Emma - Teil 5

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 13.04.2011


Und der fünfte Teil :)

„Na Schatz, wie war dein erster Schultag?“
Kaum war Emma ins Haus getreten, wurde sie auch schon von ihrer Mutter überfallen. Emma dachte nach.
„Anstrengend“, sagte sie schließlich und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Mrs. Barnes triumphierte innerlich. Emma wird es nicht lange in dieser Schule halten, dachte sie. Und ich muss dann nicht immer vor Sorge vergehen. Wenn Mrs. Barnes nur an die lauten, unbändigen Schülermassen in den Schulen heutzutage dachte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie lächelte und legte einen Arm um Emma.
„Das tut mir leid, Darling“, sagte sie. „Es wird wohl das Beste sein, dich wieder abzumelden.“
Emma konnte es nicht fassen. Was man als Mutter nicht alles in ein kleines Wort hineininterpretieren kann. Sie legte es ja gerade darauf an, Emma wieder von der Schule runterzuholen. Doch Emma dachte gar nicht daran und das machte sich auch in ihrem aggressiven Tonfall erkennbar.
„Ich will aber nicht von der Schule runter!“, sagte sie scharf. „Mir gefällt es da und ich habe auch schon Freunde gefunden.“ Und Daryl, dachte sie.
Automatisch nahm ihre Mutter den Arm weg.
„Schon gut, Emma. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.“
Emma stand auf. „Du machst dir immer Sorgen, Mom, egal ob es mir gut geht oder nicht!“, rief sie. „Lass mich doch einfach mal mein Leben leben!“
Damit drehte sie sich um und ging hinaus, die Treppe hoch und in ihr Zimmer. An ihrer Tür hing ein Zettel. Na wie war dein erster Tag? Komme erst spät zurück, habe eine wichtige Operation. Dad.
Emma riss den Zettel ab, zerknüllte ihn und feuerte ihn so fest sie konnte gegen die Wand. Dämliche Mom! Dämlicher Dad! Dämliches Leben!
Sie setzte sich aufs Bett und versuchte, ihre aufkeimende Wut zu unterdrücken. Da sah sie ihr Telefon und griff danach. Es war teuer, ins Ausland zu telefonieren. Aber Mom und Dad haben ja genug Geld, dachte Emma zynisch. Sie wählte die Nummer der Familie und nach dem zweiten Läuten nahm jemand ab. Emma erkannte Judys Stimme sofort.
„Ledoux. Judy sur le téléphone.“
„Judy? Hier ist Emma.“
„Emma?“ Judys Stimme klang verwundert. Sie hatte wohl nicht mit ihrer Schwester gerechnet. „Was ist denn Schätzchen?“ Emma lächelte unbewusst. Bei ihrer Mutter nervte sie dieses andauernde „Schätzchen“ enorm aber von Judy hörte sie es gern.
„Ich hatte heute meinen ersten Schultag“, sagte Emma.
Luft schnappen vom anderen Ende. „Das haben Mom und Dad- zugelassen?“, kam es ungläubig.
„Ja. Ich konnte mich endlich durchsetzen“, grinste Emma. Das schien auch ihrer Schwester zu gefallen, denn Emma vernahm ein genugtuerisches Kichern. „Haben sie doch nachgegeben. Und wie war’s?“
„Sehr gut, aber auch anders“, meinte Emma. Sie fragte sich ob sie von Daryl erzählen sollte. Ja, entschloss sie sich schließlich. Ihre Eltern würden das nicht verstehen, aber ihre Schwester schon. Judy hatte ja selbst einen Freund in Frankreich.
„Ich habe schon einige Freundschaften geknüpft“, sagte Emma und beschloss, Isabelle rauszulassen. Sie passte irgendwie nicht ins gute Bild.
„Schön!“ Judy freute sich wirklich für ihre Schwester, immerhin hatte Emma lange dafür gekämpft, in die Schule gehen zu dürfen.
