Es könnte alles so einfach sein... - Teil 10

Autor: josie
veröffentlicht am: 31.08.2011


Diesen Teil habt ihr im wahrsten sinne des Wortes einer Nacht- und Nebelaktion zu verdanken :D Ich bitte deshalb, großzügig über Rechtschreibfehler hinwegzusehen ;)
So, viel Spaß beim Lesen und ich versuche dieses Schreibtempo beizubehalten, kann aber nichts versprechen...

Grüßle aus dem Schwabeländle ;D


„Hallo? Ihr noch da sein?“ Ja wir sind noch da, wo sollten wir auch sonst sein, wir stecken ja im Aufzug fest. Nick drückte das ganze etwas freundlicher aus: „Ja.“
„Das ist schön. Und wie geht es euch? Alles in Ordnung?“ „Ja, danke. Uns geht es gut. Haben sie Hasan denn nun erreicht?“ „Oh, das ist schön. Das ist wirklich schön. Es ist immer schön, wenn es gut gehen euch. Das ist wirklich schön.“ Ich hatte das dezente Gefühl, dass uns der Typ ablenken wollte. Aber nicht mit mir. „Ja, ich finde das auch schön. Aber ich würde dann doch ganz gerne wissen, wann wir hier wieder raus kommen.“
„Oh, bald. Keine Sorge bald. Ich habe Hasan noch nicht erreichen, aber er kommt bestimmt bald.“ Das darf doch nicht wahr sein. Er hatte ihn noch nicht mal erreicht? Na dann soll er halt einen richtigen Elektriker rufen! Das dachte Nick sich wohl auch denn er meinte: „Na dann rufen sie eben einen anderen Elektriker, die müssen dann sofort kommen. Das ist schließlich ein Notfall.“ „Nein, nein. Hasan wird kommen. Ich mir sein sicher. Ganz sicher.“
Ich mir aber nicht! „Oh, ich bekommen eine Anruf. Ein Moment.“ Es knackte wieder in der Leitung und ich hoffte inständig, dass es Hasan war, der angerufen hat. Es knackte wieder und man hörte den Mann telefonieren. „Ja. Ja. O.k. Ja. Mhm. Ja. Oh, wie schön. O.k. Mama ich muss jetzt leider…Ja. Ja. Mhm. Ja….“ Ich stöhnte genervt auf. Er telefonierte mit seiner Mutter. Na das kann ja noch ewig dauern. Es war wieder ein knacken zu hören und es war wieder still im Fahrstuhl. Wir setzten uns beide wider auf unseren Platz und sahen uns einen Moment lang an, bevor wir beide gleichzeitig lauthals loslachten. Es war ja auch zu komisch die Situation.
Nick war der erste, der sich wieder beruhigt hatte und sah mich nachdenklich an. „Was ist?“, wollte ich von ihm wissen. „Ach, ich habe nur gerade daran gedacht…Naja, stell dir mal vor Hasan kommt nie. Und auch kein anderer. Wenn wir unsere letzten Stunden hier in diesem Aufzug verbringen müssten. Und du würdest dann auf dein Leben zurückblicken. Wärst du zufrieden damit? Gäbe es etwas, das du unbedingt noch einmal tun wölltest?“
Nun wurde auch ich wieder ernst. Natürlich gab es Dinge, die ich noch machen wollte. Viele Dinge. Ich wollte meinen ersten Kuss und mein erstes Mal erleben. Mit einem Mann, den ich liebe und der mich liebt. Ich wollte wissen, wie es ist, sein eigenes Kind auf dem Arm zu halten. Ich wollte die Welt bereisen. Kaum zu glauben, aber ich war bisher nicht weiter als bis nach Österreich gekommen. Italien, England, Spanien, New York, Neuseeland, Afrika…Das alles wollte ich noch sehen. Ich wollte die Hochzeit meines Bruders am Samstag miterleben. Meine eigene Hochzeit natürlich auch. Ich wollte meine Familie noch einmal sehen, meine Freunde. Mit Jack noch einmal spazieren gehen. Den Sternenhimmel anschauen. Einfach nur im Gras liegen und die Sterne beobachten. Wie lange ich das nicht mehr gemacht hatte. Das musste ich unbedingt mal wieder machen. Sobald ich hier wieder raus kam. WENN ich hier wieder raus kam. Ich blickte auf. Nick saß gedankenversunken da und dachte wahrscheinlich über genau die gleichen Dinge nach, wie ich eben. –Naja, also ich vermute mal, den Kuss und den Sex kannste bei ihm weglassen- Das du mir auch immer den Moment vermiesen musst! Kannst du nicht nur ein einziges Mal deine Klappe halten?
In diesem Moment sah Nick auf. Er lächelte mich leicht an, und brachte damit mein Herz zum höher schlagen. „Wenn ich dir meine Top 3 nenne, sagst du mir dann deine?“ Äh, nein! Das war einfach viel zu peinlich. Aber ich kann ja erst mal nach Wichtigkeit sortieren. Also, Kuss und Sex kann ich zusammenfassen. Ich meine beim Sex küsst man sich ja auch, also passt das. Das ist auf jeden Fall wichtig. Ich kann schließlich nicht ohne diese Erfahrung von der Welt gehen. Das Reisen ist für mich auch wichtig. So viel wie möglich von der Welt sehen, verschiedene Kulturen kennen lernen…Heiraten und Kinder kriegen, eine Familie gründen. Mhm. Auch wichtig. Meine eigene Familie noch einmal sehen. Na klar. Das will ich auf jeden Fall. Und auf die Sterne kann ich auch nicht verzichten. Ach, es ist einfach ALLES wichtig.
„Ich kann mich nicht auf 3 Punkte festlegen. Es ist alles wichtig.“ „Na dann sagst du eben alles. Ich fang einfach mal an, ja? Also, zu meinen wichtigsten Dingen, die ich in meinem Leben noch erleben will gehört zum einen, dass ich mein Medizinstudium erfolgreich beenden will, um in irgendeinem Krankenhaus, Menschen zu helfen. Dann möchte ich auf jeden Fall eine Frau heiraten, die mich glücklich macht und mindestens 2 Kinder kriegen. Am besten 3. Dann will ich auf alle Fälle noch mal mit meinen ganzen Freunden irgendwohin in Urlaub fahren und eine unvergessliche Zeit erleben. Und natürlich möchte ich meine Eltern und meine 3 Geschwister noch einmal sehen. Und noch einmal im Meer schwimmen. Und…ja…sonst fällt mir nichts mehr ein. Jetzt du.“ Er lächelte mich glücklich an und ich musste heftig schlucken. Wow. Was für ein Traummann. Ein gutaussehender, angehender Arzt, der bei Frauen offenbar nicht nur auf das äußere achtet, heiraten und mehrere Kinder will, dem seine Freude und Familie wichtig sind und der noch dazu so unglaublich tiefsinnige Gedanken hat. Einfach unglaublich.
Und diesem perfekten Bild von einem Mann war ich nun eine Antwort schuldig. Eine ziemlich persönliche Antwort. Ich beschloss, den ersten Punkt einfach weg zu lassen.
„Also, was ich in meinem Leben noch erleben möchte ist zum einen, genau wie bei dir, heiraten und Kinder kriegen. Ich möchte das Gefühl kennen, sein eigenes Kind auf dem Arm zu tragen. Dann möchte ich unbedingt reisen. Ich war bisher nur in Österreich und möchte am liebsten die ganze Welt sehen. Alle Kontinente, alle Kulturen kennen lernen und einfach was von der Welt erleben. Dann auf jeden Fall, all meine Freunde und meine Familie noch einmal sehen. Ich habe auch einige Geschwister. 2 leiblich Brüder und noch 3 Stiefgeschwister. Ich kann mir ein Leben als Einzelkind überhaupt nicht vorstellen. Das muss doch total langweilig sein. Dann, vielleicht ein etwas verrückter Wunsch, den ich sobald ich hier wieder draußen bin, erfüllen werde. Ich will noch einmal einfach nur im Gras liegen und in den Sternenhimmel schauen. Das hab ich früher immer gemacht, aber in letzter Zeit, irgendwie nicht mehr so oft und das will ich ändern. Aber das, was ich am dringendsten noch machen will ist…“ Ich stockte. Jetzt hätte ich es doch beinahe verraten. Jo! Wieso kannst du nicht deine Klappe halten? Bis dahin war doch alles palletti. Aber nein, du musstest den Moment ja wieder versauen. Verdammt. Das kann ich ihm doch nicht sagen. Der hält mich doch für die eiserne Jungfrau. „Was? Was ist dein dringlichster Wunsch?“ „Ach, nichts. Ist nicht so wichtig.“ „Hey, verarsch mich nicht. Natürlich ist es wichtig, sonst hättest du es ja nicht erwähnt.“
-Ja Jo. Da hat er Recht!- Ich ignorierte meine innere Stimme und versuchte irgendwie aus dieser Nummer wieder heraus zu kommen. „Ja O.K. Es ist wichtig. Für mich. Aber ich will es einfach nicht sagen.“ „Und warum nicht? Ich hab dir doch auch alles gesagt. Und das waren auch persönlich Dinge.“ „Ja, ich weiß. Aber das…ist was anderes. Das ist einfach zu…zu…peinlich.“ Jetzt war es heraus. Jetzt konnte er sich wahrscheinlich schon selber denken, was es war. Na toll. Er sah mich einen Moment durchdringend an, als ob er meine Gedanken lesen wollte und lächelte dann ein entwaffnendes Lächeln. „Na gut. Wenn du es nicht sagen möchtest, akzeptier ich das. Obwohl es mich ja schon interessieren würde…“ In diesem Moment hörten wir wieder ein Knacken und die Stimme meldete sich wieder: „Hallo? Hallo? Hasan ist jetzt da. Ich doch sagen, dass er kommt. Und ich haben Recht.“
Ich atmete erleichtert auf. Endlich. Jetzt musste dieser Hasan nur noch beweisen, dass er was drauf hat. Was er dann auch zum Glück tat und so standen wir 15 Minuten später Putzmunter vor der Eingangstür der Arztpraxis. „Tja also ich muss da lang.“, meinte Nick. „Und ich muss da lang.“, sagte ich und deutet in die andere Richtung. Wir sahen uns an. Es war ein seltsamer Moment. Eigentlich sollte ich ja froh sein, wieder auf sicherem Boden zu stehen, was ich ja auch war. Aber es war komisch Nick jetzt einfach so gehen zu lassen. Das was wir da drin erlebt hatten, würde ich nie wieder vergessen. Das war ein einschneidendes Erlebnis, das mich dazu gebracht hat über den Sinn meines Lebens nachzudenken. O.K. Vielleicht übertrieb ich ein klitzekleines bisschen. Aber es stimmte schon, dass uns jetzt etwas verband. Immerhin haben wir uns unsere geheimsten Wünsche anvertraut. Ich mein, wir kennen uns ja kaum. Woher soll ich wissen, dass er nicht alles weiter erzählt. Da musste ich ihm wohl oder übel vertrauen. Und das tat ich. Bedingungslos.
„Tja dann…also…“ Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich ergriff. Einen Moment sahen wir uns in die Augen und ich konnte sehen, dass es ihm ähnlich ging wie mir. Wieso sagt er denn dann nichts? Lädt mich auf einen Kaffee ein oder fragt nach meiner Handynummer? Oder bildete ich mir alles schon wieder ein? „Also dann, man sieht sich.“ Ein letzter Blick in seine fantastisch grünen Augen, dann drehte er sich um und ging langsam die Straße entlang. O.K. Wenn er sich jetzt noch mal umdreht, dann hast du dir das Ganze nicht eingebildet, dann hat er auch gespürt, dass uns etwas verband. Komm schon, dreh dich um. Dreh dich um! Und da, kurz vor der Kreuzung blieb er stehen und drehte sich langsam noch einmal um. Er lächelte sein wundervolles Lächeln (soweit ich das aus der Entfernung erkennen konnte. Ihr wisst ja, ich brauch eine Brille) und Hob die Hand zum Gruß. Ich tat es ihm gleich und ging dann fröhlich hüpfend in Richtung Bushaltestelle.





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