Lichtschein - Teil 3

Autor: schwänchen
veröffentlicht am: 29.04.2011


Jetzt waren sie ja endlich da und nachdem die Prinzenrolle rund gegangen war und jeder an einem Keks knabberte, zog sich die Sonne zurück und es wurde kalt. Fabian legte mir einen arm um die Hüfte und zog mich halb auf seinen Schoß. Ich schaute ihn verwundert an. Damit hatte ich nun nicht gerechnet.
„Ist dir kalt, oder was ist los?“, grinste ich und freute mich, als er seinen Oberkörper an meine Seite drückte und mich noch mehr fest hielt.
„Jap und du bist schön warm.“ Genüsslich schloss er die Augen und fing an leicht wohlig zu brummen. Er erinnerte mich irgendwie an meinen Kater.
Sofie hatte mittlerweile Jonathans Jacke um die Schultern gelegt.
„Können wir rein gehen?", wollte sie wissen. Ich schaute die Jungs fragend an. Da von ihnen keine Antwort kam, meinte ich:
„Ja, wir gehen rein." Ich befreite mich aus Fabians Armen und kletterte die Leiter runter. Mein Vater kam angelaufen und wollte wissen:
„Habt ihr Hunger? Dann können wir zu MC Donald fahren. Wir laden euch auch ein, nur müssen wir dann jetzt schon los."
„Also ich hab keinen Hunger", tönte Sofie. Die Jungs schlossen sich ihrer Meinung an.
„Okay, dann nicht."
Schnell räumten wir alles zusammen. Die Decken in unseren Schuppen und die Kekse wieder in die Küche. Während ich mit meinem Bruder die Leiter zusammen klappte, gingen Dominik und Sofie schon einmal vor in mein Zimmer. Fabian war noch auf dem Dach. Mein Bruder und ich stellten die Leiter senkrecht hin. Ich hielt sie fest und er klappte sie um. In meine Richtung. Doch das merkte ich gar nicht. Erst, als mich zwei starke Arme von hinten Umschlossen und zur Seite zogen. Ich legte meinen Kopf zurück und lächelte. Es war schön, einfach in den Arm genommen zu werden. Ich wollte mich gar nicht bewegen. Ich war so glücklich. Aber mein Bruder, der die Leiter in der Zwischenzeit zur Garage geschleppt hatte, kam wieder und zog mich am Arm zum Haus. Genervt wand ich mich aus der Umarmung und ging hinein. Vorher jedoch suchte meine Hand nach Fabian und als er sie mit seiner umschloss, lächelte ich ihn an.
Die letzte Stunde verbachten wir zu viert auf meinem Bett. Mein Bruder setzte sich ebenfalls zu uns aber wir redeten nicht viel. Ich lag mit dem Kopf an Fabians Brust, seine Arme um meinen Körper und seinen Herzschlag im Ohr. Sofie war an Jonathan gekuschelt und machte mit ihrem Handy Fotos von uns allen. Mir ging viel durch den Kopf. Gerade würde ich Fabian gerne küssen, doch ich traute mich nicht. Zum einen, weil mir alle zugeschaut hätten und ich damit der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gewesen wäre und zum anderen hatte ich keine Erfahrung. Nicht ein bisschen. Fabian war mein erster Freund und heute sahen wir uns das allererste Mal. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber wir hatten uns im November im Internet kennen gelernt. Anfangs hatten wir nur ab und zu geschrieben, uns über verschiedenes ausgetauscht. Ende November hatte er dann eine Freundin. Mir machte das noch nicht viel aus, immerhin kannte ich ihn kaum, war in meinen besten Freund hoffnungslos verliebt und die Entfernung spielte auch eine nicht allzu kleine Rolle. In den Winterferien waren wir uns schon sehr nah gekommen, wie es eben über einen Computer möglich ist. Er war einfach total ans Herz gewachsen. An Silvester kam dann mein eigener Laptop und von da an schrieben wir 5 Stunden am Tag. Kurz vor Ende der Ferien sagte er mir, dass er keine feste Freundin mehr habe. Ich freute mich erst mal total, aber es kam überraschend für mich. Ich fragte ihn, wie es dazu gekommen war. Seine Antwort jedoch zog mich wieder runter.
„Wir sind jetzt offiziell verlobt.“, schrieb er. Ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch. Aber ihm gegenüber ließ ich mir nichts anmerken, spielte die Starke und wünschte ihm alles Glück der Welt mit ihr. Nachts weinte ich mich in den Schlaf.
Mittlerweile haben wir Anfang März. Es hat sich einiges geändert. Wir haben festgestellt, dass wir uns lieben und zwar richtig. Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen und auch wenn uns 300 km trennen, so schlägt sein Herz in meiner Brust. Er hat für mich seine Verlobte verlassen und nun sitz er hier, 6 Stunden Zugfahrt hinter sich, nur um mich 5 Stunden lang sehen und in die Arme schließen zu können. Sollte ich mich dann nicht wenigstens trauen, ihn zu küssen?
Gerade, als ich den Entschluss gefasst hatte, es wenigstens einmal anzudeuten, kam meine Mutter in mein Zimmer gestürmt und rief:
„Los, los, los. Wir müssen fahren, damit ihr euren Zug noch rechtzeitig bekommt. Kommt ihr mit Mädels?“
„Klar, was denkst du denn?“, fragte ich sie und sprang auf. Die anderen trotteten mir hinter her zum Auto.
„Ich will nach hinten“, sage ich am Auto angekommen. Jonathan schaute mich an und meinte:
„Aber ich und Sofie wollten auch nach hinten!!“ Ich funkelte ihn an. Dann drehte ich mich zu meiner Mutter und wollte von ihr wissen:
„Es ist doch dein Auto, wer darf denn jetzt hinten sitze? Ein Paar muss sich trennen, aber doch nicht Fabian und ich, oder?“ Meine Augen flehten sie an, mir das nicht anzutun. Meine Mutter schaute über meine Schulter und fing an zu grinsen. Irritiert schaute ich mich um.
„Oh. Damit hat sich das wohl erledigt.“, freute ich mich. Fabian war an Jonathan und mir vorbei gegangen und einfach nach hinten ins Auto gerutscht. Schnell kletterte ich ihm hinterher. Neben mich setze sich Sofie und Jonathan musste vorne sitzen.
Als meine Mutter los fuhr, nahm Fabian meine Hand ich kuschelte mich an seine Schulter.
„Ihr wollt wirklich warten, bis unser Zug kommt?", fragte er mich. Ich nickte
„Natürlich, was denkst du denn?"
„Na dann kann das ja noch warten, " murmelte er. Ich schaute ihn fragend an, doch da er nicht weiter sprach, beließ ich es dabei. Ich würde schon rausfinden, was er damit gemeint hatte. Ich nahm seine Hand und mit Sofie und Dominik im Schlepptau liefen wir zum Bahngleis und damit dem Ende dieses wunderbaren Tages entgegen. Ich wollte keinen Moment, keine kostbare Minute verschwenden.
„Darf ich gleich eine Rauchen?", bat er mich. Innerlich diskutierte ich es mit mir aus. Ich hasse rauchen, ich hasse den Geruch. Aber ich wollte ihm eine Freude machen. Zudem kann ich eh nichts dagegen tun, dass er raucht, als ließ ich ihn. Alleine hab ich ihn dafür aber nicht gelassen. Nein, obwohl ich es nicht gut finde, stellte ich mich zu ihm und hielt ihn einfach nur fest. Es war eisig kalt und der Wind machte es nicht besser. Mittlerweile war die Sonne bereits verschwunden und es wurde dunkel. Ich fing an zu zittern. Vor Kälte, aber auch wegen der Welle meiner Glücksgefühle, die mich überrannte. Er drückte mich noch fester an sich.
"Du riechst gut." meinte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Als seine Zigarette zu Ende war, liefen wir zu den Stühlen, auf denen Sofie und Dominik bereits Platz genommen hatten. Er setzte sich und klopfte mit den Händen auf seine Beine. Ich verstand, was er meinte und setzte mich auf seinen Schoß. Glücklich und zufrieden mit allem. Auch wenn ich ein wenig traurig war, dass er schon wieder gehen musste. Dann kam der Zug. Ich kletterte von seinem Schoß runter, drehte mich um und da stand er. Die Arme ausgebreitet, um sich zu verabschieden. Ich legte meine Arme um ihn und wollte ihn ganz, ganz fest an mich drücken. Doch irgendwie war sein Kopf im Weg. Ich dachte mir nichts dabei und legte meinen Kopf an seine Schulter, bis es bei mir klick machte. Ich realisierte, was es möglicherweise damit auf sich hatte. In so einer Situation war ich noch nie. In meinem Kopf ratterte es. Dann begriff ich, legte den Kopf in den Nacken und schaute ihm in die Augen. Volltreffer. Es ging so schnell, dass ich kaum mitbekam, wie er es machte, doch auf einmal lagen seine Lippen auf meinen. Zuerst ganz vorsichtig. Es fühlte sich so neu an. Warm und weich schmiegten sie sich an meine. Mein ganzer Körper konzentrierte sich auf diesen Kuss. Ich weiß immer noch genau, wie es sich angefühlt hat. Wir standen lange so da. Ich war so abgelenkt, bekam nichts anders mit. Fühlte nur diesen Kuss. Nur seine Lippen, seine Zunge, die liebevoll mit meiner spielte, seinen Körper, der sich an meinen presste. Ich wünsche mir, dass ich ihn die ganze Zeit geküsst hätte. Von dem Moment an, wo ich ihn am Bahnhof gesehen hatte. Es war so wunderschön. Jetzt wusste ich auch, was er im Auto gemeint hatte. Er wollte mich wohl schon eine Weile lang küssen. Wie doof, dass ich die ganze Zeit Angst gehabt hatte.






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