There's still something left to save - Teil 4

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 09.05.2011


Kapitel 4

Alessa wachte auf und schmolz dahin. Ganz nah vor ihr war Milans Gesicht und sie versank automatisch in seinen Augen. „Hey“, flüsterte er. Sie lächelte und kuschelte sich an ihn. Milan lachte leise. „Alessa, wir müssen los. Wir haben verschlafen.“ „Oh.“ Sie blieb liegen und brachte Milan so erneut zum Lachen. „Komm schon .. wir frühstücken was, dann machen wir uns fertig und fahren los.“ „Ich hab keinen Hunger.“
Sie hatte keinen Hunger. Sie hatte gestern Abend schon nichts gegessen. Er machte sich Sorgen. Sie kam doch jetzt nicht auf die dumme Idee so abzunehmen? Das wäre nicht gut, ganz und gar nicht. Und darum musste er sie jetzt zwingen, was zu essen und er wusste auch genau wie. „Lessa, wenn du nichts isst, dann hören wir auf der Fahrt ununterbrochen Manowar oder Selpultura.“ „Nein .. bitte nicht! Milan, ich hab wirklich keinen Hunger!“ „Du hast die Wahl.“ Er ließ sie los, stand auf und streckte sich, dreht sich nochmal zu ihr, sah ihr ernst in die Augen und verließ dann das Zimmer.
Sie schaute an die Decke. Er würde ernst machen, das wusste sie. Diese beiden Bands hasste sie. Grauenhaft. Auch wenn es albern war, ihr damit zu drohen, es war genauso albern, dass sie gerade ernsthaft überlegte, ob sie sich das antun wollte – und sich dagegen entschied. Also stand sie auf und lief ihm nach. „Milan!“ Er blieb grinsend stehen und drehte sich zu ihr. „Doch Hunger?“ Sie warf ihm einen bösen Blick zu und marschierte in die Küche. Lachend ging er ihr nach. Seine Mutter, Carmen, machte grad Spiegeleier und lächelte, als sie Alessa sah. „Alessa, schön dich zu sehen! Wie geht es dir?“ „Sehr gut und Ihnen?“ „Ich bin immer noch Carmen und du.“ Sie zwinkerte und stellte einen Teller vor Alessa. Milan umarmte seine Mutter kurz, setzte sich neben Alessa und klaute was von ihrem Teller. Carmen lachte. „Milan, du kriegst selbst was, lass Alessa doch ihr Essen!“ Er grinste: „Ja, Mama. Ach so, kannst du uns was zu essen für die Fahrt einpacken?“ „Mach ich, ja. Müsst ihr nicht bald los?“ Milan lachte: „Ich wollte schon vor einer halben Stunde los, aber Alessa hat so süß geschlafen, ich wollt sie nicht wecken.“ Alessa wurde rot, als ihr bewusst wurde, dass er sie beim Schlafen gesehen hatte. Sie hatte die Angewohnheit, ihr Bein um etwas zu schlingen, in ihrem Bett hatte sie extra ein langes Kissen dafür. Hoffentlich hatte sie es nicht bei ihm gemacht! Das wäre unsagbar peinlich! Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum.
Eine viertel Stunde später saßen die beiden im Auto und verließen gerade die Stadt. Milan räusperte sich. „Alessa?“ „Hm?“ Sie schaute von den CDs auf und zu ihm. Er zögerte einen Moment, aber dann fragte er: „Das mit .. deinem besten Freund damals .. das macht dich immer noch ziemlich fertig, oder?“ Sie wandte sich ab, starrte aus dem Fenster und erwiderte leise: „Es wird niemals aufhören. Er war nicht nur mein bester Freund, für mich war er mehr. Der erste Junge, in den ich richtig schlimm verliebt war .. den ich gelie .. den ich liebe. Wir hatten so eine schöne Freundschaft, wenn ich ihn brauchte, war er da. Ich hab mit ihm über alles geredet .. sogar darüber, dass ich in ihn verliebt war und wie es mir dabei ging. Er hat mir Fragen dazu gestellt, er wollte, dass es mir gut geht ..“ Milan legte die Hand auf ihren Oberschenkel und strich ihr leicht drüber. Erstaunt drehte sie sich zu ihm. Milan sah sie kurz an und dann wieder auf die Straße. „Vielleicht hilft es dir, wenn du mit mir darüber sprichst. Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber ich möchte deine Freundschaft nicht mehr missen, Alessa. Ich hab dich wirklich gern, sehr gern.“ Sie lächelte und legte ihre Hand auf seine. Er zog sie nicht weg, wie sie es erwartet hatte, sondern schlang seine Finger um ihre. Sie lächelte und schaut wieder aus dem Fenster.
Die ganze Fahrt über ließ er ihre Hand nicht los, außer, wenn er schalten musste. Doch direkt nachdem der Gang drin war, den er brauchte, hielt er ihre Hand schon wieder in ihrer.
Er wusste nicht, wieso er das tat, aber er wollte sie einfach nicht loslassen. Er wollte ihr zeigen, dass er für sie da war, dass er bei ihr war. Dass er ihr zuhören würde, wenn sie reden wollte. Auch versuchte er, ihr zu entlocken, in wen sie so schlimm verliebt war, aber sie sagte nichts. Kein Ton kam über ihre Lippen, sie schwieg eisern, was ihn einerseits schon ein wenig ärgerte, was er aber auch vollkommen verstand.
Aber sie aß schon wieder nichts. Als sie um vierzehn Uhr ankamen, hatte sie außer dem einem Ei am Morgen nichts weiter zu sich genommen. Er hörte allerdings auch nicht ihren Magen knurren, also konnte es ja wirklich sein, dass sie einfach keinen Hunger hatte. Ob es an ihrem Liebeskummer lag? Das wäre wahrscheinlich nicht so gut. Wenn sie ihm doch bloß verraten würde, wer es war, dann könnte er ihr helfen! Seine neueste Theorie war, dass sie auf Mädchen stand und es ihm deshalb nicht erzählte, weil sie Angst hatte, dass er sie auslachte oder ablehnte, wenn er wüsste, dass sie homosexuell war. Wobei .. sie hatten neulich Sweeny Todd geschaut und Alessa hat sich jedes Mal gefreut, wenn sie Johnny Depp gesehen hatte und ihm erzählt, wie heiß Johnny Depp doch wäre. Ach verdammt, er sollte einfach akzeptieren, dass sie es ihm nicht sagen wollte.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Musik, Grillen, Bier. Alessa und Jacqueline verstanden sich gut, sie redeten viel. Milan hatte sogar fast das Gefühl, dass Jacqueline mehr mit Alessa sprach als mit ihm. Aber das war ihm ganz recht, so konnte er ungestört mit den anderen Mädchen flirten. Meggie zum Beispiel war heiß. Unglaublicher Körper, lange schwarze Haare .. sie gefiel ihm wirklich. Leider hatte sie einen Freund, aber hey! Ein kleiner Flirt war bestimmt okay.
Und schon war der letzte Abend da.
Jacqueline tippte Alessa an. „Hey, gehen wir duschen?“ Alessa, die Milan und Meggie beobachtet hatte, nickte und lief gemeinsam mit ihr zu den Duschen. „Du magst ihn. Sehr.“ Alessa seufzte. „Ja.“ „Das merkt man ..“ „Du vielleicht. Aber Meggie ja anscheinend nicht.“ „Sie ist doch eine deiner besten Freundinnen, oder?“ „Schon .. na ja, mehr oder weniger. In letzter Zeit macht sie viel mehr mit ihrem Freund ..“ „Das ist genau der Punkt! Sie hat einen Freund! Weiß Milan das?“ „Ja, ich habs ihm gesagt. Oh Gott, Jacky, das ist .. so .. sie kriegt immer jeden Kerl! Und ich steh dumm daneben .. das war schon immer so!“ „Sag es ihm. Sag ihm, dass es dir wehtut, wenn er mit einer anderen flirtet, während du daneben sitzt!“ „Nein! Nein! Das kann ich nicht! Das hatte ich schon einmal, er wird mir sagen, dass ich zwar eine Freundin bin, aber mehr auch nicht!“ Sie schaute auf den Boden. „Er hat die ganze Autofahrt über meine Hand gehalten. Ich hab mir Hoffnungen gemacht .. ich hab mir wirklich Hoffnungen gemacht!“ Jacqueline sah sie einen Moment an und umarmte sie kurz. „Das wird schon.“ Sie ging duschen, Alessa auch.
Milan saß neben Meggie, eine Hand lag auf ihrem Oberschenkel. Meggie lehnte sich an ihn und lächelte, nahm ihm dann seine Bierflasche weg und trank einen großen Schluck. Milan lachte. „Hey! Das ist mein Bier.“ „Und was willst du jetzt tun?“ Grinsend trank sie noch einen Schluck. Er nahm ihr sein Bier wieder weg und trank es schnell leer, zog Meggie dann auf seinen Schoß und legte seine Lippen auf ihre.
Mona beobachtete das alles von ihrem Platz gegenüber und seufzte. Sie wusste, was Alessa für Milan empfand, sie hatte es ihr erzählt und außerdem sah das ein Blinder – nur Meggie natürlich wieder nicht. Sie bemerkte nie was, vor allem nicht, wenn es um andere ging. Sie stand auf, die Cola in der Hand, ging zu den beiden und kippte sie ihnen über den Kopf. Milan und Meggie fuhren auseinander. Meggie sprang auf. „Was zum Henker?!“ „Meggie, merkst du noch was? Was ist mit Janis?“ „Der kriegt das nicht mit, wenn es ihm niemand erzählt.“ „Hast du das nicht schon bei Lars gehabt? Als er rausgefunden hat, dass du ihn betrogen hast?“ Meggie sah schuldbewusst auf den Boden und stand dann auf. „Ich zieh mich um.“ Milan schaute ihr nach und dann Mona an. „Du kannst mich nicht leiden.“ „Du bist ein Freund von Alessa, sie mag dich, also bist du okay.“ Milan seufzte. „Ich mach mir Sorgen um Alessa. Sie hat die letzten Tage so wenig gegessen.“ „Sie hat Liebeskummer.“ „Also doch das .. ich dachte, dass sie vielleicht .. so abnehmen will ..“ Mona schüttelte den Kopf, setzte sich dann wieder auf ihren Platz.
Alessa wartete vor der Dusche auf Jacqueline und ging dann mit ihr zurück. Sie ließ sich neben Milan fallen und lächelte. „Hey.“ „Na, fertig geduscht?“ Sie nickte. „Ja. Wo ist Meggie?“ „Ehm .. sie wollte sich umziehen.“ „Wieso?“ „Sie ist voll Cola.“ Alessa schaute ihn fragend an. „Egal. Wie geht’s dir? Hast du Hunger? Iss was.“ „Nein.“ „Doch, komm schon.“ Er stand auf, nahm ein Würstchen vom Grill, legte es in ein Brötchen und gab es ihr. „Iss.“ Alessa seufzte, aß dann aber. Milan nickte zufrieden und setzte sich wieder neben sie. „Fährst du morgen auch wieder mit mir zurück?“ Sie nickte und lächelte. „Gerne.“
Nach und nach stießen die anderen der kleinen Gruppe zu ihnen. Der Alkohol machte die Runde und irgendwann waren die meisten schon relativ angetrunken, andere bereits betrunken, je nachdem, wie viel derjenige vertrug. Tatjana kam auf die Idee Wahrheit oder Pflicht zu spielen und die meisten waren dafür. Und so fingen sie an, es wurden Fragen und witzige Aufgaben gestellt. Alessa achtete erpicht darauf, dass sie nicht Wahrheit sagte, wenn Milan sie drannahm, sie wusste, dass er eh nur wissen wollte, wen sie so sehr mochte und das konnte sie ihm unter keinen Umständen sagen, niemals.
Und dann kam der Moment der kommen musste. Mona nahm Milan dran und fragte lächelnd: „Wahrheit oder Pflicht?“ Milan zögerte einen Moment und antwortete dann. „Pflicht.“ Mona lächelte in sich hinein. Sie würde Alessa jetzt einen Gefallen tun. „Küss Alessa. Richtig, mindestens zwei Minuten lang.“
Alessa erstarrte und sah sie an. Das konnte nicht ihr Ernst sein! Mona war so .. okay, wenn sie es sich recht überlegte, war Mona ein Engel. Eigentlich war das ja genau das, was sie wollte. Milan küssen. Aber sie war sich nicht sicher, ob Milan das auch wollte. Sie schielte zu ihm und sah, wie er den Kopf leicht schief legte und sie anschaute. „Alessa? Ist das okay für dich?“ „Ehm ..“ Mona zwinkerte ihr aufmunternd zu, also nickte sie. Milan rutschte näher zu ihr und lächelte. „Na dann.“ Er legte eine Hand unter ihr Kinn und zog ihr Gesicht näher an sich ran. Sie schloss unwillkürlich die Augen und dann lagen seine Lippen auch schon auf ihren.
So weich. So zärtlich.
Ein Schauder durchlief sie und sie rutschte ein wenig näher zu ihm. Seine Zunge bahnte sich einen Weg in ihren Mund und entlockte ihr damit einen leisen Seufzer. Er hielt sie jetzt fest im Arm und küsste sie immer weiter. Wie durch Watte nahm Alessa wahr, dass jemand sagte, die zwei Minuten seien vorbei, aber er küsste sie einfach weiter. Es war, als wären sie Magneten, keiner konnte den anderen loslassen – und keiner wollte es. Milan wollte es wirklich nicht. Es gefiel ihm, sie zu küssen, sie hatte so weiche, volle Lippen, es war ein tolles Gefühl sie auf seinen zu spüren. Er hätte nie gedacht, das hier mal zu tun, aber jetzt tat er es und am liebsten wäre es ihm, wenn es für immer anhalten würde. Aber wie das so ist, wurden sie doch von der Realität auseinander gerissen. Diese trug in diesem Fall den Namen Meggie. Sie packte Milan und zog ihn von Alessa weg, die Milan prompt auf die Lippe biss. Mona seufzte, die anderen hatten gar nicht bemerkt, was genau sich abgespielt hatte. Klar, sie hatten den unendlich langen Kuss mitbekommen, aber weshalb Meggie sich einmischte, verstand niemand. Alessa selbstverständlich schon. Sie spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen und schnell sprang sie auf und verkroch sich in ihrem Zelt, damit es ja niemand mitbekam, wie sie weinte.
Meggie hielt Milans Hand eisern fest, als sie ihn ein paar Meter weiter wegzog. Milan seufzte. „Was soll das, Meggie?“ „Wieso küsst du sie so lange?“ „Weiß nicht, es hat sich richtig angefühlt. Aber was geht dich das an?“ „Ich kann es nicht fassen, dass du die ganze Zeit mit mir flirtest und dann mit dieser fetten Kuh.“ Milan riss entsetzt die Augen auf, er konnte nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte. Hatte sie, die angeblich Alessas beste Freundin war, tatsächlich ..? Er schüttelte den Kopf und sah sie abwertend an. „Meggie, du bist ein Biest. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben und ich rate dir, halt dich von Alessa fern. Wenn du ihr wehtust, bist du dran.“ Er ließ sie einfach stehen, ging zurück zu den anderen, sah dass Alessa nicht da war, erkundigte sich nach ihr und kroch dann auch in das Zelt.
Alessa schluchzte leise in ihr Kissen. Ihr ganzer Körper war am Beben, sie bemerkte nicht, wie Milan zu ihr kam. Als er dann eine Hand auf ihre Schulter legte, sie an sich zog und ihr sanft durchs Haar strich, erschrak sie erst und sah ihn dann mit Tränen verschmierten Gesicht an. „Alessa“, flüsterte er. „Wieso weinst du? Küss ich so schlecht?“ Sie lachte zwischen ein paar Schluchzern und schüttelte den Kopf. „Was ist dann los? Ist es wegen Meggie?“ Sofort begann Alessa heftiger zu weinen. Milan drückte sie fester an sich und wiegte sie leicht hin und her. „Also Meggie .. war sie gemein zu dir?“ „N..nein, i..ich ..“
Milan unterbrach seine Fragerei und ließ Alessa einfach weinen. Sie würde schon von selbst sprechen, wenn sie dazu bereit war. Und nach einer halben Stunde war sie das tatsächlich. Sie seufzte leise, schnäuzte ihre Nase und schaute ihn dann an. „Sie kriegt immer jeden den sie will, weißt du. Sie .. es ist ihr egal, ob sie einen Freund hat oder nicht. Da ist ein Kerl, sie will ihn, sie kriegt ihn. Es ist so gemein!“ „Wieso? Willst du das auch?“ „Nein! Aber ich will ..“ „Jaaaa?“ Er spitze die Ohren. Würde sie es ihm endlich verraten? Würde sie ihm sagen, wer dieser Kerl war? Sie seufzte und sah auf den Boden. „Ich will ..“





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