Du liebst es

Autor: macarena
veröffentlicht am: 07.04.2011


"Plötzlich vermittelst du mir ein völlig absurdes Gefühl.
Du lässt mich glauben, von dir respektiert und gemocht, vielleicht sogar geschätzt und gebraucht zu werden, doch im nächsten Augenblick zerstörst du diese Illusion, die du in mein Herz projiziert hast.
Du versucht doch nur mein Vertrauen zu gewinnen, damit ich ein bisschen tiefer fallen muss, wenn du mir zeigst, dass du mich schon wieder nur verarscht hast.
Gib nur zu, dass es dir Spaß macht, mich immer und immer wieder neu zu verletzen. Du liebst es, mich da unten am Boden liegen zu sehen.
Du reißt eine riesige Wunde in mein Herz, doch du denkst nicht einmal daran, dich dafür zu entschuldigen. Du lässt sie nicht einmal ganz verheilen, sondern holst lieber noch ein zweites Mal aus und stichst erneut zu. Gerade jetzt, wo alles ein kleines bisschen vergangen und in Vergessenheit geraten ist. Es hat doch endlich aufgehört weh zu tun. Ausgerechnet jetzt musst du die Narben wieder aufreißen, die Wunde vergrößern und vertiefen.
Ich fühle ein Loch an der Stelle, an der sich eigentlich mein Herz befinden müsste, und es tut weh, wie ein gelber, verfaulter Zahn, mit dem man absichtlich in eine besonders harte Karotte beißt, weil man ganz einfach keinen Hunger auf eine geschmacklose Tütensuppe hat.
Wie kannst du mit solcher Gleichgültigkeit dabei zusehen, wie ich mich mehr und mehr dazu quäle, nicht noch einmal auf dich herein zu fallen?
Du weißt, dass ich dir selbst glauben täte, wenn du mir erzählen würdest, der Himmel sei rot-grün gestreift. Ja, du weißt es! und du weißt auch, dass du sagen und tun kannst, was immer du willst, ich kann und will nicht begreifen, dass mein Alltag niemals wieder derselbe werden kann, der er einmal war, denn du lauerst Tag für Tag hinter jeder Ecke und wartest nur darauf, dass ich wieder bei dir ankomme, und dann wirst du eiskalt die Faust heben und mir damit mitten ins Gesicht schlagen, wenn ich nur einen winzigen Augenblick unaufmerksam bin.
Du wirst laut lachen und davonrennen, um dich hinter einer neuen Ecke zu verstecken und zu warten.
Das wird für immer so bleiben, falls du nicht endlich hinhörst, wenn ich dir schmerzerfüllt meine Gedanken ins Ohr schreie und falls du nicht endlich hinsiehst, wenn ich mich so offensichtlich vor dir auf dem Boden krümme.
Es wird bis in die Ewigkeit so weitergehen, wenn du nicht bald begreifst, dass ich es ernst meine, auch wenn du nur spielst."

Nachdenklich klappte er ihr Tagebuch zu und legte den Kopf in den Nacken. Die feine, säuberliche Mädchenschrift auf dem gelblich gefärbten Papier hatte sich in seine Netzhaut eingebrannt. Jedes einzelne Wort schwebte ihm klar und deutlich vor den Augen.
Ein schadenfrohes Grinsen huschte über sein Gesicht.







© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz