Weil das Leben kein Zuckerschlecken ist! - Teil 9

Autor: Sophie
veröffentlicht am: 02.08.2011


Dieser Teil ist etwas anders als die anderen, ich hoffe er gefällt euch trotzdem :) Viel Spaß beim Lesen & Kritik wie immer erwünscht!


…Montagmorgen. Regen prasselt auf das Autodach, Autofahrer Hupen, ich höre Schreie und das Geräusch vom Scheibenwischer. Ich mache die Augen auf und sehe alles verschwommen. Ich spüre Hände die mich berühren und jemand schreit durch die Gegend, es soll doch endlich wer Hilfe holen. Ich bin total benommen, habe Schmerzen und schmecke Blut, mein But. Ich blute. Das ist mit Sicherheit kein gutes Zeichen. Mein Kopf pocht und ich schließe die Augen, da das Licht weh tut. Ich höre Stimmen, viele und einige Schreien auch. Endlich ertönt die Sirene von der Rettung. Nochmals öffne ich leicht die Augen und erblickte viele Neugierige gestalten vor und neben meinen Auto. Doch plötzlich wird mir schwarz vor Augen und das Letzte was ich höre ist mein Name, Maria.

Nicos Sicht

Es regnete wie wild und alles stand still. Ein Unfall dürfte daran schuld sein, gar nicht so weit weg von mir. Ich beschloss aus meinen Auto auszusteigen, da mir das sitzen zu dumm geworden ist. Rechtzeitig würde ich es eh nie in die Arbeit schaffen. Alle standen um ein Auto herum, es kam mir bekannt vor. Die Rettung, Feuerwehr und Polizei kamen gerade als ich die Person im verunglückten Auto erblicke, es ist Maria. Ich rannte schnell zu ihr. „MARIA!“, schrie ich und kämpfte mich durch die Menschenmasse. Gerade als ich bei ihr ankam, wurde sie bewusstlos. Zum Glück war die Rettung schon da und begann sofort mit der Reanimation. Sie sah schlimm aus und ich sah viel zu viel Blut. Tränen kamen mir hoch und ich wurde nervös. Ein Polizeibeamter kam auf mich zu.
„Kennen Sie die junge Dame?“, fragte dieser höflich.
„JA, sie heißt Maria Bacher.“, antwortete ich und drehte mich zum Auto um. Sie durfte sich überschlagen haben, so wie das Auto aussieht.
„Was ist passiert?“, fragte ich mich eher selbst, allerdings dachte der Polizist ich frage ihn.
„Augenzeugen sagten, ein Kind lief plötzlich auf die Straße. Da es nass ist kam sie beim Bremsen ins Schleudern und überschlug sich. Kannten Sie, sie gut?“, fragte er noch.
„Sie ist die Mutter meines Kindes, also ja.“
Ich drehte mich wieder um und sah wie sie Maria in den Rettungswagen trugen.
„Wohin werden Sie Maria bringen? Also in welches Krankenhaus?“, fragte ich in meinen Trance Zustand.
„AKH.“, gab mir der Polizist knapp zur Antwort und ging zu seinen Kollegen.
Mit schnellen Schritten ging ich zurück zu meinem Auto, schnappte mir mein Handy und rufte David an. Auch wenn er in meinen Augen ein Idiot ist, ist er Marias Freund. Die Nummer hat mir Maria gegeben, falls sie ihr Handy mal wieder wo vergessen sollte.
Es läutete lange, bis er endlich abhob.
„Hallo?“, meldete er sich unhöflich. Wut stieg in mir hoch, ja ich hasse ihn.
„David, ich bin es Nico.“, sagte ich und wartete seine Reaktion ab. Ich hörte ein genervtes Seufzen.
„Was willst du?“, knurrte er.
„David, du solltest ins AKH kommen. Maria hatte einen Unfall…“
„Was ist passiert?“, unterbrach er mich.
„Ich weiß es nicht genau. Aber beeil dich.“, sagte ich. Kaum habe ich zu Ende gesprochen, legte er auf. Für ihn war es sicher nicht leicht. Ich schaute mich um und merkte das, es endlich etwas weitergeht, doch viel zu langsam. Natürlich machte auch ich mich auf den Weg ins AKH, doch davor rufte ich noch Mariella an. Sie sagte den Chef Bescheid und machte sich mit Johannes gleich auf den Weg. Als ich endlich ins AKH ankam, wählte ich Annikas Nummer.
„Hallo Nico.“, vernahm ich ihre fröhliche Stimme.
„Annika, es gibt schlechte Nachrichten.“ Ich zögerte, atme tief und aus. „Maria hatte einen Unfall.“
„Was? Nico wo liegt sie?“, Mariellas Stimme wirkte nervös und man konnte ihre Panik förmlich hören.
„Im AKH, pass auf dich auf und bau keinen Unfall“, doch auch sie legte sofort auf. Ich fragte beim Empfang nach ihr, doch sie wollten mir keine Auskunft geben.

„Aber verstehen Sie bitte, sie die Mutter meines Kindes. Wir haben ein Kind zusammen. Das zählt doch auch als Verwandtschaft oder?“
„Es tut mir echt leid, aber ich darf nur Familienmitglieder Auskunft geben.“
„Ihre Familie ist aber nicht da. Ihr Bruder wohnt in London und ihre Eltern sind irgendwo auf Weltreise. Also verstehen Sie mich doch bitte.“
Die Dame schaute mich mitleidig an und sagte mir endlich, dass sie sich im OP befindet. Panik kam in mir auf. Was ist wenn…wenn sie es nicht schafft. Nein daran darf ich nicht denken. Ich fuhr mir nervös durchs Haar und erblickte David. Er hatte gerötete Augen und kam gerade angelaufen. Als er mich erblickte verfinsterte sich sein Blick.
„Wo ist sie?“, fragte er mich schroff.
Die Dame vom Empfang schaute auf.
„Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
„Ich bin ihr Freund.“, sagte er und schaute mich bei dem Wort Freund an. Hohlkopf, deine Freundin liegt im Krankenhaus und das einzige an was du denkst ist deine Eifersucht. Kurz nach David kamen auch Mariella, Johannes und Annika.
David erfuhr auch das sie momentan im OP ist und sagte wir sollten uns alle ins Wartezimmer setzten. Sobald Nachrichten da waren, wird uns Bescheid gegeben.
Schweigend saßen wir da und trösteten uns, ich erzählte allen was ich mitbekommen habe und hoffte inständig dass alles gut ausgehen wird.
David war am Boden zerstört und hatte Tränen in den Augen. Er dürfte sie wirklich lieben.
„Will wer einen Kaffee?“, fragte ich durch die Runde.
„Ja, bitte.“, sagte Mariella, die gerade mit Sven telefonierte. Auch Johannes und Annika wollten einen.
„Ich begleite dich.“, sagte Annika. Ich stimmte natürlich zu und wir machten uns auf den Weg zur Kantine.
„Nico, sei ehrlich. Wie hat sie ausgeschaut als…du sie gesehen hast?“
„Sie wurde gerade bewusstlos.“, antwortete ich ihr. Annika begann zu weinen, ich nahm sie in die Arme und versuchte sie so gut wie möglich zu trösten.
„Wa…Was, wenn…Sie…e…es nicht übersteht?“, schluchzte sie. Ich drehte meinen Kopf weg, ich will gar nicht daran denken.
„Sollten wir Marcel anrufen?“, fragte ich stattdessen Annika.
Sie schaute mich an und schien zu überlegen.
„Ja.“, sagte sie schlussendlich als sie sich wieder beruhigt hat. Wir bestellten vier Coffe to go und gingen wieder zurück. Wir schwiegen, es gab nichts zu sagen. Ich sagte Mariella, das ich Marcel anrufe und verließ das Wartezimmer.
„Hallo?“, hörte ich Marcel Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Marcel? Ich bin es Nico.“
„Nico? Lisa ist nicht da falls du mit ihr reden willst.“
„Nein…also, ich muss mit dir reden.“ Ich hasse es, jetzt muss schon wieder ich die schlechte Nachricht überbringen.
„Ok, was ist los?“, fragte er ganz locker.
„Marcel….Maria hatte einen Unfall.“, brachte ich schließlich mühsam heraus.
„Geht es ihr gut?“, fragte Marcel.
„Sie liegt im AKH und wird noch immer operiert. Ich…wollte dir nur Bescheid sagen.“
„Ich komme zu euch. Bin in 15 Minuten da. Tschüss.“
Und schon hat er aufgelegt. Ich setzte mich auf einen von den vielen Stühlen die am Gang standen und vergrub mein Gesicht in die Hände. Den schlimmsten Anruf habe ich noch vor mir. Ich muss ihren Bruder anrufen. Sie hat Annika als Notfall Kontakt angegeben, den kurz nachdem ich sie angerufen habe, hat das AKH sie angerufen. Ich hatte Angst um sie. Tränen kamen mir hoch und ich konnte sie nicht zurück halten, sie darf nicht sterben. Lange habe ich nicht mehr geweint. Das letzte Mal habe ich geweint als sie verschwunden war. Ich habe mir schwere Vorwürfe gemacht. Sie war damals noch so verletzlich aber damals schon wunderhübsch. Ihr Lächeln hat mich jedes Mal verzaubert, so wie heute. Ich habe sie damals schon geliebt und Liebe sie heute noch immer. Der verdammte verletzte Stolz, wieso war ich so scheiße zu ihr? Nur weil sie mich damals verletzt hat? Sie hat es nicht einmal gewusst. Ich spürte wie einer neben mir Platz nahm und den Arm um mich legte. Ich schaute auf und sah Mariella.
„Du liebst sie, oder?“, fragte sie mich. Ich schaute sie verständnislos an.
„Wie du sie ansiehst, so schaust du sonst keine an. Du strahlst immer wenn sie kommt, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist und du schaust oft zu ihr hinüber.“, erklärte sie mir.
„Ja“, sagte ich leise.
Sie nahm mich in den Arm und die Tränen kamen wieder. Es war zum verrückt werden. Wir sitzen hier jetzt schon seit zwei Stunden und sie wird noch immer operiert. Nach etwa 13 Minuten kam ein aufgelöster Marcel zu uns.
„Was ist mir ihr? Wo ist sie?“, fragte er ganz hektisch. „Ich will nicht im Streit mit ihr auseinander gehen, wieso habe ich mich mit ihr nicht versöhnt. Scheiße.“. Er redete so schnell und lies uns keine Zeit zum Antworten. Er tat mir leid, ich weiß wie sehr ihn dieser Streit belastet. Mariella schaute sich alles nur schweigend an und ging zurück ins Wartezimmer. Marcel setzte sich neben mich und nun vergrub er sein Gesicht in seine Hände.
„Alter, das wird alles wieder.“, versuchte ich ihn aufzumuntern.
„Ich hoffe es so sehr.“. Er seufzte, setzte sich auf und schaute sich um.
„Wo sind alles?“, fragte er.
„Im Wartezimmer.“
„Ist David auch da?“, fragte er.
„Ja, und Johannes, Annika und Mariella. Sven dürfte auch dann kommen.“
„Verdammt, was hat sie gemacht?“
„Ich weiß es nicht Marcel. Sie dürfte gebremst haben und ins Schleudern gekommen sein. Dabei hat sie sich überschlagen.“, gab ich ihn mein Wissen weiter.
Wir blieben noch einige Zeit schweigend sitzen bis wir ins Wartezimmer gingen. Alle saßen da und trösteten sich gegenseitig. Es war zum Haare ausreißen. Und ich habe ihren Bruder noch immer nicht angerufen, dachte ich mir. Plötzlich ging die Türe auf und ein Arzt betrat das Zimmer.
„Sind Sie alle wegen Maria Bacher da?“, fragte er etwas ungläubig. Wir nickten alle.
Er atmete tief ein und aus. „Sie hat die OP überstanden. Allerdings mussten wir sie ins künstliche Koma versetzen, damit sie sich erholen kann. Sie hatte innere Blutungen die wir alle stillen konnten.“
Schweigend hörten wir ihm zu.
„Wenn alles weiterhin gut läuft können, wir sie bereits morgen aus den Tiefschlaf holen. Sie sollte es schaffen wenn keine Komplikation auftreten.“
Wir atmeten alle erleichtert auf.
„Dürfen wir sie sehen?“, fragte David.
„Nur einer von euch. Auch wenn sie im Koma liegt will ich nicht dass alle sich in das Zimmer quetschen. Die anderen fahren am besten nachhause kommen morgen wieder.“ Der Arzt verabschiedete sich von uns und verschwand. Wir standen alle da und keiner sagte etwas. Mir wurde es zu dumm.
„David du solltest zu ihr gehen. Du bist ihr Freund.“, sagte ich auch wenn ich gern bei ihr gewesen wäre.
Alle stimmten mir zu und so verabschiedeten wir uns. Ich fuhr Marcel nachhause wo Lisa schon wartete. Sie stand beleidigt vor der Haustüre.
„Sie ist also noch immer mit diesen Affen zusammen?“, sagte Marcel.
„Ja.“, gab ich ihn als Antwort und ballte meine Hände zu Fäusten. Mich macht es wütend, sie hat was Besseres verdient.
„Kämpf um sie.“ Ich schaute zu Marcel, nachdem er das gesagt hat und blickte ihn fragend an. Wir haben nie über das Thema geredet, wobei besser gesagt, wir haben nie viel geredet.
„Vertrau mir und danke dass du mich angerufen hast.“
„Kein Problem.“, sagte ich. Marcel stieg aus und ging zu seiner Haustüre. Lisa schaute zwischen ihn und mir hin und her. Ihr Blick änderte sich und sie schaute fragend rein. Marcel öffnete die Türe und verschwand mit ihr, doch bevor Lisa die Türe schloss schaute sie mich nochmals an.
Ich könnte jetzt eine Beste Freundin gebrauchen, dachte ich mir. Ja, Lisa benimmt sich oft scheiße, aber sie war zu mir immer ehrlich und hat mir zugehört. Ich fuhr in meine Wohnung.
Endlich dort angekommen machte ich endlich den Anruf. Ich loggte mich in Skype ein und hatte Glück. Er war online.
Sofort wählte ich seine Nummer und per Videochat telefonierten wir.
„Nico, wie geht’s dir?“, fragte Marco fröhlich.
„Marco wir müssen reden.“, sagte ich ernst. Wieder versuchte ich ruhig zu atmen und mich zu beruhigen.
„Geht es wieder um meine Schwester? Man ihr habt´s ein Kind miteinander, vertragt euch endlich.“
Er grinste doch ich konnte nicht grinsen. Als er meinen Blick bemerkte kam er ins stocken.
„Was ist los Nico?“, fragte er nun ernst.
„Marco…sie hatte einen Unfall“, brachte ich nach ein paar Minuten hervor. Er riss seine Augen auf.
„Wie geht es ihr?“, fragte er schnell.
„Maria wurde lange operiert und liegt jetzt im Koma, damit sie sich schneller und besser erholen kann. Wenn keine Komplikation eintreten übersteht sie es.“
„Ich fliege sofort nach Österreich und du kannst mich davon nicht abhalten. Sag jetzt ja nicht du kümmerst dich um sie. Was ist passiert?“
„Ich sag ja nichts. Sie hatte einen Autounfall. Kommst du alleine?“, fragte ich noch.
Er überlegte und drehte sich um, dabei sah ich dass Kim hinter ihm saß und schlief. Er stand auf ging in einen Nebenraum und kam nach 15 Minuten mit Kate wieder herein. Kate schnappte sich Kim und ging mit ihr raus.
„Nein, Kim kommt mit. Es ist ihre Tochter, sie sollte dabei sein.“
Ich merkte dass seine Augen gerötet waren, sagte aber nichts.
„Ich schreib dir wenn ich weiß wann ich lande.“, sagte Marco.
„Ok, ich hol euch dann ab.“
Marco nickte und verabschiedete sich. Ich war erleichtert dass ich es endlich hinter mir habe, doch ich war noch immer nervös. Was ist wenn ihr was passiert. Ich schnappte mir den Vodka, Grey Goose ihr Lieblingsvodka. Ein Stamperl nach den anderen kippte ich mir runter, genau das habe ich früher mit ihr auch gemacht, als ihr damaliger Freund sie betrogen hat. Mit angeschwollenen Augen kam sie damals zu mir, in einer Hand den Vodka in der anderen zwei Schachteln Pizza. Damals habe ich mich in sie verliebt. Sie fluchte über ihn und schmiedete Rachepläne. Am nächsten Tag war alles wie vergessen. Sie hat mal wieder die starke gespielt, so wie immer. Aber wir hatten Spaß davor, sie erzählte mir wie sie ihn in flagranti erwischt hat und was für ein dummes Gesicht die blonde Kuh gezogen hat. Am liebsten hätte ich ihren Ex damals geschlagen, doch sie hielt mich davon ab. Nachdem er sie betrogen hat, war sie, so zerbrechlich und lies jeden abblitzen. Es hat sie verändert.

Obwohl ich total angetrunken war, konnte ich nicht schlafen. Ich hatte Alpträume, dass sie es nicht schafft. Am nächsten Morgen rufte mich Marco an und sagte mir dass er um 11 Uhr landen wird. Da es bereits 9 Uhr war, machte ich mich bereits fertig. Der Chef hat uns bis übermorgen freigegeben und ich war froh darüber. Ich war mit den Nerven am Ende. Um halb elf machte ich mich auf den Weg zum Flughafen und holte die zwei ab.

„Nicooooo.“, hörte ich Kim. Sie kam auf mich zugerannt mit ausgebreiteten Armen und umarmte mich. Ich hab die kleine sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist ein Engel. Ihre Augen, sie sind eine Mischung von Marias Augen und meinen.
Marco rannte ihr vollgepackt mit Koffern hinterher. Er wirkte erschöpft und ausgelaugt. Ich nahm ihm wortlos einen Koffer ab und ging mit ihnen zum Auto. Während der Autofahrt fragte er mich ob ich etwas Neues weiß, ich verneinte und fuhr ihn ins Krankenhaus. Wir stiegen alle aus und machten uns auf den Weg. Die Dame beim Empfang nannte uns sofort die Zimmernummer und schaute uns mitleidig an. Wie sehr ich sowas immer hasse. Ich blieb mit Kim vor den Zimmer stehen und redete mir ihr. Für ihre 2 ½ Jahre ist sie ziemlich Klug. Ein Arzt kam auf uns zu.
„Sind sie wegen Frau Bacher hier?“, fragte mich dieser.
„Ja, ihr Bruder ist gerade bei ihr im Zimmer.“
„Danke für die Information.“
Jetzt verschwand auch der Arzt in das Zimmer von Maria. Ich bekam ein mulmiges Gefühl. Kim und ich setzten uns auf die Stühle. Sie war ziemlich geschafft vom Flug und schlief auf meinem Schoß ein.
Nach einer halben Stunde kamen Marco und der Arzt wieder heraus. Der Arzt verabschiedete sich von Marco, blickte noch einmal zu Kim und mir und verschwand. Marco setzte sich neben mich und versicherte sich, dass Kim schlief.
„Ihr geht es nicht gut.“, sagte Marco.
Ich schaute ihn fragend an und hoffte er würde weiterreden.
„Sie hat wieder innere Blutungen bekommen und musste noch einmal operiert werden, mitten in der Nacht. Allerdings ist sie jetzt wieder stabil. Sie sollte keine neurologischen Schäden haben und sonstige andere, wenn sie es übersteht. Ihr Körper erholt sich nur langsam und die zweite OP war ziemlich hart.“. Tränen stiegen ihm hoch. Er war verzweifelt.
„Was soll ich nur Kim sagen?“, fragte er immer wieder. Da wir hier momentan eh nichts für sie tun können, gaben wir den Schwestern die Nummer von Marco und fuhren in meine Wohnung. Ich trug Kim, noch immer schlafend in mein Bett und deckte sie zu. Währenddessen machte Marco es sich auf meiner Couch bequem.
„Alles ok?“, fragte ich ihn als ich zurück kam.
„Sie muss es schaffen. Kim muss wissen wer ihre Mutter ist und sie soll mitbekommen das Kim sie Mama nennt…und dich Papa.“.
„Bist du dir sicher?“, fragte ich langsam.
„JA.“, er war überzeugt, das hörte ich in seiner Stimme. Ich sagte nichts mehr, holte uns beiden eine Tasse Kaffee und schaltete den Fernseher ein, doch ich bereute es gleich. Sie berichteten vom Unfall. Schrecklich. Sie zeigten Fotos vom demolierten Auto und mir wurde schlecht. Man sah noch das Blut von ihr am Boden. Ich schaltete ihn wieder ab.
„Danke.“, sagte Marco.
„Ich will es ja selber nicht sehen. Ganze Zeit versuch ich die Bilder aus den Kopf zu bekommen.“
Marco schaute mich fragend an.
„Ich habe sie…im Wrack gesehen. Ich bin im Stau gestanden und…war genervt weil es schon so lange dauerte. Da bin ich ausgestiegen und ein paar Schritte gegangen, und…dann hab ich sie gesehen.“, ich sah die Bilder wieder vor meinen Augen und musste stocken. Tränen rannten mir wieder hinunter und auch für Marco war es schwer.
Auch wenn ich Marco schon seit 10 Jahre sehr gut kenne, habe ich ihn noch nie weinen gesehen und er mich auch nicht. Doch es machte uns nichts aus, wir weinten wegen derselben Person. Ich stand auf und ging ins Bad. Nachdem ich mich beruhigt habe, ging ich wieder zu Marco.
„Ich hasse warten.“, sagte er.
„Ich auch.“
„Wer ist eigentlich David? Der Arzt hat gemeint sie haben einen David angerufen. Wer zur Hölle ist das.“. Ich war überrascht, immerhin sind sie jetzt seit einen Jahr zusammen.
„Ihr Freund, sie sind seit einen Jahr zusammen.“ Er schaute mich überrascht an.
„Sie sagt mir nicht einmal, dass sie einen neuen hat?“, er wirkte wütend, seine Stimme nahm an Schärfe an.
„Komm runter. Er…macht sie anscheinend glücklich.“
„Das ist mir egal, der Hohlkopf war seit gestern nicht mehr bei ihr und das soll ihr Freund sein?“
„Marco, nimm es locker. Du wirst ihn noch kennen lernen.“
„Aber Kim sicher nicht.“, er stand auf, schnappte sich seine Jacke und verschwand. Das macht er immer, wenn es zu einem Konflikt kommen soll. Für ihn ist es sicher nicht leicht. Die Eltern von den zweien sind pausenlos unterwegs und die beiden haben sich gegenseitig halt gegeben, auch wenn sie so weit entfernt wohnen. Ich schaute nach Kim, sie schlief noch immer tief und fest.

Gelangweilt saß ich auf den Sofa, bis ich einschlief. Ich wurde durch ein rütteln aufgeweckt. Kim stand vor mir und weinte.
„Hey Kleine was ist denn los?“
„Papa ist weg.“
„Der kommt bald wieder. Versprochen.“
Sie schluchzte.
„Und wo ist Tante Maria? Papa hat gesagt wir besuchen sie.“
„Der geht es Momentan nicht so gut. Aber wenn es ihr besser geht, bist du die erste die sie besuchen darf.“
Da kam ihr grinsen wieder.
„Jaaa.“, sagte sie und klatschte in die Hände. „Kennst du Tante Maria?“, fragte sie mich als ich sie hoch hob und neben mich setzte.
„Ja sicher, wer kennt deine Tante nicht.“, sagte ich und zwinkerte zu.
Sie musste kichern.
„Ich mag dich.“, sagte sie und kuschelte sich an mich. Ich war froh über Ihre Worte.
„Nico, ich habe Hunger.“. Als sie das sagte, verzog sie ihr Gesicht. Jetzt musste ich Lachen.
„Und was will Madame speisen?“. Sie schaute mich fragend an.
„Was willst du essen?”, fragte ich sie nochmals, da sie mich anscheinend nicht verstand.
Sie schien zu überlegen.
„Ist mir egal.“. Dafür dass sie in London lebt, spricht sie ziemlich gut Deutsch, allerdings hat sie nicht gerade das größte Vokabular. Ich schmierte ihr zwei Butterbrote und reichte ihr dazu Wurst und Marmelade. Ihr schien es zu reichen.
Ich schaute auf die Uhr und bemerkte das Marco jetzt schon seit vier Stunden unterwegs ist, zu lange meiner Meinung nach. Ich schnappte mir mein Handy und versuchte ihn anzurufen, doch es ging nur die Mailbox ran. Meine Nerven machen das nicht mehr lange mit. Das ist doppelte Belastung.
Kim verputze fröhlich ihr essen und schaute sich irgendeine Kinderserie an, die ich ihr eingeschalten habe. Da Marco noch immer unterwegs war, beschloss ich im Krankenhaus anzurufen, eine Schwester sagte mir dass Marco da ist. Dort ist er sicher. Kim und ich spielten noch den ganzen Tag und am Abend kochte ich ihr Nudeln mit Soße. Sie schien noch immer ziemlich müde zu sein, weswegen sie sich wieder hinlegte. Ich quartierte sie ins Gästezimmer ein, wo ein riesiges Doppelbett steht.
„Ich habe Angst.“, sagte sie als ich gehen wollte. Sie machte große Augen und umklammerte ihr Kuscheltier.
„Ich bleibe bei dir.“. Ich legte mich neben Kim. Sie schlief schnell ein und umklammerte ihr Kuscheltier. Um neune Uhr kam Marco wieder nachhause. Er erzählte mir dass keine Komplikationen aufgetreten sind und ihr es schon besser ginge und dass er David getroffen hat. Allerdings verlief das Zusammentreffen nicht gerade gut.
„Er hat mich schroff gefragt wer ich bin und was ich hier mache. Dann hab ich ihn gesagt wer ich bin, wollte er mir nicht glauben. So ein Hohlkopf, der passt überhaupt nicht zu ihr, was will sie mit so einen.“
„Komm runter Marco, er ist halt…etwas eigen.“
„Du kannst mir nicht erzählen das du ihn nett findest oder? Du willst Maria haben, also warum bist du so ruhig?“
„Ich geh schlafen. Gute Nacht.“
Ich wollte darauf nicht antworten und verschwand lieber in mein Zimmer. Auch wenn es unhöflich ist. Was soll ich bitte darauf sagen? Ja, ich will deine Schwester haben aber sie liebt diesen vollhonk. Ich kann sie dazu nicht zwingen, sie liebt ihn und nicht mich.


Am nächsten Morgen wurde ich durch ein klopfen an meiner Zimmertüre aufgeweckt. Verschlafen öffnete ich die Türe. Marco stand vor mir mit geweiteten Augen. Er wirkte aufgelöst und ging den Gang auf und ab.
„Was ist los Marco?“
„Das Krankenhaus hat angerufen. Wir müssen sofort hin.“
„Ist was passiert? Mensch Marco, was ist passiert?“
Er blieb stehen, drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich an. Ich wurde nervös und vernahm alles wie in Zeitlupe, sofort stürmte ich ins Badezimmer, wusch mich und zog mich an. Marco machte Kim fertig und wir düsten ins Krankenhaus. Marco fuhr sich ganze Zeit nervös durchs Haar, sie waren mittlerweile echt lang und Kim hatte keine Ahnung was eigentlich los ist. Wir hatten Glück und fanden einen Parkplatz direkt vor dem Krankenhaus. Schnell stiegen wir aus dem Auto und sprinteten ins Gebäude. Die Schwester begrüßte uns mit einen festen Morgen und wir verlangsamten unsere Schritte. Da war der Moment, wir gingen um die Ecke und sahen Marias Zimmer. Ich wurde nervös. Marco ging mit Kim vor mir und öffnete die Tür, da lag sie. Und um ihr herum standen Ärzte und Schwestern. Als sie uns sahen gingen sie alle einen Schritt beiseite, damit wir freie Sicht auf sie haben. Der Anblick war, schrecklich. Sie lag da, war blass und wirkte zerbrechlich. Sie ist zerbrechlich…






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