Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt - Teil 13

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 18.09.2011


Sorry Leute, dass der Teil so kurz und auch nicht so gut ist :/ hoffe trotzdem er gefällt euch. LG
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„Ich bleib keine Minute länger hier“, brummte Cillian schlecht gelaunt. Er und Archie saßen in der Gasse beim Mittagessen.
„Was?“, fragte dieser, gerade auf einem Stück harten Brot kauend. Cillian hatte seines nicht angerührt.
„Ich sagte, dass ich keine Minute länger hier bleibe. Wenn ich schon bei Aneesa versagt habe, will ich wenigstens woanders ein neues Leben anfangen.“
Archie hörte auf zu kauen. Es war hoffnungslos, dieses harte Brot hätte niemand kleingekriegt. Heute war ohnehin ein schlechter Tag. Er hatte kaum etwas erbeutet, die Menschen in Poteau waren nicht besonders freigiebig gewesen. Es lief sowieso nicht so gut in der letzten Zeit. Die paar Ketten und anderen Schmuckstücke waren sein einziger Vorrat, deswegen stimmte er seinem kleinen Freund immer mehr zu. In Texas war alles erlaubt. Sträflinge, die dorthin geflüchtet waren, wurden zu freien Männern und auch er, Archie ohne Nachnamen, würde dort ein anständiges Leben führen können. Sogar seine kostbare Beute könnte er dort verkaufen. Ja, Texas war ein Staat der unbegrenzten Möglichkeiten.
„Tun wir’s!“, sprach er seinen Gedanken aus. Cillian schaute ihn einen Moment ungläubig an. Aber schließlich war es von Anfang an Archies Idee gewesen, nach Texas zu gehen. Auf dem Gesicht des kleinen Jungen breitete sich ein Grinsen aus. „Du bist wahnsinnig“, feixte er. „Einfach so? Wo willst du überhaupt hin?“ Dabei kannte er bereits die Antwort.
„Texas natürlich!“
„Aber wie sollen wir da hin kommen? Wir haben kein Geld, kein Essen…“
„Wenn ich bis jetzt für uns sorgen konnte, kann ich das jetzt auch“, unterbrach Archie ihn selbstsicher und warf theatralisch das harte Brot zur Seite.
Er hatte schon länger vor gehabt, endlich seinen großen Traum zu erfüllen, aber anscheinend musste ihm erst ein kleiner Junge auf die Sprünge helfen.

Die Kinder der Mackenzies waren schrecklich. Jedenfalls hatte Abigail schon am ersten Tag schlechte Erfahrung mit den zehnjährigen Zwillingen Jonathan und Joan gemacht. Sie hatten anscheinend Spaß daran, das neue Hausmädchen bereits vor ihrem ersten Arbeitstag zu ärgern. Abigail erfuhr, wie es war, erniedrigt zu werden. Auch an die harte körperliche Arbeit war sie nicht gewöhnt. Mr. Mackenzie war die meiste Zeit nicht da, denn entweder rief eine Geschäftsreise oder der nächste Saloon nach ihm. Aber wenn er mal da war, kümmerte er sich wenig um seine Familie. Schon fast gleichgültig behandelte er vor allem seine Frau. Abigail konnte sich gut vorstellen, dass Mrs. Mackenzie deswegen so war, wie sie eben war.
Von morgens bis abends musste sie unaufhörlich auf die Tiere, die Kinder und den Haushalt achten. Mr. Mackenzie hielt nicht viel von Schulbildung, deswegen verbrachten die Zwillinge den ganzen Tag im Haus oder draußen. Abigail hatte nur Ruhe vor ihnen, wenn sie auf dem stillen Örtchen saß oder schlief. Wenn Jonathan und Joan gerade nicht damit beschäftigt waren, sie zu triezen, erzählten sie von ihrem tollen großen Bruder Andrew. Er wäre schon siebzehn Jahre alt und bei der Kavallerie.
„Bald wird er mit der Armee gegen Mexico ziehen!“, erzählte Joan enthusiastisch und Jonathan eiferte seinem großen Bruder nach. „Wenn ich so alt bin wie er, gehe ich auch zur Kavallerie und werde die Indianer dorthin zurückschicken, wo sie hergekommen sind.“ Früher hätte sie den beiden Kindern recht gegeben. Aber nach allem was passiert war, dachte Abigail anders darüber. Erwachsener. Sie konnte sich gut vorstellen, was Moses zu den Aussagen der Zwillinge gesagt hätte, wie er sie beurteilen würde. Er war ja so viel tiefsinniger als Abigail. Dessen wurde sie sich von Tag zu Tag mehr bewusst. Sie hatte ihn in den ersten Tagen nur auf dem Feld gesehen. Die Sklaven bauten hier hauptsächlich Tabak und Baumwolle an. Moses war der kräftigste der Männer, aber dem Mädchen tat es in der Seele weh, die roten Striemen auf seinem Rücken zu sehen, die er hauptsächlich von O’Donnel hatte. Dieser Kerl mit dem riesigen Gebiss hatte Spaß daran, Moses wehzutun. Meistens grinste er Abigail dreckig an, wenn er ihm gerade wieder einen Peitschenhieb gab. Sie hasste ihn von ganzem Herzen.
„Andrew kommt uns bald besuchen“, sagte Joan gerade mit glänzenden Augen. Abigail schrubbte den Küchenboden, die beiden standen daneben. Es war einer der Tage, an dem sie Abigail in Ruhe ließen oder von ihrem Bruder schwärmten. Die Sonne stand bereits tief am Himmel doch die Sklaven arbeiteten immer noch hart.
Jonathan kaute auf an einem Apfel. „Im Moment gibt es nichts zu tun an der Front, deswegen kommt er für ein paar Monate zu uns“, murmelte er.
„Ach ja? Wie gut für euch!“ Abigail lächelte. Das war ihre Regel. Immer schön lächeln, dann lies man sie in Ruhe. Wenn die Zwillinge guter Laune waren. Aber sie musste schon zugeben, es interessierte sie, was die beiden ihr erzählten. Musste ja ein ganz toller Kerl sein, dieser Andrew! Mit siebzehn bei der Armee. Menschen zu töten, war in allen Fällen ehrenhaft! Bei diesem ironischen Gedanken musste sie grinsen.
Jonathan rümpfte die Nase. „Was grinst du denn so blöd? Für dich interessiert sich mein Bruder sicherlich nicht.“ Er lachte und Joan stimmte mit ein. Abigail nickte nur, verkniff sich eine Antwort und schüttete das dreckige Wasser hinters Haus.

Tadgh hatte Mary zwei Tage nach ihrer offensichtlichen Liebeserklärung einen Heiratsantrag gemacht. Zwar ohne Ring oder Blumenstrauß aber dafür mit einem Blick, dem sie nicht widerstehen konnte. Von Liebesdingen verstand sie nicht viel, doch bei Tadgh war sie sich sicher. Er war der Mann, auf den sie ihr ganzes Leben gewartet hatte. Da machte es auch nichts, dass sie sich erst einen knappen Monat kannten.
Es war einfach alles perfekt. Tadgh schien über seine Krankheit hinweggekommen zu sein. Nur sein Gedächtnis hatte er immer noch nicht wiedererlangt. Mary sah das als Schicksal. Der Art nach, wie sie ihn im Fluss fand, hatte er etwas erlebt, was er schnell wieder vergessen sollte. Es war etwas gemein, aber von ihr aus konnte er immer in diesem Zustand bleiben. Das war die beste Vorraussetzung für ein wundervolles Leben, das ihnen bevorstand.







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