„Da ist noch etwas“, sagte Emma leise und ihr wurde plötzlich warm. Ihr Herz schlug schneller und trieb ihr die Röte in die Wangen.
„Ja?“
„Ich…ich habe einen- einen Jungen kennengelernt.“ Jetzt war es raus und prompt kam auch das für Judy so typische Pfeifen von der anderen Seite.
„Emma, Emma, Emma“, sagte sie grinsend. Emma konnte sich bildlich Judys verschmitztes Gesicht vorstellen. „Und, ein interessanter Junge?“
Jetzt musste Emma auch grinsen.
„Où sont les cookies?“ Das kam vom Hintergrund. „Warte mal kurz, Emma“, sagte ihre Schwester und Emma hörte sie mit einem ihrer Kinder, die sie betreute, reden. Dann war sie wieder am Telefon.
„Die kleine Ocean. Sie wollte Kekse“, sagte ihre Schwester.
Emma nickte. Die Kinder, die Judy betreute, waren wirklich süß, vor allem die vierjährige Ocean.
„Also“, begann sie und lief nur beim Gedanken an Daryl rot an. Doch die Verstocktheit verschwand plötzlich und aus Emma sprudelte ein ganzer Wortschwall.
„Interessant ist gar kein Ausdruck, weder für sein Aussehen noch für den Charakter, Judy!“, sagte sie euphorisch. „Ich habe nur in seine Augen geschaut, und war sofort wie gelähmt. Du müsstest ihn mal sehen! So einen gut aussehenden Jungen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen! Und er ist so charmant.“
Ihre Schwester kicherte. „Langsam, Schätzchen“, beschwichtigte sie Emma. Dann wurde sie ernst. „Aber ganz ehrlich Emma, wie lange kennst du ihn schon?“ Emma wurde wieder rot.
„Einen Tag“, sagte sie kleinlaut.
„Aha. Und du hast ihn nur einige Minuten gesehen und bist schon so begeistert?“ Emmas Puls schoss in die Höhe.
„Ja! Du musst ihn wirklich sehen, Judy. Er ist-“
„Du kennst ihn ja nicht mal“, unterbrach sie ihre Schwester.
„Du weißt ja gar nicht wie er ist. Was, wenn er ein totales Arschloch ist, Emma?“ Sie klang zwar nicht aggressiv, aber besorgt. Judy wollte nicht, dass ihre Schwester von irgendwem verletzt wird.
Emma wurde unsicher. Das stimmte eigentlich, was ihre Schwester sagte. „Aber er war doch so süß und so charmant“, protestierte sie leise, selbst nicht von sich selbst überzeugt.
Judy seufzte. „Na ja, die Erfahrung musst du langsam selber sammeln. Lass Mom und Dad das nur nicht wissen.“ Der letzte Satz klang warnend und Emma zuckte leicht zusammen. Sie musste an den kleinen Streit zwischen ihr und ihrer Mutter denken. „Keine Sorge“, sagte sie kalt. „Das geht sie sowieso nichts an.“
Lärm von irgendwo in Judys Nähe. Judy fluchte leise.
„Scheiße! Emma Schätzchen, ich muss aufhören. Alexis hat irgendwas kaputtgemacht. Hab dich lieb!“ Und weg war sie. Emma hörte nur noch das penetrante Tüt tüt tüt aus der Leitung. Sie legte sich aufs Bett und dachte nach. Im Kopf sah sie Daryl und daneben Judys warnende Worte. Doch der Gedanken – Daryl verdrängte die Worte und lächelte Emma an. Auf ihr Gesicht schlich sich ein Lächeln. Er sah ja so süß und so gut aus.
Nein, er könnte ihr niemals wehtun, dachte Emma. Dafür war er doch viel zu nett und viel zu charmant und viel zu…
Emma schlief dort wo sie sich hingelegt hatte, ein. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und dem Gedanken an Daryl im Kopf.

Bitte viel Kommis und Kritik :)










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