Arm - Teil 2

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 11.07.2011


Hey Leute, ich glaube, viele von euch hat der Titel der Geschichte abgeschreckt...sorry ich habs nicht so mit Titeln, noch nie -.- aber ich hoffe, der Inhalt ist besser. Ich freu mich immer über Kritik und Kommis :)
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„Tadgh, hol meine Flinte, schnell!“
Cathal O’Brian war sofort auf den Beinen, als Abigail, seine Stieftochter, ihn mit aufgeregten Schreien aus dem Schlaf riss. Nun stand er, mit Wut und Adrenalin gefüllt, vor der Zimmertür. Tadgh, Abigails und Maggies leiblicher Bruder, nickte ernst und verließ das Zimmer. Cillian, der jüngste der Familie, und gleichzeitig der Stiefbruder der Schwestern, saß kauernd in der Ecke des Zimmers. Sein Gesicht war von Tränen benetzt.
„Aimee, bring die drei hier raus“, wies er seine Frau an. Die Hitze des Feuers ging bereits bis ins Unerträgliche. Jederzeit konnte das Haus einstürzen, und Mr. O’Brian war nicht bereit, noch eine Frau zu verlieren.
Mrs. O’Brian nickte. Sie war eine kluge Frau.
„Raus hier, Kinder, schnell!“
„Aber was ist mit Tadgh?“, rief Cillian.
„Er und dein Vater kümmern sich um diese Leute.“
In diesem Moment krachte die hintere Zimmerwand zusammen.
„Los! Raus hier! Jetzt!“, brüllte Mr. O’Brian. Maggie, Cillian und Abigail rannten den Flur entlang, dicht gefolgt von ihrer Mutter.
„In die Küche“, rief Mrs. O’Brian.
Die Küche war der einzige Ort, den das Feuer noch nicht erreicht hatte. Sie lag auf der Hinterseite des Hauses. Die Männer hatten nur den vorderen Teil in Brand gesteckt. Die vier rannten zur Hintertür.
„Wo ist Vater?“, schrie Maggie gegen den Lärm an.
Ihre Mutter sah sie einen Moment verzweifelt an.
„Er…er wird diese Menschen von hier vertreiben.“ Doch so sicher war sie sich selbst nicht.
Abigail riss die Hintertür auf und stürzte, gefolgt von den anderen drein, hinaus ins freie. Die kühle Luft schlug ihr entgegen. Als sie weit genug weg gerannt waren, um nicht entdeckt zu werden, ließen sie sich erschöpft fallen. Abigail hörte wieder das Klappern von Hufen. Irgendeiner von den Männern schrie: „Tod den Niggern“ Cillian begann erneut zu weinen. „Vater soll kommen“, schluchzte er. Maggie nahm ihn in den Arm. Sie war mit neunzehn Jahren die älteste, gefolgt von Tadgh, der siebzehn Jahre alt war.
Mrs. O’Brian fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Bitte, Gott, lass sie am Leben sein.“
Plötzlich schreckte Maggie auf. „Oh mein Gott!“, rief sie. „Was ist mit Sam, Mo und Aneesa?“
Ihre Mutter sah zu der halb eingestürzten Scheune hinüber. „Ich hoffe, sie sind bereits weggelaufen“, sagte sie mit leiser Stimme.
„Warum?“, fragte Abigail. „Die Neger sind doch nicht so wichtig. Sie sind doch nur Sklaven.“
Maggie schnappte nach Luft und sah ihre Schwester entgeistert an. „Ich bin schockiert, dass du so etwas sagen kannst“, flüsterte sie. „Sind sie denn nicht genau so viel wert wie wir?“
Abigail sah Maggie stirnrunzelnd an. „Nein.“
Mrs. O’Brian war zu erschöpft, um Abigail eine Ohrfeige zu geben.
In diesem Moment durchdrang ein ohrenbetäubender Schuss die Nacht.
Jemand schrie. Ein schmerzvoller Schrei.
Mrs. O’Brian sprang auf. „Cathal“, hauchte sie. Tränen füllten ihre Augen.
Dann lief sie los. Die Rufe ihrer Kinder ignorierte sie. Sie wollte nur noch zu ihrem Mann.

Aneesa robbte zu den beiden Männern. Als sie sich von dem Schock und der Angst erholt hatte, erkannte sie gleich, dass irgendetwas mit Samuel nicht stimmte. Jetzt, wo sie das tränenüberströmte Gesicht von Moses sah, stieg erneut Angst in ihr auf.
„Samuel? Samuel!“
Sie sah durch eine Schicht von Staub und Holzsplittern das Gesicht ihres Mannes. Seine Augen waren geschlossen.
„Aneesa“, begann Moses in tröstlichen Worten. Doch die junge Frau ignorierte ihn und sah nur vor Entsetzen erstarrt die schreckliche Wunde in der Brust Samuels an. Moses wusste, was jetzt folgte.
Aneesa legte ihre Hand auf Samuels Hals. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden. Sie nahm die Hand weg. Tränen rannen ihr über die Wangen.
„Nee“, hauchte sie. „Nee…Asseblief nie!“
Sie stieß einen Schmerzensschrei aus und begann, heftig zu weinen.
„Lat hoom nie dood wees nie!“, schrie sie gequält. Lass ihn nicht tot sein.
„Vat hom weg van my af!”
Moses versuchte, sie zu beruhigen, doch Aneesa schüttelte seinen tröstenden Arm ab. Draußen ertönten Stimmen. Moses fürchtete, die Männer würden durch ihr Geschrei auf die beiden aufmerksam werden.
„Kom ons gaan“, sagte er nervös. Lass uns gehen. Doch sie wippte nur in einem wimmernden Gesang vor und zurück, ihre Hand in der Samuels.
„Ons moet hier wegkom!“, rief Moses verzagt. Als sie immer noch nicht reagierte, dafür aber die Stimmen näher kamen, packte er sie entschlossen und zerrte sie zur Tür der Scheune. Aneesa wehrte sich heftig, der Schmerz über den Verlust Samuels raubte ihr den Verstand. Doch Moses war nicht bereit, sie sterben zu lassen und hielt ihr schließlich mit einer Hand den Mund zu. Draußen war die Luft von Rauch und aufgewirbeltem Staub so gesättigt, dass der junge Mann kaum etwas sehen konnte. Doch er hörte die Pferde, hörte das Klappern ihrer Hufen, und die Schreie der Männer.
„Die Nigger werden wir schon ausrotten“, schrie einer in einer solchen Euphorie, dass seine Stimme sich überschlug.
Plötzlich und völlig unerwartet spürte Moses einen heftigen Schmerz in seiner Hand, woraufhin er Aneesa schlagartig losließ. Die junge Frau rannte schreiend in den Nebel aus Asche und Rauch. Moses sah seine Hand an. Sie hatte ihn so sehr gebissen, dass sich feine Blutergüsse bildeten. Als er Aneesa folgen wollte, er hatte es Samuel versprochen, stolperte er über einen Gegenstand am Boden. Er fiel der Länge nach hin, wobei er heftig mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Sterne tanzten vor seinen Augen und einen Moment sah er nur einen weißen Nebel. Als dieser sich gelichtet hatte, erkannte er, über was er gestolpert war. Die weit aufgerissenen, aber toten Augen eines Mannes blickten ihn an und eine hässliche Einschusswunde klaffte in dessen Stirn. Als Moses begriff, wer der Tote war, machte sich Verzweiflung in ihm breit.






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