There's still something left to save - Teil 10

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 30.06.2011


Er trat aus dem kühlen Haus hinaus in die pralle Sonne und lächelte glücklich, als er sie sah. Sie hatte ein strahlend weißes Kleid an, das ihn blendete. Aber er konnte und wollte den Blick nicht abwenden. Sie war so schön. Und sie gehörte ihm. Sie drehte sich langsam zu ihm um und er sah ihr wunderschönes Gesicht. Sie strahlte und ihre weißen Zähne hoben sich von ihren rotgeschminkten Lippen ab. Das Haar war leicht gewellt und ein weißer Schleier vervollständigte das Gesamtbild. Seine Alessa. Langsam ging er auf sie zu und nahm ihre Hände, die einen Strauß von dunkelroten Rosen hielten. „Alessa.“ Er lächelte und sah ihr in die Augen. Sie erwiderte den Blick und flüsterte: „Ich liebe dich, Milan. Ich bin so glücklich, dich heute, hier und jetzt, zum Mann nehmen zu dürfen.“ Er legte eine Hand an ihre Wange und sie schmiegte ihr Gesicht glücklich in diese. „Ich liebe dich auch, Alessa. Ich ..“
Biep, biep, biep, biep, biep!!! Erschrocken fiel Milan aus dem Bett und sah sich dann verwirrt um. Er stellte fest, dass er nicht auf einer großen Wiese stand, keine Alessa war bei ihm und er würde sie nicht heiraten. Er ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Seit Nächten hatte er entweder diesen Traum oder aber er träumte davon, wie Alessa diesem David das Ja-Wort gab. Jacqueline hatte ihm ein Foto von diesem Kerl gemailt und ihm erzählt, wie Alessa und er sich kennengelernt hatten und alles andere, was es zu wissen gab. Wie die Hochzeit geplant war. Zu der er nicht eingeladen war. Er verübelte es ihr nicht, wieso auch. Trotzdem tat es weh. Nicht so sehr wie daran zu denken, dass sie einen anderen Mann hatte und ihn nicht wollte. Aber es tat weh.
Seufzend stand er auf und ging in seine Kochnische um sich einen Kaffee zu machen. Wenn er weiterhin wie ein Zombie an der Arbeit erschien, hatte er bald einen Job weniger. Gut, dass er heute frei hatte. Er wusste nicht, was er gegen diese Schlaflosigkeit tun sollte. Er trank einen Schluck des Gebräus in seiner Tasse und verbrannte sich prompt die Zunge. Und als sein Blick auf den Kalender fiel, wusste er, weshalb es ihm so verdammt dreckig ging. Heute war der Tag, an dem sie sich an diesen Idioten band.
Jacqueline setzte sich ins Auto und fuhr los. Ihr tat Milan so leid. Einerseits war er zwar selbst Schuld, dass Alessa ihn nicht eingeladen hatte, aber sie verstand, dass es ihm wehtat. Als er ihr erzählt hatte, was an diesem bestimmten Heiligabend passiert war, hätte sie ihm am liebsten eine runtergehauen. Alessa so auszunutzen, war nicht okay. Aber nach und nach, während sie ihn dabei beobachtet hatte, wie er versuchte, sie zurück zu gewinnen, hatte sie schnell gemerkt, was er wirklich für sie empfand. Dass Alessa plötzlich diesen David heiratete, hatte sie mehr oder weniger geschockt. Sie konnte auch nicht sagen, dass sie ihn mochte, sie fand ihn sogar relativ doof. Er ging gerne mit seinen Freunden einen trinken und das würde er auch nicht aufgeben, nur, weil er verheiratet war. Sie sah es schon kommen, dass Alessa allein Zuhause mit ihren Kindern saß, während David entweder am Musik machen oder trinken war. So war Milan nicht. Milan ging selten mal aus, er trank auch nicht oft Alkohol. Doch Alessa hatte sich für David entschieden und sie konnte ihr da nicht rein reden. Wie ein Blitz durchfuhr es sie. Ja. Sie nicht. Aber sie wusste, dass Milan ihr noch immer was bedeutete. Und das würde sie jetzt ausnutzen.
Mariella holte Mia vom Bahnhof ab und umarmte sie zur Begrüßung. „Wie war die Fahrt?“ „Langweilig, so wie immer.“ Sie ließen sich los und setzten sich ins Auto. Mariella fuhr an. „Ich mag David immer noch nicht.“ „Jaaah, ich auch nicht. Er ist ein Idiot.“ „Erinnerst du dich noch daran, dass Alessa mal gesagt hat, dass sie nie jemanden heiraten wird, der jetzt schon ständig trinken geht? Weil das in der Ehe doch nur schlimmer wird?“ „Oh, ja.“ „Ich wünschte, sie würde sich dran erinnern. Boa, ich reg mich grad so auf! Aber ich mag ihn einfach nicht!“ Mia nickte. „Aber wir können Alessa nicht davon abhalten. Niemand kann das. Sie ist 24, sie kann ihre eigenen Entscheidungen treffen.“
Jörg sah seine Frau an. „Diesen Milan mochte ich lieber.“ Sie nickte. „Ja, aber er war gemein Alessa gegenüber. Aber dass sie diesen David heiraten muss .. dass sie überhaupt heiraten muss! Das ist zu früh! Viel zu früh! Sie ist erst 24, sie macht sich ihr ganzes Leben kaputt!“ Jörg riss gespielt erschrocken die Augen auf. „Wir haben auch geheiratet, als du 23 warst. Und ich war nur ein Jahr älter als sie.“ Karen nickte. „Aber wir haben uns geliebt. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“
Jacqueline quetschte sich in eine Parklücke und stürmte dann zu dem Haus in dem Milan wohnte. Hastig suchte sie die Klingel und hielt den Finger dann drauf gedrückt. „Mach schon auf, du Idiot ..“
Milan erhob seinen Blick. Wer war das? Er erwartete niemanden. Er hatte sich in dieser Stadt keine Freunde gesucht, es wollte sich eh selten jemand mit ihm unterhalten, bei seiner schlechten Laune. Seine einzigen Bekanntschaften waren irgendwelche Mädchen, die er anrief, wenn er mal eine schnelle Nummer brauchte. Mürrisch ging er zur Tür und blöckte in die Gegensprechanlage: „Was?!“ „Milan, drück den Türöffner, dann geh unter die Dusche! Beeil dich!“ Auf den ersten Teil der Aufforderung hörte er, aber statt unter die Dusche zu verschwinden stellte er sich mit verschränkten Armen in die offene Tür. Was wollte Jacky von ihm? Wieso war sie nicht auf dem Weg zu Alessa? Zu der Hochzeit?

Alessa starrte in den Spiegel. Noch zwei Stunden. Dann würde sie nicht mehr Alessa Simmons heißen, sondern Alessa Klein. Wow. Sie sah auf ihre Hände. Sie zitterten. Alle hatten ihr davon abgeraten, sich an David zu binden. Er wäre nicht der Richtige. Nicht gut genug für sie. Er würde ihr nur wehtun und sowieso jeden Abend trinken oder Musik machen. Aber es hatte das Gegenteil bewirkt. Sie war sich am Anfang nicht sicher gewesen, ob sie ihn heiraten sollte, aber dadurch, dass alle versucht haben es ihr auszureden, hatte dafür gesorgt, dass sie ihn auf jeden Fall heiraten würde. So war sie halt, immer ein klein wenig rebellisch. Doch jetzt, wo es fast soweit war .. sie atmete ein paar Mal tief ein. Nicht daran denken, Alessa, nicht daran denken, dass es ein Fehler sein könnte! Und man konnte sich ja auch scheiden lassen, wenn es dann doch nicht so klappt, das war ja heute gar kein Problem mehr.
Hey, Moment! Wieso dachte sie an Scheidung, wenn sie nicht einmal verheiratet war? Sie stöhnte. Sie war ganz schön neben der Spur heute. Das musste daran liegen, dass sie in den letzten Wochen nichts anderes getan hatte als mit David zusammen eine Wohnung zu suchen und da einzuziehen oder die Hochzeit zu planen. Zwar heirateten sie nur standesamtlich, aber trotzdem wollten sie, beziehungsweise David, hinterher mit all ihren Freunden feiern. Wenn sie es sich recht überlegte .. mit seinen Freunden. Sie hatte vielleicht außer ihrer Familie noch zehn weiter Leute eingeladen. Er bestimmt fünf Mal so viele. Sie strich sich mit einem Finger über die Wange. Sie war ganz schön blass. Kein Wunder. Sie hatte schon lange nicht mehr durchgeschlafen. Abends, im Bett, da hatte sie nichts, was sie beschäftigte. Und dann begannen ihre Gedanken zu Milan zu wandern. Sie sah seine wunderschönen Augen, die sie anblickten, seinen weichen Mund, der sanft lächelte und nicht selten auch küsste. Sie stellte sich vor, wie seine Hände über ihren Körper glitten, wie er ihr leise ins Ohr flüsterte, dass er ganz ihr gehört und dass er nur sie lieben würde.
Mille kam ins Bad, stellte sich zu Alessa und nahm ihre Hand. „Willst du es wirklich? Niemand zwingt dich. Du siehst nicht sonderlich glücklich aus.“ Alessa drückte ihre Hand leicht und flüsterte: „Wieso denke ich wieder nur noch an Milan? Seit ich ihn wieder gesehen habe .. sehe ich ihn ständig vor mir. Ich war doch über ihn hinweg! Oh, ich hab David! Ich heirate heute! Ich darf nicht an Milan denken!“ Insgeheim lächelte Mille. Auch wenn sie Milan nicht gemocht hatte, David konnte sie noch viel weniger leiden. Wer konnte David überhaupt leiden? Jeder wollte Alessa mit Milan zusammen sehen. Jeder wollte, dass Alessa glücklich war. Was sie nicht war. Schon so lange nicht. Alle vermissten das Funkeln in ihren Augen, das nach dem Tod von Thommy schon einmal verschwunden gewesen und wieder aufgetaucht war, als sie Milan kennengelernt hatte. Milan hatte sie sowieso in vielerlei Hinsicht verändert. Er hatte dafür gesorgt, dass sie selbstbewusster geworden war, er hatte sie dazu gebracht sich einen Beruf zu suchen, den sie wirklich liebte.
Alessa sprach weiter: „Es ist bestimmt nur eine Phase. Ja, das muss es sein. Ich hab zwei Jahre nicht an ihn gedacht, weshalb sollte ich wieder damit anfangen?“ Sie lächelte. „Mach mir mal bitte mein Kleid zu. Ich werde gleich den Mann heiraten, den ich liebe.“

Alessa setzte zur Unterschrift an. Ihre Hand zitterte, ihr Herz klopfte wie wild. Sie tat es wirklich. Oh Gott. Okay, jetzt nicht mit Simmons unterschreiben, sondern mit Klein. Das hatte sie geübt. Das hatte sie geübt. Langsam zog sie den Strich vom ersten Buchstaben, als die Tür mit einem lauten Knall aufflog.
„Nicht, Alessa! Bitte!“





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