Lichtschein

Autor: schwänchen
veröffentlicht am: 25.04.2011


Hatte ich schiss. Meine Knie zitterten, ich wusste nicht, was ich mit meinen Händen anfangen sollte und meine Gedanken drehte sich im Kreis. Ich merkte, wie ich überdrehte. Das Adrenalin schoss in meinen Körper und machte mich hibbelig. Ich konnte nicht still sitzen und redete die ganze Zeit Müll. Zwischendurch schüttelte ich mich, um das Kribbeln in all meinen Gliedmaßen zu unterdrücken. Meine beste Freundin saß neben mir. Sie schien genau so aufgeregt zu sein, wie ich. Wir schaukelten uns gegenseitig hoch.
"Oh Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass es wahr ist.", sagte sie zum wiederholten Male. Ich schüttelte den Kopf schnell und immer wieder.
"Ich kann es auch nicht glauben. Arr.. das ist so unrealistisch. So... so.. Ich kann es gar nicht beschreiben. Irgendwie freue ich mich total und irgendwie habe ich Angst und würde am liebsten wieder zurück fahren und mich unter meinem Bett verkriechen.", gestand ich ihr.
"Ich weiß, was du meinst. So geht es mir auch. Aber ich bin zu neugierig, als dass ich wirder zurückfahren könnte."
Ich nickte. Dann schüttelte ich mich noch einmal, machte die Augen zu und legte den Kopf nach hinten.
"Ich freu mich einfach so sehr. Ich freu mich, ich freu mich, ich freu mich!!!", rief ich.
Dann machte ich die Augen wieder auf. Im Rückspiegel des Autos sah ich das Lächeln meiner Mutter. Ich Lächelte zurück. Ich war so froh, dass sie sich bereit erklärt hatte, meine Freundin und mich herzufahren. Die Diskussion war nicht einfach gewesen und im Grunde war sie immer noch dagegen, doch jetzt konnte sie auch nicht mehr zurück.
"Wir sind gleich da." bemerkte sie. "Ich warte dann im Auto auf euch. Aber beeilt euch, ich kann hier nicht lange parken."
"Du kommst nicht mit?", fragte ich erstaunt.
"Nein", meinte sie und schüttelte den Kopf. "Ich denke, den Moment lass ich euch. Solange passe ich auf das Auto auf. Der Bahnhof ist nicht groß. Es gibt nur den einen Gang. Ihr werdet euch schon nicht verlaufen."
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffnete ich die Schiebetür unseres goldenen Kangus und stieg aus. Meine Mutter wollte mich also alleine den Löwen zum Fraß vorwerfen. Nur gut, dass Sofie wenigstens bei mir war. Sie krabbelte nach mir aus dem Auto und holte noch einmal tief Luft. Ich nahm ihre Hand und dann liefen wir los. Aufgedreht und kicherten wie zwei Hühner. Beim mir kribbelte einfach alles.
"Scheiße, scheiße, scheiße.", sagte ich zu ihr, als wir das Gleis gefunden hatten. "Das hier ist wahr. Verdammt." ich ließ ihre Hand los und drehte mich im Kreis. Weniger, weil ich sie suchte, sondern mehr, weil ich es nicht begreifen konnte. Mir kam es einfach zu traumhaft vor, als das es auch nur Ansatzweise mein Leben sein sollte, was sich hier vor meinen Augen abspielte. Ich stand wirklich am Bahnhof.
"Kannst du sie schon irgendwo sehen? Sie meinten doch, dass sie schon da wären, oder?", wollte Sofie wissen und schaute sich gelassen um.
"Wie kannst du nur so relaxt sein? Ich dreh gleich am Rad und du stehst einfach da und tust so, als wäre es das normalste auf der Welt." Sie zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich bin nur ziemlich neugierig, aber sonst gehst mir gut. Die Angst hab ich nicht mehr so... ich weiß auch nicht, warum. Nur wo sie sind, dass wüsste ich gerne. Ich sehe sie hier nirgendwo."
Da hatte sie Recht. Das Gleis sah sehr verlassen aus. Seltsam, dachte ich. Vor ein paar Minuten hatte ich noch mit ihnen gesprochen. Da wollten sie gerade aussteigen. Ich hatte erwartet, dass wir ihnen sofort in die Arme laufen würden, aber das waren wir nicht.
"Vielleicht kommt der Zug auch erst noch.", meinte ich und ging näher zu den Schienen. Schaute nach links und rechts und wartete. Sofie kam mir hinterher.
"Aber irgendwie kann das nicht sein. Wenn die doch schon vor einer Weile ausgestiegen sein sollten, können sie doch nicht erst noch kommen. Ruf noch mal an. Nachher stehen die am falschen Gleis.. oder wir.", zweifelte sie. Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche und rief die Nummer mit klopfendem Herzen an.
"Hey", meldete sich eine mir bekannte Stimme.
"Hallo. Wo seid ihr denn?", fragte ich.
"Wir sind am Bahnhof. An Gleis 9. Wo bleibt ihr denn?", antwortete er.
"Ähm.. wir sind auch da. Aber wir sehen euch nirgendwo", erwiderte ich verwirrt und schaute mich noch einmal genau um. Vielleicht hatten sie sich ja versteckt, oder wir hatten sie in unserer Aufregung einfach nicht wahrgenommen.
Sofie schaute mich an. Sie wollte wissen, was los war.
"Sie sagen, dass sie hier sind. Aber ich sehe sie nicht.", sagte ich ihr über meine Schulter. Dann schrie ich auf. Da hinten stand ein Mensch. Er hielt ein Handy an sein Ohr und schaute auf das andere Gleis.
"Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.", rief ich total überfordert. Ich wusste, das war er. Das konnte nur er sein. Ohne wirklich Kontrolle darüber zu haben rannte ich hinter den Pfeiler, der in der Mitte der beiden Gleise war. Während ich lief, drückte ich bei meinem Handy auf den roten Hörer. Ich wusste ja, wo er war. Da musste ich die Verbinnung nicht aufrechterhalten und nach meinem super Auftritt gerade, wusste er mit Sicherheit auch, wo ich war. Zumal Sofie immer noch auf dem Bahnsteig stand. Sie schaute mich verwundert an. Dann kam sie zu mir. Ich kauerte mittlerweile auf dem Boden und hatte meine Finger im Mund. Ich hasste mich dafür, dass ich immer Nägel kaute, doch gerade konnte ich nicht anders. Ich war so aufgewühlt und ich konnte nicht klar denken. Noch einmal bedankte ich mich ind Gedanken dafür, dass ich Sofie dabei hatte. Sie blieb total ruhig und fragte:
"Was ist denn los? Wo sind sie?" Zur Antwort zeigte ich in die Richtung, in der sie standen.
"Echt?", fragte sie. Ich nickte und sie ging wieder zurück zu dem Platz, wo wir beiden eben gestanden hatten. Dort blieb sie stehen, biss sich auf die Lippe und schaute mich auffordernd an. Ich holte noch einmal Luft, raffte mich auf und ging langsam zu ihr.
Mittlerweile waren die beiden Jungs sehr nah. Ich schaute ihm ins Gesicht. Keine gute Idee. Sein Blick fesselte mich. So sehr, dass ich die Blätter in meiner Hand vergaß und sie fallen ließ. Es war windig, schnell flogen sie in Richtung Schiene. Da ich sie noch brauchte, lief ich hinterher und hob sie auf. Von unten schaute ich hoch und sein Blick fesselte mich von neuem.
"Komm her.", schmunzelte er und breitete die Arme aus. Dabei schaute er mich ganz komisch
an. Seinen Blick konnte ich nicht deuten. Er hatte was von Sehnsucht aber auch von Verletzlichkeit...Ich musste echt dumm ausgesehen habe. Wahrscheinlich sabberte ich schon. Doch noch einmal ließ ich mich nicht bitten. Ich stand auf und dann überwand ich die letzten Meter zwischen uns. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und er seine um meinen Oberkörper. Mein Gesicht vergrub ich in seinem Pulli und er seins in meinen Haaren. In dem Moment dachte ich nicht. Ich fühlte nur und lächelte. So glücklich darüber, dass ich ihn spüren konnte. Endlich wusste, wie er roch. Ich muss zugeben, der Geruch erschlug mich. Es war eine Mischung aus Zigaretten, Parfüm, Kaffe und ein wenig von ihm selber und gerade war es einfach mein Lieblingsgeruch. Auch wenn ich Zigaretten und Kaffe verabscheue, so kam ich nicht umhin zu sagen, dass ich nichts anders lieber riechen würde.






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