Wirklich..? - Teil 15

Autor: CookyPrincess
veröffentlicht am: 26.07.2012


Entschuldigt meine lange Sommerpause. Dafür bekommt ihr jetzt einen längeren Teil :D
Viel Spaß
Lg eure CookiePrincess

Kapitel 29
Am gleichen Morgen wurde mir schlecht und ich musste mich übergeben.
‘Bist du schwanger?’, fragte mich mein Vater und ich guckte ihn geschockt an.
‘Natürlich nicht.’
‘Dann schlägt dir vielleicht die Busfahrt auf den Magen’
Ich stimmte ihm zu.
Dann ging er auf Arbeit.
‘Kleo? Liest du mich vor?’, fragte mich Fiona.
Ich wollte, doch es ging nicht. Ich konnte mich weder auf den Text konzentrieren, noch konnte ich 2 Minuten lesen ohne auf die Toilette zu rennen.
Dann klingelte das Telefon und ich war froh, dass Fiona dran ging, bis ich hörte wer dran war und was sie sagte.
‘Hallo? … Felix! … Nein … Die muss immer kotzen’, kicherte sie.
Damit nahm ich ihr das Telefon aus der Hand.
‘Sorry Felix!’, sagte ich und bedachte Fiona mit einem bösen Blick.
‘Schon ok. Geht’s dir nicht gut?’, fragte er.
‘Geht schon. Hab die lange Busfahrt nicht vertragen.’
‘Eigentlich wollte ich euch einladen, was zu machen, aber so willst du lieber zu Hause bleiben nehme ich an.’
‘Ja schon.’
‘Soll ich Fiona zu uns nehmen? Dieses Wochenende wären wir sowieso dran.’
Ich überlegte kurz. Das stimmte. Wir hatten uns das ja ausgemacht. Ein Wochenende bei uns und das nächste bei ihnen.
‘Das wäre wohl das Beste für sie. Wenn ich doch eine Grippe hab, dann will ich sie nicht anstecken.’
‘Alles klar ich hol sie gleich ab’
‘Man Felix! Du bist ein Schatz.’
‘Weiß ich doch’, lachte er und legte auf.
‘Fiona? Wie wäre es, wenn du zu Felix und Timo gehst?’, fragte ich sie.
‘Kommst du mit?’
‘Ich denke nicht. Nein.’
‘Gut. Dann hab ich Felix für mich allein’
Und so ließ sie mich stehen. Was war denn das jetzt?
‘Pack noch deine Sachen!’, rief ich hinterher und setzte mich auf die Couch.
Bald darauf klingelte es. Als ich an das Telefon ging, rief Fiona:’ Ich bin noch nicht fertig!’ und Felix fing an zu lachen.
‘Kann ich noch rauf kommen?’, fragte dieser und ich stimmte zu.
Ich machte die Tür auf und ging zu Fiona ins Zimmer.
‘Was machst du denn hier?’, fragte ich geschockt.
Ihre Sachen lagen überall und sie saß in der Mitte und spielte Barbie.
‘Ich find nichts zum anziehen’, sagte sie.
Fiona rannte auf einmal raus und ich suchte ihr was aus.
‘Was machst du denn?’, fragte Felix.
‘Ich soll für Fiona was zum anziehen suchen’
‘Und da bringst du alles durcheinander?’
‘Das war ich nicht.’
‘Hätte ich jetzt auch gesagt.’
Dann hörte man die Klospülung und Fiona kam rein.
‘Kleo du hast ja noch nicht alles wieder aufgeräumt’
‘Geht’s noch?’
‘Ja komm Felix wir gehen jetzt’, sagte sie und krallte ihren Rucksack in den ich ihr grade alles gepackt hatte.
‘Nehmt einen Schlüssel mit’, rief ich noch hinterher.
Und damit waren sie weg.
Ich räumte auf und dann legte ich mich der Länge lang auf die Couch.
Es kam aber irgendwie nichts im Fernseher und diese verdammten Kopfschmerzen wollten nicht weggehen, also nahm ich eine Tablette.
Der Fernseher lief und ich schlief ein.

Als ich wieder aufwachte, war es dunkel ich drehte mich um und dann sah ich im Fernseher eine hässliche Gestalt. Ich quiekte und fiel von der Couch.
Das war ein Schock fürs Leben und schaltete das Ding aus. Dann wollte ich das Licht anmachen, aber auf einmal sprang die Sicherung raus und ich stand im dunkeln da.
‘Ruhig Kleo. Du bist allein und, und, und…’
Ich war allein! Im dunkeln! PANIK. Das durfte doch nicht wahr sein. Wo war mein Handy, wenn ich es mal brauchte?
Ich schlich mich also an der Wand lang, in mein Zimmer, doch kaum war ich dort angekommen, hörte ich es hinter mir knarren.
Alles umgucken half nichts und so krallte ich mein Handy, rannte ins Bad und schloss zu.
Der Sicherungskasten war im Keller und da würde ich ganz sicher nicht hinuntergehen.
Das konnten sie vergessen. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu warten, denn es war 3 Uhr morgens und ich wollte Felix nicht auf die Nerven gehen.
Mein Vater war dieses Wochenende auch nicht da und ich saß allein im Bad.
Schon wieder dieses knarren. Was wenn da jemand war?
Natürlich wusste ich mich zu beruhigen. Ich war mir bewusst, dass ich mir alles nur einbildete und war der Situation durchaus gewachsen. Ich würde mich jetzt wie eine kultivierte Frau benehmen. Ja genau das hatte ich vor, bis es dann wieder knackste.
Ich kauerte mich vor Todesangst in eine Ecke und rief Felix an.
In solchen Moment hatten ich mich einfach nicht im Griff. Jeder sollte vor etwas Angst haben. Ich wäre damit zufrieden gewesen vor Spinnen Angst zu haben, aber nein ich hatte vor der Dunkelheit Angst. Als ich dann anfing am ganzen Leib zu zittern, dachte ich kurz, dass ich umkippen würde.
‘Ja?’, fragte mich eine verschlafende Stimme.
Oh nein! Ich hatte in geweckt.
‘Kleo? Bist du das?’
Und schon wieder ein knarren. Ich schluckte.
‘Kleo? Weinst du?’, fragte er jetzt wacher.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich weinte, aber jetzt, wo er mich so fragte, merkte ich, dass meine Augen brannten.
‘Bist du zu Hause? Ich komme rüber.’, sagte er und legte auf.
Also dafür, dass ich nicht einmal was gesagt hatte, war das Gespräch doch ganz gut verlaufen.
Wieso musste es nur so dunkel sein? Und dann wurde die Tür aufgemacht.
‘Kleo?’, fragte Felix. War der geflogen? Ich konnte mich kaum rühren. Verdammte Angst. Mein Verstand war hellwach und ich wusste mich in Sicherheit, aber mein Körper wollte nicht.
‘Das Licht geht ja gar nicht.’, vernahm ich es von draußen.
Nur zu gern hätte ich gerufen: “Hier bin ich!”, aber es ging nicht. Es kam kein Laut über meine Lippen.
Unter der Tür kam ein Schein durch. Er war wahrscheinlich genau so schlau wie ich und leuchtete nun mit seinem Handy rum.
Als er dann ans Bad kam und die Tür nicht aufbekam, fragte er noch mal: ‘Kleo? Bist du hier drin? Was ist denn passiert?’
Endlich fand ich auch meine Stimme wieder.
‘Nichts.’, sagte ich. Man sollte sich ja für seine Ängste nicht schämen, aber welches normale 17 jährige Mädchen hätte sich in dieser Situation nicht geschämt?
‘Deswegen sitzt du im Bad. Schließt dich ein und weinst?’
‘Ja.’
‘Sag mal? Bist du schwanger?’
‘Nein. Wie kommst du nur darauf?’
‘Naja du sitzt weinend im Bad. Heulst dir die Augen aus. Was soll ich sonst denken?’
‘Ich weine doch gar nicht!’
‘Lass mich rein. Ich will mich selbst davon überzeugen.’
‘Nein!’
‘Wieso nicht?’
‘Ich.. Ich’ Ich überlegte angestrengt, was ich sagen könnte.
‘Ich.. Die Sicherung ist raus’, sagte ich dann schnell.
‘Und deswegen weinst du und schließt dich im Bad ein?’
Verdammt. Schlechte Ausrede. Wenn er das so sagte, hörte sich das etwas lächerlich an.
‘Nein.’
‘Kleo. Komm jetzt raus oder ich häng die Tür aus.’
‘Nein.’
‘Dann sag mir was los ist! Du kannst mit mir doch über alles reden.’
Langsam krabbelte ich an die Tür.
‘Aber nur, wenn du nicht lachst.’
‘Ich würde dich nie, NIEMALS auslachen. Das verspreche ich.’
Er setzte sich anscheinend an die Tür, denn ich hörte es kurz rascheln.
Ich hockte mich noch näher an die Tür und flüsterte: ‘Ich hab Angst im dunkeln.’
Draußen regte sich nichts.
‘Ich will ja nicht unhöflich sein, aber kannst du das wiederholen? Ich hab’s nicht verstanden.’
Ich knallte mit meinem Kopf gegen die Tür.
‘Was machst du denn?’, fragte er schnell.
‘Ich hab Angst im dunkeln.’, sagte ich und starrte erwartungsvoll die Tür an.
Das hatte ich noch nie jemandem erzählt. Mein Vater wusste auch nichts davon und Fiona würde ihren Schwesternfimmel verlieren.
‘Komm raus.’, sagte er dann.
‘Jetzt magst du mich nicht mehr’
‘So ein Quatsch! Kleo, komm jetzt raus’
‘Nein!’
‘Du bist schlimmer als mein Bruder. Mensch, du bist mir echt wichtig geworden in den letzten Tagen. Wieso sollte ich dich wegen so was nicht mehr mögen? Jeder Mensch hat Angst.’
‘Du auch?’
‘Nein ich nicht.’, sagte er und ich konnte sein Grinsen förmlich sehen.
Ich schnaufte.
‘Nagut. Aber wenn du das jemandem verrätst, dann muss ich dich leider töten’
‘Mach ich nicht’, sagte ich ehrlich.
‘Ich habe Angst vor Haien.’
Naja das hatte irgendwie jeder? Das war einfach der Respekt und der Lebenserhaltungstrieb, aber für den Moment war das in Ordnung.
Also schloss ich die Tür auf.
‘Siehst du? Ich bin da und dir wird nichts passieren.’, sagte er und nahm mich bei der Hand.
‘Nein eigentlich nicht.’
‘Was eigentlich nicht?’
‘Ja ich seh’ dich nicht.’
‘Du Witzbold’
Ich kicherte.
‘So gefällst du mir schon besser’, sagte er und strich mir an der Wange lang.‘Man Felix. Irgendwie hilfst du mir immer. Ich hab schon ein richtig schlechtes Gewissen’, meinte ich dann.
‘Musst du nicht. Ich helfe dir wirklich gern. So komm ich mir nicht so nutzlos vor.’
‘Du bist auf keinen Fall nutzlos!’, sagte ich schnell.
Dann war Stille angesagt.
‘Wollen wir zusammen die Sicherung wieder einschalten?’, fragte er und half mir hoch.
Den ganzen Weg hing ich an Felix, wie eine Klette. Und ich musste mir eingestehen, dass es nicht nur wegen der Angst war.
Als wir wieder oben waren und ich das Licht anmachte, fiel mir erstmal auf, dass Felix nur Boxershorts und eine Jacke anhatte, die er nicht einmal zugemacht hatte.
‘Ohje. Du hast dich nicht mal umgezogen’, sagte ich und nahm seine Hand, die aber eigentlich ziemlich warm war.
‘Ja ich hab mir Sorgen gemacht. Wenn dir niemand am Telefon antwortet und du immer nur jemanden schluchzen hörst, dann willst du nur so schnell wie möglich wissen, was los ist.’
‘Tut mir Leid’
‘Passt schon. Ich würde jetzt gern weiterschlafen gehen. Kommst du mit oder soll ich hier bleiben?’
‘Wegen den Kindern..’
‘Na dann zu mir.’
Ich lief in mein Zimmer und zog mir einen Pullover über, dann gingen wir zu Felix.
Er schloss leise auf.
‘Wo soll ich schlafen?’, fragte ich dicht hinter ihm.
‘Ich bezieh dir noch schnell ein Bett.’
‘Ach Quatsch. Mach dir keine Umstände.’
Wir gingen in sein Zimmer und er machte sein Licht an. Ich fand es gleich irgendwie gemütlich. Es roch nach Felix. Sein Bett war zerwühlt und stand in einer Ecke neben dem Fenster. Es war ziemlich klein. Am Fußende seines Bettes stand ein Schreibtisch und er hatte sogar ein Bücherregal. Direkt neben der Tür befand sich ein kleiner TV und gegenüber von dem stand Mitten im Raum eine kleine, rote Couch.
Ich setzte mich auf die Couch, nahm ein Kissen, von denen, die auf ihr lagen und legte mich hin.
‘Was machst du da?’, fragte er.
‘Ich schlafe. Hast du vielleicht doch ‘ne Decke?’
‘Du schläfst gefälligst im Bett’
‘Nein schon ok. Deine Couch ist bequem.’
‘Genau das ist der Grund, wieso ich dort schlafe.’
‘Aber ich liege ja schon hier’
‘Das kann man ja ändern. Ich bitte dich nur noch einmal aufzustehen.’
Mit diesen Worten drehte ich mich zur Provokation um.
‘Gute Nacht’, sagte ich und machte die Augen zu.
Und dann wurde ich hoch gehoben.
‘Verdammt Felix! Lass mich runter!!!’, meckerte ich.
‘Sht! Die Kinder schlafen’, sagte dieser und trug mich in sein Bett.
‘Ich will aber nicht in deinem Bett schlafen!’
‘Wieso nicht? Stink ich?’
‘Nein’, lachte ich, ‘aber es kommt mir nicht richtig vor’
‘Aber mir’
Und schon ließ er mich in sein Bett plumpsen.
‘Dann schlaf wenigstens mit hier. Ich will nicht, dass du krank wirst, weil du keine Decke hast.’ Er überlegte.
‘Wenn ich darf.’
‘Das ist dein Bett.’
‘Aber du liegst drin’
‘Komm jetzt’
Und so schliefen wir wieder in einem Bett. Wie oft das jetzt schon der Fall war. Aber so was machte man auch unter Geschwistern. Ich drehte mich von ihm weg und schlief.


Kapitel 30
Als ich kurze Zeit später wieder aufwachte, guckten mich 2 blaue Augen an.
‘Wie lange guckst du schon?’, fragte ich.
‘Nicht lang.’
‘Wie lang, ist denn nicht lang?’
‘Viertelstunde’
‘Das ist aber lang!’
‘Oh ok. Du siehst aber süß aus beim schlafen’
‘Gar nicht.’
‘Woher willst du das denn wissen?’, lachte er.
‘Tja.’
‘Das ist keine gute Antwort.’
‘Ich find schon. Wie spät ist es?’
‘Um 7.’
‘Fiona könnte jeden Moment aufstehen.’
‘Hilfst du mir beim Frühstück machen?’
‘Ja. Aber ich geh zuerst ins Bad.’
‘Na gut. Gleich die linke Tür hier daneben’
‘Alles klar!’
Und schon war ich im Bad. Ich sah echt schlecht aus. Wie konnte er so was süß finden? Oder vielleicht nur Mitleid. Denn so wie ich aussah, hatte ich das nötig. Ich hatte Augenringe, meine Haare standen so zu sagen in alle Richtungen und ich hatte immer noch Kopfschmerzen, was zwar nichts mit meinem Aussehen zu tun hatte, aber es störte.
Als ich mich dann mehr oder weniger, ehr weniger als mehr, aufgepeppt hatte, ging Felix ins Bad.
‘Was wollen wir frühstücken?’, fragte mich Felix doch ich zuckte nur mit meinen Schultern.
‘Hast du eigentlich irgendwann mal eine Meinung?’
‘Ja?’
‘Warum merk ich davon nie was?’
‘Weil du mich nicht genug kennst?’
‘Ich kenn dich also nicht?’
‘Jap.’
‘Darf ich dich kennenlernen?’
‘Nope.’
‘Zicke’
‘Ochse’
‘Spiegelei?’
‘Von mir aus’
Er schüttelte lachend den Kopf und holte eine Pfanne raus.
‘Was machst du denn da?’, fragte ich ihn als er das Salz dran machte.
‘Ich salze es.’
‘Nein. Du versalzt es. Gib her!’
Und dann übernahm ich.
‘Endlich habe ich eine Frau, die für mich kocht! Da hinten stehen auch noch Eimer und Lappen, also wenn du dann fertig bist..’
Ich würdigte ihn eines bösen Blickes und dann war er still.
‘Ich weck die Kinder’, sagte Felix .
Am Tisch hörten wir Musik.
Danach gingen wir dann. Sonntage waren bei mir immer Chilltage. Ich tat nichts und würde auch nie etwas tun. So war es auch an diesem Sonntag.
Dennoch fiel mir am späten Abend ein, dass ich noch für einen Test zu lernen hatte, also fing ich an. Bis ich dann keine Lust mehr hatte. Ich setzte mich auf unseren Balkon und las.
Langsam wurde es auch wärmer und die Tage wurden länger. Am nächsten Tag sollten es bereits 18° werden.
Als ich dann gar nichts mehr sah, ging ich wieder rein und brachte Fiona in ihr Bett.
Und dann kam mein Vater wieder. Wir setzten uns hin und erzählten.
‘Läuft alles gut in der Schule?’, fragte er.
‘Ja klar. Aber ich befürchte, dass es jetzt erst richtig losgeht.’
‘Achso. Wie geht’s deinem Magen?’
‘Gut. Bei dir auch alles klar?’
‘Ja schon.’
Er betrachtete mich mit einem väterlichen Lächeln. Ich war froh einen solchen Vater zu haben. Er war immer freundlich, gutherzig und fürsorglich. Ich meine, wenn man so viel arbeiten musste, wie er, dann war das mit der Erziehung nicht ganz einfach, aber wir bekamen das hin.
Es interessierte mich, was er tat, aber ich würde nie danach fragen. Wenn er es mir sagen wollte, würde er es tun. Und aufzwängen wollte ich mich nicht.
‘Werden wir eigentlich wieder umziehen?’, fragte ich nach einer Weile des Schweigens,
‘Wieso? Das hast du ja noch nie gefragt’
‘Tja irgendwann ist immer das erste Mal.’
Er lachte und sagte: ‘Noch bleiben wir. Mich interessiert nur, wieso. Sonst war es dir auch egal. Geht es um einen Jungen? Diesen Felix?’
Ich überlegte, dann nickte ich.
‘Er scheint nett zu sein. Als du im Krankenhaus gelegen hast, habe ich ein paar Worte mit ihm gewechselt. Aufgewecktes Kerlchen’
‘Papa! Sprich nicht so über ihn, als wäre er 5 oder so’
‘Schon ok! Ich guck ihn mir mal genauer an.’
‘Nicht nötig. Ich bezweifle stark, dass wir irgendwann eine Beziehung führen werden.’
‘Aber wieso das denn?’
‘Ach. Davon verstehst du auf deine alten Tage nichts.’, kicherte ich vor mich hin und ging schlafen.


Kapitel 31
Am nächsten Montag war Felix nicht in der Schule und niemand wusste wieso.
‘Kleo! Bleib ruhig. Er hat bestimmt nur verschlafen’, versuchte Sassi mich zu beruhigen.
‘Aber was, wenn ihm was passiert ist! Wenn er krank ist und niemand da ist um ihn zu pflegen..’
‘Kleo man wird nicht von heute auf morgen so krank.’
‘Woher willst du das wissen?’
‘Jetzt beruhig dich. Du kannst nach der Schule ja mal hingucken.’
‘Das werde ich auch tun.’
Sie schüttelte en Kopf und wir widmeten uns wieder dem Unterricht. Der Test verlief ganz gut. Und in Erdkunde kam Tamara an die Tafel. Natürlich hatte sie keinen Schimmer, wo die Beringstraße oder die Labradorhalbinsel ist. Aber das war mir auch egal.
Ich konnte es einfach nicht verhindern, dass ich mir Sorgen um Felix machte.
Das war halt einfach so. Als dann die letzte Stunde vorbei war, verabschiedete ich mich von Sassi und Mark und lief in einem schnellem Tempo nach Hause.
Ich machte mir gar nicht die Mühe zu uns nach Hause zu gehen, sondern lief gleich zu Felix.
‘Ja?’, meldete eine verkratzte Stimme, als ich die Klingel betätigte.
‘Ich bin’s Kleo.’
‘Oh ok. Was ist?’
‘Felix?’
‘Ja.’
‘Darf ich rauskommen?’
‘Nein. Ich bin erkältet. Es wäre nicht gut, wenn du dich anstecken solltest’
‘Mach jetzt auf.’
Dann hörte man das Geräusch, wenn die Tür aufgemacht wurde.
Also stiefelte ich die Treppen hinauf.
‘Kleo’, fing er an als ich in seiner Etage angekommen war, ‘Bitte geh wieder’
‘Ach halt die Klappe’, sagte ich und schubste ihn in die Wohnung.
‘Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn du nur in Unterwäsche rumläufst.’, fügte ich noch hinzu und betrachte ihn kritisch.
‘Ich dachte dir gefällt das’
‘Falsch gedacht.’
Ich schmiss meinen Rucksack in die Ecke und lief in die Küche. Felix folgte mir.
‘Was machst du?’, fragte er leise und stand ganz schüchtern in dem Türrahmen.
Kranke Leute sind so süß.
‘Zieh dir was an!’
Und schon war er weg. Das war genau mein Ding. Kranke Menschen fühlten sich schwach und brauchten Zuneigung. Genau das konnte ich am besten, denn das war auch das, was kleine Kinder brauchten.
Ich machte ihm einen Tee und als er wiederkam, hatte er nur einen Pullover über gezogen.
‘Das ist aber nicht der Sinn von umziehen..’
‘Aber mir ist nicht kalt’
Das ließ mich aufhorchen. Ich ging zu ihm und fasste ihn an die Stirn. Der kurze Körperkontakt ließ ihn zurückzucken.
‘Hast du ein Fieberthermometer?’, fragte ich schnell und er holte es.
Er setzte sich direkt vor mich auf einen Stuhl und als es piepte war es klar: Fieber.
Also steckte ich ihn kurzer Hand ins Bett.
‘Ich bin aber nicht müde’
Ich holte einen feuchten Lappen und legte ihn ihm auf die Stirn.
‘Du musst das nicht machen’, sagte er dann.
‘Ich mache es aber’
‘Nagut.’
Ich stellte ihm einen Tee neben sein Bett und setzte mich an seinen Schreibtisch um Hausaufgaben zu machen.
‘Kleo?’, fragte er leise.
‘Ja?’
‘Kannst du mir Taschentücher bringen?’
Ich ging los und suchte, als ich sie dann gefunden hatte, gab ich Felix eine Packung.
Danach setzte ich mich wieder hin.
‘Kleo?’
‘Ja?’
‘Ich habe Hunger’
‘Oh stimmt. Tut mir Leid. Irgendwelche besonderen Wünsche?’
‘Nein.’
Ich ging in die Küche und suchte mir alles zusammen um Eierkuchen zu machen.
Natürlich dauerte es eine Zeit, aber als ich fertig war, rief ich Felix und er kam in die Küche geschlürft.
‘Wow! Danke Kleo’, sagte er mit funkelnden Augen, setzte sich hin und fing an zu essen.
‘Lass noch welche für die Kinder übrig’, sagte ich und fühlte mich ein kleines bisschen, wie eine Ehefrau.
‘Ja.’, sagte Felix nur.
‘Ich hol sie mal. Wenn du fertig bist, gehst du sofort ins Bett!’
‘Ay ay.’
Ich lief also los und holte die Kleinen ab.

‘Timo. Ich nehm’ dich gleich mit’, sagte ich, als ich Fiona anzog.
Der kleine Junge grinste über das ganze Gesicht.
‘Ziehst du mich auch an?’, fragte er dann.
‘Wo ist Felix?’, fragte Fiona.
‘Ja klar’, sagte ich an Timo gerichtet und zu Fiona sagte ich:’ Krank.’
Dann gingen wir nach Hause, also zu Felix.
Als wir ankamen, schlief er.
Ich machte den Kindern noch die Eierkuchen warm und setzte mich dann an meine Hausaufgaben.
Während sie aßen, saß ich an Mathe, Deutsch und Erdkunde.
‘Kleo?’, fragte mich ein verschlafener Felix und ich drehte mich zu ihm um, da ich wieder an seinem Schreibtisch saß.
‘Ja?’, lächelte ich ihn an.
‘Was machst du noch hier?’
‘Ich mache Hausaufgaben’
‘Achso’
Damit machte er die Augen wieder zu und fing herzhaft an zu schnarchen. Klasse. Super Bedingungen zum Hausaufgaben machen.
Also hörte ich auf und lief in die Küche um Felix neuen Tee zu machen.
‘Kleo?’, fragte mich Timo, als er in die Küche kam.
‘Ja?’
‘Machst du mir auch Tee?’
‘Natürlich, wenn du das willst.’
‘Au ja!’
‘Frag doch Fiona, ob sie auch Tee möchte’
Und schon war der kleine Junge verschwunden. Es dauerte nicht lange, da saßen zwei Kinder am Tisch und warteten auf ihren Tee.
Sie unterhielten sich sehr aufgebracht über ein Mädchen im Kindergarten. Ich hörte nur zu und kippte in 4 Tassen Tee.
Meine Kopfschmerzen waren wieder richtig schlimm und mir war schrecklich schwindlig.
Als ich in Felix’ Zimmer kam, war er bereits wach.
Ich stellte ihm den Tee hin und setzte mich auf sein Bett.
‘Wie fühlst du dich?’, fragte ich und berührte seine Stirn um seine Temperatur abschätzen zu können.
‘Ganz gut.’, sagte er und nahm den Tee von seinem Nachttisch, wo ich ihn hingestellt hatte.
‘Dein Kopf ist auch nicht mehr so warm, wie vorhin’
‘Das liegt bestimmt an deiner Fürsorge’
‘Ach Quatsch. Brauchst du noch irgendwas?’
‘Nein eigentlich nicht’
‘Gut’, sagte ich dann und setzte mich in Bewegung, bis Felix mich an meiner Hand festhielt.
Ich guckte verwirrt in sein hochrotes Gesicht.
‘Bitte bleib.’, flüsterte er.
Ich guckte ihn geschockt an. Das war wirklich ein total niedlicher Anblick, also setzte ich mich wieder hin und guckte ihm in die Augen.
Seine Augen.
Ob ich diesen Augen, je widerstehen konnte? Ob ich diese Augen irgendwann mal vergessen würde? Ich tat es nie.
‘Du hast schöne Augen’, sagte Felix auf einmal und ich musste mich kurz sammeln, nicht nur, weil ich gerade das gleiche über seine gedacht hatte, sondern auch, weil er mir ein Kompliment gemacht hatte.
‘Ehm.. Danke’, stotterte ich rum und guckte weg.
‘Ach Kleo! Ich hab dich lieb’, murmelte er und legte sich hin.
Ich guckte ihn an, wie er da im Fieber mit mir sprach.
Als ich merkte, dass er schlief, stand ich auf und flüsterte: ‘Und ich liebe dich’
Ich seufzte und ging aus seinem Zimmer.
In der Küche brachte ich dann meine Hausaufgaben zu ende.
Danach war es ziemlich spät und ich brachte Timo ins Bett, um dann mit Fiona nach Hause in unsere Wohnung zu gehen.

Das ging auch noch die restlichen Tage so, wobei Felix sich sehr gut erholte. Am Mittwoch konnte er bereits zum Arzt gehen, wobei ich ihn natürlich begleitete.
Es war alles geplant. Wir wollten zum Arzt gehen, danach die Kinder vom Kindergarten abholen und danach gleich nach Hause gehen. Doch der Arztbesuch dauerte länger als beabsichtigt und so waren wir wirklich spät dran.
‘Ich dachte schon ihr hättet die Kleinen vergessen’, empfing uns die Erzieherin.
‘Nein, wir hatten noch einen anderen Termin, der sich verlängert hat’, erzählte ich, als ich Timon anzog. Felix wartete draußen, da er die Kinder nicht anstecken wollte.
Wir liefen also nach Hause und schwiegen. Alle 4.
Es war keine bedrückende Stille, jeder hing seinen Gedanken nach, wobei es bei Timo und Fiona ehr daran lag, dass sie geschafft waren.
Es war sehr spät, als wir ankamen und deshalb kam Felix auf die Idee, dass wir gleich hier bleiben könnten, damit Fiona gleich schlafen konnte.
Das Kind konnte einem wirklich leid tun. Sie kam immer so spät ins Bett. Aber ich konnte das nur in diesen Zeiten bewältigen immerhin ging ich auch noch in die Schule.
Fiona bekam einen Spidermanschlafanzug von Timo.
‘Ich geh jetzt rüber und hol die Sachen für Fiona und für mich.’, gab ich an und ging nach Hause.
Dort wartete mein Vater schon auf uns. Ich setzte mich also noch kurz zu ihm und wir erzählten uns über die vergangen Tage, über Schule und wie schwierig das Abi ist.
Dann ging ich mit all den Sachen wieder in die Wohnung, wo mich Felix schon erwartete.
‘Was hast du denn so lange gemacht?’, fragte er angespannt und schweißnass.
‘Mein Vater war da und wir haben noch erzählt.. Sag mal, Felix? Geht’s dir gut?’
Ich ließ die Sachen in eine Ecke fallen, lief zu ihm und fasste ihm an seine Stirn.
Er schlug meine Hand sofort weg.
‘Ja ist es.’, sagte er nur und ging dann in sein Zimmer.
Ich lief ihm hinterher.
‘Felix? Was ist los?’, fragte ich und stand vor seiner geschlossenen Tür, was mich nicht daran hinderte, sie einfach aufzumachen.
‘Nichts. Lass mich in Ruhe und geh!’
Er lag schon in seinem Bett und ich setzte mich zu ihm.
‘Ich merke doch, wenn was nicht stimmt.’
‘Oder du kennst mich einfach nicht gut genug.’
Ich verdrehte meine Augen, was er nicht sehen konnte, da er auf der Seite, mit seinem Gesicht mir abgewandt, lag.
‘Hast du Schmerzen?’, fragte ich leise und berührte ihn leicht an seinem Rücken.
Er zog scharf den Atem ein.
Menschen, die Schmerzen haben neigen dazu schnell gereizt zu sein.
In meiner alten Schule, war das mit einem Mädchen schlimm gewesen. Sie hatte sich das Handgelenk gebrochen und niemand hat es mitbekommen.
Sie selbst wollte nicht zum Arzt, wieso auch immer.
Egal, was man sie fragte antwortete sie immer aggressiv, bis man sie dann wegen Aggressionsbewältigungstraining in eine Gruppe einwies, die dann herausfand, dass sie einfach nur ein gebrochenes Handgelenk hatte.
‘Nein’, sagte er genauso leise und drehte sich zu mir um.
‘Kleo…’, fing er an und guckte mir traurig in die Augen, ‘Tut mir Leid, ich weiß nicht was über mich gekommen ist.’
‘Schon in Ordnung.’, sagte ich sanft und strich ihm über seine Wange.
Das Mädchen, welches dieses Privileg irgendwann haben sollte, würde solch ein Glück gar nicht richtig schätzen können. Ich fürchte, selbst ich, wenn mir dieses Glück zuteil werden sollte, was ich zwar stark bezweifelte, aber man darf ja wohl träumen.., würde ich es nicht richtig schätzen. Dieses Glück, Felix als festen Freund zu sehen.
In diesen Augen die gleiche Liebe zu sehen, die man für ihn empfindet.
Soweit das möglich war. Ich war mir nicht sicher, ob irgendjemand noch so lieben konnte, wie ich in Felix verliebt war. Das war schier unmöglich.
Felix holte mich mit einem Röcheln aus meinen Gedanken und ich guckte ihn an.
‘Was ist?’, fragte ich und nahm meine Hand langsam wieder weg.
‘Ich habe einen ekligen Geschmack im Mund.’
‘Ich mach dir einen Tee!’, sagte ich und war schon beim aufstehen, als er mich wieder festhielt. Diese Situation glich einem Déjà-vû. Ich setzte mich demnach wieder hin und er setzte sich auf.
‘Ich habe eine bessere Idee, wie du mir helfen kannst einen anderen Geschmack in meinen Mund zu bringen’
War ich jetzt blöd, oder machte er da gerade eine Andeutung aufs Küssen?
‘Na dir scheint’s ja wieder besser zu gehen’
‘Aber nur, weil du so gut um mich sorgst’
‘Ach. Bla bla!’
‘Nein echt. Ich danke dir Kleo.’
‘Schlaf jetzt!’
‘Ich bin nicht müde’
‘Echt nicht?’
‘Nein’
‘Dann geht es mit deiner Krankheit schon mal bergauf. Das ist gut’
‘Du bist wie eine Mutti’
‘Also echt. Du solltest dich auf eins einigen. Deine Schwester, deine Mutter, wenn du jetzt anfängst mich deinen Vater zu nennen, geh ich’
‘Du kannst hier bleiben’, lachte er.
‘Wie nett.’
Ich guckte aus dem Fenster. Seine Mutter? Damit hatte er mir einen schweren Stich versetzt, aber was sollte ich machen? Es lag so zu sagen in meiner Natur den Kranken zu helfen. Seit meine Mutter gestorben war, musste ich auch die Mutterrolle für Fiona übernehmen. Ich hatte immer gedacht, dass dies einfach so war. In diesem Moment vermisste ich sie schrecklich. Mir blieben nur ganz wenige Erinnerungen an sie und dazu kam, dass mir Fiona leid tat, die sie ja kaum kannte. Ich weiß noch, dass sie liebend gern Kirschen aß und wir uns oft darüber gestritten haben, da meine Lieblingsfrucht ja die Erdbeere ist.
Es waren keine bösartigen Streits, ehr witzig. Schlussendlich musste mein Vater los um uns Kirschen und Erdbeeren zu kaufen.
Meistens erinnere ich mich an solche schönen Ereignisse. Ich weiß, dass nicht alle schön waren, wie hätte das auch sein können? Aber es war gut, dass ich nur an gute Momente dachte. Keine Mutter zu haben hieß, mit ihr nicht über die Jungs aus meiner Klasse zu reden. Keine Mutter zu haben hieß, ihr nicht von meinem ersten Mal zu erzählen. Nicht mit jemandem zu reden, der einen versteht, wenn man seine Regel hat. Niemand, der einen Halt gibt und versteht, wenn man Liebeskummer hat. Ich hatte zwar einen Vater, aber das mit seiner Arbeit lief schon immer so. Also auch niemand, der da war, wenn man krank war. So wie Felix zu dieser Zeit. Ich bin ein Mensch, der oft krank ist.
Ich lag oft im Bett, zu schwach um irgendwas zu tun und niemand war da um mir einen Tee zu machen. Niemand.
Die Erkenntnis traf mich, wie ein Schlag in die Magengrube. Alles um mich drehte sich.
Ich vermisste sie so sehr. Fiona würde nie Erinnerungen an sie haben. Sie war eine tolle Frau gewesen. Wir hatten nicht einmal Bilder von ihr. Das Bild von ihr, verschwamm langsam. Ich hatte vergessen, wie sie aussah und das machte mich noch trauriger.
Das Bild von dem Fenster aus dem ich die ganze Zeit starrte, verschwamm.
Und dann wurde mir mit einem Mal klar, wo ich mich befand und was ich im Begriff war zu tun. Ich war kurz davor ein weiteres Mal vor Felix zu weinen.
‘Kleo? Was ist los?’, fragte er und stützte sich mit seinem Arm neben mein Bein ab, um mich ansehen zu können.
Ich wischte meine Tränen mit einer schnellen Handbewegung weg.
‘Nichts’, sagte ich schnell und wollte aufstehen, doch er hielt mich mit seiner freien Hand fest.
‘Wieso weinst du?’, fragte er, aber ich guckte weg um ihn nicht ansehen zu müssen.
‘Ich weine nicht!’
Zuerst zog er mich wieder aufs Bett, dann nahm er mein Gesicht in seine Hand und drehte es so, dass ich ihn angucken musste.
‘Doch.’
Ich sah ihn an und fühlte mich so verlassen. Von einen Moment hatte er mit seinen Worten meine ganze Welt zerstört. Wieso musste die Liebe nur so verdammt schwierig sein?
Aber wenn er mich wirklich, als jemanden aus seiner Familie sieht, dann konnte ich ihm auch vertrauen.
‘Ich vermisse meine Mama’, sagte ich und meine Stimme brach.
Er guckte in meine Augen und schien zu überlegen.
‘Kleo. Ich weiß nicht, was ich in so einem Moment sagen soll..’
‘Nichts. Schon gut’
Ich verfluchte mich, nicht gelogen zu haben. Natürlich wusste er nicht, was er dazu sagen sollte. Er kannte diesen Schmerz nicht.
‘Nein.. Lass mich aussprechen!’, sagte er dann und setzte sich richtig neben mich. Er nahm meine Hände in seine und guckte mich an. Irgendwie brachte mich das völlig aus der Bahn. Ich war wie gelähmt und guckte in seine Augen.
‘Ich weiß nicht, was in so einem Moment zu sagen ist und dafür verachte ich mich. Ich würde dir gerne die Dinge sagen, die dir helfen über diesen Schmerz hinweg zu kommen, aber die gibt es nicht. Ich würde dir nur gern ein guter Freund sein und dich trösten, wenn du mich lässt. Was anderes kann ich nicht. Das tut mir Leid’
Ich hörte angespannt jedes seiner Worte an. Konnte das wahr sein? Wie konnte ein Mensch nur so lieb sein? Ich schüttelte den Kopf.
‘Was ist?’, fragte er leicht irritiert.
‘Du..’ ich guckte auf unsere ineinander verschlungenen Hände.
Er zog sie weg und sagte: ‘Schon gut. Wenn du das nicht willst, kann ich das auch verstehen.’
Ich nahm seine Hände wieder in meine.
‘Nein. Ich meinte.. Danke Felix. Ich war doch immer so allein. So etwas nettes hat noch niemand zu mir gesagt.’
Er guckte mich verwirrt an. ‘Nicht?’
‘Nein.’
Und dann nahm er mich in seine Arme. Ich fühlte mich wohl. Man kann in solchen Momenten einfach nur daran denken, dass man mehr will und das er nie enden mag, aber gerade solche Momente flogen vorbei.
Ich drückte ihn ganz leicht von mir weg.
‘Ach Kleo, was mach ich nur mit dir? Du weinst viel zu oft’
‘Tut mir Leid.’
‘Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Ich wüsste nut gern, wie man das ändern könnte.’
Küss mich?
‘Ach ich komm klar’
‘Das finde ich nicht’
Er streichelte ganz mütterlich über meine Wange. Doch irgendwann wurde er langsamer. Er guckte mir in die Augen. Schon wieder dieser magische Moment. Er hörte auf meine Wange zu streicheln, doch seine Hand verweilte immer noch dort.
Und dann kam er näher. Langsam schlossen sich seine Augen. Ich hielt automatisch den Atem an.
‘Kleo? Ich kann nicht einschlafen, kannst du mir eine Gutenachtgeschichte erzählen?’, fragte Timo, der mit seinem Teddybären in der Tür stand.
Ich schreckte sofort zurück und hörte ein Fluchen von Felix. Oder auch nur mein eigenes?
Ganz genau wusste ich es nicht mehr.
Wieso immer in solchen Momenten? Irgendwer hatte wohl ziemlich was dagegen, dass Felix und ich uns küssten.
Ich hockte mich vor Timo, mir wohl dessen bewusst, dass Felix mich anstarrte.
‘Hattest du einen schlechten Traum?’, fragte ich und nahm ihn bei der Hand.
Er rieb sich verschlafen die Augen.
‘Nein’, sagte er bestimmt, ‘Aber ich will eine Geschichte hören.’
Also ging ich mit und erzählte ihm eine Geschichte über einen coolen Ritter, der jeden noch so bösen Feind vernichtete und niemals eine Frau haben wollte; Timos Kommentar: Mädchen sind ja eklig.
Als er eingeschlafen war, ging ich wieder zu Felix rüber.
‘Na? Schöne Geschichte’, sagte er dann.
Hatte er etwa zugehört. Wie peinlich.
‘Danke. Wie kann ich die Couch beziehen?’, fragte ich.
‘Warte ich mach’s’
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgemacht und Felix’ Mutter kam herein.
‘Dio mio Felix. Zieh dir etwas anständiges an, wenn du weiblichen Besuch hast.’, lachte sie, ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
‘Wie fühlst du dich?’, fragte sie.
‘Schon wieder super. Das ist aber alles Kleo’ s Verdienst!’, erwiderte dieser.
Sie kam sofort auf mich zu, nahm mich in den Arm und dankte mir.
‘Nicht der Rede wert.’, piepste ich.
Danach guckte sie mich noch einmal genau an und deutete dann mit einem fragenden Blick auf mich. Felix nickte und ich war verwirrt.
‘Ich wollte gerade Bettbezug rausholen.’, meinte dieser dann.
Sie tat es dann für uns und schon lagen wir in einem dunklen Zimmer.
‘Deine Mutter ist nett’, sagte ich und lächelte in die Dunkelheit.
‘Ja. Sie ist toll’, sagte er.
Dann folgte Stille. Jetzt stand noch mehr zwischen uns, so konnte das doch nicht weitergehen. Dennoch wollte ich auf keinen Fall damit anfangen, weswegen ich sagte: ‘Ich muss morgen in die Schule. Ich schlafe jetzt. Gute Nacht.’
‘Ja stimmt. Schlaf gut.’


Kapitel 32
Als ich aufwachte, war mir erstmal total schwindlig. Das Zimmer schien sich um sich selbst zu drehen. Ich schüttelte einmal den Kopf und schon war alles wieder in Ordnung.
Ich stand auf und tapste ins Bad.
Dann machte ich mich fertig und holte Fiona und Timo aus dem Bett.
‘Kindchen, das musst du doch nicht machen’, sagte Felix’ Mutter, als ich ihren Jüngsten anzog.
‘Guten Morgen’, sagte ich leise und stand auf.
‘Buon giorno.. Kleo. Ich kann sie auch in den Kindergarten bringen’
‘Ach. Ich hätte Fiona ja eh in den Kindergarten gebracht, da kann ich Timo gleich mitnehmen. Sie können sich ruhig wieder schlafen legen.’
‘Ach nein! Wir müssen gleich in unser Restaurant. Ich nehme sie mit und du isst jetzt etwas.’
‘Aber.. Ich habe früh keinen Hunger!’
‘Wird Zeit, dass wir das ändern’
Sie schob mich in die Küche und setzte mich auf einen Stuhl am Tisch, dann stellte sie mir einen Teller hin und machte mir Kaffee.
Dann setzte sie sich mit einer Tasse gegenüber von mir hin und guckte mich an.
Ihre Augen waren ehr grün, was mich daran denken ließ, wo Felix diese Augen her hatte. Die von seinem Vater waren braun, wie von einem richtigen Italiener. Und seine Mutter sah mit der Ausnahme ihrer helleren Hautfarbe und den grünen Augen auch aus wie eine Italienerin.
Ihre dunkel braunen Locken vielen ihr über den blauen Badeanzug.
‘Wie alt bist du?’, fragte sie.
‘17’
‘Wieso seid ihr hergezogen?’
‘Mein Vater hat hier eine Stelle bekommen’
Ich hasste solche Kreuzverhöre, aber ich dachte daran, dass auch Felix so einem unterziehen hatte, als er im Krankenhaus auf meinen Vater getroffen ist.
‘Nun gut. Und ihr seid euch da einig geworden? Immer ein Wochenende hier und eines bei euch?’
‘Ja.’
‘Ihr scheint eine nette Familie zu sein.’
‘Danke, Sie haben auch eine sehr nette Familie.’
Sie lächelte mich an, stand auf und sagte, als sie ging: ‘Na dann will ich dich mal nicht länger aufhalten. Viel Spaß.’
Ich trank meinen zu starken Kaffee aus und lief dann zur Schule und auch als ich noch einen Umweg nahm um in die Schule zu kommen, war ich noch viel zu früh da.
Warten hieß nachdenken, was hieß, dass ich an Felix dachte, was mich wiederum zur Weißglut brachte, da ich aus dem Jungen nicht schlau wurde.
Also war Warten beschissen. Ich wollte mir gern einreden, dass er etwas für mich empfindet, denn dafür gab es eindeutige Zeichen, dennoch wollte ich es auch wieder nicht um mir den Schmerz zu ersparen, wenn er dann eine andere Freundin hatte.
Es gab da immer so Momente, in denen er mich als ein Mitglied seiner Verwandtschaft sah und nicht eine Frau, die ehr liebt.
Es wurde immer später und die Klasse füllte sich langsam.
Auch Sassi war bald darauf da und wir unterhielten uns über Chemie, als Tamara vor unserem Tisch stand.
‘Kleo? Kann ich dich mal bitte unter 4 Augen sprechen?’, fragte sie.
Sassi und ich tauschten einen verwirrten Blick, doch dann nickte ich.
Tamara lief voran und lief Richtung Schulkantine.
Dort setzten wir uns.
Ich saß ihr gegenüber und sie betrachtete mich zerknirscht.
‘Was gibt’s?’, fragte ich etwas bissig.
‘Felix hat doch bald Geburtstag…’, fing sie an.
‘Wann denn?’
Das wusste ich gar nicht.
‘In 2 Wochen’
‘Oh.’
‘Und er scheint dich ja echt zu mögen. Keine Ahnung wieso. Aber ich wollte ihm vielleicht eine Überraschungsfeier organisieren.’
‘Das klingt gut, was willst du von mir?’
‘Ich schlage vor, dass wir unser Kriegsbeil fürs erste begraben und das vielleicht zusammen machen. Wie du weißt, habe ich nicht gerade die schlausten Freunde’
Wenn ich sie so sprechen hörte, musste ich zugeben, dass sie gar nicht den Anschein machte, dass sie genau so doof war, wie ihre Anhängsel.
‘Ja hab ich bemerkt.’
Sie nickte.
‘Ich könnte deine Hilfe gut gebrauchen. Außerdem habe ich nachgedacht. Das mit unserer Clique geht nicht gut’
Was? Hö? Hä? WAS? Ich war verwirrt.
Sie bemerkte meinen Blick und erzählte weiter: ‘Wir sind alle Erwachsen und mobben die Schwächeren. Wir sollten damit aufhören’
‘Du willst mich verarschen?’, fragte ich baff.
Sie schüttelte den Kopf, dann spielte sie verträumt an ihren Haaren rum.
‘Du bist verliebt!’, stellte ich klar und grinste sie wissend an.
‘Ja.. Du weißt ja gar nicht, wie das ist. Von einen auf den anderen Augenblick komsmt du ir so dumm vor, weil du an all das denkst, was du getan hast. Ich schäme mich sogar ein bisschen’
‘Wie heißt der Glückliche?’
‘Luca. Ich habe ihn nach unserer Fahrt kennen gelernt.’
‘Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Meinung lange hält.’, gab ich zu und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
‘Du musst mir nicht glauben. Tu’ s für Felix. Ich weiß, dass du ihn auch magst.’
Ich überlegte kurz dann streckte sie mir ihre Hand aus und ich ergriff sie.
‘Deal.’, sagte ich und sie nickte mir lächelnd zu.
Danach gingen wir in den Unterricht zurück, der schon längst angefangen hatte.
Eine Überraschungsparty für Felix. Das war eine verdammt gute Idee gewesen.
Jetzt hatte ich nur ein Problem: Ein Geschenk + Kleidung für die Party.
Tamara hatte mir ihre Nummer gegeben.
Vielleicht würde ich sie fragen mir dabei zu helfen. Wenn man so einen Friedensvertrag schloss, sollte man das ausnutzen.
Regulär sollte ich ihr nicht vertrauen, aber ich hatte das Leuchten in ihren Augen gesehen.
Im Unterricht musste ich wieder an Felix’ Augen denken.
Irgendwie gingen sie mir nicht mehr aus dem Kopf, wie er langsam näher kam, sie schloss und…
Dann klingelte es. Ich erschrak so sehr, dass ich meine Flasche umschubste, die Tristan aufhob und mir gab.
Ich sollte mich besser konzentrieren, denn so konnte das keinesfalls weiter gehen.
Aber egal wo ich hinsah, immer war da Felix’ Gesicht. Das war doch abnormal.
Nach der Schule ging ich dann wieder gleich zu ihm.
‘Na wie geht’s dir heute?’
‘Super. Ich glaube ich bin wieder gesund!’, sagte er und fing an zu niesen.
‘Ja natürlich’, sagte ich und schüttelte mit dem Kopf. Männer.
‘Wie war Schule?’
‘Gut. Willst du das Zeug haben damit du es dir abschreiben kannst?’
‘Ehm nein.’
Ich guckte ihn verwirrt an.
‘Ich brauch das nicht’, sagte er schulterzuckend.
‘Du schreibst dir das ab.’
‘Nein Kleo. Ich brauch as wirklich nicht!’
‘Ok’
‘Was wollen wir essen?’, fragte er als eine Ruhepause eingetreten war.
‘Mir egal.’
‘Nagut.’
Wir standen einfach nur da und schwiegen. Er brauchte sich nicht zu wundern, dass er so schlecht war, wenn er sich keinen Kopf um die Schule machte.
Wir setzten uns dann in die Küche und auf einmal setzte eine starke Welle Kopfschmerzen ein.
‘Kleo?’, fragte Felix und hockte sich neben meinen Stuhl.
Ich hatte meinen Kopf mit meinen Händen gestützt, da mich der Schmerz so schnell erfasste.
‘Was ist denn los?’, fragte er verzweifelt.
‘Alles gut’, gab ich kleinlaut von mir.
‘So sieht das aber nicht aus..’
‘Es ist nichts. Mir ist nur schwindlig.’, log ich.
Er nahm mich bei meinen Armen und zog mich hoch. Ich hing dort, wie ein Teebeutel. Verdammte Kopfschmerzattacke.
Es war genauso schnell vorbei, wie es gekommen war und so stand ich unmittelbar vor Felix.
‘Was war denn das?’, fragte er und ließ ein Stück von mir ab, hielt mich dennoch fest, vielleicht weil er dachte, dass es jeden Moment wieder passieren könnte.
‘Ich weiß nicht. Vielleicht ein kleiner Schwächeanfall oder so..’
‘Das klingt aber ganz und gar nicht gut.’
‘Ist ja nichts passiert’, sagte ich beschwichtigend und klopfte ihm auf die Schulter. Ich wollte mich gerade aus seiner so willkommenen Umarmung entreißen, als er mein Kinn nahm und mir genau in die Augen sah.
‘Ist wirklich alles klar?’
Ich hatte seine Frage gar nicht richtig wahrgenommnen. Es schien als würde ich in Watte gehüllt sein. Er guckte mich zwar einfach nur fragend an, aber das reichte schon um mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Das konnte er doch nicht machen? Ganz zu meiner Verzweiflung fing ich auch noch an zu zittern.
‘Kleo?’, fragte er etwas nachdrücklicher und ich erwachte allmählich aus meiner Trance.
‘J.. Ja?’
‘Ich habe gefragt ob alles in Ordnung ist?’
‘Ja.’
‘Du zitterst’
‘Nein’
‘Doch natürlich. Ist dir kalt?’
‘Nein.’
‘Hab ich dich angesteckt?’, mit diesen Worten ließ er mich los, als hätte er sich an mir verbrannt.
‘Nein.. Es ist alles gut’, lächelte ich äußerlich, jedoch innerlich sah das ganz anders aus.
Mein Herz raste, meine Knie fühlten sich an, wie Pudding und das nur, weil er mir in die Augen geschaut hat. Langsam befürchtete ich, dass es bei jedem dieser Momente schlimmer zu werden schien.
Ich schüttelte meinen Kopf nur um sicher zu gehen, dass wirklich alles gut war. Da war dieser dumpfe Schmerz, aber an den hatte ich mich gewöhnt.
‘Willst du einen Tee?’, fragte Felix und ich stimmte zu.
Ich setzte mich wieder und sagte: ‘Es soll ja jetzt wärmer werden’, meinte ich so nebenbei um Konversation zu betreiben.
‘Es ist ja auch Mai. Irgendwann sollte es dann schon wärmer werden’
Ich nickte.
‘Hier bitte Madame’, sagte Felix als der Tee fertig war.
‘Danke’
Nach einer weiteren langen Ruhepause fing er an: ‘Kleo. Ich glaube wir müssen mal mit einander reden..’, aber ich hielt ihn zurück.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich heute noch mal ein “Wir sind wie Geschwister”-Zeug hören konnte.
Also sagte ich: ‘Können wir das auf später verschieben? Ich sollte jetzt die Kleinen abholen.’
Er nickte nur abwesend und guckte in seine Tasse.
Ich lief die Straße entlang und aus meinem MP3-Player dröhnte das Lied “Cranberries- Zombie’
Ich war so ein Angsthase. Er wollte über das reden, was zur Zeit zwischen uns lief und ich lief davon, aber hatte ich eine andere Wahl?
Ja. Die hatte ich wohl. Aber ich hatte Angst vor dem, was er mir zu sagen hatte. Abgrundtiefe Angst. Denn egal was er zu sagen hatte, es würde unser Verhältnis aufs gründlichste umkrempeln. Wer hatte da schon Bock drauf? Ich hatte das hier doch alles noch nie. Menschen konnten ja so fies sein.
Dann holte ich die 2 ab und wir gingen gemeinsam zu Felix, wobei ich Timo nur hinbrachte und mit Fiona nach Hause lief.
Unser Vater war wieder einmal nicht da. Fiona setzte sich vor den Fernseher und ich fing an die Wohnung zu putzen.
Dann klingelte es.
‘Ja?’, fragte ich in dieses Ding, was wie ein Telefon aussah um zu hören, wer an der Tür war.
‘Kleo?’, fragte Tamara.
Ich war kurz geschockt.
‘Ja?’, fragte ich deshalb noch einmal.
‘Kann ich rauf kommen?’
Ich drücke auf den Knopf und schon war sie oben. Wir gingen in die Küche. Irgendwie wollte ich ihr nicht mein Zimmer zeigen. Das war mir zu privat.
‘Willst du was zu trinken?’
Sie verneinte.
‘Was zu essen?’
Wieder ein Kopfschütteln.
‘Weswegen bist du sonst hier?’
‘Ich wollte mit dir über den Geburtstag von Felix reden. Ich habe eine Disco gemietet, aber irgendwie fällt mir nichts weiter ein, was man einem Jungen zum 18. schenken sollte.’
‘Ein Auto!’, dachte ich laut.
‘Darauf sind wir auch schon gekommen, aber wir können dem doch kein Auto schenken.’
‘Stimmt’
Wir grinsten.
‘Hast du vielleicht eine Idee?’, fragte sie.
‘Dafür kenne ich ihn etwas zu wenig’
‘Aber ihr seid doch jeden Tag zusammen’
Das stimmte. Und dennoch wusste ich fast nichts über ihn. Seltsam.
‘Wie wäre es mit einer Mottoparty?’, fragte ich, denn irgendwie musste ich sagen, dass Felix das bestimmt witzig finden würde.
‘Gar keine schlechte Idee’, nickte sie, holte einen Notizblock raus und schrieb es auf.
Das war doch nicht Tamara. Das konnte doch nicht sein.
‘Aber was für ein Motto?’, fragte ich.
‘Irgendwas mit viel Haut’
Ach da war sie ja wieder.
‘Das ist nicht so mein Ding.’
‘Natürlich ist es das. Guck dich an. Du bist hübsch’
Ich guckte sie verstört an, doch sie überging dies und fragte stattdessen: ‘Wie wäre es mit Hawaii?’
‘Irgendwie wusste ich, dass du das sagen würdest’, seufzte ich.
‘Na dann: Einverstanden?’
‘Nicht wirklich’
‘Und mit einer Party ganz in rot? Da kann jeder aussuchen, was er tragen will.’
‘Ich hab nichts in rot.’
‘Meckere nicht rum. Die Idee ist super und ich kann dir ein Kleid von mir geben.’
‘Oh. Danke’
‘Schon ok. Mir passt es eh nicht mehr. Ich mach die Einladungen.’
‘In Ordnung. Sag mal, wieso bist du bei den anderen immer so anders?’
Sie guckte mich etwas verzweifelt an.
‘Das würdest du nicht verstehen’
‘Versuch’ s mir zu erklären.’
‘Ich muss so sein. Die Anderen erwarten das so von mir. Ich bin beliebt und lebe den Traum aller Mädchen, wenn ich Schwächere nicht mobben kann, dann wäre ich bald selbst unbeliebt. Glaub mir es tut mir schrecklich Leid, wenn ich dir weh getan habe.’
Das saß, aber was sollte man machen?
‘Man hat immer eine Wahl’
Sie schüttelte den Kopf.
‘Ich mach das um mich zu schützen. Klar könnte ich es lassen, aber ich habe keine Lust so zu enden, wie du oder Sassi.. Nichts gegen euch, aber du weißt ja was ich meine’
Ich nickte. So etwas wünscht man keinem.
‘Ist auch egal’, sagte ich schließlich.
‘Die Party wird sicher gut.’
‘Ich gebe dir jetzt keine Einladung, du weißt ja jetzt alles. Hier hast du noch Adresse und Uhrzeit. Man sieht sich’, sagte sie, legte mir den Zettel hin und ging.
Es war schon ziemlich spät, also legte ich Fiona ins Bett.
‘Kleo? Wieso habe ich eigentlich keine Mami?’, fragte sie und ich streichelte ihr über den Kopf.
‘Weil sie fort gegangen ist.’
‘Hatte sie uns nicht lieb?’
‘Doch. Genau deswegen ist sie ja weg. Sie hatte uns zu doll lieb und hätte uns mit ihrer Liebe nur erdrückt.’
‘Ich will sie mal treffen’
‘Sie ist doch da?’
‘Wo?’
Ich nahm ihre Hand und führte sie an Fionas Herz.
‘In meiner Brust?’
‘Nein in deinen Herzen. Und jetzt schlaf’
Ich gab ihr ein Küsschen auf die Stirn und stand auf.
‘Kleo? Können wir mal wieder Fußballspielen gehen?’
Ich nickte, machte das Licht aus und verließ ihr Zimmer.
Irgendwann ging ich auch ins Bett. Unser Vater kam nicht.






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