Das Leben ist wertvoll - Teil 11

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 02.07.2011


Hier kommt der vorletzte Teil :)


Eine halbe Stunde vor der Operation, wie Dr. Griffin die kommende Geburt oder auch Fehlgeburt nannte, versuchte Morgana Dave noch einmal anzurufen. Doch er ging weder zu Hause ans Telefon noch an sein Handy. Enttäuscht lies sie den Hörer sinken. Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Dave, wo bist du?“, flüsterte sie.

„Es wird schmerzhaft“, stellte Dr. Griffin fest. Morgana lag bereits auf dem Krankenbett in die Geburtsposition, in die der Arzt sie gebracht hatte. Halb liegend, die Beine angewinkelt.
„Dann geben sie mir eine Spritze“, erwiderte sie.
Griffin winkte eine Schwester heran, ohne auf Morganas Antwort einzugehen.
„Geben Sie mir zwei Milligramm Morphium. Zur Injektion.“
Sie nickte und kam kurz darauf mit einer kleinen Plastikspritze zurück.
Morgana sah verzweifelt auf den leeren Stuhl neben sich. Eigentlich sollte jetzt ihr Mann hier sitzen um ihr beizustehen, doch Dave war nicht da. Traurig wandte sie sich wieder dem Doktor zu.
„Tut gar nicht weh“, sagte dieser beruhigend in der typischen Onkel-Doktor-ist-ja-da – Tour.
Die Hebamme war eine rundliche kleine Frau mit derben Händen, die aussahen, als ob sie schon bei vielen Geburten mitgeholfen hatten. Das beruhigte Morgana. Sie wollte jemanden mit möglichst viel Erfahrung.

Die Wehen setzten um genau 17:45 Uhr am Abend ein und die ersten waren sehr heftig. Morgana hatte nie vergleichbare Schmerzen empfunden. Die Hebamme legte ihr beruhigend eine Hand auf den Bauch.
„Ganz ruhig“, sagte sie sanft und schaute in Morganas schmerzverzerrtes Gesicht. „Ruhig und gleichmäßig atmen.“ Nach etwa fünf Minuten klangen die Wehen abrupt ab, aber nur, um weitere fünf Minuten später umso heftiger wieder einzusetzen.
„Jetzt geht’s los“, meinte die Hebamme ganz unprofessionell. „Weiter ruhig atmen und- pressen!“
Dr. Griffin sah besorgt auf den Pulsmesser. Nach einiger Zeit fing die Hebamme an zu schreien.
„Sie müssen PRESSEN! Los! Das ist doch nicht so schwer!“
Morgana hätte sie am liebsten an die Wand geklatscht, doch sie brachte nur ein keuchendes „Da stimmt was nicht“ zustande. Mittlerweile hatte das auch die korpulente Geburtshelferin bemerkt und rief mit nervöser Stimme Griffin zu sich.
„Doktor, ihr Bauch fühlt sich ganz hart an“, sagte sie besorgt.
Der Arzt fühlte kurz mit Zeige- und Mittelfinger die Stellen am Bauch ab und rief dann nach der Krankenschwester.
„Ich fürchte, es wird eine Steißgeburt. Bringen Sie mir schnell einen Milligramm Spasmolvtika.“ Er wandte sich Morgana zu.
„Keine Sorge, das Mittel ist nur zur Entkrampfung und Öffnung des Muttermunds“, sagte er. Morgana nickte gequält. Ihr war völlig egal, was für ein Mittel der Doktor ihr geben wollte. Hauptsache, die Schmerzen hörten auf.
„Ich werde…ich werde sterben“, keuchte sie. Griffin legte ihr eine Hand auf den Arm. Es war unheimlich schwer für ihn das zu sagen, was er sagen wollte.
„Nein, Mrs. Evans. Ich habe Hoffnung, dass Sie…sie es schaffen!“
Der Aufmunterungsversuch wirkte. Morgana presste und presste weiter, bis endlich die Schwester mit dem Mittel kam, welches der Doktor ihr wieder per Injektion verabreichte. Nach einiger Zeit und ganz plötzlich fühlte die junge Frau, dass sich etwas in ihr löste. Eine Art Verklemmung die ihr die ganzen Schmerzen bereitet hatte.
„Mrs. Maron“, wies der Doktor die Hebamme an. „Wir müssen sie in die Steißgeburt – Position bringen. Kennen Sie sich damit aus?“
Die füllige Frau sah in entrüstet an. „Was denken Sie denn, welchen Beruf ich erlernt habe?“, fragte sie kopfschüttelnd.
Griffin lächelte kurz entschuldigend, und wandte sich Morgana zu.
„Mrs. Evans, sie müssen sich aufrichten und umdrehen, sodass sie auf Händen und Knien eine stabile Haltung einnehmen können. Schaffen Sie das?“
Morgana starrte ihn entgeistert an, aber sie nickte. Sie musste es schaffen. Doch das Vorhaben erwies sich als sehr schwer. Nach fünfminütigem Versuchen standen dem Doktor und der Geburtshelferin Schweißperlen auf der Stirn. Als es schließlich geschafft war, und Morgana in der anstrengenden Steiß – Position war, eilte die Hebamme zum Fußende des Bettes.
„Das Baby kommt mit den Füßen zuerst“, stellte sie schwitzend fest.
Griffin sah Morgana eindringlich an. „Weiter pressen!“, sagte er. „Bloß nicht aufhören.“ Und Morgana presste und presste.
„Ich sehe es!“, rief Mrs. Maron plötzlich. Morgana durchfuhr ein Glücksgefühl. Vorwärts!, ermunterte sie sich selbst. Du kannst es schaffen!
„Nicht aufhören“, sagte auch die Hebamme jetzt. Nach weiteren fünf Minuten Angespanntheit fühlte Morgana auf einmal, wie etwas von ihr abfiel. Und Sekunden später rief Mrs. Maron auch schon die Wörter, die die junge Frau hören wollte: „Ich habe das Baby!“






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