Lichtschein - Teil 2

Autor: schwänchen
veröffentlicht am: 28.04.2011


2 Stunden und einem seltsamen Versteckspiel später saßen wir auf unserem Garagendach. Die Sonne schien uns ins Gesicht. Wir hatten Picknickdecken darauf ausgebreitet und genossen die ersten warmen Strahlen.
"Schließ doch mal die Lücke zwischen euch", rief Sofie vom Trampolin aus.
"Ja, genau. Rutsch doch mal rüber zu mir", meint er und schaute mich an. Seine Augen blickten warm und leicht verschmitzt. Durch die Sonne sahen sie aus wie geschmolzene Schokolade.
"Nee, komm du doch her." Ich schüttelte den Kopf. Warum sollte ich denn zu ihm kommen, wenn er sich genauso gut bewegen konnte? Er zuckte mit den Schultern und blieb, wo er war. Nach einer Weile holte er seinen Rucksack und wühlte darin herum. Neugierig schaute ich ihm zu. Was mag da noch drin sein, fragte ich mich und rückte ein Stück näher zu ihm. Er nahm die Thermosflasche und goss sich einen Becher Kaffee ein.
„Der ist ja immer noch warm.", kommentierte er, während er dem Dampf über dem Becher zuschaute.
„Echt? Aber der ist doch schon fast 10 Stunden da drin.", ließ sein Bruder von unten verlauten.
„Ja schau es dir an. Ich meine das ernst.", sagte er und trank einen Schluck.
„Ahh. Ist das heiß." Ich lachte.Als Rache holte er sein Deo aus der Tasche und sprühte mich voll. Ich rückte wieder ein Stück von ihm weg und schaute Sofie und Dominik weiter beim Springen zu, bis mein Bruder die Leiter hochgeklettert kam. Er setzte sich auf die andere Seite von mir und fragte ihn nach dem Buch, welches er mittlerweile aus seinem Rucksack gezogen hatte. Es war ein Thriller und mein Bruder hat bereits von Harry Potter eins Alpträume bekommen. Als er dann anfing und ihm davon erzählte, stoppte ich ihn.
„Warte mal, das ist aber nicht das Buch, in dem das kleine Mädchen an seine tote Mutter gekettet ist, oder?"
„Nein. Ist es nicht, es ist ein anderes. Aber es ist nicht weniger gruselig. Sehr detailliert beschrieben.", erklärte er.
„Dann erzähl es Tim besser nicht." Doch er hörte nicht auf mich und mein Bruder lauschte ihm gespannt. Als es mir zu bunt wurde, legte ich meine Hand über seinen Mund und bat ihn:
„Könntest du jetzt bitte aufhören? Ich will nicht, dass er Alpträume bekommt!" Er schaute mich nur an.
„Na gut, dann lass ich die Hand eben da, wo sie ist.", meinte ich und das tat ich auch. Ich rückte noch ein Stück näher zu ihm hin, damit ich es etwas bequemer hatte und wartete. Er versuchte nicht mal, sich von der Hand zu befreien. Weder zog er sie weg, noch biss er hinein, wie ich es von meinem Bruder gewöhnt war. Er drehte sich zu seiner Tasche und ich dachte, er wolle das Buch weglegen. Jedoch war das nicht der Fall. Stattdessen zog er nun doch an meiner Hand, wodurch ich nun mit dem Kopf auf derselben hohe wie sein Ellbogen war. Fest umschloss er mein Handgelenk. Ich versuchte, frei zu kommen, doch vergeblich. Sein Griff war hart und ließ mir keine Chance. Zufrieden erzählte er meinem Bruder weiter von seinem Buch. Währenddessen versuchte ich, mit meiner anderen Hand, ihn zum Schweigen zu bringen, oder wenigstens zu erreichen, dass er mich frei ließ. Das einzige, was sich änderte, war, dass diese Hand nun auch unter seiner Kontrolle war. Ich gab auf und genoss es, so nah bei ihm zu sein und seinen warmen Körper zu spüren. Er merkte, dass ich den wiederstand aufgab und lockerte seinen Griff. Jetzt schlang ich meine Arme um seine Mitte und schmiegte mich an ihn. Er hatte zu Ende erzählt und legte jetzt einen Arm um mich.
„Aua!“, rief da Sofie. Ich drehte mich ein Stück zur Seite umsehen zu können, was sie hatte. Sie lag auf dem trampolin. Jonathan saß neben ihr und schaute leicht entsetzt.
„Was ist los, Sofie?“, fragte ich besorgt. Sie hielt sich den Kopf und verzog das Gesicht vor Schmerzen.
„Er ist mir auf den Kopf gesprungen! Das tut vielleicht weh.“, sagte sie und schaute Jonathan böse an. Fabian neben mir fing an zu lachen, was Sofie mit einem scharfen Blick quittierte. Sie und Jonathan kletterten vom Trampolin und die Leiter hoch zu uns. Er ließ sich m Schneidersitz neben uns nieder und Sofie lehnte sich bei ihm an. Sie schien sich wieder einigermaßen gefasst zu haben. Wahrscheinlich lag das aber auch daran, dass sie jemanden hatte, an den sie sich endlich mal ankuscheln konnte.
Mein Bruder kam mit Keksen wieder aus der Küche, in die er wohl, von mir unbemerkt, verschwunden war. Ich wand mich aus Fabians Armen und nahm die Prinzenrolle an, die er mir hoch reichte. Die anderen schienen auch ganz glücklich, mal etwas zu essen zu haben. Die Jungs waren ja bereits seit 6 Uhr auf den Beinen und fuhren Zug. Fast 7 Stunden hatten sie bis zu uns gebraucht und bist jetzt hatten sie sich nicht einmal beschwert, Hunger zu haben. Dabei waren sie mit nur einem Brot für jeden losgefahren. Das wusste ich, da ich sie um 5 per Telefon geweckt hatte. Die einzige, die lange hatte schlafen können, war Sofie. Aber ich hatte kein Problem früh aufzustehen. Schließlich war es meine Idee gewesen, den Jungs das Ticket zu schicken, damit sie uns besuchen kamen. Ich hatte so lange gewartet.






Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz