Mein AHA -Erlebnis

Autor: Rehaugenfrau87
veröffentlicht am: 23.04.2011


Vor einigen Monaten hatte ich ein AHA-Erlebnis oberster Guete.
Ich bekam eine Geschichte (angeblich eine Tatsache) erzaehlt,
die mir nicht aus dem Kopf ging:
Um einen Affen zu fangen, stecken die Jaeger eines fernen Landes (sagen wir Afrika oder so), einen banalen Gegenstand in eine Oeffnung eines hohlen Baums, waehrend sie vom Affen beobachtet werden.
Da seine Neugierde geweckt ist, geht der Affe also her und klettert auf den Baum. Er steckt seine Hand in das Loch und umschliesst den Gegenstand, den er haben will.
Als er mit seiner Beute wieder runterklettern will, stellt er fest, dass er seine Faust nicht aus dem Loch bekommt. Es ist zu klein.
Der Affe macht ein Mordstheater, zerrt und zieht, dreht seinen Arm und die Faust. Nichts. Es geht nicht.
Mittlerweile sind die Jaeger naehergekommen und der Affe sieht sie auch. Instinktiv ahnt er, was ihm blueht. Ein Netz oder ein Knueppel. Jedenfalls nichts Gutes. Der Affe sieht die Haescher naeher kommen. Und weiss..Dennoch schuettelt und rappelt er an dem Baum, reisst an seinem Arm. Die Faust nach wie vor fest geschlossen um den Gegenstand seiner Begierde.
Trotz seiner Intelligenz vermag er die Faust nicht zu oeffnen, den Gegenstand loszulassen und zu fliegen.
Das ist die Affenfaust.
Das war mein AHA-Erlebnis.

Mit dieser Geschichte loeste sich alles. Mit dieser Geschichte aendert sich alles. Ich war eines Tages auf einen Baum geklettert, weil ich etwas in seiner Oeffnung wusste, das ich haben wollte. Oder zumindest wissen, was es denn sei. Meine Hand umschloss die Traeume, Wuensche und Sehnsuechte, die sich um dich drehen (und natuerlich auch um viele andere vermeintlich wichtige Dinge). Nun hatte ich sie alle - in der Hand. Doch ich kam nicht weg, um sie zu bewundern, zu untersuchen oder auch um sie als nicht passend zu verwerfen. Ich steckte fest. Eine lange Zeit.
Waehrenddesen wuchsen die Probleme heran. Die in mir selbst und die um mich herum. Das sah ich. Und im zweiten Gedanken wusste ich auch um die Konsequenz. Ich nahm es in Kauf. Meine Faust nach wie vor fest verschlossen. Doch statt mich selbst aus dieser Selbstbehinderung zu loesen, lernte ich mit der Faust im Baum zu leben. Ja. Sogar zu lachen.
Und nicht genug damit. Offenbar hatte ich nichts gelernt. Denn ich hatte mich ja fast 4 Jahre damit arrangiert mit der Faust in einem Baum zu leben - war ausgebrochen. War frei. Und fuer was? Nur um die Faust in den naechsten Baum zu stecken?
Ich hatte mir die Faehigkeit angeeignet mit der Faust im Baum nicht nur zu leben, sondern auch jene zu vergessen, dass ich diese Hand brauchte - um frei zu sein.
Natuerlich dachte ich hin und wieder daran, wie es waere wild, tobend und unbedarft durch den Lebensdschungel zu springen. Doch da war dieser Gegenstand in meiner Hand..Und ich wollte ihn haben und beHALTEN.
Dieser Gegenstand war in diesem speziellen Fall deine Liebe. Dieser Gegenstand in Verbindung mit dem Baum war die staendige Anspannung, die Angst, das Ueberleben, was ich denn noch tun koennte, um dich zu ueberzeugen. Die Hilflosigkeit, das Mitgefuehl mit dir, weil du ja nichts dafuer konntest. Das Wissen, dass es bei "euch" weitergeht, und ich sowieso nicht vorkomme. (Ja, ich wusste es. Fuer mich war es immer Tatsache, was die Affenfaust eigentlich noch schlimmer und abstruser macht.) Und dann natuerlich die Hoffnung, dass ich diesen Baum irgendwie besiegen kann, und somit den Haeschern entkomme - die Folgen der Selbstaufgabe, die gesundheitlichen Konsequenzen,
die selbstgewaehlte Isolation, das Fokussieren aller Kraefte mich auf diesem Baum zu halten..
Ich nahm Tabletten um durchzuhalten, ich arbeitete viel, um nicht aufzufallen, ich ging aus, um zu beweisen, "Ich habe Power.". Doch de facto. Hatte ich keine.
Ja, ich hatte Angst, diesen Traum diese Sehnsucht loszulassen. Buchstaeblich zu verlassen. Angst dann, die "perfekte Welle" zu verpassen, die mich da irgendwie wegspuelt und mich an einem sonnigen Strand wieder zu Bewusstsein kommen laesst. Ich habe das Leben an mich herangelassen ohne daran wirklich teilzuhaben. Ich hatte Maenner, ich hatte Feten, interessante Gespraeche und Begegnungen. Doch immer mit dieser Hand im Baum.
Ein recht unterhaltsamer Tod der Persoenlichkeit, nicht wahr?

Erst mit dieser Geschichte, keine 24 Stunden spaeter, oeffnete ich die Faust. Und von dem Moment an weiss ich um die Kostbarkeit von Freiheit und welch Bereicherung loslassen sein kann.
Nach wie vor werde ich in den einen oder anderen Baum greifen.
Die Kraft die Faust zu oeffnen ist um ein vielfaches geringer als jene sie zu schliessen und geschlossen zu halten.
Okay, es schmerzt anfangs ein wenig, weil die Finger starr wurden. Doch das nahm ich nur nebenbei wahr, waehrend ich vom Baum sprang.. Ich glaube, die Affenfaust ist auf Vieles im Leben uebertrag- und anwendbar.
Ich nahm etwas mit, als ich da runter stieg. Das Gefuehl des Gegenstandes in meiner Hand. Wie meine Handlinien hat er sich eingepraegt: Das Wissen wie sich dieses oder jenes mit dir anfuehlen KANN. So oder so bist du bei mir. Da strebt der Mensch nach Individualitaet und faselt was von unkonventionell.. Dabei ist eine Verbindung wie diese, die zwischen dir und mir das Unkonventionellste, das es gibt. Und was Besonderes sowieso.
Das ist keine Glorifizierung im Sinne von " viel wertvoller als wenn wir es wirklich leben wuerden", es ist der Friede damit etwas in sich zu tragen, das eben nicht sichtbar und "halt"bar ist..








© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz