Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt - Teil 14

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 20.09.2011


Ich hab's tatsächlich geschafft, schnell weiterzuschrieben :D Ihr müsst stolz auf mich sein ^_^ ein etwas längerer Teil, für meine Verhältnisse. Ich hoffe er gefällt euch. LG
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Maggie war furchtbar durstig, dabei hatte sie erst den halben Weg hinter sich. Ihr Essensvorrat wäre auch bald erschöpft. Aber sie hatte Glück, denn von weitem kam bereits ein kleines Blockhaus in Sicht. Der Tag neigte sich schon dem Ende zu, erschöpft war sie auch. Ein Wanderer musste stets auf den Großmut und Gastfreundschaft der Leute hoffen. Das tat Maggie auch, gute Erfahrung hatte sie ja gemacht.
Das Häuschen kam näher. Es erinnerte sie stark an ein verwunschenes Hexenhaus mit den vielen Pflanzen die sich daran hochrankten.
Ihre Füße taten fürchterlich weh, und als sie an die Holztür anklopfte, hoffte sie auf Gastlichkeit.
Die Tür wurde geöffnet. Maggie wusste nicht warum, aber sie hatte eine alte hässliche Hexe erwartet. In der Tür stand jedoch eine junge schwarzhaarige Frau, die in etwa so groß und alt war wie sie.
„Hallo“, sagte Maggie lächelnd. Die Frau lächelte zurück. Sie kam Maggie so glücklich vor. „Ich bin schon den ganzen Tag gewandert und ich wollte fragen, ob ich mich nicht kurz bei Ihnen ausruhen kann.“
Die junge Frau musterte Maggie kurz von oben bis unten. Sie nahm ihr das nicht übel. Es wurden schon viele Familien von falschen Landstreichern ausgeraubt, weil sie zu gutgläubig waren. Aber diese schwarzhaarige Frau hier schien sie nicht als Bedrohung anzusehen.
„Sag ruhig du zu mir“, meinte sie lächelnd und machte ihr Platz. „Komm rein und setz dich.“ Maggie nahm dankbar auf einem Stuhl Platz. Die Menschen in Idabel waren alle so freundlich.
Die junge Frau brachte ihr ein Glas Wasser und setzte sich neben sie. Der Raum war schön eingerichtet und sah gemütlich aus. Die Kochnische stand direkt gegenüber einem großen Bett. Maggie nahm an, dass sie hier alleine wohnte.
„Danke, das ist sehr nett von dir“, sagte Maggie. Das Wasser fühlte sich angenehm und kühl an in ihrer Kehle. „Ich bin übrigens Maggie. Maggie O’Brian.“ Ein Moment Stille.
Die Freundlichkeit verschwand vom Gesicht der schwarzhaarigen Frau so schnell, wie sie gekommen war. Sie sprang auf. Vor lauter Überraschung tat Maggie es ihr nach und verschüttete das Wasser.
„Maggie O’Brian?“, rief sie erschüttert. „Du-“
Aber in diesem Moment ging die Tür auf und jemand trat ein. Die Sonne schien von hinten auf die Gestalt, deswegen konnte sie den Mann nicht richtig erkennen. Aber als er weiter in den Raum trat, erkannte sie ihn und ihr Herz drohte zu versagen.

Diesen Tag würde Abigail auf ewig in Erinnerung behalten. Als den schlimmsten Tag ihres Lebens. Alles wegen diesem O’Donnel. Sie konnte sich nicht erinnern, vor irgendjemandem je eine solche Abneigung empfunden zu haben. Außer vielleicht gegen Sklaven… aber darüber war sie hinweg, endgültig. Sie sah Moses in einem völlig neuen Licht und sie hatte fürchterliches Mitleid mit ihm. Er verdiente diese Behandlung nicht. Er verdiente Freiheit. Doch das war auf dieser Plantage nicht möglich. Und bei solchen Menschen auch nicht.
Dabei fing dieser Tag an wie jeder andere. Sie ging beim ersten Hahnenschrei ins Haus zum Essen. Meist gab es die Reste des Vortags, die die beiden Kinder nicht essen wollten. Abigail hatte sich daran gewöhnt, ja, es schmeckte sogar. Sie wusste, dass die Sklaven noch weniger bekamen als sie, deshalb lief sie auch an diesem Tag mit ein paar Resten zur Scheune, um sie Moses und einigen anderen zu geben. Sie musste lächeln, als sie den jungen Mann arbeitend auf dem Feld sah. Moses würde es schaffen. Er würde sich O’Donnels Peitsche nicht beugen.
Als sie möglichst unauffällig über den Vorplatz eilte, packte sie plötzlich hart eine Hand am Oberarm. Sie wurde zurückgerissen und das kleine Päckchen fiel ihr aus der Hand. Brot, Mais und Käse breiteten sich auf dem staubigen Boden aus. Ein heißer Schmerz schoss ihren Arm hinauf, sie ächzte leicht, wurde herumgedreht und blickte in O’Donnels befremdliches Gesicht.
„Bringst du den Niggern Essen, ja?“, fragte er und sah dabei nicht besonders erfreut aus. Abigail riss sich los, ihr Arm pochte. Sie hob die alle Lebensmittel wieder auf. O’Donnel schlug sie ihr aus der Hand und packte sie wieder, diesmal mit beiden Händen. „Wer hat dir das erlaubt?“, rief er laut. Abigail hoffte, dass er nicht gehört wurde, denn das würde heftigen Ärger bedeuten. Das schien O’Donnel auch so zu sehen, er dämpfte seine Stimme, lies sie aber nicht los. Dafür wanderten seine Blicke an Abigail hinunter. Besonders an ihrem Busen blieb er hängen. „Ich…ich muss Mrs. Mackenzie ja nichts davon erzählen“, flüsterte er mit einem leichten Zittern in der Stimme. „Wir können uns anders…einigen.“ Dabei leckte er sich über die Lippen. Sie sah ihn entsetzt an, denn sie verstand nur allzu gut, was er meinte. Aber einigen würde sie sich mit diesem Schwein garantiert nicht. Sie versuchte, sich aus seinem Griff loszureißen. Aber er war hart wie Stahl. „Lassen Sie mich los!“
Sie sah hilfesuchend zu Moses, aber der nahm bei seiner Arbeit gar nicht wahr, was um ihn geschah. O’Donnel packte sie fester.
„Das könnte dir eine Menge Ärger ersparen“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht, für das Abigail ihn hätte schlagen können. Wären ihre Hände frei gewesen. „Weißt du, Mrs. Mackenzie sieht es gar nicht gerne, wenn man die Sklaven derart verwöhnt.“ Mit der rechten Hand hielt er sie fest im Griff, die Linke wanderte langsam ihren Hals entlang nach unten. Abigail blieb nichts anderes übrig, sie fing an zu schreien. O’Donnel ließ sie zwar nicht los, aber wenigstens war seine linke Hand wieder an ihrem Arm und nicht an ihrem Busen.
Jetzt sah auch Moses von seiner Arbeit auf, in ihre Richtung. Gott sei dank begriff er die Situation und mit seinen langen Beinen war er schnell bei Abigail. Mit einem einzigen kräftigen Hieb streckte er O’Donnel zu Boden. Dessen Hände lösten sich von ihren Armen. Sie hinterließen rote Abdrücke. O’Donnel fiel relativ schnell um, Moses Schlag hatte ihm bestimmt einige Zähne ausgeschlagen.
Einen Moment lang standen die beiden wie gelähmt da.
„Oh Gott!“, stieß Abigail hervor. Sie sah den Schwarzen bestürzt an. „Moses dafür hängen sie dich!“ Ein Gedanke mit dem sie sich mittlerweile überhaupt nicht anfreunden wollte. Moses keuchte kurz und schaute sich um. Nichts. Keine aufgebrachten Aufseher, kein bellender Hund. Alles ruhig. „Dazu wird es nicht kommen, Miss Abigail“, entgegnete er und packte den Bewusstlosen unter den Armen. „Nehmen Sie seine Füße! Schnell!“
Sie fragte nicht lange und fasste mit an. Gemeinsam schleppten sie O’Donnel zur Scheune.
Dort war zu ihrer Erleichterung niemand anderes. Sie legten den Bewusstlosen in eine Ecke und Moses schlug ihm ein paar Mal leicht mit der flachen Hand ins Gesicht. O’Donnel wurde sofort wach, schien aber nicht besonders begeistert zu sein, Moses zu sehen.
„Was zum…“
„Hören Sie zu, Mister“, unterbrach ihn der Schwarze harsch. Erst jetzt schien dem Aufseher aufzufallen, dass er aus dem Mund blutete. Er befühlte ihn und verzog schmerzvoll das Gesicht. Ein blutiger Zahn lag in seiner hohlen Hand, sein linker Eckzahn. „Hast ja ganze Arbeit geleistet, Nigger“, brummte er, so gut es mit einem Zahn weniger ging. „Was nimmst du dir eigentlich heraus? Ich werd dir die Seele aus dem Leib-“
Moses packte hart O’Donnels Hals, dass dem anderen augenblicklich die Luft wegblieb. So wütend hatte Abigail den sanften Sklaven noch nie gesehen. „Hören Sie zu, Mister“, wiederholte er gepresst. „Sie werden niemandem etwas davon sagen.“ O’Donnels Beine zuckten, sein Gesicht lief rot an, er schnaufte. Aber Moses lies nicht locker. „Sie werden sich auch nie wieder an Miss Abigail vergreifen!“, sagte er eindringlich und selbst das Mädchen war etwas eingeschüchtert. Moses schien schon wieder um vieles größer zu sein als er in Wirklichkeit war. „Sonst werden Sie den nächsten Tag nicht mehr erleben! Verstanden?“
Eigentlich brauchte Moses diese Drohung gar nicht, denn allein seine Gestalt schüchterte den schmächtigen Mann gewaltig ein. Erst als dieser schwerlich genickt hatte, ließ er ihn los. O’Donnel krümmte sich auf dem Boden, nach Luft ringend. Langsam kehrte eine normale Farbe in sein Gesicht zurück. Als er wieder einigermaßen bei Atem war, raffte er sich auf und humpelte aus der Scheune. Dabei lies er Moses nicht aus den Augen.
......

Freu mich über Kritik :)





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