Es könnte alles so einfach sein... - Teil 2

Autor: josie
veröffentlicht am: 27.06.2011


Hier nun der 2. Teil der Geschichte. Ich freu mich über jeden kommentar, ob positiv oder negativ.
Also viel Spaß beim lesen :)



Es regnete immer noch. Und da ich meinen Schirm wie immer verloren hatte (es war bereits mein 15. in 17 Jahren) konnte ich meine Frisur nun vollkommen vergessen. Aber im Moment war ich zu sehr damit beschäftigt mich moralisch auf die nächsten Stunden vorzubereiten, als dass ich mir darüber Sorgen gemacht hätte.
Ich beeilte mich zum Überdachten Teil des Schulhofes zu gelangen und warf deshalb nur einen kurzen Blick auf das imposante Schulgebäude vor mir. Als ich nun so davor stand, kam es mir riesig vor und ich fühlte mich noch kleiner, als ich eh schon war. Ich betrat das Gebäude durch zwei mächtige Flügeltüren aus Glas und sah mich um. Augenblicklich spürte ich tausend Blicke auf mir. Mir kam es vor, also ob mich alle anstarren würden, was sie natürlich nicht taten. In so einer großen Schule fällt es einem vermutlich leicht nicht aufzufallen, ob man nun neu war oder nicht. Und das gefiel mir sehr. Ich stand noch nie gerne im Mittelpunkt und hatte auch nicht vor etwas daran zu ändern. Also ging ich langsam und möglichst unauffällig zur Treppe, die sich direkt gegenüber dem Eingang befand. Daneben war ein Schild an der Wand angebracht, auf dem ich nun Zwischen der unzähligen Auflistung der Klassenräume das Sekretariat fand. Demnach lag es im 1. Stock. Also ging ich die lange Steintreppe nach oben und hatte nun die Qual der Wahl zwischen einem rechten und einem linken Gang. Ich entschied mich schließlich für den rechten und, siehe da stand ich schon vor dem richtigen Raum. Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte dann zaghaft an.
„Herein“, hörte ich eine Frauenstimme sagen. Ich trat ein und sah eine Frau mittleren Alters hinter einem großen Schreibtisch sitzen, die angestrengt irgendwelche Papiere durchlas. „Einen Moment bitte. Ich bin gleich soweit.“, meinte sie ohne aufzublicken. Also wartete ich geduldig und verbrachte die Zeit damit, ihr Namensschild an ihrer Bluse zu entziffern. –Mhm irgendetwas mit Sch vorne. Schmitt? Nein, das ist ein u, kein i. Vielleicht Schmutz?
Ach Jo, du brauchst eindeutig eine Brille. Am besten gehst du gleich heute noch zum Augenarzt. Keine Wiederrede!-
„So, jetzt bin ich soweit. Guten Morgen ich bin Frau Schmuck. Und du bist sicher die neue Schülerin? Wie war doch noch einmal dein Name?“
-Na da war ich doch gar nicht so schlecht. Schmuck und Schmutz kann man ja wirklich mal verwechseln. Also ich brauch absolut keine Bril…-
„Hallo?“, sie blickte mich etwas verwirrt an. Ich beeilte mich schnell zu antworten.
„Talbach, Josefine Talbach“, meine Stimme klang ungewöhnlich hoch. Wie immer wenn ich nervös war. „Ah ja richtig. Hier hab ich sie ja“, meinte Frau Schmutz, äh ich meinte Schmuck und hielt einige Papiere in der Hand. „Sie kommen in die 11d. Sie werden gleich von ihrem Klassenlehrer Herr Schmutz abgeholt.“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, was ich aber glücklicherweise noch in ein Hüsteln umwandeln konnte. Es half jedoch nicht wirklich etwas, Frau Schmuck blickte mich trotzdem etwas seltsam an. Es war aber auch zu komisch. Die beiden sollten heiraten und sich einen Doppelnamen zulegen. Schmutz-Schmuck. Klingt doch toll. Und ich müsste mir die Namen nicht merken. Ich würde einfach immer beides sagen. Da kann ich nichts falsch machen. Super Idee. Wann ist der Termin?
„ Äh ja also er müsste eigentlich jeden Augenblick hier sein und sie abholen.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr als sich die Tür hinter mir öffnete und ein hochgewachsener, schlanker Mann mit schon leicht angegrauten Haaren den Raum betrat.
„Guten Morgen, Sandra. Entschuldige die Verspätung“, sagte mein zukünftiger Lehrer und schenkte „Sandra“ dabei ein charmantes Lächeln, was diese sofort erröten ließ. Aber Hallo, da lag ich mit meinem Hochzeitstermin ja gar nicht so verkehrt. Das sah ja ein blinder mit Krückstock, dass die beiden mehr als Kollegen waren.
Ich räusperte mich dezent, um die Aufmerksamkeit der beiden, sich unverwandt anlächelnden Personen wieder auf mich zu lenken. Beide zuckten kurz zusammen, Frau Schmuck wand sich wieder ihren Papieren zu und Herr Schmutz richtete zum ersten Mal den Blick auf mich.
„Ah, du musst Josefine sein, richtig? Ich bin dein neuer Lehrer in Mathematik und Biologie. Und da deine 1. Stunde gleich Mathematik ist, kannst du mit mir mitkommen.“
Na das fängt ja gut an. Montagmorgen 1. Stunde Mathe. Na toll! Frau Schmutz-Schmuck drückte mir noch irgendwelche Zettel in die Hand, dann folgte ich meinem Lehrer und verließ das Zimmer.
Auf dem Weg zum Klassenzimmer wurde ich immer nervöser. Ich hasste es einfach irgendwo hinzumüssen, wo ich „die Neue“ war. Aber jetzt konnte ich sowieso nichts mehr daran ändern. Ich werde einfach das Beste daraus machen. –Ach und was ist das Beste? Du wirst gleich vor mindestens 20 fremden Leuten in deinem Alter stehen, die von dir erwarten, dass du dich angemessen vorstellst und nicht nur dummes Zeug faselst.-
Ist ja gut ich hab es kapiert. Vielleicht hilfst du mir lieber mal, anstatt mir hier Angst zu machen, liebe innere Stimme!
„So, da wären wir“, riss mich Herr Schmutz aus meinen Gedanken. Was? Schon? Oh nein, wie soll ich das nur überstehen?
„Keine Sorge, die sind eigentlich alle ganz nett.“ Er hatte mein Gesichtsausdruck wohl richtig gedeutet und versuchte mich zu beruhigen. An sich ja ganz nett von ihm, aber was meint er denn mit eigentlich? Uneigentlich sind sie alle Monster oder was? Das fragte ich ihn aber lieber nicht, stattdessen lächelte ich ihn kurz an, holte noch einmal tief Luft und bedeutete ihm, die Tür zu öffnen. Er ging voran, ich hinterher und augenblicklich war es still im Klassenzimmer. Wieder spürte ich diese Blicke auf mir, doch diesmal starrten mich wirklich alle an. Ich ließ meinen Blick durch die Klasse schweifen, ohne irgendwen direkt anzusehen. Ich war überrascht, wie klein die Klasse war. Höchstens 20 Schüler. Es freute mich. Wenigstens etwas.
Nun richtete Herr Schmutz das Wort an die Klasse, die mich immer noch anstarrte. Ich fühlte mich wie im Zoo. „Ich hab euch ja schon gesagt, dass ihr eine neue Mitschülerin bekommen werdet. Das ist Josefine. Möchtest du vielleicht kurz etwas über dich sagen?“ Er blickte mich fragend an. Nein möchte ich nicht! Aber bleibt mir was anderes übrig? Nein.
Ich räusperte mich kurz und begann: „ja äh also, guten Morgen erst mal. Ich bin Josefine Talbach und wohne seit gestern hier in München. Davor hab ich in Stuttgart gelebt. Ich in 17… und das wars eigentlich auch schon.“ –Na ja also diese rede wird wohl nicht gerade in die Geschichte eingehen, aber wenigstens hast du überhaupt was raus gebracht.-
„Am besten du setzt dich gleich hier vorn ans Fenster neben Marie.“ Er deutete auf den einzigen freien Platz neben einem mir bekannten Gesicht. Es war das Mädchen aus dem Bus.






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