er eigentlich immer vertraut hat, dem er vor einiger Zeit noch sein Leben in die Hände gelegt hätte.
Er nutzt all seine Kräfte, doch sein Körper gehorcht ihm nicht mehr, nein, er entgleitet ihm. Auch sein Wille wird schwächer, er kommt nicht mehr gegen das an, was mit seinem Körper geschieht.
Kurz darauf schlingen sich die Fäden der Ohnmacht um ihn und einen Moment später ist sein Geist nicht mehr anwesend.

_Fred_

Still beobachtet er, wie sein Bruder das Bewusstsein verliert. Er sieht schlimm aus. Am ganzen Körper hat er Wunden und aus jeder fließt Blut. Kein Wunder, dass er sich verabschiedet hat.
Mit einem Seufzer nimmt er ein Tuch aus seiner Tasche und geht zu seinem Bruder. Er reißt das Tuch in Streifen und beginnt die Wunden zu verbinden, damit Ted nicht noch mehr Blut verliert. Wieso er das tut, ist ihm in diesem Moment schleierhaft, doch als er fertig ist, wird ihm bewusst, warum.

Ted ist sein Bruder.

Er liebt ihn. Er liebt diesen kleinen, unvorsichtigen Kerl. Und Ted ist alles, was er noch an Familie hat.
Er lässt sich an der Wand heruntergleiten und schließt die Augen, um seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen zu lassen.

*

„Freeed!“, lacht der Junge. „Gib es mir wieder! Bitte!“ „Hol es dir doch!“, ruft der etwas Ältere und rennt mit einem breiten Grinsen davon. Sofort nimmt der Kleinere die Verfolgung auf und schafft es tatsächlich seinen Bruder einzuholen. Dieser bleibt stehen und hält den Gegenstand, um den es geht, weit über seinen Kopf. „Na, kannst du so hoch springen!“ „Klar!“, ruft der kleine Ted von sich überzeugt und springt hoch. Doch wie erwartet schafft er es nicht, an sein Spielzeug zu kommen.
Eine Weile versucht er es, dann gibt er auf und bleibt mit zittriger Lippe ruhig stehen. „Fred, bitte“, flüstert er traurig. Fred versteht sofort, dass es für Ted nun kein Spaß mehr ist und gibt ihm schnell, was er verlangt. „Hier, Kleiner.“ „Danke!“ Ted lächelt glücklich, setzt sich auf den Boden und spielt weiter. Fred schaut sich kurz um, um zu überprüfen, ob jemand von seinen Freunden in der Nähe ist. Doch dies ist nicht der Fall, also kann er sich beruhigt neben ihn setzen und gemeinsam mit ihm spielen.

Etwa eine halbe Stunde später schallt die schönste Stimme der Welt zu ihnen: Die ihrer Mutter.
„Kommt rein, Kinder! Es gibt Essen!“
Fred und Ted springen auf und stürzen zu ihr, schmeißen sich in die liebevoll Umarmung ihrer Mama. Auch der Vater kommt dazu, umarmt seine Söhne.
Das Abendessen ist wie immer, alle reden durcheinander und sich gegenseitig rein. Hinterher müssen die Kinder Zähne putzen, bekommen eine Geschichte vorgelesen und sollen dann schlafen.

Fred wird am nächsten Morgen durch einen Schrei seines Bruders geweckt.
„MAMA!!! PAPA!!! WACHT AUF!!!“
Er stürzt dorthin, wo er Ted vermutet und sieht das Entsetzliche. Seine Eltern liegen am Boden, die Augen weit aufgerissen, eine Blutlache hat sich um sie herum gebildet. Sie sind tot.
Im nächsten Augenblick geht die Tür auf und derjenige, der sich in der Zukunft Meister nennt, kommt herein.
„Fred. Ted. Ihr seid jetzt meine Söhne.“

*

Heftig schüttelt Fred den Kopf. Woher kommt jetzt dieser Gedanke? Diese Zeit hat er schon lange aus seinem Gedächtnis verbannt. Es schmerzt zu sehr, daran zu denken. Ted hat tagelang geweint und Fred nicht gesprochen. Solange, bis der Meister begann, sie zu verprügeln, damit sie damit aufhören und sich wie \'normale\' Kinder verhalten. Nicht wie Kinder, die ihre Eltern verloren haben und bei deren Mörder leben mussten.
Erneut schüttelt Fred seinen Kopf. Wie konnte er verdrängen, dass der Meister ihm alles genommen hat? Seine ganze Kindheit zerstört hat?
Doch die Antwort ist eigentlich eindeutig. Er wollte nicht auch noch zerstört werden. Er hat sich gefügt, im Gegensatz zu seinem Bruder. Einfach, weil er nicht getötet werden will.
Sein Blick schweift zu Ted und entschlossen steht er auf. Er wird nicht zulassen, dass sein kleiner Bruder stirbt. Der Meister kann ihm nicht auch noch den Rest seiner Familie nehmen. Er wird für Ted und Valerie kämpfen, ab jetzt, bis er sie gerettet hat und noch länger. Das ist er ihnen schuldig, nachdem er das Leben der beiden so kaputt gemacht hat.

_Valerie_

Irgendwann lassen sie von mir ab und gehen weg. Ich liege weiterhin dort, noch immer gefesselt, doch ich werde zufrieden gelassen und das tut mir gerade total gut. Okay, ich gebe zu, dass es mir noch besser gehen würde, wenn ich nicht hier läge und wenn ich nicht gefesselt wäre, sondern wenn ich zuhause in meinem Bett wäre, am besten noch mit Ted. Und nackt. Wenn er mich küssen würde und seine Hände auf meiner Haut wären. Ich will spüren, wie er in mich eindringt und es mir macht und mich zum Höhepunkt bringt – was er bisher noch nicht geschafft hat, aber wir haben ja auch erst zwei Mal miteinander geschlafen – und mir sagt, dass er mich liebt. Er soll einfach bei mir sein! Ich will von ihm im Arm gehalten werden, ich will seinen Duft in meiner Nase haben!

Und plötzlich bin ich bei Ted. Ich hab es wieder geschafft meinen Körper zu verlassen, juhu! Ich schwebe zu ihm – nur um mit Entsetzen feststellen zu müssen, dass er im Sterben liegt. Oder besser hängt. Sie haben ihn mit den Armen nach oben gefesselt, die sind Beine gespreizt und auch gefesselt. Der ganze Körper ist verwundet und auch, wenn sich jemand die Mühe gegeben hat und ihn verbunden hat, ändert das nichts daran, dass Ted blutet und viel zu flach atmet. Meine Angst, die ich sowieso bereits empfinde, steigert sich ins Unermessliche. Mein körperloses Herz beginnt zu flattern und ich spüre, dass ich weinen muss.
Und da geschieht es. Kleine, sehr kleine, Tropfen fallen von meinen Wangen auf Ted. Und überall, wo diese Tropfen ihn treffen, heilt seine Haut. Ich schluchze überrascht und versuche mehr dieser sonderbaren Tränen zu produzieren.
Eine Weile bleibe ich so, versuche Ted zu heilen, doch ich merke schnell, dass meine Tränen nicht ausreichen. Dennoch versuche ich es weiter.

Eine Weile später spüre ich ein Ziehen und höre ein leises Gemurmel. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, aber ich werde zurück in meinen Körper gezogen. Angekommen brauche ich erst einen Moment, um mich an die Schmerzen zu gewöhnen. Dann schlage ich die Augen auf – und sehe direkt in die von Fred.





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