Von der Wiege bis zum... - Teil 16

Autor: Boo
veröffentlicht am: 08.02.2012


Tage, Nächte und Wochen vergingen. Wir hatten Oktober. Draußen war es windig und stürmisch. Langsam fing es an zu dämmern. Seit Stunden saß ich am Fenster.
Ich hielt eine Tasse warme Kakao in der Hand. Ich mochte, zu sehen wie es regnete. Der Regen tropfte gegen das Fenster und ich schloss die Augen. Nachts konnte ich bei dem Geräusch nicht schlafen, dennoch hatte sie etwas beruhigendes an sich. Traurig öffnete ich meine Augen und sah zum Himmel. Die Wolken waren grau. So fühlte sich auch meine Welt an. Irgendwie fühlte sich alles trocken und leer an. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Dank den Herbstferien konnte ich für mich allein sein. Keiner störte mich. Meine Starre hielt solange bis ich schlafen ging. Nach einer Gesellschaft war mir nicht. Wenn ich meine Freundinnen vermisste, rief ich sie kurz an. Es war nicht egoistisch von mir, denn ich hatte nicht das Recht die gute Laune meiner Freunde zu verderben, also hielt ich ein wenig Abstand, der mir auch sehr gut tat. Meine innere Stimme wehrte sich immer dagegen.
>Lass dich nicht gehen Boo. Du schaffst das, du darfst dich nicht runterkriegen lassen. Was ist mit all deinen Träumen? Du musst wieder leben. Ein Sinn als wandelnde Leiche gibt es nicht. Du bist noch jung...<, solche Auseinandersetzungen konnte auch nur ich mit mir selbst haben. Ungern wollte ich meiner inneren Stimme Recht geben. Doch es war die Wahrheit. Nur wusste ich nicht so genau, wie ich es anstellen sollte. Ich stand auf und ging zu meinem Spiegel. Ich erkannte mich nicht wieder. Meine Haare waren zersaust und hingen in alle Himmelsrichtungen. Unter meinen Augen bildeten sich dunkle Augenringe. Meine Haut war blass und meine Augen sahen so leer und unheimlich aus. Im großen und ganzen gefiel mir all das gar nicht. Ich hockte seit Tagen mit Schlabber-Klamotten zu Hause rum. Oh Gott ich vegetierte vor mich hin! Obwohl ich den ganzen Tag nichts tat, sah ich so erschöpf aus und das alles ließ mich auf eine Art verbittert und alt wirken. Das war ich aber nicht. Trotz Trauer konnte ich lebensfroh sein. Ich genoss immer mein Tag und versuchte das Beste daraus zu machen. Aber das letzte Ereignis hatte mich wohl zu sehr mitgenommen.
Nachdem ich in Ruhe gebadet hatte, zog ich mich an, denn ich wollte an die frische Luft.
Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen. Ich föhnte meine Haare bis sie trocken waren, zog Jacke, Handschuhe, Schal, Mütze und Stiefel an und begab mich ins Freie.
Es war schon dunkel, doch dank den Straßenlampen wusste ich, wo ich mich gerade befand. Ich war nicht weit weg von zu Haus. Dieser Spaziergang tat mir auf eine gewisse weise sehr gut. Wenigstens ein Schritt zur Besserung.
Nach etwa einer Stunde war ich auf dem Weg nach Hause, als mich Mia anrief.
„Hallo?“
„Boo wo bist du?“, fragte sie mich sofort. Ihre Stimme verriet mir das irgendwas passiert war.
„Auf dem Weg nach Hause. Was ist los?“, wollte ich sofort wissen.
„Ich.. Ich muss dir was sagen.“
Es ging um Oz, ich wusste das.
„Was ist passiert Mia?“
„O-oz ist wieder mit E-elona zusammen.“, stotterte sie ins Telefon.
Ich hatte es seit Tagen im Gefühl gehabt. Nachdem mit uns Schluss war, war Elona seine Freundin. Sie waren also wieder zusammen.
„Bist du noch dran Boo?“, fragte sie mich besorgt.
„Ja alles gut mein Schatz. Ich habe mir so was schon gedacht.“ Mir ging es aber nicht gut, nur wollte ich es nicht zugeben. Es tat weh und zwar höllisch.
„Er ist so ein Arschloch. Es tut mir leid Boo. Bitte sei deswegen nicht traurig.“, sagte Mia.
Ich lächelte vor mich hin. Er hatte sich gegen mich entschieden und lief vor mir weg. Er hatte nicht mal den Mut, um mir das selber zu sagen.
„Ist schon okay Mia. Wie gesagt, ich habe mir das schon gedacht.“, wiederholte ich mich selbst.
„Nein es ist nicht okay. So was macht man nicht. Er ist ein Arschloch. Verdammt!“
Ich hörte wie Mia noch fluchte und versuchte mich zu trösten, aber ich nahm all das nicht wahr.
„Mia ich leg jetzt auf. Wir hören uns später.“
Bevor sie mir antworten konnte, legte ich auf. Ich wollte für mich allein sein und das wusste sie. Sie kannte mich einfach. Meine Gedanken waren durcheinander. Ich konnte es noch nicht realisieren. Ich entschied mich nicht nach Hause zu gehen. Ich lief bis zum Ententeich und setzte mich dort auf die Bank. Aus meiner Jackentasche fischte ich eine Zigarette raus und zündete sie an. Ich nahm einen langen Zug.
Ich war sehr verletzt über diese Nachricht. Meine Tränen kullerten über meiner Wange runter. War alles eine Lüge gewesen? Sein weinen, die Blicke und das was er mir alles gesagt hatte...
Wollte er, dass ich litt? Hatte er mich mit Absicht enttäuscht?
So viele unbeantwortete Fragen. Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, wie er nach jedem Treffen sich über mich lustig machte. War all das geplant?
Ich hatte ihn nie hintergangen. Ich war immer ehrlich gewesen.
Warum tat er das? Ein „ich liebe dich nicht mehr“ oder „lass mich in Ruhe“ hätte ausgereicht und ich hätte es getan. Aber er hatte mir Hoffnung gemacht. Er hatte meine Hand festgehalten, mit Tränen in den Augen „ich liebe dich!“ gesagt. Er hatte mich geküsst! Dann hatte er mich fallen lassen und sich gegen mich entschieden. Wortlos war er gegangen, ohne sich zu verabschieden. Er hatte mich einfach ins offene Messer laufen lassen. Für mich brach eine Welt zusammen. Für mich war es kein Spaß. Liebe, es war Liebe, Vertrauen und Geborgenheit. Oz hatte mir all das weggenommen.
Ich wischte mir meine Tränen weg, atmete tief ein und aus und ging nach Hause, als ob nichts passiert wäre. Ich tat das, was Oz getan hatte. Ich hörte nicht auf mein Herz.
ANGSTHASE! Oz war feige. Er konnte mich nicht verletzen ohne sich selbst dabei weh zutun.
>Lenk dich weiter ab Oz. Mal schauen, wie weit du damit kommst.<, dachte ich mir.
„Man sieht sich immer zweimal im Leben.“, murmelte ich vor mich hin.
Er wollte spielen?
Dann sollte er sein Spiel bekommen.






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