Already Gone - Teil 2

Autor: desertrose
veröffentlicht am: 01.08.2011


„Sag schon! Was ist passiert?!“, rief ich in den Hörer. „Aua! Jetzt schrei nicht so! Wollt dich nur mal auf einer anderen Art grüßen. Dachte nach so langer Zeit wäre ein Scherz angebracht. Wie geht’s dir so?“, fragte er.
„Gut, danke. Dir?“
„Auch gut. Sag mal, Philipp, wohnst du immer noch in Augsburg?“
„Äh, ja, wieso? Bin nicht umgezogen und ich studiere auch noch nicht.“
„Nee, nix, Philipp. Erfährst du in ein bis zwei Tagen mit der Post. Weißt du vielleicht, wo Kim jetzt wohnt? Oder ist sie immer noch in Augsburg?“, wollte Steffen wissen.
„Ich weiß nur, dass sie jetzt an der Uni Bayreuth studiert um im Studentenwohnheim wohnt. Ansonsten hab ich keine Ahnung.“, antwortete ich. Es war zwar schön wieder mit jemandem zu reden, der die Vergangenheit kennt, aber er reißt hier die ganzen schwerverheilten Wunden wieder auf.
„Du hast sie geliebt, gell? Das wussten wir alle, Philipp. Es war einfach zu auffällig, wie du sie damals immer angeschaut hast und wie du immer versucht hast ihre Aufmerksamkeit auf dich zu lenken. Sie hat dich auch geliebt und wir dachten alle, ihr würdet irgendwannmal zusammenkommen, aber irgendwie kam dann alles unerwartete dazwischen.“.
Eine kurze Pause entstand und ich dachte zurück an Lukas und Kim. Ich war damals echt sauer gewesen und verletzt. Mein bester Freund hatte mir meine Traumfrau geschnappt. Aber eigentlich war ich auch kein bisschen besser. Ich meine, ich war mit Alina zusammen, um Kim eifersüchtig zu machen, nur das war sie nie und Alina hab ich dann auch ausgenutzt, um mich von der Wahrheit abzulenken, dass Kim mich nicht wollte. Ich konnte es nicht akzeptieren. Dann war Alina schwanger und seitdem hat sich alles komplett verändert. Nichts war so wie ich es wollte. Und jetzt kommt Steffen und sagt, sie hätte mich damals geliebt. Toll. Dann war alles umsonst. Dann wäre Alina jetzt noch jungfrau und ich wäre mit Kim zusammen. Vielleicht auch schon mit ihr verheiratet, wer weiß. Nur schade, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann, um seine Fehler zu verbessern.
„Philipp? Bist du noch da?“, hörte ich Steffens Stimme aus dem Hörer.
„Äh, ja. Hey, Steffen, was ist mit den ganzen anderen, die damals bei uns in der Q11 und Q12 waren? Weißt du, wo die jetzt alle sind?“, fragte ich ihn.
„Mensch, Philipp, ich kann dir jetzt nichts erzählen, sonst isses ja keine Überraschung mehr! Schau einfach mal die nächsten beiden Tage die Post nach und dann weißt du, was ich meine. Ich muss jetzt gehen. Hab noch vieles zu tun. War schön mal wieder mit dir zu reden. Wir könnten uns ja öfters anrufen. Ok, muss jetzt wirklich auflegen! Tschüss, Philipp!“
„Tschüss, Steffen.“
Dann legte er auf. Ich war nicht dumm, um zu wissen, dass er irgendeine Party plante, bei der wir uns alle treffen würden, daher hat er ja nach den Adressen gefragt. Und mit der Post soll die Einladung kommen. Aber was war das für eine Party? Eine Hochzeitsparty? Wohl kaum. Ich lachte über meine eigenen Gedanken. Geld hatte Steffen nicht und gut sah er schon gar nicht aus. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie ihn alle wegen seinem Gewicht und seinen Wurstfingern gemobbt hatten. Oder wie er nach dem Sportunterricht total nach Schweiß roch und alle sich auf Abstand von ihm hielten. Seine Kleidung war immer klitschnass, vor allem nach dem Sportunterricht. Also konnten ihm die Mädchen unmöglich hinterher gerannt sein. Aber eines muss man ihm lassen: Er war total nett und wir total gemein. Wir hatten ihn gemobbt und er hatte uns verziehen und immer so getan, als wäre nichts passiert. Aber dass das jetzt seine Hochzeitsfeier war, konnte ich mir kaum vorstellen. Wahrscheinlich hat er an einer guten Uni einen Stipendium bekommen. Ja, das war möglich. Sehr sogar. Steffen war einer der besten beim Abi und hatte einen Abi von 1,2 geschafft. Genau, dachte ich, es ist bestimmt nur eine Party, weil er ein Stipendium bekommen hat, fertig. Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber? Ich würde es eh früher oder später mit der Post erfahren. Oder war ich vielleicht eifersüchtig? Wieso? Weil er seine Ziele erreicht hatte, während ich nur in meinem Zimmer saß und abwartete.

Zwei Tage später erhielt ich eine Einladung zu Steffens Hochzeitsfeier. Alle waren eingeladen. Sie sollte in Augsburg stattfinden, weil dort alle ihre Familien hatten. Und weil Augsburg die Stadt war, die uns alle anfangs zusammengebracht hatte und die uns jetzt wieder zusammenbringen würde.
„Hey, da musst du wirklich hin! Und keine Wiederrede! Du hast dich die ganze Zeit isoliert, jetzt musst du hin! Ich weiß, dass du dich nicht mehr daran erinnern willst, aber du darfst die Vergangenheit nicht vergessen! Aus den Fehlern lernt man! Und du bist stark! Du gehst hin, triffst dich mit allen, sprichst mit ihnen, hast deinen Spaß und dann geht wieder jeder seine Wege. Mit Kim musst du ja nicht unbedingt reden, wenn du nicht willst, aber du musst hin!“, sagte meine Mutter bestimmend, als sie am abend die Einladung sah.
Genau deswegen wollte ich ja nicht gehen, dachte ich, damit ich Kim nicht treffe. Ich bin nicht stark, nein! Ich bin ein Schwächling, dachte ich. Jetzt blieb die Frage offen: Sollte ich hingehen und Kim wieder treffen oder sollte ich lieber hier bleiben, einfach alles vergessen und abwarten bis etwas passierte? Aber war das nicht, worauf ich gewartet hatte? Eine Möglichkeit Kim wiederzusehen? Ich wollte sie einerseits wiedersehen, andererseits wollte ich sie komplett von meinen Erinnerungen löschen. Ich werde hingehen, dachte ich, genau! Ich gehe hin, treffe alle, spreche mit ihnen ganz normal und so vergesse ich alles schneller. Weil wer wird schon über so einen Vorfall bei einer Hochzeitsparty sprechen? Dann sind meine Erinnerungen already gone!
Nur das würde so leicht nicht passieren, wie ich später erfahren würde.
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Hallo! Hoffentlich hat euch dieser Teil gefallen! Bitte diesmal auch viele Kommis! Kritik ist auch erwünscht!
Eure desertrose






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