Zum Glück gibt es Wunder - Teil 7

Autor: Yaksi
veröffentlicht am: 20.04.2011


Wütend schlenderte ich mit Blondchen zurück zu unserem Hotelzimmer. Während Mom und Joice noch ein wenig die Hitze ertragen wollten, hatte mich Coby dazu aufgefordert, den Deal, den wir vereinbart hatten, nun endlich in die Tat umzusetzen. Fröhlich summte er ein Lied und zeigte mir hin und wieder sein schelmisches Lächeln, während ich stur geradeaus blickte.
„Du kannst froh sein, dass ich unsere Abmachung nicht auf morgen verschoben habe“, meinte er, als wir die Treppen hochgingen. „Wie ich gehört habe, hast du morgen Geburtstag“
„Da hast du aber gute Ohren“, lobte ich ihn und folgte Blondchen durch die Flure. Meine Laune hatte den tiefsten Tiefpunkt erreicht und meine Freude auf die Massage hielt sich in Grenzen. Meine Hand wanderte zu dem grünen Anhänger an meiner Kette, die Mona mir zum Abschied geschenkt hatte und seufzend blieb ich vor der Zimmertür von Coby stehen. „Wie hast du dir das mit der Massage überhaupt vorgestellt?“, fragte ich und ging mit ihm in das Hotelzimmer. Sofort kam mir eine Rauchwolke entgegen und fluchend rang ich nach Luft. Der Typ wollte mich ersticken!
„Ganz ruhig, Kätzchen“, sagte Blondchen und führte mich schnell auf den Balkon, wo ich frische Luft schnappen konnte. „Meine Mutter raucht halt gerne in unserem Zimmer“
„Und dann lüftet ihr es nicht mal?“, fragte ich vorwurfsvoll.
Er zuckte mit den Achseln. „Ich dachte, die Putzfrauen wären schon hier gewesen“
Ich verdrehte die Augen und warf einen kurzen Blick ins Hotelzimmer. Ich hatte befürchtet irgendwo ausgestopfte Tiere zu finden, doch anscheinend waren keine vorhanden. Erleichtert atmete ich aus und setzte wieder meinen Fuß in den Raum.
„Okay, und wie wollen wir jetzt vorgehen? Ich würde das gerne schnell hinter mich haben, also…?“, fing ich an und warf Blondchen einen fragenden Blick zu.
Er grinste, ging ins Badezimmer und kam mit einer kleinen Flasche wieder.
„Massageöl“, erklärte er, als er meinen verwirrten Blick sah.
„Du besitzt so was?“, fragte ich verblüfft und kratzte mich verlegen an den Armen. Allmählich wurde ich doch ein wenig nervös. Die ganze Situation kam mir so irreal vor, dass ich gelacht hätte, wenn ich nicht alles so genau gespürt hätte. Der Rauch von den Zigaretten hing immer noch im Raum und die unerwartete Kühle bereitete mir eine Gänsehaut.
„Das gehört meiner Mutter“, antwortete Blondchen, schmiss die Bettwäsche vom Doppelbett und breitete ein großes Handtuch darauf aus.
Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte meinen rasenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Doch als Coby sich wieder das T-Shirt über den Kopf zog, war dies unmöglich. Ich wandte meinen Blick mit geröteten Wangen ab und starrte einfach auf die Wand. Verdammt. Verdammt. Verdammt!
„Habe ich wirklich nur diese eine Möglichkeit?“, fragte ich und versuchte ihm dabei in die Augen zu schauen und meinen Blick nicht wandern zu lassen.
Blondchen grinste und zeigte mir seine weißen Zähne. Einen kurzen Augenblick überlegte ich, ob er wohl auch mal ein Horrortrauma gehabt hatte und nun seine Zähne fürsorglich pflegte. Doch dieser Gedanke schien mir absurd.
„Du hast mir dein Wort gegeben“, sagte er amüsiert. „Oder bekommt das Kätzchen etwa Angst?“
Ich schnaubte verächtlich und riss ihm das Massageöl aus der Hand. Wegen so einer doofen Massage würde ich doch keinen Rückzieher machen!
„Das war nur eine Frage“, knurrte ich. „Und jetzt leg dich hin“
„Oh mein Gott, die Katze geht zum Angriff über“, lachte Coby und legte sich mit dem Bauch auf das Bett.
Ich warf meine Haare über die Schulter und kletterte diskret auf seinen Rücken. Unter anderen Umständen wäre mir das peinlich gewesen, doch nun wollte ich mal die Stärkere sein und Blondchen zeigen, wo hier der Hase lang läuft. Als ich mich wie auf einem Pferd auf ihn setzte, spürte ich, wie sein Körper bebte, als er anfing zu lachen.
„Ruhe!“, zischte ich. „Bei einer Massage musst du dich entspannen“
„Alles klar“, hörte ich seine gedämpfte Stimme. Jedoch konnte ich immer noch Belustigung darin hören.
Ich wartete kurz, dann nahm ich was von dem Mandarinenöl, welches muskelentspannend sein sollte und knetete es vorsichtig in die Haut von Blondchen ein. Nach ein paar Sekunden fing seine Haut an zu glänzen und ein angenehmer Duft stieg in meine Nase. Am Anfang knetete ich langsam seinen Rücken und hatte darauf gewartet, dass er sich endlich entspannen würde, damit ich irgendwann mit meinen Händen auf seine Haut schlagen konnte und ihm somit vielleicht ein paar Schmerzen zufügen konnte, doch Coby wollte sich einfach entspannen.
„Du bist total unentspannt“, bemerkte ich und hob meine Augenbrauen. Natürlich konnte er mein Gesichtsausdruck nicht sehen, dennoch musste ich meine Sätze einfach mit Mimik und Gestik unterstreichen, ob Blondchen das sah oder nicht.
„Was soll das denn für eine Massage sein?“, witzelte er und stöhnte, als ich anfing mit meinen Fäusten auf seinen Rücken zu klopfen.
„Eine schwedische“, antwortete ich knapp.
„Du bist aber keine Schwedin“
„Und du kein Schwede. Also fällt es dir auch nicht auf, wenn ich etwas falsch mache“
Für einen kurzen Moment blieb er still, dann –ohne Vorwarnung– drehte er sich auf den Rücken um –wobei ich immer noch auf ihm saß– packte meine Handgelenke und rollte sich über mich, so dass ich nun auf dem Bett lag und Coby über mir. Im ersten Moment war ich total perplex und blinzelte ihn verwirrt an, dann fing ich wild an mich mit meinen Händen zu wehren und zu brüllen, dass er von mir runter gehen solle.
Doch Blondchen lachte nur, nahm wieder meine Handgelenke und presste sie auf das Bett neben meinem Körper.
„Du bist ein Arsch, Coby!“, zischte ich und versuchte mich wie ein gefangenes Tier aus seinem Griff zu lösen.
Er beugte sich zu mir runter und flüsterte dicht neben meinem Ohr: „Ich weiß genau, was deine Absichten waren, June. Du dachtest, du könntest mich austricksen, oder? Hab ich recht?“
Ich funkelte ihn nur wütend an. Dass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war, hatte ich gekonnt ignoriert. Doch als er plötzlich mit seiner Hand meinen Arm hochwanderte, schlug mein Herz wieder wild gegen die Brust und mit zusammengepressten Lippen versuchte ich ruhig ein und auszuatmen. Dieser Idiot versuchte mich doch nur zu verwirren!
Seine Hand streichelte mein Schlüsselbein, wanderte über meinen Hals und berührte sanft meine Wange. Ich schluckte und starrte in seine blauen Augen, die mich plötzlich zaghaft anschauten. Wieso spürte ich plötzlich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch, als Coby mit seinem Daumen über meine Lippen strich? Und wieso schaute er mich auf einmal so freundlich an? Langsam beugte er sich zu mir runter und sein eigenartiger Duft kroch in meine Nase. Mein Herz schlug nun in einem unregelmäßigen Rhythmus und schon längst hatte ich aufgehört mich zu wehren. Seine Lippen streiften fast unmerklich meine eigenen, als plötzlich die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde. Blondchen wich zurück und schaute seine Mutter überrascht an. Diese stand zuerst ein wenig geschockt im Zimmer, ehe sich ein Grinsen auf ihre Lippen schlich.
„Oh, ich wollte euch nicht stören“, meinte sie.
Ich vergrub mein rotes Gesicht in den Händen und unterdrückte einen Schrei. Peinlich, peinlich, peinlich! Wie musste das ausgesehen haben? Coby saß mit dem nackten Oberkörper auf mir und unsere Lippen hatten sich fast kaum merklich berührt!
Ich spürte, wie das Gewicht auf mir verschwand und schaute vorsichtig zwischen meine Hände. Blondchen hatte sich neben das Bett gestellt, ebenfalls mit rotem Gesicht und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Er war also auch verlegen! Wenigstens bewies dies, dass er doch noch einigermaßen menschlich war.
Hastig sprang ich aus dem Bett und ignorierte Joice‘ Bemerkung, als sie sagte: „Wenn ihr Sex haben wollt, dann hättet ihr euch ein eigenes Zimmer buchen müssen“ Dann verschwand ich aus dem Zimmer.

Die Uhr auf meinem Nachttisch zeigte 18:52 Uhr, als ich mich vor den großen Spiegel im Flur stellte und mich eingehend betrachtete. Nach dem peinlichen Vorfall war ich auf mein Zimmer gerannt und hatte mich geschockt auf das Bett fallen lassen, während meine Mutter sich im Badezimmer geduscht hatte. Ich hoffte inständig, dass Joice ihr nichts erzählen würde, damit Mom sich nicht irgendwelche Sorgen um mich machen würde.
Bevor ich mich für das Abendessen umgezogen hatte, hatte ich mich auch noch einmal geduscht, um den Schock und die Spuren der Massage abzuwaschen. Nun stand ich vor dem Spiegel und hatte mir den knielangen Jeansrock angezogen, den meine Mutter so liebte. Dazu eine schlichte Bluse und die Kette von Mona –fertig.
Mom steckte sich gerade ein paar Ohrringe in die Ohren, als sie sich neben mich stellte und fragte: „Und Spätzchen? Ist heute irgendetwas Interessantes passiert?“
Hastig schüttelte ich den Kopf. „Nein, alles verlief super“, meinte ich und lächelte sie an. „Aber wenn du mit Joice über mich redest, dann achte bitte darauf, dass Coby nicht in der Nähe ist und zufällig mit lauschen kann, ja?“
Überrascht schaute sie mich an.
„Was ist denn passiert?“
„Er hat euer Gespräch mit dem Eisvogel gehört, Mom. Und das finde ich nicht gerade witzig“
Sie wurde ein wenig rot und lächelte mich entschuldigend an. „Tut mir leid, Spätzchen. Ich werde darauf achten“
Somit war dieses Thema auch endlich vom Tisch geräumt.

Als wir irgendwo in einem gemütlichen Restaurant saßen, bemerkte ich, dass Coby für seine Verhältnisse erstaunlich ruhig war, während Joice die ganze Zeit verräterisch grinste. Als meine Mutter sich kurz entschuldigte und auf die Toilette verschwand, beugte sich die blonde Frau über den Tisch wechselte bedeutende Blicke zwischen mir und Blondchen.
„Ich werde Amber nichts davon erzählen“, sagte sie und zwinkerte mir geheimnisvoll zu. „Aber dafür möchte eine Kurzversion von eurer kleinen Geschichte hören, was ihr beiden da getrieben habt, wenn es nicht das war, was ich dachte. Cobylein hat schon mehrfach abgelehnt, dass es bei euch intim wurde. Was sagst du denn dazu, Juneheart?“
Nun wusste ich wenigstens, von wem Blondchen das Heimtückische geerbt hatte. Joice konnte genauso gut erpressen, wie er.
Ich überlegte kurz, ehe ich antwortete: „Ich war Coby noch was schuldig“
„Und dann wolltest du ihn mit meinem Massageöl eincremen?“, fragte sie und hob belustigt die Brauen hoch.
„Ich fand, dass es eine gute Idee war“, meinte ich. In Wirklichkeit wäre ich niemals auf solch einen Schwachsinn gekommen.
„Und wie kam es dazu, dass ihr auf einmal Rollen getauscht habt? Anscheinend wolltest du Coby massieren, doch wieso lag er dann auf dir?“ Joice grinste und wartete gespannt auf meine Antwort ab. Doch was sollte ich denn antworten, wenn ich es selbst nicht einmal wusste? Unsicher warf ich Blondchen einen fragenden Blick zu. Er schaute mir wieder direkt in die Augen und zog mich in seinen magischen Bann. Mit einem Mal beschleunigte sich mein Puls und hastig wand ich den Blick ab. Wieso sagte er denn nichts?
„Verstehe“, murmelte Joice und lehnte sich wieder zurück in den Stuhl. Dann kam meine Mutter wieder und klatschte aufgeregt in die Hände. Sie hatte ja keine Ahnung.
„Ich habe gerade ein Plakat gesehen!“, teilte sie uns freudig mit. „Hier ist ein Partyraum, wo sich eine Disco befindet. Wollen wir nicht ein bisschen feiern gehen?“
„Mom, ich bin fünfzehn. Ich darf eigentlich nicht in solche Clubs rein“, erinnerte ich sie.
Doch sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ach quatsch. Ich habe eben einen kurzen Blick in den Raum geworfen und da waren auch Jugendliche in deinem Alter dabei“
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Ich war echt nicht in der Stimmung zum Feiern. Außerdem würde ich dann am nächsten Tag –wo ich doch Geburtstag hatte– einen miesen Kater bekommen. Das wusste ich genau.
„Also ich finde die Idee super“, meinte Joice und stand auf.
Meine Mutter ging zu einem Kellner und bezahlte schnell unser Essen. Während ich dem Rest der Truppe hinterher schlenderte, hing ich träge meinen Gedanken nach. Dabei spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Arm, die mich sanft zur Seite zog. Überrascht schaute ich auf und blickte in zwei hellblaue Augen, die mich nervös anschauten. Der attraktive Junge presste mich vorsichtig gegen die Wand und legte seine Stirn an meine. Mein Herz machte einen Salto, als ich sein Aftershave roch und ich seine Hand an meiner Taille spürte. Verwirrung machte sich in mir breit. Was hatte er vor? Wieso schaute er mich schon wieder so intensiv an und warum kamen seine Lippen meinen so bedrohlich näher?
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Hey, Leute :)
Ich würde mich über Kritik freuen und wollte von euch mal wissen, was ihr denn bis jetzt von der Geschichte haltet. Soll ich weiterschreiben? Sind die Handlungen zu kurz bzw. zu lang? Sollten mehr Szenen zwischen Coby und June auftauchen? Oder einfach mehr Spannung?
Würde mich also freuen, wenn ihr eure Meinung kurz schildert. ;)
Liebe Grüße
Yaksi






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