Emma - Teil 10

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 23.04.2011


Kurz bevor sie in ihr Zimmer trat, atmete sie noch einmal tief durch, doch das half nichts gegen die immer größer werdende Wut in ihr.
Hoffentlich hatte Daryl nichts von dem Streit mitbekommen! Emma dachte an ihren Vater, der wieder einmal erst spät zu Hause sein würde. Was er wohl zu dem Verhalten ihrer Mutter gesagt hätte…
Emma öffnete die Tür und unterdrückte den Drang, sie laut hinter sich zuzuknallen. „Äh Daryl“, sagte sie etwas unsicher. „Lass uns woanders lernen. Wie wär’s im Café hier unten an der Straße?“
Daryl, der bereits seine Mathesachen ausgepackt hatte, schaute zwar etwas verwirrt, stimmte dann aber zu.
Emma nahm ihre Sachen, Geld und Schlüssel und wenig später saßen die beiden an einem der runden Tische des beliebten „Café Miami.“
Daryl schaute sie von der Seite an. „Warum wolltest du denn hier hin?“, fragte er. Emma seufzte. Die Wahrheit war wohl das Beste.
„Ich hab Stress mit meiner Mom“, sagte sie und dachte an die zerspringenden Gläser, die Lieblingsgläser ihrer Mutter. Das würde sie Sache auch nicht leichter machen.
Daryl nickte verständnisvoll. „Wegen mir, oder?“
Emma wich seinem Blick aus. Wenn sie ihm in die Augen schaute, in diese wundervollen blauen Augen, würde sie bestimmt in Tränen ausbrechen.
„Ja“, sagte sie also nur. Warum auch die Wahrheit verschweigen? Er hatte durch die dünnen Wände bestimmt alles mitbekommen.
Wieder nickte Daryl verständnisvoll. Emma kam sich vor wie bei einem Psychiater.
Plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrem Unterarm. Daryl schaute sie mitfühlend an.
„Ich bin daran Schuld, dass du Probleme mit deiner Mutter hast“, sagte er sanft. „Es tut mir leid. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du Hilfe brauchst, Emma.“
Emma lief bei seinem Lächeln ein angenehmer Schauer über den Rücken. Ihre Gedanken wollten sich gar nicht mehr einkriegen, ihr Herz raste. Wie nett, wie süß, wie ganz und gar himmlisch! Emma lächelte dankbar zurück. Die kleine neidige Stimme im hintersten Stübchen ihres Gehirns, welche nur „wie kitschig“ maulen konnte, nahm sie gar nicht wahr.

Als Emma auf dem Weg nach Hause war, vernahm sie ein Brummen in ihrer Hosentasche. Sie holte ihr Handy heraus und starrte ungläubig auf den Bildschirm. Ihre Mutter. Sie nahm ab.
„Wo warst du?“, fragte die nervige Stimme ihrer Mutter auch schon.
Danke Mom, mir geht es gut und wie geht’s dir?, dachte Emma sarkastisch. Sie hatte keine Lust, sich auf eine Diskussion mit ihrer Mutter einzulassen.
„Weg.“
Ein Seufzer. „Emma Sophia Barnes!“ Sie sagte Emmas vollständigen Namen, das hatte nichts Gutes zu bedeuten. „Du kommst jetzt sofort nach Hause, oder du kannst was erleben!“ Ihre Stimme wurde immer lauter.
Emma schaute verächtlich auf das Handy in ihrer Hand. Dann drückte sie ihre Mutter kurzerhand weg und schaltete es aus.
Sie änderte ihren Weg und beschloss, zu Laurie zu gehen.
Emma kamen die Tränen. Alles nur wegen ihrer Mutter! Sie konnte einfach nicht verstehen, wie Emma sich fühlte.

„Sie kann einfach nicht verstehen, wie ich mich fühle!“
Emma saß in Lauries Zimmer und schüttete ihrer Freundin das Herz aus. Laurie war gerade dabei, Tee zu machen und sah Emma hin und wieder mitfühlend an.
„Soll ich mal mit deiner Mom reden?“, fragte sie.
„Um Himmels Willen nein!“, wehrte Emma ab. „Die reißt dir doch den Kopf ab.“ Laurie lachte.
„Deine Mom ist auch etwas zurückgeblieben, was Jungen und Schule angeht, was?“
Emma schnaubte. „Wem sagst du das?“
Laurie setzte sich neben sie auf ihr teures Sofa und nahm Emma in den Arm.
„Und dein Dad ist derselben Meinung wie deine Mom?“
Emma schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, er weiß noch nicht einmal was davon, er ist ja den ganzen Tag weg. Aber“ sie schnaubte wieder „meine Mutter wird es ihm haarklein erzählen, verlass dich drauf.“ Sie seufzte abgrundtief. „Sie verbietet mir den Umgang mit Daryl. Und dabei war er heute doch so süß!“
Laurie runzelte die Stirn. „Emma, du darfst dich von deiner Mutter nicht so unterbuttern lassen.“
„Du hast gut reden“, sagte Emma und dachte an Lauries selbstbewusste Art.
„Emma! Du bist kein kleines Kind mehr. Noch ein Jahr und du hast die erste Stufe zur Unabhängigkeit erreicht.“ Laurie machte eine weit ausholende Geste. „Sechzehn Jahre lang hat deine Mutter über dein Leben bestimmt. Jetzt wird es doch langsam mal Zeit, dass du damit anfängst, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
Emma nickte.
„Ich weiß, ich weiß“, jammerte sie. „Wenn doch nur mein Dad mich dabei unterstützen würde! Er weiß ja noch nicht mal etwas davon.“

Kommis und Kritik :)





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz