Es könnte alles so einfach sein... - Teil 14

Autor: josie
veröffentlicht am: 20.09.2011


Als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte setzte ich mich wieder auf mein Bett und dachte über die Antwort nach. Das gestaltete sich als schwierig. Es durfte auf keinen Fall so klingen, als ob ich tagelang auf diese SMS gewartet hätte. Aber wenn ich es zu teilnahmslos schrieb, antwortete er vielleicht nicht mehr. Schwierig, schwierig.
15 Minuten später hatte ich mir diese Antwort zurechtgelegt:
„Hi Nick  Soso, du verbindest mich also mit Langeweile… Wie schmeichelnd ;) Du solltest lieber deinem Prof. zuhören, sonst wird das nichts mit deinem Traum, Arzt zu werden  Danke der Nachfrage, da ich gerade Schule aushabe amüsiere ich mich prächtig :D
Lieber Gruß Jo“
Ja, ich denke so konnte ich das lassen. Es war locker, zeigte, dass ich Humor hatte und war nicht irgendwie aufdringlich. Ich beschloss es so abzuschicken. Doch nicht sofort. Er musste ja nicht wissen, dass ich auf seine SMS gewartet hatte. Also ließ ich eine halbe Stunde verstreichen, bis ich zurückschrieb.
Danach beschloss ich raus zugehen. Ich zog mir also meine Schuhe an, nahm Jack mit und ging eine Runde spazieren. Ohne Handy, wohl gemerkt. Ich wollte einfach den Kopf frei kriegen und nicht alle 5 Minuten auf mein Handy starren. Ich merkte, wie gut mir die frische Luft tat und lief beschwingt eine Runde um den See.

Wieder zu Hause angekommen konnte ich dann aber doch nicht anders, als sofort in mein Zimmer zu gehen und mir mein Handy zu schnappen. Und wieder machte mein Herz Luftsprünge, als ich den kleinen Pfeil sah. Er hatte zurückgeschrieben:
„Oh, das hast du falsch verstanden. Natürlich halte ich dich nicht für langweilig. Wie könnte ich, nach letztem Samstag? ;) Freut mich, dass du deinen Spaß hast, ich muss hier leider noch ne Stunde ausharren, bevor ich frei hab… Glaub mir, wenn du hier sitzen und zuhören müsstest, würdest du auch einschlafen :D Aber keine Sorge, Arzt werde ich trotzdem 
Liebe Grüße Nick“
Ich musste grinsen. Der Typ ist nicht nur charmant sondern auch witzig. Ich schrieb ihm sofort zurück, und er antwortete auch wieder schnell. So ging das den ganzen Tag. Bis ich abends im Bett lag, die gute Nacht SMS las, die er mir soeben geschickt hatte und mich wie blöd auf Samstag freute. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns am Samstagabend treffen würden, um unser Sternenvorhaben in die Tat umzusetzen. Mit diesem Gedanken schlief ich glücklich ein.

Die nächsten Tage vergingen schnell und ehe ich mich versah war es schon Freitagabend. Wir waren auf dem Weg zum Club. Tom war total nervös. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er zappelte total ungeduldig, konnte keine Minute still sitzen und fragte uns alle paar Minuten, ob seine Haare auch noch richtig saßen, was sie natürlich taten. Alles in allem sah er verdammt gut aus mit seinem schwarzen Hemd, den dunklen Jeans und den weißen Sneakers. Ich selbst hatte mich da weniger zurecht gemacht. Ich trug eine dunkle Röhrenjeans, dazu ein beiges Oberteil und schwarze Ballerinas. Ich fand es in Ordnung. Nicht herausragend, aber in Ordnung. Also der Bus hielt mussten wir noch ein Stück laufen, dann waren wir da. Es war ein etwas Abseits gelegenes Gebäude, das von außen an eine Fabrikhalle erinnerte. Der Innenraum bestand zum größten Teil aus einer riesen Tanzfläche, die schon gut gefüllt war. Rechts befand sich eine lange Bar, links führte eine Treppe zu einem Art Podest, auf dem sich Sofas und kleine Tische befanden. Wir holten uns schnell etwas zu trinken, bevor wir uns in die Lounge begaben und Tom sofort Ausschau nach seinem Schwarm hielt. Offensichtlich wurde er auch fündig, denn plötzlich strahlte er über das ganze Gesicht. „Seht ihr da an der Bar? Rechts auf dem Stuhl, direkt beim Barkeeper.“ Ich blickte zur Bar und sah mir den Typ genauer an. Er saß lässig auf seinem Stuhl mit dem Rücken zur Bar, die Ellenbogen hatte er auf den Tresen gestützt. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes, enges Rippenshirt, das seinen muskulösen Oberkörper gut zu Geltung brachte. Das Gesicht konnte ich von hier aus nicht richtig erkennen, doch ich meinte recht harte Gesichtszüge und einen aufmerksamen Blick, der über die Menge schweifte zu erkennen. „Nicht schlecht“, meinte Marie, woraufhin Jan etwas beleidigt dreinschaute. „Aber natürlich nicht gegen dich.“ Sie blickte ihn lieb an und gab ihm einen Kuss, was ihn augenblicklich wieder zum Strahlen brachte.
„Und was ist nun der Plan?“ fragte er nun. Wir sahen Tom an, der uns wiederrum unsicher ansah. „Ähm, naja… Einfach mal beobachten, oder?“ „Und was willst du da großartig beobachten? Es sieht so aus, als ob er allein da ist und solange er niemanden anspricht können wir seine Reaktion nicht sehen. Da können wir ewig warten.“ Tom sah mich etwas verlegen an. „Ich weiß. Aber ich trau mich nicht ihn einfach anzusprechen.“ Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, also ich eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Und ich kannte diese Stimme nur allzu gut. Ich drehte mich um und tatsächlich, da kam er lächelnd auf mich zu und sah mich unverwandt an. Nick.
„Na das ist ja ein Zufall. Was machst du denn hier?“ Er kam auf mich zu, ich erhob mich und er nahm mich in den Arm. Ich atmete seinen markanten Duft ein und für einen Moment schwanden mir die Sinne. Er löste sich wieder von mir und lächelte mich mit diesem unglaublichen Lächeln an. Ich schmolz mal wieder dahin. Doch bevor mich meine innere Stimme wider maßregeln konnte, riss ich mich von seinem Blick los und stellte ihm die anderen vor. „Willst du dich zu uns setzen?“ fragte ich ihn, woraufhin er sich auf den Platz neben mir fallen ließ. Maries Blick traf mich, sie schenkte mir ein anerkennendes Lächeln und formte mit den Lippen ein „Wow“. Ich musste grinsen.
„Und was macht ihr hier so? Bilde ich es mir nur ein oder starrt ihr alle den Typ da unten an?“ „Nein du bildest dir das nicht ein. Wir versuchen herauszufinden, ob er schwul ist oder nicht“, klärte ich ihn auf. „Ah ha. Und wieso sollte er schwul sein?“ „Weil er letzte Woche in einer Schwulen- und Lesbenbar war.“ „Willst du damit sagen, dass DU auch in dieser Bar warst? Bist du etwa… Also ich mein… Bist du… Also…“
Ich musste lachen. Wie süß er ist, wenn er verlegen ist. „Nein, nein. Ich bin nicht… also ich war gar nicht in der Bar. Sondern Tom. Und na ja. Er ist ihm eben aufgefallen und jetzt versuchen wir eben herauszubekommen ober er schwul ist.“
„Verstehe. Und warum sitzt ihr hier dann noch rum? Ich glaube kaum, dass er einfach hoch kommen wird und sagt „Ja ich bin schwul…“
„Wir waren ja auch gerade dabei uns einen Plan zu überlegen, als du uns unterbrochen hast.“ Ich sah ihn gespielt böse an. „O.k. O.k. Hab schon verstanden. Ich bin Schuld. Aber was gibt es da zu überlegen? Ist doch ganz einfach. Erst geht eine von euch zwei Mädels runter, stellt sich neben ihm, lässt vielleicht ein bisschen die Hüften kreisen und wartet was passiert. Wenn er sie anspricht wissen wir was Sache ist. Wenn nicht, dann geht Tom runter und macht das gleiche.“ Er sah uns überzeugend an und auch für mich klang der Plan schlüssig. „Nein ich kann das nicht“, meinte Tom. „Wenn er nicht schwul ist, mach ich mich doch total zum Affen.“ „Na dann geht eben Jan.“ „Ich? Nein. Ich kann so was nicht“, lehnte Jan sofort ab. „Na jetzt kann ja erst mal eine von euch runter gehen.“ Nick sah Marie und mich an. Ich setzte einen skeptischen Blick auf und deutete mit dem Kinn auf Marie. „Ich glaube du kannst das besser.“
Marie seufzte einmal tief sah dann Jan an, der ihr einmal zunickte und machte sich dann auf den Weg zur Bar. Wir sahen ihr gebannt zu, wie sie sich direkt neben den Typen stellte, und sich offenbar beim Barkeeper etwas zu trinken bestellte. Dabei musste sie sich weit hinüber lehnen, um gegen den Lärm anzukommen. So lag sie halb auf Toms Schwarm drauf, bevor sie sich wieder zurücklehnte und ihm einen entschuldigen Blick zuwarf. Er jedoch lächelte nur kurz und beachtete sie ansonsten nicht weiter. Marie hatte nun ihr Getränk in der Hand und begann sich im Rhythmus der Musik zu bewegen und ließ dabei ihre Hüfte aufreizend kreisen. Ohne Erfolg. Der Typ blieb vollkommen kalt und beachtete sie auch nicht, als sie direkt vor ihm vorbei ging und dabei auffällig mit ihrem Hintern wackelte. Sie kam etwas enttäuscht zu uns zurück. „Also entweder der hat eine Freundin und ist hundert Prozent treu oder er ist schwul“, war ihr Fazit. „Na dann kommt jetzt der ultimative Test. Tom? Du willst wirklich nicht?“ Er schüttelte den Kopf. „Na dann…“, meinte Nick und erhob sich. Ich sah ihn überrascht an. „Jetzt kuck nicht so“, er lächelte mich lieb an und meinte: „Aber sobald er mich irgendwie anmacht rettest du mich.“ Ich lachte und stimmte zu, dann ging auch er zur Bar. Er machte es genauso wie Marie. Mit dem Getränk in der Hand stand er neben ihm und wippte leicht mit seinem Fuß. Und es zeigte sofort Wirkung. Der Mann konnte seine Augen gar nicht mehr von ihm lassen. Er begutachtete ihn von oben bis unten und schien zufrieden mit dem was er sah. Der Kerl sagte irgendetwas und prostete Nick zu, der kurz lächelte und ihm ebenfalls zuprostete. Der Typ kam nun näher zu Nick. Er stand nun direkt neben ihm und fing offensichtlich ein Gespräch an. Nick lachte gekünstelt und sah dann verzweifelt zu uns. Das war mein Stichwort. Ich sprang auf und ging strahlend auf ihn zu. „Schatz, da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht“, trällerte ich und umarmte ihn innig. Nick ging sofort auf das Spiel ein und drückte mich fest an sich. „Kauft er´s uns ab?“ flüsterte ich ihm ins Ohr. „Sieht ganz danach aus. Du bist überzeugend.“ Ich löste mich lachend von ihm, nahm seine Hand und zog ihn von der Bar weg. Er legte den Arm um meine Hüfte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ein Schauer jagte mir über den Rücken und ich bedauerte es zutiefst, dass das Ganze nur gespielt war. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.


So, ich hoffe, der Teil hat euch gefallen. Ich persönlich fand den Anfang ja nicht so gelungen... Schreibt doch bitte, was ihr von dem Teil haltet :) Achja und vielen lieben Dank an die fleißigen Kommentarschreiber. Ihr muntert mich immer auf :) Weiter so!





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz