Sommerregen - Teil 5

Autor: Yaksi
veröffentlicht am: 19.05.2011


„Mein Vater ist wieder da“, sagte ich zu Kaylee, als wir uns in der Kabine umzogen. Unsere Sportlehrerin hatte uns mitgeteilt, dass wir bei solch einem schönen Wetter draußen Sport machen würden. Ein allgemeines genervtes Stöhnen war in der Klasse zu hören gewesen, als jeder an den Ausdauerlauf von letzter Stunde gedacht hatte.
Meine Freundin musterte mich skeptisch und runzelte die Stirn, während sie sich die Schuhe zuschnürte.
„Ist das jetzt gut oder schlecht?“, fragte sie und zupfte ihr rotes Top gerade, welches ihren schlanken Körper betonte. Manchmal beneidete ich sie wegen ihren weiblichen Kurven und der optimalen Größe für Männer. Aber häufig konnte ich meinen neidischen Blick abwenden und versuchte dann nicht, auf meinen knöchrigen Streichholzkörper runter zuschauen.
„Kaylee…Mein Vater ist ein verrückter Mensch. Was meinst du, wie meine Mutter reagiert hatte, als sie ihn vor der Tür stehen sah?“, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Dann seufzte ich. „Fünf Jahre haben wir uns von ihm abgeschottet. Und in dieser Zeit hat er sich total verändert. Du hättest ihn mal sehen sollen, Kay“
„Vielleicht verlieben sich deine Eltern ja erneut“, meinte meine beste Freundin und zuckte mit den Achseln. War klar, dass sie diese These aufstellte. Wenn es bei ihr und Sasha geklappt hatte, dann klappte es auch bei meiner Mutter und meinem Dad.
„Das glaube ich eher weniger“, murmelte ich und schnappte mir meine Wasserflasche, während wir aus der Umkleide gingen.
Sofort wackelte meine beste Freundin mit ihrem Arsch und ging geschmeidig auf ihren ehemaligen Ex-Liebhaber zu und strich ihm über die Brust. Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf und gesellte mich zu Ivan und Drew, die sich beide –wie ich gehört hatte– von der Derick Gang verabschiedet hatten. Drew’s Zwillingsbruder hatte sogar die Schule gewechselt und man sagte mir auch, dass er angeblich schwul sei, was ich mir aber nicht wirklich vorstellen konnte.
„Sag mal, Ebby. Kann es sein, dass Kaylee und Sasha wieder zusammen sind?“, fragte Drew und warf einen kritischen Blick auf das knutschende Pärchen.
Ich lachte auf und verdrehte die Augen. „Oh man, Drew!“
„Was denn? Kann ja sein, dass sie…“, begann er, doch glücklicherweise winkte Ivan ab und schüttelte nur lächelnd den Kopf. Und auch die Lehrerin pfiff in ihre Trillerpfeife und lockte uns mit dem Zeigefinger zu sich. Die übliche Begrüßung wurde heruntergebetet, bis sie uns schließlich mitteilte, was sie heute mit uns vorhatte: Rugby auf eine weichere Art.
Ich hätte kotzen können.

Total erschöpft ließ ich mich auf den Stuhl im Klassenzimmer fallen und hoffte, dass mein Gesicht nicht allzu rot war. Drew setzte sich neben mich und grinste mich verschwörerisch an, während ich in seinen grauen Augen Belustigung aufblitzen sehen konnte.
„Ich glaube, ich werde einen Rugby-Verein aufsuchen“
Kaylee kicherte und schmiegte sich an Sasha, der beschützend einen Arm um sie gelegt hatte, während dieser Satz aus seinem Mund ertönt war. Er war wirklich gut in dieser Sportart und unwillkürlich stellte ich ihn mir in einem schlammbespritzten Trikot vor mit einem Siegerlächeln im Gesicht – Sasha der Rugbyspieler.
Doch mein kleines Kopfkino wurde unterbrochen, als Drew plötzlich seine Hand auf meinem Arm legte und über meine zusammenzuckende Reaktion lächeln musste. „Ebby, ich wollte dich was fragen“, sagte er.
Ich hob den Kopf und schaute ihn erwartungsvoll an. „Was denn?“
„Hm. Also, äh…Möchtest du vielleicht mit mir…ähm, ein Eis essen gehen?“
Ich blinzelte ihn zuerst geschockt an, ehe sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. Drew zeigte also wirklich Interesse an mir. Genau wie es Ivan gesagt hatte. Mein Herz klopfte aufgeregt gegen die Brust, während ich die Antwort aus meinem Mund hörte und erschrocken nach Luft schnappte, als ich realisierte, was ich nun vereinbart hatte. „Ja, sehr gerne“
Ich hatte ein Date. Ein Date mit dem Bruder eines Jungen, den ich abgrundtief verabscheute.
Drew schien sichtlich erleichtert zu sein. „Klasse! Treffen wir uns um drei Uhr beim Eiscafé \'Angelino\'?“
Ich nickte und fummelte mit einem noch roteren Gesicht an dem Etikett meiner Flasche rum. Dabei bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit grinste.

Als ich mit meinem Fahrrad den Hof zum Haus hochfuhr, bemerkte ich mit einem Schrecken, dass ein großer LKW vor unserer Einfahrt stand und ein paar Männer Umzugskisten in den Wagen hievten. Ich schaute genauerhin. Es waren tatsächlich diese gefalteten Kartons!
Hastig stieg ich von meinem Fahrrad und schloss mit bebenden Fingern die Haustür auf. Sofort wurde ich von zwei Armen in Empfang genommen, wobei ich den vertrauten Geruch von Grama einatmen durfte. Ich konnte meine Großmutter schluchzen hören und schaute sie fragend an.
„Was ist passiert?“, fragte ich nervös. „Ist es – ist es wegen Papa?“
Sie nickte, schüttelte den Kopf und nickte wieder, ehe sie mit ihren dünnen Fingern verzweifelt durch ihre langen Haare fuhr und mich nur mitfühlend anschaute.
„Es wird jetzt eine Menge Wahrheit auf dich niederprasseln, Ebony“, meinte sie und wischte sich die Tränen weg.
Mein Herz verkrampfte sich und verwirrt runzelte ich die Stirn. Was meinte Grama? Immer wenn sie meinen richtigen Vornamen verwendete, war es ernst. Also musste ich jetzt einen kühlen Kopf bewahren und das ungute Gefühl bei Seite schieben.
„Ebby?“, ertönte die piepsige Stimme meiner Mom. „Kommst du mal bitte? Dein Vater und ich müssen mit dir reden“
O-oh. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht.
Ich schluckte und nahm das sorgenvolle Tätscheln meiner Großmutter gar nicht mehr wahr, als ich stocksteif ins Wohnzimmer marschierte.
Dort saßen sie. Gemeinsam auf dem alten Ledersofa, aber zwischen ihnen ungefähr ein Meter Platz. Meine Mutter klopfte auf den freien Platz zwischen ihr und Dad und das mulmige Gefühl in meinem Bauch wurde noch stärker, als ich mich in die Mitte der beiden fallen ließ.
Meine Mutter grinste mich schief an, während Papa nur die Arme verschränkte und sich zurücklehnte. Ihm schien das alles egal zu sein, hatte ich das Gefühl.
„Was gibt es denn?“, fragte ich und legte den Kopf schief.
„Wir werden umziehen“, antwortete Dad tonlos und blickte mich mit seinen dunkelgrünen Augen eindringlich an. Ich hielt den Atem an, während sich in meinem Kopf weitere Fragen aufstellten und sich Proteste in mir aufbauten.
„Wir? Meinst du damit: Du und ich? Oder wir alle drei, inklusive Mama?“, fragte ich unruhig und dachte kurz an Kaylee, wie sie gemeint hatte, Mom und Dad würden sich vielleicht wieder ineinander verlieben.
„Damit kommen wir zum nächsten Punkt, Liebes“, sagte Mom mit zitternder Stimme. Sie hörte sich kein bisschen erfreut oder verliebt an, sondern wirkte eher nervös und ängstlich. „Bitte nenn mich nicht mehr Mom oder Mama“
Ich riss überrascht die Augen auf. „Was? Wieso?“
„Weil…weil ich nicht deine Mutter bin, Ebby“
Und mit einem Mal setzte mein schlagendes Herz aus. Ich starrte sie an, während um mich herum sich alles plötzlich verlangsamte. Sie sagte irgendetwas. Sie – diese Frau, die nicht meine Mutter war. Ich blinzelte sie geschockt an, während unendlich viele Gedankenströme auf einmal durch meinen Kopf schossen. Doch nur ein Gedanke brachte mich immer wieder ins Schwirren: Roselyn war nicht meine Mutter.
Ich drehte den Kopf im Zeitlupentempo zu Dad –war er denn mein Dad?– und starrte auch ihn ein paar Sekunden ungläubig an.
„Ich verstehe nicht“, flüsterte ich leise.
Der Mann neben mir seufzte. „Hör zu, Ebby. Ich bin dein leiblicher Vater. Da kannst du dir sicher sein. Aber Roselyn ist deine Tante und nicht deine Mutter. Als Melinda schwanger war, hatten wir einen Unfall“, erklärte er und schien auf einmal erschöpft und müde zu sein. „Melinda ist deine Mutter, doch sie ist während des Unfalls gestorben. Ich wollte sie ins Krankenhaus fahren, da ihre Fruchtblase geplatzt war, aber in dieser Dezembernacht herrschte Glatteis. Wie du dir denken kannst, war ich sehr aufgeregt und brachte durch meine Nervosität und Unkonzentriertheit das Auto ins Schleudern. Wir hatten Glück, dass du das Ganze überlebt hattest und ich nur mit ein paar Narben davon gekommen war, aber Melinda war im Krankenhaus verstorben“
Neben mir konnte ich Roselyn, meine Tante, schluchzen hören und ich selbst musste mit den Tränen kämpfen. Mom war tot. Ich hatte sie ins Unglück gestürzt. Mein ganzes Leben dachte ich, ich hätte eine leibliche Mutter, die mich liebte.
„Aber…“
„Und dann kam Roselyn ins Spiel“, unterbrach mich Dad. Von außen her schien er wenig gerührt zu sein, doch in seinen Augen konnte ich Trauer aufflackern sehen. „Sie ist die Schwester von Melinda und das absolute Ebenbild von ihr. Rose kann keine Kinder kriegen, da sie unfruchtbar ist. Also hat sie dich als ihre eigene Tochter anerkannt. Ich war mit der Entscheidung einverstanden und wir sind gute Freunde geworden. Oder vielleicht sogar mehr“ Im Klartext: Beide waren ineinander verliebt gewesen. „Aber wir konnten dir beide nicht die Wahrheit sagen. Jedes Jahr, das du älter geworden bist, hast du deiner Mutter mehr geähnelt. Und schließlich wollte ich dir vor fünf Jahren die Wahrheit erzählen, aber die geliebte Roselyn hatte Angst. Sie hatte Angst dich zu verlieren. Sie hatte Angst, dass dein hübsches Kinderleben kaputt gehen und die aufrechte Fassade auseinanderbröckeln würde“
„Das ist nicht wahr!“, protestierte meine Tante auf einmal. „Du bist verrückt geworden, Martyn! Du hast auf einmal nur noch von der blöden Wahrheit gesprochen!“
„Ich wollte, dass meine Tochter nicht ewig in einer Lüge lebt“, verteidigte Dad sich und funkelte Roselyn wütend an. „Aber du bist mit ihr davongelaufen. Hast ihr Gruselgeschichten über mich erzählt und wahrscheinlich noch gesagt, dass ich Ebony hassen würde“
„Nein!“, hauchte Rose.
„Und deine Mutter, die alte Hexe, hat auch noch mitgespielt. Das perfekte, friedliche Örtchen für eine ängstliche Tante“, zischte er.
In meinen Ohren rauschte es. Ich konnte dieser Streiterei nicht mehr zuhören und wünschte mich augenblicklich an einen anderen Ort. Vielleicht bei Kaylee oder Ivan. Oder vielleicht sogar bei Drew. Ich wollte fliehen. Einfach nur weg von hier. Doch stattdessen saß ich geschockt auf dem Sofa und starrte ins Leere. Ich musste in meinem Kopf noch mal die ganze Reihenfolge durchgehen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz in die Hose gerutscht war und meine Tränen wie heiße Kohle auf meinen Wangen glühten.
Roselyn war meine Tante.
Martyn war mein Vater und Melinda meine verstorbene Mutter. Okay.
Mein Dad und Rose wollten mich beide beschützen und mir mein Leben ein wenig erleichtern, bis mein Vater plötzlich auf die Idee kam, mir doch mal die Wahrheit zu erzählen. Verstanden.
Doch meine Tante wollte mich vor der Wahrheit beschützen und mir lieber ein unbeschwertes Leben anbieten. Also war sie zu Grama geflüchtet – die Mutter von ihr und Melinda. Super. Das perfekte Familienleben.
„U-und wieso ziehen wir jetzt um?“, fragte ich leise. Ich musste meinen wirren Gedanken mehr Klarheit verschaffen.
„Ich ziehe mit dir in ein anderes Haus. Alleine“, erklärte Dad. „Keine Angst. Wir werden nur in einem anderen Wohnviertel leben. Immer noch auf dieser Insel und immer noch bei deinen Freunden. Du kannst Roselyn und deine Großmutter sooft besuchen, wie du willst. Ich möchte nur meine Tochter wieder kennenlernen und mir das zurückholen, was mein eigenes Fleisch und Blut ist und was man mir weggenommen hat“ Ich wischte mir dir Tränen weg. „Heute Abend werden wir umziehen. Dein Zimmer wird schon ausgeräumt“
Mit diesen Worten stand er auf und verließ mit einem lauten Türknallen das Haus. Ich starrte noch eine Weile vor mich hin und dachte, ich müsste jeden Moment in Ohnmacht fallen. Dann blickte ich in die blauen Augen von Roselyn – meine Tante. Und im nächsten Moment fing ich an hemmungslos zu weinen.

„Du siehst ganz schön fertig aus, Ebby“, meinte Drew und legte einen Arm um meine Schulter, als wir ins \'Angelino\' gingen. Wir setzten uns in die hintere Ecke, wo ich mir seufzend die Jacke von den Armen streifte. Seit Dad mir die Wahrheit erzählt hatte, war mir irgendwie kalt. Ich wusste, dass ich blass war und meine Augen zurzeit nicht diesen „mystischen Glanz“ besaßen, wie Roselyn es immer bezeichnet hatte. Es versetzte mir immer wieder einen Stich im Herzen sie als Tante bezeichnen zu müssen und meine wahre Mutter nie gekannt oder vielleicht gar ins Unglück geführt zu haben.
„Ich werde mit meinem Vater zusammenziehen. Ohne Roselyn. Aber immer noch hier in der Nähe“, sagte ich tonlos.
Als ich seinen fragenden Blick bemerkte, gab ich ihm eine Kurzversion meines aktuellen Lebensstandes und konnte an seinem Mienenspiel erkennen, dass er nichts von den Worten verstand, die ich gesagt hatte, aber sich dennoch bemühte so zu tun, als würde alles einen Sinn ergeben. Oh, Drew. Du kannst manchmal so begriffsstutzig sein!
Ich wechselte das Thema, um ihn aus dieser peinlichen Situation zu befreien und bemerkte mit einem Lächeln, dass er mich schon fast dankbar anschaute.
„Sag mal, hat irgendjemand schon mal mit dir über mich gesprochen?“ fragte er und spielte nervös mit seinem Eislöffel in dem Becher rum, während er angespannt auf eine Antwort lauschte. Aha, er hatte also Angst, jemand könnte irgendetwas verraten haben. Interessant.
„Nein“, sagte ich knapp. Okay, das war gelogen, aber ich war neugierig, was Drew meinte. Also hakte ich nach. „Wieso fragst du?“
Er zuckte zusammen, als hätte ich ihm bei der Frage eine Ohrpfeife gegeben. Dabei starrte er mich mit großen Augen an und ließ mit einem Klirren den Löffel in den Becher fallen. Ich runzelte die Stirn und rückte ein paar Zentimeter ab, als er mich mit offenem Mund verständnislos anschaute.
„Weiß du das denn nicht?“, fragte er überrascht.
Nun war ich noch verwirrter. „Äh, nein. Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Er lachte auf und schüttelte immer noch mit offenem Mund den Kopf, wobei ich schon beinahe Angst hatte, irgendwelche Mücken würden ihm in den Mund fliegen. Warum war er nur so geschockt?
„Ebby, jeder redet schon über uns und tuschelt über die Gerüchte, die rundgehen. Manche behaupten sogar, dass du mich mit Ivan betrügen würdest, aber–“
„Moment!“, unterbrach ich ihn und schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Heißt das, die anderen denken, wir wären zusammen?“
Er nickte, wobei sich ein Grinsen über seine Lippen legte.
Ich lehnte mich geschockt zurück und biss mir auf die Unterlippe, als ich seinen erwartungsvollen Blick bemerkte. „Wie–wie kommen die denn auf so Etwas?“, fragte ich fassungslos.
„Naja…“, fing er an und ich sah, wie sich ein roter Schimmer auf seine Wangen legte. „Irgendwie wissen die alle, dass ich dich liebe und dass Ivan genau das Gleiche für dich empfindet wie ich. Ich selber war zuerst geschockt, als ich das gehört…“ Er unterbrach sich selbst, als er meinen verdutzten Blick sah und bemerkte auf einmal, was er mir da eigentlich gesagt hatte. Ich blinzelte ihn an und hob die Augenbrauen. Drew war in mich verliebt. Na gut, Ivan hatte schon mal so etwas angedeutet, dass sein bester Freund auf mich stehen würde, aber… Wieso? Warum um alles in der Welt waren die beiden Jungs, die gute Freunde für mich geworden waren, in mich verknallt? Das konnte ja wohl nicht wahr sein! „Eigentlich dachte ich, dass du das selbe für mich empfindest“, meinte Drew und sah mich traurig an.
„Was?“, fragte ich geschockt und biss mir im nächsten Moment auf die Zunge. Ich wollte nicht so überrascht klingen. Und dass sein Blick immer bestürzter wurde, machte die Sache auch nicht besser.
„Ich dachte, du hättest die Gerüchte gehört und würdest mit mir Eis essen, weil du mich…liebst“
Ich schluckte hart und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. In meinem Kopf drehte sich alles, während seine Worte in mir wiederhallten.
„Drew“, sagte ich schließlich. „Ich mag dich sehr gerne, aber ich möchte, dass wir nichts überstürzen und unsere Freundschaft aufs Spiel setzten. Verstehst du was ich meine?“
Er nickte schwermütig und an seinem Blick konnte ich erkennen, wie geknickt er doch war. Und das tat mir wirklich sehr leid.
Er holte eine Kellnerin, bezahlte unser Eis und stand auf. Sein Blick wanderte kurz durch die Eisdiele, ehe er sich noch kurz zu mir umdrehte und sich runter beugte. Zu spät erkannte ich, was er vorhatte und schnappte erschrocken nach Luft, als er seine Lippen auf meinen Mund presste – hart und unnachgiebig. Mein Herz machte einen überraschten Satz und ich hatte noch nicht einmal die Chance mich zu wehren, denn keine drei Sekunden später richtete er sich wieder auf und verschwand aus der Eisdiele. Verdattert blickte ich ihm hinterher, wobei mein Herz plötzlich einen Schlag aussetzte.
Meine Augen blieben an einem Jungen hängen, der wie versteinert neben der Tür stand. Er warf mir einen enttäuschten Blick zu und schüttelte fassungslos den Kopf. Ich wollte gerade aufstehen und ihm die Situation erklären, als er sich abrupt von mir abwand und mit geducktem Kopf aus der Tür ging.
Ich fühlte mich elendig, wobei ich stinksauer auf Drew war. Er hatte gewusst, dass Ivan am Eingang stand. Er hatte gewusst, dass sein bester Freund uns sehen würde. Wieso wollte Drew ihn auf einmal herausfordern und mein Gefühlschaos noch mehr durcheinander bringen?
Ich verstand die Welt nicht mehr.







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