There's still something left to save - Teil 2

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 28.04.2011


Kapitel 2

Der nächste Tag schien was Gutes zu beinhalten. Alessa wurde mit Milan zusammen für eine Partnerarbeit eingeteilt. Gemeinsam sollten sie eine Mappe über ein politisches Thema zusammenstellen. Sie entschieden sich für die Inflation und verabredeten sich für den Nachmittag bei Milan Zuhause. Alessa war aufgeregt und fragte sich, wie sein Zimmer wohl aussehen würde. Ob er ein Instrument spielte? Seine Finger sahen aus, als würde er Gitarre spielen, aber darauf wollte sie sich nicht verlassen, obwohl er der Typ dafür wäre. Sie konnte ihn sich richtig gut in einer Band vorstellen, nicht nur als Gitarrist sondern auch als Leadsänger. Er würde ein Mädchenherz nach dem anderen brechen und unglaublich viele Fans haben. Auch sie wäre ein Fan, oh ja. Sie war ja jetzt schon so .. süchtig nach ihm, irgendwie. Sie hatte die letzte Nacht von ihm geträumt, es war ein schöner Traum gewesen und sie wünschte sich, dass er Wirklichkeit werden würde.
In ihrem Traum war sie schlank und ein klein wenig größer gewesen. Und hübscher. Sie hatte ein kurzes, schwarzes Kleid getragen und stand in einem leeren Raum. Als sich eine Tür öffnete, lächelte sie und drehte sich lachend im Kreis, solange, bis zwei starke Arme sie einfingen und ein zarter Kuss in ihren Nacken gehaucht wurde. „Milan“, hauchte sie, „Ich hatte nicht mehr mit dir gerechnet.“ „Hab ich dich je enttäuscht, Liebste?“ Ein leises Lachen, ein leidenschaftlicher Kuss. Glück. Dann waren sie im Schlafzimmer und .. was dann passierte, ließ ihr allein beim Gedanken daran die Schamröte ins Gesicht treiben.
Mia stieß sie von der Seite an. „Du triffst dich mit Milan bei ihm?! Oh Gott, du musst Fotos machen!“ Gestern Abend hatten sie und Mia lange gechattet und Mia hatte ihr gesagt, dass sie Interesse an Milan hatte. Auch sie fand ihn unglaublich sexy und all die anderen Dinge und sie wollte unbedingt mit ihm ausgehen. Sie hatte geschnaubt, als die Lehrerin beschlossen hatte, dass Alessa mit ihm zusammenarbeiten durfte und sie nicht.
Mia war ein ziemlich eifersüchtiger Mensch, der bereits viele Affären gehabt hatte, einfach aus dem Grund, dass sie außerdem naiv war und immer glaubte, sobald ein Junge sie anschaute, dass er sich für sie interessierte, auf langlebige Weise. Sie ging nicht mit den Jungen ins Bett, sie war sogar noch Jungfrau. Vermutlich hoffte sie, wie jedes andere Mädchen auch, endlich die große Liebe zu finden, aber es klappt nicht, denn meistens wollten die Jungen doch nur das eine. Alessa war der Meinung, dass es daran lag, dass Mia oft die falschen Signale sendete, mit der Art sich zu kleiden, wenn sie wegging, sowieso mit ihrer Art.
Fünf Stunden später konnte Alessa nach Hause fahren, der Schultag war vorbei. Im Bus tat sie das übliche, Kopfhörer auf, Musik an. Zuhause aß sie was, ging in ihr Zimmer, erledigte ein paar Hausaufgaben. Dann nahm sie den Autoschlüssel und fuhr los. Sie hoffte, dass sie Milans Haus finden würde, sie kannte sich nicht sonderlich gut in der Stadt aus. Klar, sie ging dort seit dreizehn Jahren zur Schule, erledigte ihre Einkäufe und ging da in die verschiedenen Kneipen, wenn Bands spielten, aber dennoch war es schwierig, sich außerhalb der Kernstadt zurechtzufinden. Zumindest hatte er ihr eine grobe Wegbeschreibung gegeben und nach einer Weile fand sie dann endlich sein Haus. Ein großes Haus, verglaste Wände. Er, oder eher seine Familie, schien Geld zu haben. Sie seufzte, mit so etwas konnte sie nicht mithalten.
