Liebe & Verzweiflung

Autor: Joanna K.
veröffentlicht am: 12.02.2006




Irina sah ihre Schwester an, das blasse Geschichte wirkte durch das Sonnenlicht, das durch das leicht geöffnete Fenster fiel, noch blasser. Die Lippen von Danielle deuteten ein schwaches Lächeln an.
Seit Tagen gab Danielle kein Lebenszeichen von sich. Irina hielt jedoch Tag und Nacht an ihrem Bett wache, Danielle´s Hand immer fest verschlossen in der eigenen. Danielle´s treusten Freunde aus England sind extra aufgereist um wegen den tragischen Verlust zu trauern. Am Fußende von Danielle´s Bett saß Krish, der Ex-Freund von ihr, der kurz vor dem vielleicht tödlichen Unfall von Danielle Schluss gemacht hat. Danielle war von Trauer und Zorn gepackt, durch Straßen und Gassen gelaufen; der Schmerz und die Enttäuschung machten sie blind und taub, sie merkte nicht wie sie auf die Straße geriet, auf der sie kurz darauf ein Fahrzeug anfuhr und sie ins Koma fiel. Krish machte sich schwere Vorwürfe und Tränen füllten immer wieder seine grünen Augen.
Er hat nicht aus mangelnder Liebe und Zuneigung mit Danielle Schluss gemacht, sondern aus bitterer Enttäuschung, denn Danielle kam nie über den 'Tod ihres besten Freundes Ced hinweg. Ced war ihr bester Freund und bevor er starb auch ihr fester Freund gewesen die Liebe zu ihm war sehr stark und die Zuneigung zu ihm auch. Als er starb suchte Danielle Nähe und Zuneigung bei Krish, der sich einredete an zweiter Stelle zu stehen. Dabei liebte er Danielle mehr als sein eigenes Leben.
Mona saß gegenüber von Irina und sag abwesend aus dem Fenster. Ayleen lag ausgestreckt auf zwei Stühlen und sah zur Decke hoch. Es herrschte bedrückende Stille. Irina betrachtete das junge Gesicht ihrer Schwester und wieder überkam sie Trauer.
Die zeit schien zu vergehen. Die sonne stand schon hoch am Himmel als der Monitor neben Danielles bett anfing schrille Signale von sich zu geben. Die Finger von Danielle schlossen sich um Irinas, diese stand auf und beugte sich runter zu ihrer geliebten Schwester und flüsterte immer und immer wieder ihren Namen. Mittlerweile waren die anderen auch schon aufgestanden. Krish wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und die Hoffnung stand ihm nun ins Gesicht geschrieben. Sie war schon lange erlöschen, denn als Danielle nach dem Unfall im OP lag hatte ihr herz für fünf Minuten aufgehört zu schlagen. Die Ärzte hatten sie schon für tot erklärt, bis ihr Herz wieder anfing zu schlagen. Dann, nach endlosen Augenblick öffnete Danielle die Augen. Sie sag ihre Schwester an und lächelte.Inzwischen war Ayleen zum Arzt geeilt der mit einer Krankenschwester im Schlepptau ins Zimmer kam und alle bat raus um Danielle untersuchen zu können.
Die Zeit auf dem Gang vor Danielles Krankenzimmer schien nicht zu vergehen. Krish ging auf und ab, seine Blicke streiften nervös die Tür und die Hände blieben nicht still. Ayleen und Mona saßen gegenüber und schluchzten leise. Irina lehnte an der Wand neben der Tür und starrte ins Leere während stumme Tränen ihr die Wangen runterliefen. Als der Arzt raustrat blickten alle auf. Irina sah ihn an und er nickte zufrieden. Irina lächelte und fragte: ,,Dürfen wir zu ihr?'
,,ja, aber achten sie darauf das sie sich nicht aufregt.', antwortete der Arzt und schritt davon.Irina und die anderen traten ins Zimmer doch nur Irina trat nah ans bett und beugte sich vor um Danielle auf die Stirn zu küssen. ,,Wie geht es dir?', fragte sie Danielle. ,,Ging mir schon mal besser.', antwortete diese. Sie schlossen die Augen und Irina sagte: ,,Es war wunderschön...' sagte Danielle mit schwacher Stimme.
'Was war wunderschön, mein Engel?' fragte Irina und strich ihr liebevoll das Haar aus der Stirn. ,,Der Augenblick indem mein Herz aufgehört hatte zu schlagen, in dem die Gedanken mich weit weg von all den Sorgen und all dem Schmerz trugen...ich lag schon in Ceds Armen...hinter ihm erstrahlte das hellste Licht und hinter mir herrschte die dunkelste Dunkelheit, als er mir ins Ohr flüsterte: ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben egal wo du bist , egal was du tust und egal für was du dich entscheidest und wen du liebst. Doch du kannst jetzt noch nicht zu mir kommen, es ist zu früh!'. Und dann stieß er mich in die Dunkelheit; Er wurde kleiner und kleiner, bis er weit von mir stand und ich mit Gewalt in diese Welt zurückgebracht wurde in die ich nicht hinein gehöre...'
Sie brach ab und schloss die Augen, die inzwischen mit Tränen gefüllt waren, und schlief ein. Ihr Atem ging gleichmäßig, doch eine einzelne Träne lief ihr noch über die Wange.
Krish ging in die Knie und fing an stumm zu weinen aus Enttäuschung und den Schmerz an seinem gebrochen Herzen. Irina sah ihre schlafende Schwester an und fragte sich zum ersten mal, ob Danielle sich nicht mit Absicht vor den fahrenden Wagen geworfen hat. Sie küsste ihre Stirn und setzte sich wieder.
Die bedrückende Stille legte sich nun wieder über den Raum, die nur ab und zu durch Krish leises Schluchzen unterbrochen wurde, im Raum der durch die warmen Sonnenstrahlen durchflutet wurde, sowie auch von Liebe und Verzweiflung.....

Als Danielle Stunden später aufwachte war nur Irina im Zimmer. Noch bevor sie wieder einschlief flüsterte sie: ,,Ich habe mich von einer Bindung in die nächste gestürzt, ohne zu lieben, jedoch zu begehren. Dafür soll nun Leid meine Strafe und Schmerz, mein Peiniger sein.....'Fortsetzung:

Vor 3 Jahren zog Danielle mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach England. Schon damals kannte sie Cedric sehr gut. Beide verband eine tiefe Bindung die sie von Anfang an unzertrennlich machte. Sie kannten sich von klein auf und waren beste Freunde. Die Trennung schmerzte und Ced hielt es nicht aus ohne Danielle und reiste ihr kurz darauf mit seiner Mutter nach. Nach einigen Monaten starb Danielles Mutter, dadurch wurde die Bindung zwischen Ced und Danielle noch enger. Erst mit 14 Jahren verstand Danielle, dass die Enge, die beide verband mehr bedeutete als nur gute und enge Freundschaft.

Am 3 Juni saßen sie am See, hinter der Privatschule auf die beide gingen, und machten ihre Hausaufgaben. Der Ausblick war sehr romantisch, da der See von hohen Bäumen umgeben war.
Sie redeten nicht viel, vor allem Ced nicht. Er war nervös aber Danielle wollte nicht nachfragen wieso. Dann, ohne Vorwarnung beugte Ced sich vor und küsste Danielle mitten auf den Mund...
Es war ein langer Kuss, wie es Danielle schien.
Danielle war danach in ihr Zimmer gerannt und sich darin eingeschlossen. Sie war verwirrt und verstand das neue Gefühl nicht.
Sie kam den ganzen Abend nicht raus und öffnete auch die Tür nicht, so sehr Ced dagegen hämmerte.
Die nächsten Tage ging Danielle ihm aus dem Weg. Auch am Wochenende, an dem auf dem Schulgelände ein Sommerfest stattfand. Der Abend am See lag schon 2 Tage zurück, seitdem hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Spät am Abend als sie Ced noch nirgends gesehen hatte, setzte sich Danielle an die Stelle, an dem sie ihren ersten Kuss von ihrem besten Freund bekam. In Gedanken vertieft hörte sie nicht die Schritte hinter sich. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, drehte sie sich gedankenverloren um und sah in das Gesicht von Ced. Er lächelte sie verlegen an und plötzlich wurden Danielle die Gefühle, die sie nicht verstand, schlagartig klar. Sie liebte Ced. Noch bevor er etwas sagen konnte zog sie ihn an den Ärmeln an sich und küsste ihn, wobei sie sich ziemlich strecken musste, da er so groß war.
Danielle wünschte sich, die Zeit wurde nie vergehen, doch als sie sich von einander lösten fühlte sie sich glücklich und befreit. Ced drückte sie näher zu sich ran und sah ihr in die Augen. Die Freude, die sich in ihnen spiegelte, vergaß Danielle nie.
'Ich liebe dich Danielle!', flüsterte er ihr zu. Danielle schlang ihre Arme um seinen Hals und flüsterte ihm ins Ohr: ,,Ich dich auch!'
Sie schlenderten zusammen ins Hauptgebäude und verabschiedeten sich doch mit einem weiteren langen Kuss......

Ja, Danielle erinnerte sich an ihren ersten Kuss, während sie im Koma lag. Sie erinnerte sich an den ersten Kuss mit Cedric und an ihre erste gemeinsame Nacht und sie erinnerte sich an den Morgen darauf, an dem sie in seinen Armen lag und ihm ins schlafende Gesicht schaute. So friedlich.........und dann kamen die Bilder von der grausamen Nacht in der Ced starb. So lang war Danielle betend und weinend an seinem Bett gesessen und gehofft, das ihr nicht das weggenommen wurde, das sie am meisten liebte. Doch das Flehen und Weinen half nichts. Cedric starb am selben Abend......als Abschied lächelte er Danielle nur schwach an, sagte aber nichts.
Sie schrie, sie wütete wegen der Ungerechtigkeit die das Leben ihr gab. Wie kann ihr das Schicksal eine solche Freude, solch ein Glück geschenkt haben und es ihr dann auf so grausame Art und Weise wieder genommen haben? Doch dann lichtete sich die Trauer und der Zorn wieder, denn da war auf einmal Krish. Er gab ihr wieder das Gefühl von Freude, ein Gefühl das sie so lang nicht mehr verspürt hatte. Er ließ ihr Herz schneller schlagen mit seinem Lächeln, das jede Trauer vertrieb. Mit seinen grünen Augen die jedes mal leuchteten wenn Krish sie sah.
Und dann erinnerte sich Danielle wieder an ein Gefühl, dass sie seit Cedrics Tod nicht mehr verspürt hatte...Liebe. Sie erinnerte sich an die schöne Zeit die sich mit Krish verbracht hat, an die lieben und tröstenden Worte, die er ihr zugeflüstert hat, wenn sie traurig war. Und an den Kuss den ihr Krish gab, als sie sich allein fühlte und damit den neuen Anfang einer Romanze die ihr wieder Kraft und mut gab.
Doch das Glück hielt nicht lange, denn Krish glaubte das Danielle noch zu sehr an Cedric hing. Sie versicherte ihm er sei der Einzige, den sie liebte und begehrte aber Krish glaubte ihr nicht und machte Schluss. Und wieder wurde ihr das Herz gebrochen. Sie wurde wieder enttäuscht und von der Liebe betrogen. Wieder ließ sie jemand im Stich, den sie liebte und vertraute. Wie konnte sie so dumm sein? Dachte sie wirklich das eine neue Liebe ihr den Schmerz nehmen konnte? Wie konnte sie nur denken, dass jemand anderes den Platz von Ced einnehmen konnte?
Ja, das hatte sie gedacht! Wie dumm sie doch war! Plötzlich erinnerte sich Danielle wieder an die Straße und an die vielen fahrenden Autos und sie dachte nur noch daran wie es wäre, wieder bei Ced zu sein. Ein Gefühl das sie nicht kannte betäubte sie und es war als ob tausend Hunde sie auf die Straße zerrten. Sie spürte einen kurzen, stechenden Schmerz und alles wurde dunkel. Sie sah nur noch Ced, der ihr zuwinkte und sich langsam entfernte...Ja, Erinnerungen sind schön aber auch schmerzhaft. Ist es dann nicht besser loszulassen?Und schlagartig wurde ihr bewusst, wie viel sie dennoch hatte; und dann sah sie das traurige Gesicht von Krish von dem sie sich nicht verabschiedet hatte. Würde er jetzt genau so leiden wie sie, als Ced starb? Nein, das wollte sie nicht! Ich will nicht der Person wehtun, die ich so sehr liebe, und dann schlug sie die Augen auf und sah ihrer Schwester ins Gesicht und erzählte ihr mit schwacher Stimme vom Traum mit Ced, den sie vor kurzem hatte, bevor die Erinnerungen kamen.
Die Kraft verließ sie und sie schlief wieder ein, ohne auch nur ein einziges mal Krish gesehen zu haben.
Über die Folgen ihres Traumes war sie sich nicht bewusst...









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