Sie hielt, stieg aus, packte ihre Tasche, suchte die Haustür und klingelte. Kurz darauf vernahm sie Schritte und Milan öffnete die Tür und ihr stockte für einen Moment der Atem.
Seine Jeans aus der Schule hatte er gegen eine geblümte Shorts eingetauscht, sein Oberkörper war nackt und schimmerte feucht. Einzelne Wassertropfen fielen auf den Teppich und er fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare. „Komm rein. Ich war grad noch schwimmen. Wir haben unten einen Pool im Keller.“ „Eh .. wow. Okay.“ Sie ging ins Haus und schaute ihn an. „Nimm doch schonmal Platz.“ Er zeigte ins einen Raum, der anscheinend das Wohnzimmer war. „Ich zieh mir was trockenes an.“ Milan rannte die Treppe hoch und sie setzte sich vorsichtig auf eines der weißen Sofas. Sie hatte Angst es schmutzig zu machen, allgemein kam sie sich ziemlich schmutzig vor. Wenn sie gewusst hätte, dass er so ein Haus hatte, hätte sie sich bestimmt nochmal umgezogen und nicht ihren alten Rock angelassen, den sie bereits am Morgen in der Schule getragen hatte. Sie starrte den Glastisch an und versuchte das Bild von eben von ihrem inneren Auge wegzuschieben. Ihr Kopf begann wieder unterschiedliche Fantasien zu spinnen und sie gestand sich ein, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben. Und dass, obwohl sie eigentlich immer länger brauchte, um Gefühle für jemanden zu empfinden. Eigentlich war sie bisher auch nur einmal verliebt gewesen. In ihren besten Freund nämlich. Immer mal wieder. Und zuletzt hatte sie es kurz vor seinem Tod bemerkt.
Alessa schüttelte sich. Sie wollte jetzt nicht daran denken und sie wollte auch nicht daran denken, wie heiß Milan ohne Shirt aussah. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre von ihm geküsst und berührt zu werden und sie wollte nicht, dass sie sich Hoffnungen machte oder sich was einbildete, was nicht da war.
Dann kam er wieder und ihr stieg sein unglaublicher Geruch in die Nase. Sie bemerkte, dass sie leicht zitterte und zwang sich, ihn nicht anzusehen. Milan setzte sich neben sie und lächelte. „Gut, dann fangen wir mal an.“ Er stellte seinen Laptop auf den Tisch, öffnete seinen Internetbrowser und tippte einen Suchbegriff ein. „Wir sollten uns ein wenig einschränken, das ist ein ziemlich umfassendes .. alles okay?“ Er hatte zu ihr geschaut und bemerkt, dass sie zitterte. „Ja .. ja, geht schon, alles gut“, stotterte Alessa. „Sicher? Du siehst nicht unbedingt gut aus.“ Sie zuckte zusammen. Er hatte vermutlich gemeint, dass sie nicht sonderlich gesund aussah, aber es war ziemlich doppeldeutig gewesen. Sie wusste, dass er genau das zu ihr sagen würde, wenn sie auch nur die kleinste Andeutung machte, dass sie ihn interessant fand.
Milan schaute sie weiter an und stand dann auf. „Ich hol uns was zu trinken.“ Sie sah, wie er den Raum verließ und hörte es dann leicht klirren. Nach einem kurzem Luftholen, einem kräftigem Schütteln und ein paar gemurmelten Wörtern, drehte sie seinen Laptop zu sich, klickte eines der Suchergebnisse an, zog ihr Blatt zu sich und machte sich Notizen.
Als Milan zurückkam, sah ein er fleißig arbeitendes Mädchen. Er blieb still im Türrahmen stehen und sah sie an. Es war schade, dass sie so schüchtern war, er hätte sich gerne mal länger mit ihr unterhalten. Sie schien einen guten Musikgeschmack zu haben und war nicht so mädchenhaft, wie die anderen ihres Geschlechts. Sie könnten bestimmt gute Freunde werden, wenn sie nur offener wäre. Und .. ihn mögen würden. Die ganze Woche hatte er versucht ein Gespräch mit ihr zu beginnen, aber sie hatte nur einsilbige Antworten gegeben und war ein wenig von ihm abgerückt. Das hieß für ihn, dass sie ihn nicht leiden konnte. Er nickte leicht, er war sich sicher, dass es so war. Langsam ging er zu ihr und setzte sich wieder neben sie, bemerkte, dass sie sich sofort wieder versteifte und ein wenig abrückte. Er drückte ihr eines der Gläser in die Hand und sah sie an. „Es ist okay, dass du mich nicht leiden kannst, du musst es mir nicht ständig zeigen.“ Er trank einen Schluck und sprach dann weiter. „Ich werde mit jemandem den Platz tauschen. Aber die Arbeit müssen wir noch zusammen machen.“
Fassungslos schaute sie ihn an. „Dich nicht leiden können? Doch, ich mag dich! Ich bin nur ..“ Sie brach ab und schaute auf ihren Zettel. Als sie weitersprach, war ihre Stimme leise und brüchig. „Hör mal, ich bin einfach kein Mensch, der zeigt, wenn er jemanden mag .. klar, bei Mia und Mariella fällt mir das leicht, weil ich weiß, dass die beiden mich akzeptieren, wie ich bin.“ „Und wie bist du? Wie soll ich dich kennenlernen, wenn du es mir nicht zeigst?“ „Wie ich bin?“ Sie lachte bitter. „Fett bin ich. Ein Fettfleck. Wertlos.“ Er schwieg eine Weile und schüttelte dann den Kopf. „Ich glaub nicht, dass du wertlos bist.“ Sie sah hoch und er sah ein trauriges Funkeln in ihren Augen. „Langweilig. Hässlich. Emotional, emotionslos.“ Sie stand auf. „Talentlos, verlassen, allein. Ungeliebt. Lästerobjekt.“ Ein Schluchzer entwich ihrer Kehle und sie begann wieder unkontrolliert zu zittern. „Hoffnungslos. Verliebt, hoffnungslos verliebt.“ Während ihr die Tränen über die Wangen liefen, lachte sie bitter. „Es war schon immer so, schon in der Grundschule konnte mich keiner leiden und es ist bis heute so, bis auf Mia, Mariella, Mona und Meggie mag mich niemand, ich werde höchstens geduldet. Und es ist egal, was ich tue, was ich sage, wie sehr ich mich anpasse. Die anderen sind doch erleichtert, wenn ich sage, dass ich nicht mitkommen. Jeder sagt, dass stimmt nicht, aber ich WEIß, dass es so ist! Wieso also soll ich versuchen Freundschaften aufzubauen?“ Er sagte nichts, er sah sie nur an. Alessa nahm ihre Notizen und stopfte sie in ihre Tasche. Was sollte er auch sagen, sie hatte ja schließlich recht. Die Tränen flossen unaufhörlich und tropften auf den dicken Teppich, der auf dem Boden lag. Sie murmelte leise vor sich her. „Fett, fett und hässlich, hässlich und fett, Äußerlichkeiten, die viel zu sehr zählen.“
Milan schaute sie weiter an. Sie erinnerte ihn an seine beste Freundin, die er hatte zurücklassen müssen, als er für die Ausbildung hierher zog. Sie war auch so gewesen. Nicht sonderlich hübsch, nicht schlank, noch fülliger als Alessa, deren Figur gar nicht so schlimm war, wie sie dachte. Depressiv. Viel zu sehr davon überzeugt, dass niemand sie zu würdigen wusste. Und ehe er sich versah, war er auf den Knien und hielt Alessa im Arm. „Du bist interessant, glaub es mir. Und ist es nicht schöner, ein paar wahre Freunde zu haben, als viele unbedeutende? Komm. Hör auf zu weinen.“ Er wischte ihr die Tränen weg und lächelte sie an. „Und talentlos bist du auch nicht. Das Bild mit den Augen, das liegt oben auf meinem Schreibtisch. Es hatte mir wirklich gefallen.“
Alessa erwiderte seinen Blick und bemerkte, dass ihre Mundwinkel sich leicht nach oben zogen. Er lächelte und drückte sie an sich. „Und du bist hübsch, vor allem, wenn du lächelst.“ Jetzt lachte sie leise und sah ihn weiter an. „Danke, Milan.“ „Bitte, Alessa.“ Er grinste. „Und jetzt lass uns diese Scheiß-Mappe machen.“





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